Berner Sennen reißt Hase (im Stall)

  • 1.
    Einen so großen und kräftigen Hund lässt man nie von einem so jungen Kind ausführen. Diese Rasse ist so kräftig, die haut im Zweifelsfall auch einen erwachsenen Mann von den Socken.


    2.
    Jagdtrieb hat nichts mit Aggressionen gegen Kinder zu tun.


    3.
    Schleppleine und Geschirr an den Hund, ausführliches Anti-Jagd-Training starten, und bitte vorerst nie und nimmer den Hund von der Leine lassen, damit nichts Schlimmeres passiert, wenn mal ein Karnickel oder anderes Wild (oder Katzen) euren Weg kreuzen.
    Der Hund könnte auf die Straße laufen, überfahren werden, oder einen Verkehrsunfall verursachen. Der Hund könnte von nem Jäger geschossen werden, wenn der Jäger ihn als wildernden Hund identifiziert. Der Hund könnte sich anderweitig schwer verletzen, sollte er mal auf sich wehrendes Wild (Bspl. Wildschwein) treffen.


    Setzt euch mit den verschiedenen Methoden und Schritten zum Thema Anti-Jagd-Training auseinander und fangt bald damit an. Solange wie ihr daran trainiert (vermutlich ein Leben lang) gilt - bei jedem Gassigang müsst ihr üben. Sei es am Grundgehorsam wie Rückruf, bei Fuß gehen, Sitz, Platz usw., oder mit ausgiebigeren Übungen wie Reizangel-Training, "Zeigen und Bennen", oder ähnlichen Übungen zur Impulskontrolle.
    Ihr solltest einen "Superrückruf" trainieren bzw ein "Notfall-Stopp-Signal" zum Beispiel ein "Sitz-machen-auf-Entfernung" oder "Platz-machen-auf-Entfernung".
    Das hört sich nach viel Arbeit an, ist es auch, lässt sich aber zum Großteil gut in die alltäglichen Gassigäng mit Leine/Schleppleine gut integrieren.


    Euren Sohn würde ich auch mit ins Training einbinden, damit er lernt, wie er mit dem Hund üben kann.
    Dass ein 8-Jähriger natürlich nicht alles umsetzen kann zusammen mit dem Hund, ist klar. Deswegen würde ich erstmal mit den üblichen Kommandos wie Sitz, Platz usw. anfangen (oder kleine Tricks wie "Gib Pfote") und dem Kind erklären wie man das mit dem Hund übt und mit dem Hund grundsätzlich umgeht. Das dann immer zusammen mit Kind und Hund und nur daheim. Draußen geht auch, wenn dein Kind als Begleitung mitkommt zum Gassi.
    So lernt dein Kind mit dem Hund umzugehen, und dein Hund lernt mit dem Kind umzugehen. Das fördert so ganz nebenbei noch die Bindung zwischen allen, was euch im Rückruftraining wieder zugute kommt.
    Und stell dich generell darauf ein, dass es ein bissl dauert, bis die ersten Erfolge zu sehen sind. Der Hund ist ja schon was älter, eben kein Welpe mehr. Da dauern alle Dinge wie Bindungsaufbau, Gehorsamstraining usw immer n bissl länger. Ist eben wie bei uns Erwachsenen. Alte schon gelernte Verhaltensmuster ändern wir als Erwachsene viel schwieriger, als als Kind.

  • Danke Luna! (So heißt übrigens auch die Hündin, um die es geht).


    Eine Frage habe ich noch: Da es hier nicht allzu viele Hundeschulen gibt, würde ich das Schleppleinen-Training gerne mittels eines Buches lernen. Wie sind da die Erfahrungen? Gibt es Literatur-Empfehlungen? Danke schön! :smile:

  • Einen Buchtipp hätte ich jetzt nicht parat, aber gerade am Anfang reicht es eigentlich, wenn man sich verdeutlicht, wozu die Leine da ist und wozu man trainiert.


    Ein ganz häufiger Fehler: Die Leine ist eine Sicherung und kein Werkzeug. An ihr wird nicht gezogen, gezuppelt oder so. Du verhältst dich, als wäre Luna ohne Leine unterwegs, nur eben mit doppeltem Boden ;)


    Sie soll hauptsächlich zwei Sachen lernen:
    1. Sich in einem bestimmten Radius um dich herum zu bewegen und auf dich zu achten, um diesen einzuhalten.
    2. Ungehorsam ist keine Option. Den Rückruf ignorieren geht nicht. Einfach losrennen geht nicht. Selbstbelohnendes Verhalten wie das Hetzen von Tieren muss unterbunden werden, weil du dir sonst dein Training kaputt machst.
    Im Zweifel ist Jagen, je nach Veranlagung deines Hundes, nämlich durch nichts zu toppen. Bei meinem könntest du mit einem Kilo Käse eingewickelt in ein Kilo Speck umhüllt von zwei Kilo Hack wedeln und er würde trotzdem lieber dem Hasen hinterher :p Insofern muss man daran arbeiten, dass er merkt, dass das keine Option für ihn ist.


    Ich weiß nicht, wie hilfreich das jetzt für dich war, aber vielleicht reicht es als erster Eindruck. Und einen Buchtipp hat bestimmt auch noch jemand für dich :smile:


    Liebe Grüße

  • Unter Umständen gibt es eine Anzeige. Würde ich zumindest machen, wenn es mein Hase gewesen wäre. Ob das dann Folgen hat wie Wesenstest weiss ich nicht, kommt wohl auf die Gemeinde drauf an. Wobei ich mal vermute, dass ihr den Hund laut Tierheim Vertrag noch gar nicht hättet ableinen dürfen? Steht ja meistens drin, dass der Hund die ersten 4-6 Wochen an der Leine bleiben muss. Das wäre dann natürlich schon bedenklich.


    Ich denke nicht, dass ich einen 8 jährigen mit einem grossen Hund spazierengehen lassen würde, wenn ich weiss, dass dieser Jagdtrieb hat und dann im Zweifel von einem Kind nicht gehalten werden kann.


    Dass Hunger die Ursache war, glaube ich nicht.

  • habt ihr eine Versicherung abgeschlossen?


    Da steht auch drin wie alt ein Gassigänger sein muß damit die Versicherung greift.


    Ein Achtjähriger ist auf gar keinen Fall versichert. Das kann teuer werden. Und bitte bedenke das es auch zwischen Hunden mal zu Rangeleien kommen kann. Und wenn dein Sohn zwischen zwei um sich schnappende 30 Kg Hunde gerät.....


    Das würdest Du dir nie verzeihen.


    Alles andere kannst Du gemeinsam mit dem Hund erlernen. Und vertrauen kannst Du ihr auch. Sie hat etwas ganz normales getan.

  • Danke für den Tipp mit dem Leinentraining. Ich werde das mal angehen. Wir trainieren jetzt schon fleißig, dass sie bei mir bleibt und bislang klappt es gut. Wenn sie in meiner Reichweite ist, dann kann ich ihren Jagd-Impuls gut unterbinden. Gerade sind viele Enten am Fluss, da würde sie gerne hinrennen. Doch sie macht es nur, wenn sie nicht in meiner unmittelbaren Nähe ist.


    Und mein 8jähriger geht nicht mehr mit dem Hund, darf aber in meinem Beisein die Leine halten. Danke euch!

  • Lest euch mal hier im Forum zum Thema Schleppleinen- und Anti-Jagd-Training ein. Schlagworte: Zeigen-und-Benennen, Impulskontrolle, Reizangeltraining u. v. M. Da gibts viele gute Tipps. Ein spezielles Buch kann ich grad nicht empfehlen, weil ich noch keines gelesen habe, sondern unter Anleitung unserer Trainerin und viel Foren-Lesen mit der Schlepp angefangen habe (hab auch so ne Jagdsemmel).


    Anfangs hab ich das Ende der Schleppleine in der Hand gehabt und mich zunächst auf die alltäglichen Grundkommandos konzentriert, auch um erstmal den Umgang und das Händling mit der Schlepp zu lernen. Unsere Schleppl. ist 20m lang, da bleibt man schon desöfteren mal irgendwo hängen.
    Ashanti ist insgesamt drei mal in die Leine gerannt als sie nem Hasen übers Feld hinterher wollte. Zwei Mal hat sie n riesen Schreck bekommen als das Ende der Leine erreicht war. Beim dritten Mal war draußen Schnee und Eis und mich hats durch den Ruck richtig von den Socken gehauen und ich hab ne tolle Welle über die rechte Schulter gemacht. Wenn 35 kg sportlich schnell beschleunigender Hund in 20 m Schleppleine reinsemmelt, dann ist da schon ordentlich Kraft dahinter. Und ich gehöre nicht zu den schwachen Mädels *lol*
    Das war aber auch das letzte Mal, dass Ashanti kopflos losgeprescht ist, wenn sie was "wildes" sah.
    Seit dem bessert sich der Rückruf und unser Notfall-Stopp stetig. Insgesamt ist die Kontrolle durch Kommandos und Laute, die wir verwenden viel viel besser geworden.
    Mittlerweile sind wir soweit, dass wir auf unseren gewohnten Gassistrecken die Leine vollständig aus der Hand geben und komplett auf dem Boden mitschleifen lassen.
    Wir haben ein Signal für Leinenende geübt. Heißt also, wenn Ashanti so weit vor geht, dass das Leinenende auf Höhe meines Fußes ankommt, dann rufe ich "Ashanti Ende" und Ashanti bleibt entweder stehen und schaut mich an, wartet auf weitere Kommandos, oder wird langsamer und schaut zu mir, bis ich die Freigabe gebe, meistens wenn ich etwas aufgeschlossen haben im Laufen. So lernt Ashanti auch einen gewissen maximalen Radius zu mir einzuhalten.
    Als Notfall-Stopp gibts Sitz auf Entfernung. Das klappt aber noch nicht so ganz reibungslos, also wird in brenzligen Situationen auch ein "Steh!" verwendet, weil Ashanti das schon lange sicher kann und wir es auch im alltäglichen Leben oft benutzen, zum Beispiel beim Anleinen, beim Füße abputzen nachm Gassi, und wenn sie sonst irgendwie still stehen soll.
    Der Rückruf wird bei jedem Gassigang aus den verschiedensten Situationen heraus geübt. Aktuell erhöhen wir die Reizschwelle, heißt also ich rufe Ashanti ab, wenn ich merke sie wird ganz aufgeregt und bohrt ihre Nase in den Boden oder in den Wind, weil sie grad was gaaaaaanz tolles riecht.
    Auch bei der Nachbarskatze, die gern und oft am Wegesrand auf ihr "ich-flitze-gleich-mal-los" Position sitzt, oder bei Hasen und Störchen aufm Feld (aktuell ganz viel davon) üben wir es. Mittlerweile ist nämlich der Drang loszurennen zum Glück einigermaßen unter Kontrolle. Da reicht es aus, wenn ich mich mit dem Fuß auf die Schleppleine stelle und das Kommando "Steh!" gebe. Dann habe ich ausreichend Zeit ganz in Ruhe die Leine aufzuheben und in die Hand zu nehmen. Nach den paar Sekunden kann ich dann Ashanti wieder ansprechen und rückrufen.


    Als wichtige Grundregeln bzgl Schleppleinentraining solltest du dir eines merken:
    Die Schleppleine geht nie ohne Geschirr an den Hund. Rennt der Hund mal mit Halsband in die Schlepp mit voller Beschleunigung und voller Kraft, dann kannste danach direkt in die Tierklinik fahren. Dein Hund wiegt bestimmt mehr als Ashanti. Da ist ordentlich Wucht dahinter, sollte er mal losstürmen.


    Also zusammengefasst:


    - Schleppleine immer mit Geschirr
    - Alltägliche Kommandos üben, immer und bei jedem Gassigang, aber Entspannungsphasen nicht vergessen
    - anfangs Schlepp in der Hand behalten und immer auf einen lospreschenden Hund gefasst sein, sonst tuts weh
    - Notfall-Stopp oder einen Super-Rückruf überlegen und langsam aufbauen
    - Spielchen mit dem Hund nicht vergessen, das fördert Bindung- Suchspiele, Apportieren, Bällchen werfen (natürlich nicht zu weit) usw klappen auch an der Schlepp ganz toll.
    - Alle Übungen anfangs in reizarmer Umgebung z. Bspl. im Garten, auf ganz sicher wildfreien Strecken/Wiesen
    - Schleppleine erst loslassen und vollständig schleifen lassen, wenn du dich ganz ganz sicher fühlst
    - Je nach Trainingsstand, also irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit (kann Monate, kann Jahre dauern) Schleppleine wöchentlich ein paar cm abschneiden, sodass sie kürzer wird, der Hund aber noch genau weiß, dass die Schlepp dran ist.



    Mein Geschreibsel ist natürlich kein allgemeingültiges Verfahren. Ich beschreibe nur wie wir es machen. Es gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten mit der Schlepp zu Arbeiten. ;)
    Und legt euch schon mal Klamotten zurecht, die so richtig eingesaut werden können. Mit der Schlepp in der Hand haste nämlich eine total eingesaute Hose und Jacke wenn das Wetter so sch... ist wie jetzt grad.


    Viel Erfolg beim Training :smile:

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