Sam findet Oma zum bellen!

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich muss vorweg nehmen, dass ich die Situation nicht live vor Ort kenne, da ich in den Staaten, meine Eltern allerdings in Deutschland leben. Wir Skypen allerdings alle 2-3 Tage und sie halten mich sozusagen auf dem Laufenden. Und da mein Herr Papa nicht unbedingt ein Mensch ist der gerne oder ueberhaupt nur ansatzweise in Foren schreibt, dachte ich, ich koennte diesen Part uebernehmen, auch wenn ich natuerlich weiss, dass es sehr ungluecklich ist, weil ich ja nun nicht vor Ort bin bzw. die Situationen miterlebe. Dennoch moechte ich es probieren. :)


    Also, meine Eltern haben sich vor 4 Wochen den *kleinen* Feldeintopf (will sagen Mix) Sam angeschafft. Er kommt aus Osteuropa und war 2 Wochen lang in einer privaten Pflegestelle, bevor meine Eltern ihn zu sich nach Hause holten. Er ist ein aufgeweckter Knirps und bereitet meinen Eltern viel Freude. Mein Vater uebernimmt die Hauptpflege und das Training mit ihm, da er vor kurzem in Rente gegangen ist.
    Nun wohnt im selben Haus noch meine Oma (ist ein alter Bauernhof) - selbstverstaendlich hat meine Oma ihren eigenen Wohnbereich, allerdings liegt ihr Wohnzimmer direkt neben der Kueche und dem Esszimmer meiner Eltern.
    Sam hatte von Anfang an Angst vor ihr. Seit 2 Wochen bellt und knurrt er, wenn er sie nur ueber die Diele zu ihrem Wohnzimmer laufen hört - ganz zu schweigen, wenn sie die Kueche meiner Eltern betritt.
    Er kneift dabei seine Rute ein - das macht er, sobald er sie sieht.
    Meine Oma hat ihm nun wirklich nichts getan. Mittlerweile spricht sie ihn auch nicht mehr an, sondern ignoriert ihn voellig. Leckerlies moechte er von ihr partout nicht annehmen. Er moechte eigentlich nur so schnell es geht von ihr wegkommen.
    Wenn mein Vater mit ihm im Garten herumläuft (wir haben ein relativ grosses Grundstueck und mein Vater hat am Anfang mit ihm auf der Wiese trainiert - bevor er sich mit ihm auf Feldwege wagte, bzw. an die Strasse) und meine Oma ebenfalls im Garten ist, zieht er wie wild an der Leine, um vor ihr zu fliehen.
    Ich muss dazu sagen, meine Oma laeuft vorn uebergebeugt, weil sie einen krummen Ruecken hat. Wir vermuten nun, dass Sam dies als Bedrohung ansieht und deswegen Angst vor ihr hat.
    Fremden gegenueber ist er erstmal vorsichtig eingestellt. Er bellt zwar, wenn es an der Tuer klingelt, bellt und knurrt aber nicht, wenn beisplw. Freunde meiner Eltern ins Esszimmer kommen. Er moechte dann zwar nicht gleich gestreichelt werden und nimmt auch keine Leckerlies sofort an, tastet sich aber mit der Zeit langsam vor und laesst sich dann auch anfassen oder nimmt ein Leckerchen von den ihm fremden Personen an.


    Meine Eltern haben nun jeden Tag mit ihm trainiert, wenigstens ihr Wohnzimmer zu betreten (also das meiner Oma). Sie haben eine Leckerei-Suchspur gelegt, in der Hoffnung, er wuerde ihren Geruch und die Leckerlies mit etwas positiven verbinden. Mittlerweile geht er ohne Angst, zwar immer noch vorsichtig, aber nicht mehr von Panik gebeutelt in ihr Wohnzimmer, schaut sich um und inspiziert alles genau - selbstverstaendlich nur, wenn Oma nicht ebenfalls im Wohnzimmer ist.
    Sobald es allerdings in Richtung schmalen Gang geht, von dem abzweigend befindet sich ihre Kueche und ihr Schlafzimmer, helfen auch die allerdollsten Leckerchen nicht mehr. Er weigert sich strikt - und natuerlich zwingen meine Eltern ihn dann auch nicht weiterzugehen.


    Meine Oma ist nun relativ verzweifelt ueber die Situation. Ich habe vorgeschlagen, dass sie versuchen kann, wenn sie bsplw. im Esszimmer bei meinen Eltern ist, ihn zu ignorieren, ihn aber dennoch Leckerlies hinzuwerfen, ohne dabei mit ihm zu reden oder Blickkontakt aufzunehmen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das was bringt.


    Meine Eltern sind zusaetzlich noch auf der Suche nach einem Hundetrainer, der sich die Sache auch mal vor Ort anschauen kann.


    Vielleicht habt Ihr ja noch Ideen. Ich entschuldige mich vorab, wenn ich irgendwie verworren geschrieben hab. :)


    LG :)

  • Zitat

    Hier erstmal was zum Lesen, was helfen könnte:
    https://www.dogforum.de/zeigen-und-benennen-t128830.html


    Und Geduld, Geduld und nochmal Geduld!
    Und eine Trainerin, die bundesweit unterwegs ist und sich mit Angsthunden auskennt schicke ich Dir per PN.


    Vielen lieben Dank, Hanne, fuer Deine Antwort (und die PN). Ich werde beide Links an meine Eltern weiterleiten. Und mich in jedem Falle auch selber in den *Zeigen und Benennen*-Thread einlesen - zuviel Wissen hat ja noch niemanden geschadet. ;)
    Geduld haben meine Eltern auf jeden Fall ... und vor allem auch das Vertrauen in sich und Sam das es besser werden wird mit seiner Angst vor der Oma.

  • Hallo,


    ich moechte das Thema gar nicht nach oben *pushen*, bitte versteht das nicht falsch, aber ich hab noch eine Frage, die mir vielleicht jemand beantworten mag?
    Mein Vater moechte, den ohnehin schon aengstlichen Hund (zumindest wenn's um die Oma geht, denn dann ist er ja aengstlich) nicht schimpfen. Will sagen, wenn er bellt oder knurrt, sobald er sie hoert, schimpft/sagt mein Vater nicht laut *Nein!* oder *Aus!* um den Hund nicht noch mehr zu veraengstigen (aufgrund seiner Tonlage), sondern, ignoriert ihn und lobt den Hund (überschwänglich oder per Leckerei), sobald er nicht bellt, sei es, dass der Hund still ist, wenn meine Oma gerade das Zimmer betritt oder wenn er eben aufhoert zu bellen oder zu knurren. Zudem befuerchtet er auch, dass Sam es missverstehen koennte, wenn er ihm quasi verbietet Oma anzubellen oder anzuknurren - und dann dementsprechend denkt er duerfe seine Angst nicht aeussern und ihn damit zum *Angstschnapper* zu machen.
    Nun fragen meine Eltern sich, ob der Hund die Belohnung, wenn er aufhört zu bellen, damit verbindet, dass er nicht mehr bellt, oder damit, dass er gebellt hat?
    ich hatte ueberlegt, ob vielleicht Clicker-Training dieses Training noch mehr intensivieren bzw. noch mehr auf den Punkt bringen könnte?
    Quo Vadis hatte ja schon eine Trainerin vorgeschlagen, die auch mit Clicker arbeitet. Mein Vater liest sich seit ein paar Tagen in diese Thematik auch ein. Unabhaengig von Quo Vadis' Trainer Tipp hat mein Vater noch 2 weitere Trainer in der Naehe meines Elternhauses aufgetan, die er am Montag anrufen moechte. -Und selbstverstaendlich habe ich jegliche Links an ihn weitergegeben. :)


    Solltet Ihr dennoch Tipps oder Anregungen haben, waere ich Euch sehr dankbar. Ich telefoniere (fuer mich) morgen wieder mit meinen Eltern.


    ~ Vielleicht haette ich mich auch einfach dem Thema *Der Angsthund-Thread* anschliessen sollen .... :headbash: Sorry, hab ich zu spaet bemerkt. :blush2:

  • Ich halte nichts davon, Hunden das Bellen oder Knurren zu verbieten, wenn sie sich nicht wohlfühlen.
    Denn das ist Kommunikation, mit der sie uns mitteilen, das sie sich eben nicht wohlfühlen.
    In einer solchen Situation würde ich die Aufmerksamkeit des Hundes zu mir lenken und ihm zeigen, das ich sein Unwohlsein respektiere. Den Hund evtl. auf seinen Platz bringen und sicherstellen, das er da unbehelligt ist, oder, wenn schon mit dem clickern begonnen wurde, clickern, damit der Hund beschäftigt ist.
    Die Trainerin, die ich empfahl, arbeitet auch nicht nur zur Belohnung mit dem Click, sondern auch, um die Grundstimmung zu verbessern.
    Soll heißen, wenn der Click richtig konditioniert wurde, entsteht im Unterbewußtsein des Hundes ein gutes Gefühl, auch wenn es eine unangenehme Situation ist, so ähnlich wie der Pawlow`sche Effekt mit der Klingel und dem Speichelfluss.
    Das das nicht von Heute auf Morgen geht sollte aber klar sein.
    Bei ängstlichen Hunden bin ich immer dafür die Probleme über die positive Schiene anzugehen, heißt, immer wenn er Oma hört, passiert was Tolles!


  • Quo Vadis ... Du bist der Hammer! :gut: Vielen Danke fuer Deine Antwort.


    Genau, wir halten auch nichts davon Sammy das knurren und/oder bellen zu verbieten, wenn er sich unwohl fuehlt! Hatte ich ja auch schon geschrieben. ;)
    Aber, so wie ich Deinen Beitrag lese, ist es auch nicht richtig, den Hund zu ignorieren und dann zu loben, wenn er aufhoert zu bellen, sondern ihm schon bevor er ueberhaupt ueber das Bellen nachdenken kann, eine positive, entspannende Atmosphäre zu schaffen, die ihn ablenkt und die er mit etwas tollem verbindet? Hab ich Dich da richtig verstanden?
    Das Problem ist, mein Vater hoert nicht mehr wirklich zu 100 % (was er natuerlich nicht zugibt), also hoert Sam die Oma desoefteren viel eher, als mein Herr Papa sie hoert. Ist es dann immer noch wirksam ihn abzulenken und was tolles geschehen zu lassen? Oder ist es dann schon zu spät?
    Meine Familie hatte immer Hunde, aber Sam ist der erste Angstkandidat. Das heisst aber nicht, dass meine Eltern ihn aufgeben werden oder aufgegeben haben. Ganz im Gegenteil! :)


    Das Clicker-Training hat mein Vater noch nicht begonnen. Er liest gerade Buecher und Internetseiten ueber dieses Thema. Er moechte sich absolut sicher sein, auch das richtige zu tun - dafuer waere ein Trainer natuerlich auch sehr ratsam!


    Ich habe leider vergessen zu fragen, ob die Trainer, die er rausgesucht hat, auch mit Clicker und vorallem positiver Verstaerkung arbeiten, aber das kann ich morgen nachholen! :)


    Und natuerlich ist jedem klar, dass dies nicht von heute auf morgen und auch nicht innerhalb von ein paar Wochen geschieht. Alles braucht seine Zeit und jeder (also meine Familie) ist gewillt sich darauf einzulassen, daran zu arbeiten und fuer Sam eine positive und angstfreie Umgebung zu schaffen!

  • Zitat

    Kann ausschliesslich die Oma dem Sam das Futter geben?
    Könnte das vielleicht helfen ?


    Er moechte leider ueberhaupt nichts von ihr annehmen.
    Oder meinst Du, dass Oma seinen Napf mit Futter auffüllt, waehrend er sie dabei beobachten kann?
    Das koennte sie machen. Die Frage ist nur, ob er dann noch das Futter nimmt. Denn bis jetzt war auch das tollste Leckerchen von der Oma nicht lecker genug, so dass er sich getraut haette das zu essen.
    Aber die Idee, dass sie ihn ausschliesslich fuettert, muss ja nicht aus der Hand sein nehme ich an, waere vielleicht wirklich eine Ueberlegung wert.


    Vielen Dank, Frauchen66. :)

  • Zitat

    sondern ihm schon bevor er ueberhaupt ueber das Bellen nachdenken kann, eine positive, entspannende Atmosphäre zu schaffen, die ihn ablenkt und die er mit etwas tollem verbindet? Hab ich Dich da richtig verstanden?


    Das wäre natürlich das Optimum!
    Aber da der Click, so aufgebaut, wie ich es beschrieb, über das Unterbewußtsein kommt, ist er auch in der Lage, den schon aufgedrehten Hund wieder zu beruhigen. Dauert natürlich etwas länger, als wenn man vorbeugend eingreifen kann.
    Und es funktioniert!
    Ich habe es selber bei mehreren, artgenossenaggressiven Hunden mit der Trainerin gesehen, da wird in die Aggression hineingeclickt und der Hund, der vorher in so einer Situation überhaupt nicht ansprechbar war, beruhigt sich und wendet sich dem Halter zu!
    Unfassbar, wenn man immer hört und gesagt bekommt, "Nicht loben und belohnen, wenn er Aggressionen zeigt, damit verstärkt man diese!"
    Ich habe nun das Gegenteil erlebt
    Die Trainerin ist auch der Meinung, Aggression und Angst sind negative Gefühle, die ein Hund nicht bewußt und freiwillig haben möchte, also kann man sie mit etwas Positiven nicht verstärken, nur mit Gewalt und Strafe.


  • Das ist wirklich interessant. Danke Quo Vadis! Besonders Deinen letzten angesprochenen Punkt finde ich mega-interessant. Dieser Gedankengang macht, zumindest fuer mich als Mensch, absolut Sinn!
    Ich versuche meinen Papa mal morgen zu bequatschen, dass er sich unbedingt an Deine Trainerin wenden soll. Drueck die Daumen, dass das klappt. :)


    Was haelst :ops: Du von Frauchen66' Vorschlag, wenn ich fragen darf (nicht, dass ich Dir, Frauchen66 nicht trauen wuerde, ich hoere nur gerne verschiedene Meinungen, also bitte nicht falsch verstehen. :ops: )?


    Ich denke, soweit ich das beurteilen kann, ist mein Vater von der Idee des Clicker-Trainings sehr angetan. Sonst wuerde er sich zumindest nicht so viel darin einlesen. Wenn Ihr also noch Buchtipps haben solltet, immer her damit. Ich durchforste aber gleich auch noch mal das Forum. :)

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