Plötzliche Agressionen gegen unsere Katzen

  • Guten Morgen an euch!
    Wir haben eine etwa 4 Jahre alte Border Collie Hündin, kastriert und grunderzogen.
    Gestern beim Abendessen ist ein wahres Schockerlebnis passiert.
    Als unser Hund Leika zu uns kam, war sie sehr jung. Sie wurde auf einer Straße in Serbien gefunden, da war sie etwa 5-6 Wochen alt. Zu uns kam sie mit etwa 7 Wochen. Großgezogen wurde sie von uns unseren Katzen.
    Wir sitzen also beim Abendessen im Wohnzimmer. Leika war wie immer dabei und hat unter dem Tisch gehofft, dass etwas "abfällt" (zur Info: sie bekommt von uns nichts vom Tisch zu essen). Sie war in der Nähe des Sofas gelegen, auf dem einer meiner Brüder saß. Unser Kater kam dazu und wollte aufs Sofa zu "seinem Herrchen" hüpfen. Wie von der Tarantel gestochen ging Leika auf den Kater los. Mein Bruder hat sie gleich gepackt und dominiert. Doch jedes mal wenn er Leika wieder losgelassen hat ging das Spiel von vorne los. Erst als mein anderer Bruder (auf den sie sich sehr geprägt hat) dazukam hatten wir sie wieder im Griff.
    Doch das war an diesem Abend nicht der letzte Vorfall. Jedesmal wenn unser Kater auch nur in ihre Nähe kam fing sie gleich wieder an zu knurren, was wir gleich unterbunden haben.
    Wir waren sehr entsetzt, so kennen wir unsere Leika nicht! Sonst war sie immer sehr innig mit den Katzen, hat mit ihnen gespielt und sie typisch Collie behütet.
    Jetzt haben wir natürlich Angst, wenn die normalen Arbeitstage wieder beginnen Hund und Katzen allein zu lassen. Hoffe einer von euch hat einen Tipp, was dieses Verhalten ausgelöst hat.
    Vielen Dank schon mal im Voraus!

  • Könnte es sein, dass sie Ressourcen vor den Katzen verteidigt? Essen,Liebeplätze etc.?

    Ansonsten könnte sie auch unausgelastet sein was zu Frust führt. Oder andersrum überfordert - was macht ihr mit ihr denn so?


    Woher habt ihr sie denn mit 7 Wochen schon bekommen? Bei einer Tierschutzorga? Es ist verboten einen Hund vor der 8. Woche von der Mutter zu trennen. Wurde der Hund mit oder ohne Mutter gefunden?


    Es kann sein, dass sie ein Defizit in der Sozialisierung hat, da sie so früh von der Mutter wegkam. Das ist jetzt mal völlig unabhängig von eurem Katzenproblem aber bereitet euch darauf vor, es KANN da Probleme geben.


    Und wenn du mit dominieren packen und auf den Rücken drehen meinst:
    Das bringt gar nichts. Außer, dass der Hund Angst bekommt. Das ist eine sehr veraltete Erziehungsmethode und der Hund versteht nicht warum man das mit ihr macht und verliert nur Vertrauen weil ihr für sie unberechenbar werdet. Lasst das bitte sein! :(

  • So ferndiagnostisch und geraten:
    Yep, klingt auch für mich sehr nach Ressourcenverteidigung (Platz auf den Sofa, Nähe zu Mensch, Zurücknehmen klappt erst, wenn besser anerkannter Mensch das "von oben" regelt).

    Unabhängig von dem Alter, als sie von der Mutterhündin wegkam und ihrer bisherigen Sozialisationserfahrung, ist das etwas, das recht normal ist und "in den besten Familien vorkommt"... ich würde mich einlesen und es mit Trainingsmethoden in Sachen Ressourcenverteidigung probieren - wenn es damit besser wird, ist das ein Zeichen, dass das die richtige Spur ist.

    Zwei Sachen, wo ich beim Lesen etwas stutzig wurde: Das "Dominieren" klingt nach einem gar nicht hilfreichen "Zeigen-wer-der-Boss-ist" (und nach einer gewalttätigen Methode).. in dem Moment muss die Hündin aber gar nicht lernen, wer der Boss ist (und dafür wäre das auch die falsche Methode, s.o.), sondern was ihr Besitz ist und was nicht, wofür sie Verantwortung nehmen kann und wofür nicht und vor allem: welches alternative Verhalten gut ist. Dass der besser akzeptierte Bruder es dann unterbinden konnte, heißt nicht, dass sie die Sache kapiert hat, sondern nur, dass sie mit etwas (warum auch immer) aufhören musste.
    Auch das Knurren: Ihr habt es unterbunden. Was sie damit lernen kann ist, dass ein Kapitel ihres Aggressionsverhaltens nicht zählt, nicht sein darf... schlimmstenfalls überspringt sie es beim nächsten Mal.

    Für das sichere Gefühl, dass bei Euch zuhause die Balance stimmt (und dass Ihr auch die Tiere guten Gewissens alleine lassen könnt), solltet ihr m. E. nicht das unerwünschte Hundeverhalten schlicht unterbinden... denn wenn das, was unterbindet gerade mal nicht da ist, ist das unerwünschte Verhalten wieder unbeschränkt.
    Ich denke, es geht nicht darum, dass die Hündin kapiert, wie die Hierarchie nach oben aussieht, sondern was ihre Rolle auf der eigenen Ebene oder darunter ist. Das müsst ihr zwar "von oben" zeigen (Zuteilen, Grenzsetzung, Raumbeschränkung, überdeutliche Klarheit, Bestätigung bei Anpassung,...), aber Eure Ebene selbst steht dabei nicht in Frage.

    Ein Hund, der mit Katzen groß geworden ist und Katzenkörpersprache "versteht" und zumal mit einem BC, dürfte das relativ leicht gehen und kein Riesenproblem werden.

  • Es ist vielleicht nicht die sinnvollste Sache, den Hund auf den Rücken zu legen oder runterzudrücken, aber in dem Moment kam die Message am Hund wohl an : du hast nichts vor den Katzen zu verteidigen.
    Nicht die Dauerlösung, aber um den Konflikt in dem Moment zu verhindern geht das schon mal.

  • Also zu euren Fragen:
    Der Hund wurde ohne Mutter aufgefunden. Von offizieller Seite hieß es er wäre 4 Monate alt und nur so kam er über die Grenze. Dass das ganze doch etwas anders aussah, wurde mir klar, als ich den Hund das erste mal sah. Vor allem die Zähnchen machten mich stutzig. Der TA bestätigte dann mein Gefühl.
    Dominiert heißt Platz machen lassen, sich selbst groß machen und über ihr stehen. So haben wir das auf dem Hundeplatz gelernt.
    Leika würde NIEMALS von uns geschlagen werden! Ich bin selbst im Tierschutz tätig und habe gesehen, was Gewalt aus Hunden machen kann. Solche Disziplinarmaßnahmen kämen bei uns nie in Betracht!
    Ich muss zugeben, dieser Hund ist teilweise schwierig zu händeln. Wir leben zwar auf dem Land, doch leider haben wir keine Schafsherede oder dergleichen um ihren Hüteinstinkt voll auszuschöpfen. Hätten wir von Anfang an gewusst, dass sie ein Border Collie ist, hätten wir uns warschl. schweren Herzens gegen sie entschieden.
    Zur Beschäftigung: Sie geht täglich mit meinem Bruder "Fähretenlesen" oder wie wir sagen "Bibern". Das heißt weite Wiesen und Wald, dort wird dann nach Tieren gesucht(ohne zu jagen) und beobachtet.
    Ab nächstem Jahr werde ich mit ihr dann Suchhundetraining machen, um sie geistig besser auszulasten.

    Ich habe auch die ganze Familie angewiesen sich dem Hund heute normal gegenüber zu verhalten. Für sie ist die Geschichte von gestern ja abgehackt und ich möchte nicht, dass sie verunsichert wird. Waren jetzt auch schon lange mit ihr im Wald und auf Wiesen um sie auszupowern. Hoffe das hilft...

  • Zitat

    ...
    Dominiert heißt Platz machen lassen, sich selbst groß machen und über ihr stehen. So haben wir das auf dem Hundeplatz gelernt. ...


    Gewalt muss nicht immer nur körperlich sein!
    Auch solche Aktionen verunsichern einen im Grunde schon unsicheren Hund noch mehr!
    Und die Sache mit der Ressourcenverteidigung klingt sehr nach unsicherem Hund.
    Ich habe zwei Vierbeiner und der Selbstbewusste hat so etwas nicht nötig, nur der Labile zeigt diese Anzeichen!
    Da bin ich dann gefordert, um ihm zu zeigen, das ich ihn und seine Sachen beschütze, damit er das nicht regeln muss.

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