Jeff der Tagsüberhund-Was mach ich nur?

  • Hallo!
    Ich werde hier gerade ein bisschen wahnsinnig :headbash:

    So viele Spaziergänge habe ich jetzt schon darüber nachgedacht ob und was ich schreiben könnte. Und jetzt muss ich euch einfach mal von Jeff erzählen.
    Jeff ist unser halber Hund, ich sitte ihn unter der Woche während sein Herrchen in der Arbeit ist. Er wird morgens zu mir gebracht und abends wieder abgeholt. Ich sitte ihn seit 5 Monaten, und in den letzten zwei Monaten hatte sein Herrchen entweder frei oder sein Auto war kaputt, was heisst das ich bis vor ein paar Tagen immer nur für eine Mittags-Gassirunde zu ihm bin und er den Rest des Tages allein war. Ab und zu habe ich ihn auch morgens mit dem Rad abgeholt und wieder heim gebracht.

    Ich mache das Ganze nicht wegen des Geldes, sondern weil ich eigentlich ganz unbedingt gerne noch einen zweiten Hund hätte und sich die doofe Vernunft in mir (und vor allem in meinem Freund) momentan noch dagegen entscheidet.
    Naja nun zu Jeff, er ist ein 2,5 jähriger, unkastrierter, kurzhaariger und noch etwas speckiger Bordercollie. Er ist eigentlich ein Hund wie jeder andere auch - er will halt seinen Spass haben. ;)

    Mein Problem ist nur, dass ich mit gewissen Spassfaktoren dieses Herren nicht so ganz übereinstimme und ich leider nicht so wirklich weiter weiss. Letzten Endes ist es nicht mein Hund, und sein dazugehörendes Herrchen ist auch noch so eine Sache für sich...aber dazu später mehr.

    Was ich gerne verändern würde, sind folgende Situationen:
    1. Es kommt mir so vor, als habe Jeff einen ziemlich übersteigerten Sexualtrieb. Besonders das ständige Urin lecken nervt mich einfach um ehrlich zu sein. Er ist dabei so penetrant, nichts hilft. Wenns nach ihm geht muss die ganze Mannschaft stehen bleiben und warten bis er lange und genüsslich geleckt, markiert und gescharrt hat. "Nein" kennt er in solchen Situationen nicht, und überhaupt stellt er in solch selbst belohnenden Momenten natürlich gerne auf Durchzug.

    2. Ich weiss nicht genau wie ich das deuten soll, aber Jeffs Verhalten anderen Hunden gegenüber verändert sich zur Zeit. Sobald er einen anderen Hund sieht bleibt er erstarrt stehen und starrt sein Gegenüber an. Wenn ihm der andere nicht passt, wird geknurrt, gescharrt, gegrunzt und er bekommt nen Kamm. Im Freilauf reitet er auf und klebt Hündinnen generell am Hintern. Auch hier, "Nein" oder "Komm" ignoriert er.
    Anfangs war er nicht so, es lief gut mit allen Hunden und er war sogar immer gut abrufbar. Probleme die wir anfangs hatten waren eher Leinenführigkeit und Verfolgen (mich) im Haus; das habe ich aber gut mit ihm trainieren können.

    So, nun zu dem besagten Herrchen. Wir sind Anfangs ein paar Mal zusammen spazieren gegangen und seine Art mit Jeff zu kommunizieren ist einfach :hust:
    Das einzige was er seinem Hund entgegnet ist ein langes und drohendes "Duuuuuuuuu" für alles was Jeff so gerade tut. Er ruft Jeff nicht, er rennt und fängt ihn ein. Wenn Jeff an der Leine zieht zieht Herrchen Jeff zu sich und sagt "Duuuuuuu". Wenn Jeff Urin leckt wird er am Halsband weiter gezerrt.

    Das Beste sind die Erklärungen die ich immer für alles mögliche bekomme. "Jeff jagt Skater weil er ein Hütehund ist. Die machen ihn wild und er will sie hüten." Oder: "Jeff liebt alle anderen Tiere, aber manchmal mögen die anderen ihn nicht weil er sie anstarrt. Er starrt, weil BC´s Schafe beim Hüten auch anstarren."
    Was mir wirklich Leid tut für Jeff ist, dass er immer wieder Probleme mit dem Magen hat. Ich habe das Herrchen mehrfach nach dem Futter/Allergie usw. gefragt.
    Heute habe ich ihm wieder erzählt, dass Jeff jeden Tag eine Menge Gras frisst und die letzten Wochen war sein aufgeweichtes Trockenfutter auch Mittags wenn ich zu ihm kam noch im Napf. Da kam dann aber heute die weise Erklärung: "Er ist Gras, weil er Hunger hat. Heute hat er sein Frühstück nicht gegessen. Vielleicht ist er auch dehydriert, dann essen Hunde auch Gras." (Jeff trinkt ganz normal)

    Ich weiss einfach nicht was ich machen soll. Einerseits würde ich gerne mit ihm trainieren, aber es scheint so umsonst wenn er dann wieder nur angeduuuut wird. Ich versuche wirklich in respektvoller und neutraler Weise zu helfen und versuche dem Herrchen Tips zu geben um gewisse Situationen mit Jeff zu erleichtern (z.B. hat er Stress beim Auto fahren, ich schreibe dem Herrchen detaillierte Erklärungen per Mail wie er das trainieren könnte und rede mit ihm und er tut es dann wieder irgendwie ab und kommt mit einem seiner genialen Lösungen).
    Manchmal nervt es mich auch, einen rücksichtslosen Rüpel-Hund um mich zu haben. Besonders Begegnungen mit anderen Hunden sind dann einfach nicht mehr schön.

    Die Verhaltensweisen die ich an Jeff nicht mag und ich gerne trainieren würde setzen doch eine starke Bindung voraus, oder? Ich habe das Gefühl, dass ich Jeff ziemlich schnurzegal bin und weiss nicht wie ich das Problem anpacken könnte.

    Vielleicht habt ihr ja ein paar Tips, wie soll ich mich Jeff gegenüber varhalten und was mache ich eventuell falsch?
    Sorry, dass es so lang geworden ist. Musste das jetzt einfach mal loswerden. Auch wenn ich mir nie einen Hund wie Jeff selbst aussuchen würde, ich fühle mich schon verantwortlich und würde gerne mit ihm arbeiten, sodass ich nicht mehr genervt bing und er mit Hunden spielen kann anstatt sie anzumachen.

    Danke fürs Lesen!
    Liebe Grüsse :smile:

  • Also, ganz ehrlich, ich als alleinstehende Hundemama, die auch auf Sitter angewiesen ist, finde: Es nervt todes, wenn sich die Sitter so in die Erziehung reinhängen. Du bist ja nur für den Hund verantwortlich, wenn er bei dir ist. Dann kannst du es in Maßen(!) so machen, wie du es für richtig hälst. Der Rest der Erziehung ist Sache des Besitzers. Auch, was der Hund zu fressen bekommt etc. Ich finde es etwas übergriffig, dem Herrchen vorzuschreiben, was der Hund isst und wie er ihn erziehen soll.

    Mir wurde schon öfter gesagt, dass Hunde personenbezogen agieren und so erlebe ich es auch bei meinem Hund. Er verhält sich bei der Sitterin nochmal ganz anders als bei mir.

    Hätte ich einen Sitting-Hund, würde ich es so machen: Ich gehe mit dem Hund weitestgehend so um, wie ich es für richtig halte. Ich habe Regeln, allerdings muss ich die Regeln einhalten, die der Besitzer mir vorgibt. Ich würde keinesfalls mich in die Erziehung des Hundes einzumischen oder ihn noch enger an mich zu binden. Es ist eh schon schwierig genug, wenn man den Hund tagtäglich abgeben muss. Der Hund soll sich wohlfühlen und einigermaßen handlebar sein. Mehr braucht ein Sitter nicht zu tun finde ich.

    Warum soll der Hund keinen Urin lecken? Wenn es Überhand nimmt, geh halt einfach weiter. Vielleicht ist der Hund auch gestresst, aufreiten und hypersexuelles Verhalten spricht auch dafür. Vielleicht mag er gar keinen Freilauf mit vielen Hunden?

    Ist nicht böse gemeint und du meinst es sicher gut, aber ich sehe halt die andere Seite.

  • Ich verstehe was du meinst. Es stimmt, vielleicht sollte ich nicht mit meinen ganzen Ratschlägen kommen. Allerdings fragt der Besitzer mich auch oft nach solchen Sachen. Ich versuche schon so neutral wie möglich zu sein. Wenn der Hund Durchfall hat, sage ich dem Besitzer lediglich Bescheid. Wenn sich dann daraus ein Gespräch entwickelt, sage ich ihm was ich darüber denke.
    Klar kann er Urin lecken, was ich aber gerne trainieren würde wäre, dass er es sein lässt wenn ich es ihm sage. Ich möchte deswegen nicht ständig stehen bleiben und ich will ihn auch nicht hinter mir her zerren.
    Klar muss er nicht frei laufend mit anderen Hunden spielen. Aber was soll ich denn dann machen? Andere Hunde meiden? Ich habe einen eigenen Hund der gerne spielt und freundlich ist.
    Generell kommt mir Jeff schon gestresst vor, ja.
    Ich habe nicht vor die Bindung zu stärken...ich glaube halt nur, dass es Jeff egal ist ob er jetzt hier ist oder nicht.
    Er freut sich aber auch nicht besonders, wenn sein Herrchen ihn wieder abholt.

  • Hallo,

    ich würde auch einfach weitergehen und ihn gegebenfalls mitnehmen wenn er nicht kommt.
    Schluss aus fertig.

    Wenn er aufreitet, dann pflück ihn runter und verpass ihm eine Auszeit.

    Viele Border sind nicht so die Spielmonster und brauchen andere Hunde nicht wirklich. Auch das mit dem Starren stimmt teilweise überein.
    Bordercollies sind Hunde, die viel mit ihren Augen arbeiten (schau ihnen mal bei ihrer Arbeit zu, dem Hüten) und damit kommen einige Hunde nicht klar.

    An Deiner Stelle würde ich schauen, dass Du mit ihm klar kommst wenn ihr spazieren geht und mehr aber auch nicht.
    Der HH selbst muss ja mit seinem Hund klar kommen und wenn das alles für ihn so in Ordnung ist, dann ist es für ihn eben so.
    Das muss man akzeptieren als Sitter.

    Wenn er wirklich zu viel Stress hat, dann solltest Du eben Hundebegegnungen meiden oder eben getrennt mit ihnen laufen.

    Liebe Grüße

    Steffi

  • Danke fuer deine Antwort. Ich werde Begegnungen mit anderen Hunden meiden so gut es geht. Gerade heute hat sich Jeff mit einem anderen Hunden gekloppt. Es ist nichts passiert und ich versuche ohnehin schon besonders Rueden zu vermeiden...und heute ist es doch passiert. Ich war auf einer eingezäunten Hundewiese und habe den anderen Hund nicht kommen sehen...Sein Besitzer hat mir dann heute gesagt dass er möchte das ich Jeff, wenn er zu anderen Hunden gehen möchte, im Nacken packen soll, auf den Ruecken werfe und bestrafe. :(
    Jedenfalls sei das was er immer macht und ich sollte nicht zögern es ebenso zu tun.

    Was meint ihr zu dem Ganzen?
    Fuer mich wäre die Konsequenz aus Allem das ich das mit Jeff sein lasse. Schade eigentlich

  • Zitat

    Sein Besitzer hat mir dann heute gesagt dass er möchte das ich Jeff, wenn er zu anderen Hunden gehen möchte, im Nacken packen soll, auf den Ruecken werfe und bestrafe. :(
    Jedenfalls sei das was er immer macht und ich sollte nicht zögern es ebenso zu tun.

    Was meint ihr zu dem Ganzen?

    Gar nichts. Der Besitzer des Hundes hat keine Ahnung, er weiß weder, was er da für einen Hund vor sich hat, noch wie er in irgendeiner Weise mit ihm umgehen soll.

    Der Hund tut mir leid.

  • Ja mir tut der hund auch Leid!!! Deshalb wäre es ja auch schön, wenn ich einen Weg finden könnte weiter auf ihn aufzupassen. Aber so wie es jetzt ist ist Jeff gestresst und frustriert. Aber das ist er wahrscheinlich sowieso.

  • Ja, und ich denke auch, dass es immer schlimmer wird. Hattest du ja auch schon geschrieben...

    Ich weiß nicht, was ich tun würde.

    Auf der einen Seite sollte man den Besitzer vielleicht echt mal ins offene Messer rennen lassen und ihn nicht mehr unterstützen. Vielleicht wächst ihm das dann alles über den Kopf und er entschließt sich dazu, den Hund abzugeben.

    Aber was macht man, wenn nicht? Oder wenn er sich danach den nächsten Hund holt?

    So hat Jeff zumindest noch dich und ein wenig Abwechlsung.

    Aber ob das auf Dauer gut geht?

  • Ich finde es eigentlich gut, wie du es jetzt machst.

    Versuchen, aufzuklären, ohne dabei besserwisserisch rüberzukommen. Gerade wenn er fragt, versuchen, ihm zu erklären, wie du es siehst. Manchmal bringt es auch etwas, z.B. Buchtitel zu nennen, um das was man sagt auch unterlegen zu können und nicht nur leere Worte zu spucken. Man muss das halt gut verpacken, sodass es nicht belehrend wirkt. Und, auch wenns schwer fällt, freundlich bleiben.

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