Unsicherheit in einer bestimmten Jahreszeit?

  • Schön hier auf Jemanden mit einer ähndlichen Geschichte zu treffen. :smile:
    Manchmal denke ich schon was wohl noch Alles drin gewesen wäre hätten wir früher geschaltet. Wenn wir nicht auf eine Hundeschule gehört hätten die uns gesagt hat dass wir keine Welpenprägestunden brauchen, nur weil sie keinen Platz und keine anderen Welpen hatten. Die Einzelstunden bei uns in der Wohnung haben was die Sozialisation angeht wirklich Nichts gebracht. Und weil Elly mein erster Hund war und in der ersten Zeit dauergestresst habe ich lange garnicht gemerkt dass ihre Körpersprache voller Alarmzeichen war. Ich habe bis zur 16. Woche Gedacht sie hätte Paraditen, weil wir keine 2m weg vom Haus laufen konnten weil sie sich nur noch kratzte.. :muede:
    Aber wie du sagst, es gibt im Hund ja auch nicht nur die Deprivation. Ich habe einen Terrier gesehen, der hat (natürlich nur in seinem Umfeld) sehr terriertypisch gewirkt. Erst wenn er in einer neuen Situation war hat man gesehen dass er auch eine Deprivation hat. War aber sehr viel Arbeit der Besitzerin!
    Auf den ersten Blick kann man das ja auch so schlecht zuordnen. Man muss den Hund in verschiedenen Situationen sehen und den Lernprozess beurteilen.
    Auch bei Elly sind nur die hälfte der Geschwister verhaltensauffällig. Schliesslich ist die Entwicklung des Gehirns sehr individuell von Hund zu Hund. Und Niemand weis, was Elly im Stall noch erlebt hat. Sie war auch die kleinste und zarteste.

  • Da ich den Hund mit 2 1/2 übernommen habe und der schon andere Besitzer vor mir hatte (und da wurde aversiv gearbeitet, was den Hund bissig werden ließ), weiß ich, dass man definitiv ein besseres Ergebnis gehabt hätte, wäre er von Anfang an in gute Hände gekommen.

    Allerdings halte ich es für ein Gerücht, dass Hunde, die dann gut erzogen werden, völlig geheilt sind und "sich normal verhalten". Gerade umso mehr Erfahrungsberichte ich lese, umso mehr komme ich zu dme Schluss, dass das gute Umfeld und die richtigen Parameter beim Züchter ausschlaggebend sind. Ich kann natürlich noch viel rausholen, aber manche Sachen sind halt so, wie sie sind. Verbessern kann ich viel am Zustand. Aber das gestörte Lernen bleibt gestört.

    Akuma zeigt seine Ängste meist durch Aggression oder aber er erstarrt. Er fühlt sich von "nichts" urplötzlich verfolgt. Er stemmt sich in alle Viere und will plötzlich nicht weiter. Er kann von alleine die Ungefährlichkeit von Dingen nicht erleben und abspeichern. Und das liegt nicht daran, dass er misshandelt wurde.
    Meine Freundin meinte auch mal zu mir, dass der Auslöser vielleicht für uns unsichtbar ist, einfach nur ein Geruch oder ein Grashalm, der komisch aussieht.
    So kommt es mir auch vor.

    Deshalb kann ich mir vorstellen, dass deine Hündin vielleicht auch im Frühjar/Sommer durch die anderen Gerüche ein Problem hat.


    Jedenfalls ist die Vorstellung falsch, dass ein deprivierter Hund 24 Stunden vor allem und jedem Angst hat. In vielen Situationen merkt man gar nicht, dass der Hund anders tickt. Außenstehende erkennen das zumeist gar nicht. Kein Mensch hat mich je darauf angesprochen, warum mein Hund wie eine Spinne über Brücken schleicht. Oder warum er urplötzlich die Bremse reinhaut und vor irgendwas Angst hat, das ich nicht sehen kann. Oder warum er sich von Luf verfolgt fühlt.
    Ich selbst habe es als "lächerliche Ängste" abgetan.

    Bei meiner Oma auf dem Land hatte er weniger Ängste. Da gab es nämlich nur Wiesen und Wald. Keine Brücken, wenig Leute, wenig Hunde. Fast kein Verkehr. Der Hund war so entspannt wie nie. Hätte ich die Möglichkeit... das wäre das passende Umfeld.

  • Genau dieses sich vor dem "Nichts" fürchten ist sehr schwierig für viele nachzuvollziehen. Ich habe nun für uns einen guten Weg gefunden, damit umzugehen, in dem ich mir nicht eine bestimmte Strecke sondern eine Zeit zum Spazieren vornehme. So sind wir manchmal eine Stunde auf den gleichen 50 Metern am absuchen, schnüffeln und spielen, einfach weil mir das lieber ist als sie 100m motivieren zu können und dann kriegt sie Panik und will nur noch nach hause. So konnten wir unseren Radius enorm ausdehnen und im Frühling sind wir eben wieder dazu übergegangen, jetz im Herbst können wir uns wieder weiter wagen. Aber man sieht grosse Fortschritte im Vergleich zu vor einem Jahr. Damals sind wir extra in eine Wohnung mit kleinem Garten gezogen damit sie auch mal einige Tage dort zur Ruhe kommen kann wenn sie garnicht raus will. Das ist heute absolut nicht mehr nötig.
    Gerade kommen wir aus den Sommerferien, wir waren in einem Häuschen mit sehr grossem eingezäunten Garten und eigenem kleinen Schwimmteich. Das war ideal für Elly. Sie durfte sich ohne Leine frei bewegen (Geht sonst nur selten weil sie im ersten Moment angstaggressiv auf fremde Menschen, vorallem Kinder reagiert.) und Alles in ihrem Tempo erkunden und erleben.
    Unser Ziel ist, das Elly sich in bekanntem Umfeld völlig sicher bewegen kann. Da sind wir nun schon do weit dass wir auch Ausflüge an ruhige Orte machen können ohne dass sie übervordert ist. Im Moment freue ich mich dass sie gerade so eine offene Phase hat, Schwerpunkt ist im Moment die Körperpflege. Ich konnte diesen Monat eine Zecke an der Nase greifen und entfernen ohne dass sie in Panik geriet, ein super Erfolg für uns! :smile:
    Aber das Lernverhalten wird wohl immer speziell bleiben.

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