Schäferhund-Mix Schutzinstink - wie verhalten?

  • Hallo liebe Leute,

    ich habe einen einjährigen Schäferhund-Mix-Rüden, unkastriert. Er ist eher ein gemütlicher, schüchterner Geselle. Ich habe ihn aus Rumänien und dort hat er leider die ersten vier Monate nur mit Hunden gelebt und möglicherweise auch schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Ich habe zwei Probleme mit ihm.

    1. ist er Menschen gegenüber unsicher, er kann ihre Körpersprache nicht richtig einschätzen. Wenn sich jemand von oben über ihn drüber beugt und ihn anguckt oder anspricht (auch Kinder), verbellt er sofort. Er lässt sich von mir zwar schnell wieder aus dem Verhalten raus nehmen, aber ich hätte es gerne, dass er da souveräner wird. Vor allem mit Kindern habe ich oft Bedenken, vor allem weil die Eltern oftmals gar nicht aufpassen.

    2. wenn Menschen vor mir stehen bleiben und mich ansprechen, verbellt er sie. Wenn ich länger stehen bleibe und mich mit den Menschen unterhalte, hört er zwar mit dem bellen auf, aber er knurrt dann durchgehend weiter. Sobald ich ihn anspreche, hörts auf, dann gehts sofort wieder weiter. :/

    Wenn er die Leute verbellt - in beiden Situationen - geht er nie nach vorne. Er hat denn Schwanz eingeklemmt und wenn er zum Beispiel im Restaurant unterm Tisch sitzt und diese Situation auftritt, bleibt er auch unterm Tisch. Klar weiß ich auch, dass da einfach seine Schäferhundgene mit ihm durchgehen, aber ich würde gerne wissen, wie ich mich richtig und souverän verhalte, damit dieses Verhalten für mich besser handlebar wird und sich nicht verschlimmert.

    Ich wäre sehr dankbar für eure Meinungen und Erfahrungen!

    Liebe Grüße!

  • Hallo,

    was hast Du denn schon alles probiert?
    Hast Du nur versucht ihn aus dem Verhalten rauszubringen, oder ihm auch eine Alternative (so sollst Du Dich verhalten) beigebracht?

    Generell muss man mit so einem ängstlichen Hund, der keinen Kontakt mit anderen Menschen möchte, die Augen immer offen halten.
    Menschen die Deinen Hund anfassen wollen musst Du klar und deutlich zu verstehen geben, dass er das nicht möchte.

    Wenn Kinder in der Nähe sind, dann achte auch darauf, dass diese nicht an den Hund ran kommen.

    Im Restaurant sitz ich immer so, dass der Hund in einer Ecke liegen kann und keiner an ihm vorbei geht oder auf ihn zu geht.
    Unter dem Tisch hat der Hund dabei gar nichts zu suchen, denn das kann das Verhalten noch bestärken.

    Du musst einfach lernen die Augen offen zu halten, dem Hund Sicherheit vermitteln, ihm ein Alternativverhalten beibringen und tatschende Hände von ihm fernhalten.
    Wenn er merkt, dass Du ihn beschützt und er weiss was von ihm erwartet wird, dann wird sich das Verhalten legen.
    Das hat auch was mit Vertrauen zu tun.
    Hier bist Du gefragt Deinen Hund zu schützen.

    Ob er sich jemals anfassen lässt, das steht auf einem anderen Blatt und sollte auch nicht das Ziel sein. Wenn es nicht so ist, dann ist es nicht so.
    Bei uns Menschen gibt es ja auch welche die sind kontaktfreudiger als andere.

    Wenn Du unsicher bist, dann wende Dich an jemanden der Dir zeigt wie Du in den jeweiligen Situationen mit ihm umgehen musst.

  • Bei meiner Rumänin (die keine Schäfergene hat, aber das ist ein anderes Thema) war es am Anfang genau so, nur, dass sie niemanden verbellt hat, mit dem ich mich draußen unterhalten habe - dafür verbellt sie alle Menschen, die bei mir in die Wohnung kommen - aus purer Angst, sie könnten ihr was tun wollen.
    Sie war viele Jahre ihres Lebens Straßenhund, also kannte sie es nicht anders, als dass Menschen ihr was wollen.
    Wir haben zunächst Vertrauen geübt. Sie kann sich darauf verlassen, dass ich sie beschütze, also soll sie sich zur Not hinter mich stellen. Das klappt ganz gut. Ich blocke alle Menschen (besonders Kinder), die sich verbal nicht davon abhalten lassen, den Hund anzulangen. Wer wirklich Kontakt zu ihr aufnehmen möchte (und erwachsen ist, alles unter 21 kommt mir nicht an den Hund ran), dem erkläre ich, dass er sich in die Hocke begeben und ihr die Hand zum Schnuppern anbieten soll. Wenn sie dann von sich aus hingeht, darf derjenige gern ein wenig Wange und Hals kraulen, denn wenn sie keinen Kontakt möchte, bleibt sie weg. Das funktioniert so weit ganz gut; Senta hat gelernt, dass sie selbst entscheiden darf, ob sie Kontakt will, wenn sie keinen möchte, gibt es keinen, und Punkt. Sie trägt auch mit Stolz ein Geschirr mit den Aufpappern: "Pfoten weg!" und "Nur gucken, nicht anfassen". Ich denke, dein Hund ist einfach total unsicher bis ängstlich, und daran müsst ihr arbeiten. Der Schutztrieb spielt hier eher eine untergeordnete Rolle. Senta ist da ähnlich, und die hat nur minimalen Schutztrieb. Ihr Motto ist: "Ich weiß, dass du mich fressen willst, deshalb fress ich dich, bevor du mich fressen kannst."

    Der beste Ansatz ist auch hier Vertrauen: Stell dich aktiv vor den Hund und blocke die Leute, die ihn anfassen wollen, mit deinem Körper ab. Nimm ihn hinter dich, damit er aus der Situation herauskommt, direkt mit dem "Feind" konfrontiert zu sein, der ihn seiner Meinung nach fressen will. ;)
    Auch wenn Leute mit Unverständnis reagieren, block sie, lass sie nicht an ihn heran, mit der Zeit wird er merken, dass ihm keiner was tun kann, und aus dieser Sicherheit heraus kann er dann seine Welt entdecken und erobern. Ich seh das bei meiner: Sie wird immer mutiger, untersucht neue Leute, die ihr die Hand anbieten, schon freiwillig, und sie merkt, dass diese sich nicht in ihren Augen komisch verhalten, z.B. über sie beugen, weil ich den Menschen vorher die richtige Körpersprache erkläre.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!