Angst vor anderen Hunden
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Nils hat vorher im Rudel gelebt. Ich dachte mir, super, dann ist er sicher prima sozialisiert - vermutlich ein Hundeanfängerdenkfehler ... denn Pustekuchen. Nils hat Riesenschiss vor anderen Hunden. Er ist bisher fremden Hunden NUR im Rudel begegnet und diese Sicherheit fehlt ihm nun, als Hundeanfänger kann ich die ihm noch schlecht geben, da ich selber unsicher bin, wie ich reagieren soll - was er vermutlich als Bestätigung für seine Angst sieht.
Sein Verhalten ist: Wegrennen! Bzw. wenn es nicht ganz soooo schlimm ist (also der andere Hund ihn einfach ignoriert), dann reicht auch manchmal Seite wechseln. Aber wenn jemand bellenderweise auf uns zu kommt, da hat er sich schon aus dem Halsband gewunden und ist geflüchtet.
Ich habe mir sofort ne Hundetrainerin gesucht und wir üben "positive" Begegnungen. Es ist tatsächlich auch schon besser geworden und im Wald heute hat er auch schon fast mit 2 Dalmatinerdamen gespielt, Kamm war zwar noch hochgestellt, aber Schwanz wedelte und es wurde eifrig geschnüffelt. An ruhigen Hunden, die ihn ignorieren, aber auch an Hunden die zwar aufmerksam, aber offensichtlich freundlich sind, gehen wir schon relativ gelassen vorbei (Kamm ist immer gestellt, aber er zieht nicht mehr so stark weg). Aber wenn wir bellenden oder agressiv wirkenden Hunden begegnen, geht gar nichts mehr und ich kann nun mal nicht beeinflussen, welchen Hunden wir begegnen. Am Freitag auf dem Weg zur Arbeit hatten wir leider direkt hintereinander 2 negative Begegnungen und im Anschluss daran hat er beim nächsten total lieben Hund, der auch noch ein Welpe war, wieder richtig weggezogen.
Habt ihr noch Tipps, wie ich in solchen Situationen, in denen andere Hunde (für seinen Geschmack) negativ reagieren und ich nicht ausweichen / Straße wechseln kann etc. reagieren kann?
Oder auch, wenn andere Hunde freilaufen und ich ihn dann auch nicht an der Leine habe - er kommt zwar immer wieder zurück, aber wenn andere Hunde ihm blöd kommen, haut er erstmal ab. -
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Zitat
Habt ihr noch Tipps, wie ich in solchen Situationen, in denen andere Hunde (für seinen Geschmack) negativ reagieren und ich nicht ausweichen / Straße wechseln kann etc. reagieren kann?
Wichtig wäre sicherlich eine gewisse " mentale " Stärke und deutliche Präsenz von dir.
Wie schätzt du das ein?Bist du angespannt?? Ist er ansprechbar / aufnahmefähig ?
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Also die Hundetrainerin hat mir gesagt, ihn verbal zu ignorieren, um sein Verhalten nicht zu bestärken, deswegen kann ich gar nicht sagen, ob er "ansprechbar" ist - ich würde sagen, es kommt auf das Verhalten des anderen Hundes an, teilweise kann ich ihn auch mit Leckerlies "relativ" entspannt vorbei locken, aber wenn der andere richtig bellt (und insbesondere dann, wenn der andere Hundebesitzer seinen Hund offensichtlich NICHT unter Kontrolle hat), dann ist Nils definitiv nicht ansprechbar, dann will er nur weg!
Aber z.B. ist ihm neulich ein Rottweiler hinter her gerannt (ohne Leine) und nachdem Nils ihn durch wegrennen nicht abschütteln konnte, kam er wieder zu mir zurück und ist mit mir weiter gegangen.Meine Sicherheit ist situationsabhängig - zum einen vom Verhalten des anderen Hundes, z.B. bei den Dalmatinerdamen heute im Wald, die offensichtlich freundlich waren, war ich relativ entspannt (eine gewisse Spannung ist geblieben, weil ich ja nicht wusste, wie mein Hund reagiert, aber das war dann ja positiv), bei so nem massigen Rottweiler bin ich selber auch unsicher. Dazu kommt noch, dass ich mit dem Rad mit ihm fahre, wenn es ohne Leine geht läuft er prima neben her, die Strecken mit Leine laufe ich allerdings großteils - wenn wir dann einen Hund begegnen, habe ich insofern körperlich weniger Sicherheit, weil ich Fahrrad und Hund (der dann evtl. noch die Seite wechseln will) händeln muss. (Ich bin zwischenzeitlich auch komplett gelaufen, aber da Radfahren eigentlich prima klappt, der Hund kennt das auch, meinte die Hundetrainerin, ich soll ruhig fahren und eben an bestimmten Strecken schieben.)
Insgesamt haben Nils und ich für 2 Wochen schon ne super Bindung, viele Leute sind überrascht, dass er erst so kurz bei mir ist, aber ich möchte eben, dass auch die Hundebegegnung positiv für ihn wird und er mir da genug vertrauen kann, um bei mir zu bleiben, auch wenn der andere Hund ihm blöd kommt. Und ich möchte das für ihn eben auch möglichst schnell, damit sich die Unsicherheit nicht manifestiert.
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So ich pushe das ganze nochmal hoch :)
Wir machen schon echt Fortschritte, waren schon mit anderen Hunden Gassi (mit Leine) und wenn andere Hunde nicht zu stürmisch sind, wird schon fast gespielt (ohne Leine).
Allerdings fällt mir nun etwas anderes auf, was ich gerne "im Keim ersticken" würde, wie man so schön sagt - bisher hat er ja bei anderen Hunden an der Leine auf meine andere Seite gewechselt und möglichst weg gezogen.
Nun ist mir in den letzten 2 Tagen aufgefallen, dass Nils (mit aufgestelltem Kamm) zu dem anderen Hund hinzieht und dabei vor sich hin murrt (er bellt nie und bisher hatte er auch keine "Geräusche" gemacht).
Ich möchte nicht, dass sich daraus noch ein leinenagressives Verhalten entwickelt (vielleicht bin ich da auch überbesorgt, denn von agressiv sind wir weit entfernt) und wollte mal fragen, was dieser plötzliche Umschwung von "bloß weg" zu "los hin da" sein könnte und wie ich am besten drauf reagiere (auch ignorieren, Leine kurz oder lang, ein Kommando wie "nein" oder so geben, ... )?
Merci! -
Was heißt denn "hat vorher im Rudel gelebt"? Vielleicht ist er dort von den anderen untergebuttert worden oder hat andere schlechte Erfahrungen gemacht?
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Was möchtest du denn am liebsten, wie soll sich dein Hund in diesen jetzt "kritischen" Situationen verhalten?
- ich finde es hilft für einen Trainingsansatz viel, wenn man erst mal ein Bild entwickelt, wie man die Situation eigentlich haben will.Ich persönlich bin keine Freundin davon, dass der Hund jeden anderen Hund begrüßen oder beschnüffeln muss, selbst wenn sie sich danach nie wieder sehen. Hunde bauen auch soziale Beziehungen auf, wie wir und nicht jeder Hund oder Mensch ist ein guter Smalltalker oder Partylöwe oder mag Spieleabende
Es könnte deinem Hund Stress nehmen, wenn du ihn durch Hundebegegnungen bugsierst, ohne dass es zu einer aktiven Kontaktaufnahme zwischen den Hunden kommt. - Aber das hängt auch davon ab, was DU willst (s.o.)Noch eine Bitte: Sichere den Hund richtig. Dass er sich aus dem Halsband winden kann, ist lebensgefährlich - für ihn und für andere. Kennst du zB Zugstopphalsbänder? Die sind relativ paniksicher. Oder entsprechende Geschirre (ausbruchsichere).
Auch mit dem Ableinen wäre ich vorsichtig, zumal er doch noch gar nicht so lange bei euch ist, sprich die Bindung kann noch nicht gut sein. Und wenn ein Hund in Stress gerät, setzt das Denken aus, dann kann er "vergessen", mit wem er gerade unterwegs ist und Hals über Kopf abdüsen. -
Dackeline: Nils war Teil eines Schlittenhunderudels mit 16 anderen Hunden, davon glaub ich immer 4 in einem Zwinger. Soweit ich weiß, wurde er nicht untergebuttert, aber er war auch nie Rudelführer. Er ist fremden Hunden eben nur im Schutz seines Rudels begegnet, nun hat er plötzlich niemanden mehr um sich und ist auf sich alleine gestellt. Dazu kommt die Vermutung, dass er hauptsächlich Hunde seiner Rasse kennt und somit auch nicht die Körpersprache anderer Hunderassen einordnen kann.
BigJoy: Ich möchte eigentlich, dass er andere Hunde ignoriert bzw. sie natürlich wahrnehmen darf, kann man ja schlecht verbieten, aber solange er bei mir an der Leine ist, soll er ruhig mit mir dran vorbei gehen ohne Ziehen in irgendeine Richtung. Also wie du das so gesagt hast, ohne "aktive Kontaktaufnahme". Das ist natürlich viel verlangt für den Anfang und ich erwarte auch nicht, dass das sofort klappt, nur ist mir eben wichtig, dass ICH ihm von Anfang an die richtigen Signale gebe, so dass er eben weiß, was ich will und das dann lernen kann. Ich bin eben besonders unsicher, wenn ich näher als gewollt an anderen Hunde vorbei muss, weil es eben nicht anders geht. Ich habe mir übrigens mittlerweile auch ein Führgeschirr gekauft :)
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Du bist doch bei einer Trainerin, oder? Dann besprich das doch mit ihr, am besten lauft ihr auch mal zusammen und absolviert "Live-Situationen".
Mein Vorschlag wäre, mit "schau" zu arbeiten.
Hund guckt dich zufällig an, du sagst "schau" und lobst ihn (verbal oder mit Leckerli). Erst in harmlosen, ablenkungsfreien Situationen. Ziel ist, dass der Hund dich auf "schau" anschaut und sich dann auf dich konzentriert. Dann blendet er die Umgebung dabei vorübergehend aus und schaut auf dich, statt auf den Hund.
Das geht auch in Kombi mit im Fußlaufen oder nur mit Fußlaufen, dass der Hund sich dabei auf dich konzentriert.
Ist der Hund passiert loben und den Hund wieder freigeben (lockere Leine statt Fuß).
Es hilft manchen Hunden, wenn sie ein Kommando bekommen und damit die Anleitung für ein Alternativverhalten.Und für deine innere Haltung:
ich hab mich immer innerlich motiviert, mir gesagt: "Yeah, noch ein Hund zum Üben! Wir nähern uns dem 600. Hund!"
- Ich hatte nämlich irgendwo gelesen, dass es 600 Wiederholungen brauchen kann, bis ein neues Verhaltensmuster im Hirn geschrieben bzw. ein altes überschrieben ist.
Somit zählte jeder Hund positiv als Übungsobjekt (auch die, bei denen es noch nicht so optimal lief - aber es lief jedes Mal besser als mein Hund es erwartet hat, der ja erwartet hatte, vom anderen Hund gefressen zu werden, insofern: positives Erlebnis. -
Danke, das finde ich ne gute Idee mit dem "Schau", da der Hund sich sowieso sehr häufig nach mir umschaut, ist das ne prima Sache, das mit Wort + Lecker zu verstärken, werde ich direkt morgen mal ausprobieren.
Und ja, morgen sind wir auch wieder bei der Trainerin.
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