Futterneid und Ressourcenverteidigung

  • Hallo liebe Foris,


    das Kernproblem steht ja schon in der Überschrift. Unser 6-Monatiger entwickelt extremen Futterneid und verteidigt Ressourcen (er verteidigte bereits einen Schuhkarton gegenüber einem anderen Hund). Wir hatten bereits das Problem gegenüber unserem Kater, da habe ich ihm aber unmissverständlich deutlich gemacht, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist. Das haben wir bisher sehr gut im Griff. Nun entwickelt sich dieser Futterneid immer mehr gegenüber anderen Hunden. Auf einer Wiese muss es nur gut duften, und ein fremder Hund kommt dazu, er verteidgt diese Stelle ungemein.
    Gegenüber uns hat er auch bereits Futteraggression gezeigt. Wir haben es aber recht fix in den Griff bekommen und für ihn sind wir keine Bedrohung mehr, sprich könnten wir ihm alles abnehmen. Das haben wir durch das altbewährte Tauschverfahren hinbekommen und sobald er ösig wurde, haben wir es kommentarlos abgenommen und erst später wieder angeboten.


    Hat jemand Erfahrungen, Tips, wie ich dieses Verhalten abtrainieren kann? Ich habe ihn, wenn er versuchte gegenüber dem Kater Futterneid zu zeigen, direkt in einen anderen Raum gesperrt und ihn erstmal runterkommen lassen. Das funktioniert gut. Allerdings frage ich mich, wie ich es draußen anstellen soll?


    Bin über jeden Rat dankbar.

  • Unser Kleinspitz (10 Monate alt) zeigt ein ähnliches Verhalten gegenüber unserem 2,5 Jahre alten American Border Collie.
    Bis zu einem gewissen Grad greifen wir nicht ein, sobald er aber zu aggressiv vorgeht, bekommt er eine deutliche Ansage (nein, weg usw.), wird vom "Grossen" weggeschoben, weggescheucht, oder ich als "Alphatier" nehme ihm seine "Beute" weg und behalte diese.

  • Ein Leidensgenosse. Frage mich nur, wie ich es mit etwas nicht fassbarem mache, wie zum Beispiel Geruch. Möglicherweise lagen dort Leckerlies und er riecht es noch. Abnehmen ist da leider nicht. Das
    Einzige, was ich mir vorstellen könnte, Abbruchkommando, Hund so schnell es geht wegnehmen. Erreiche ich denn so, dass er keinen Futterneid mehr zeigt? Oder kann man gezielt trainieren? Ich dachte daran, evtl. mithilfe unseres Retrievers ein wenig zu üben, z.B. beide erhalten Leckerlies, dass er merkt, dass er nichts verteidigen muss. Wobei auch das eigentlich sehr gut funktioniert. Er hat keinen Futterneid, wenn der andere Leckerchen bekommt. Nur dann, wenn er etwas selber findet, als "Seins" erachtet....

  • Wenn der "Kleine" den "Großen" von seinem Futternapf vertreibt, schnappe ich mir die "Wanze" und stelle ihn an seinen eigenen Napf.
    Beim Training, z.B. mit der Reizangel werden Kommandos wie z.B. Steh, Aus, Tauschen, Sitz und Platz geübt. Grundsätzlich bekommt immer(!) der "Große" zuerst Fressen, Wasser und vor allem Leckerlies beim Üben.
    Das funktioniert recht anständig.
    Schwierigkeiten haben wir z.B. dann, wenn der "Kleine" dem "Großen" Kauknochen, oder ähnliches stiebitzt, bzw. besonders dreist aus dem Fang nimmt!
    Wenn ich dies merke, nehme ich dem "Kleinen" seine Beute wieder ab und gebe es dem "Großen" wieder.
    Ich sollte vielleicht erwähnen, daß unser Border vor 2 Monaten einen "Kastrationschip" (ein saublödes Wort) bekommen hat und der "Kleine" im Moment voll in der Pubertät ist.
    Gelegentlich kommt es schon zu kleineren "Gefechten" um die Rangfolge zu ändern, allerdings halten sich die "Keilereien" noch im Rahmen.
    Sollte der "Kleine" zu derbe vorgehen, gehe ich dazwischen und beende das...

  • Ich bin am Ende mit meinem Latein. Hat noch jemand gute Ratschläge oder empfehlenswerte Literatur, wie ich einem kleinen Rabauken seinen Futterneid abtrainiere?
    In so vielen Büchern steht etwas über Futteraggression gegenüber Menschen, was wir aber schon aber längst und dauerhaft im Griff haben! Nirgends finde ich einen Eintrag, wie man Futterneid gegenüber Hunden/Katzen in den Griff bekommt.
    Wir hatten bereits eine Hundetrainerin da und nun ist Maulkorbtraining und Training eines Abbruchkommandos gefragt. Das ist ja auch gut und da werden wir dranbleiben, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, NUR mit einem Abbruchkommando etwas zu erreichen, versteht ihr? Das werde ich auch nochmal ansprechen, Samstag sehe ich sie wieder.


    Aber bis dahin... ich mache mir so viele Gedanken, es wäre zu schön, wenn wir das in den Griff bekommen. Meine Idee wäre eigentlich nicht nur in den Situationen, wo es schon scheint zu eskalieren, einzugreifen, sondern bereits von vorne aufzurollen, dh. beide bekommen Kauknochen in Sichtweite - angeleint, beide fressen ihren zu Ende, sodass der Kleine merkt "AHA! der will mir gar nix". Gibt es da spezielle Methoden, die ich vielleicht anwenden kann, um ihm erstmal Ruhe beim Fressen anzutrainieren und nicht dieses ewige Stieren auf den eigenen Kauknochen? Gibt es überhaupt gute Methoden, um einen futterneidischen Hund zu einem nicht futterneidischen Hund zu erziehen oder wird es dauerhaft ein Problem bleiben?


    :?

  • Zitat

    Wir hatten bereits eine Hundetrainerin da und nun ist Maulkorbtraining und Training eines Abbruchkommandos gefragt.


    Warum einen Mauli? :???:
    Beisst er denn richtig zu, wenn er verteidigt oder schnappt, prollt er nur?

    Zitat

    dh. beide bekommen Kauknochen in Sichtweite - angeleint, beide fressen ihren zu Ende, sodass der Kleine merkt "AHA! der will mir gar nix".


    Wenn du Pech hast generalisiert er da viel eher den Stress, den er mit der engen Distanz zu dem anderen Hund hat, statt das erlösende Gefühl und sein Futterneid verschlimmert sich.



    Zitat

    Gibt es da spezielle Methoden, die ich vielleicht anwenden kann, um ihm erstmal Ruhe beim Fressen anzutrainieren und nicht dieses ewige Stieren auf den eigenen Kauknochen?


    Was machst du, wenn er das macht?


    Zitat

    Gibt es überhaupt gute Methoden, um einen futterneidischen Hund zu einem nicht futterneidischen Hund zu erziehen oder wird es dauerhaft ein Problem bleiben?


    Tut mir leid, dass ich dir deine Träume nehmen muss, aber ein Ressourcenorientierter Hund wird immer ein Ressourcenorientierter Hund bleiben.
    Man kann durch Training eine enorme Besserung hervorrufen, die Streits vermeiden lässt, aber du wirst niemals (es sei denn es ist nur eine Phase!) so locker damit umgehen können wie bei 'normalen' Hunden.


    Generell habe ich da einpaar Fragen:
    Was machst du, wenn er einen Ball/ Stock verteidigt?
    Wie genau verteidigt er diesen (Bellen? Schnappen? Knurren?)?
    Wie schlimm kann es werden, wenn er nicht gestoppt wird?
    Wie genau läuft das Füttern/ Knochen geben ab?


    Wenn er einen Geruch oder irgendwas anderes, nicht Fassbares verteidigt würde ich ihn ganz simpel an die Leine nehmen und ignorieren. Ein Verhalten, welches sich nicht lohnt wird auf kurz oder lang ausbleiben. Man muss nur konsequent genug sein.

  • Zitat

    Wenn er einen Geruch oder irgendwas anderes, nicht Fassbares verteidigt würde ich ihn ganz simpel an die Leine nehmen und ignorieren. Ein Verhalten, welches sich nicht lohnt wird auf kurz oder lang ausbleiben. Man muss nur konsequent genug sein.

    h


    Der Gedanke mit dem Anleinen ist mir beim Durchlesen der letzten Postings auch gekommen!
    Unsere Trainerin hat uns das in einem anderen Zusammenhang ebenfalls empfohlen.
    Wenn z.B. Beispiel Besuch kommt, bzw. Handwerker am werkeln sind, wird zunächst verbellt, dann wird hochgesprungen, bedrängt, gepöbelt usw.
    Als Gegenmaßnahme hilft in schweren Fällen nur noch anleinen, ein entsprechendes Abbruchkommando und ein dauerhaften Platz zuweisen.
    Muss natürlich sofort gemacht werden und im ursächlichen Zusammenhang mit dem nicht erwünschten verhalten stehen, damit der Hund / die Hunde dies auch entsprechend verknüpfen.

  • Zitat


    Warum einen Mauli? :???:


    Er wird schon ziemlich ösig dabei, dh. er schnappt, ob er wirklich zubeißen würde, das weiß ich nicht. Er hat sich zumindest schonmal auf unseren Großen gestürzt, ist ihm auf den Rücken gesprungen, dabei ist aber nichts passiert. Da wir aber auch einen Kater haben und gerade ihm gegenüber der Futterneid eingeschränkt werden soll, ist ein Maulkorb da wohl besser. Bis der zum Einsatz kommt, dauert es sowieso noch, wir sind gerade dabei, ihn an diesen zu gewöhnen mit allerlei Leckerchen.


    Zitat


    Was machst du, wenn er das macht?


    Ich unterbreche jegliches Stieren direkt, hole ihn da mit Stimme oder Körperkontakt, dh. ich nehme ihn beiseite, hole ihn zu mir etc. Wenn er schon anfängt, sich da reinzusteigern, breche ich das in der Regel sofort ab.




    Danke für die Tips. Ich werde bei Knochen demnächst ihm Geschirr und Leine anlegen, dass ich ihn direkt stoppen kann! :smile:

  • Okay, ich sage dir jetzt mal meine ganz persönliche Meinung, die euch vielleicht helfen könnte, vielleicht aber auch nicht.
    Allein du kannst entscheiden inwieweit mein geschriebenes Wort auf euch zutrifft. :)
    Ich glaube nämlich, dass du da etwas falsch verstanden hast.
    Ich habe ja auch eine sehr ressourcenagressive Hündin, die durchaus blutig beisst, wenn man nicht einschreitet.
    Das wichtige ist zu verstehen, dass der Hund sich in der Lage sieht sein Gut verteidigen zu müssen.
    Er versteht nicht, dass du darauf aufpasst und er sich im Prinzip nur auf dich verlassen braucht. Genau das muss man einem Ressourcenagressiven Hund beibringen.
    Den Hund zu 'strafen', indem man ihn aus der Situation holt halte daher für den absolut falschen Weg.
    Die Verknüpfung, die dadurch entsteht hat zur Folge, dass der Hund nur anfängt auch vor dir zu verteidigen, immerhin nimmst du ihm im Endeffekt sein Objekt weg.
    Das mMn sinnvollste was man in einer 'stieren' Situation tun kann ist (kein Witz!): Loben, den anderen Hund wegschicken und dem Ressourcenagressiven Hund zeigen, dass Drohen absolut korrekt ist und sich für ihn lohnt. Austicken/ Überreagieren dagegen wird mit Strafe in Form von z.B. Leinenzwang oder Ausschluss quittiert.
    Der Hund soll lernen: mein Drohen bringt etwas. Mein Drohen hilft mir, mich dabei auszudrücken und deultich zu machen, wenn ich mich bedrängt fühle.
    Manch einer mag jetzt den Kopf schütteln. Aber manch einer hatte vielleicht nicht das richtige Timing, keine Konsequenz oder einfach eine andere Situation.
    Damit, dass du fremde Hunde wegschickst, wenn sich dein Hund bedrängt fühl zeigst du ihm ausserdem, dass DU dich um die Situation kümmerst und sie klärst. Du machst damit also deutlich, dass er sich auf dich verlassen kann.
    Ich ganz persönlich würde auch anfangen nebeneinander zu füttern. Hört sich jetzt erstmal irre an, nicht wahr?
    Aber sieh es mal so: mehr Lernsituationen bringen mehr Erfolg.
    Bei meiner Hündin habe ich das Füttern so gepackt: Ich habe sie an die Leine genommen, das Futter war schon in den Näpfen vorbereitet und stand in einem anderen Raum.
    Mit der Zweithündin zusammen sind wir dann in den anderen Raum gegangen, ich habe beide absitzen lassen (alles vollkommen ruhig und gelassen).
    Dann haben wir uns dem Napf genähert und sie durften auf Kommando fressen.
    Ein Ausschlaggebender Punkt war, dass ich zwei ganz verschiedene Näpfe hatte (einen großen, runden roten und einen kleinen Metallnapf), die NICHT getauscht werden durften. Der große rote war für die agressive Hündin, der andere für die andere Hündin. Die ganze Zeit über hatte ich sie an der Leine und sofort gestoppt, wenn sie anfing die zweite Hündin zu bedrängen. Die Konsequenz war absitzen und ruhig werden, dann durfte sie weiteressen.
    Die ersten 20/30 Mal musste ich echt danebenstehen wie ein Fuchs und aufpassen, aber mittlerweile, nach etwa 5 Monaten Training kann ich die beiden direkt zum Fressen schicken. Beide wissen welcher Napf wem gehört, beide wissen, dass nicht getauscht oder genervt wird und es funktioniert relativ gut.
    Was auch sehr gut geholfen hat war die Routine beim Essen. Der Ablauf war immer gleich, die Konsequenz immer gleich (Ausnahmen ausgenommen).
    Noch ein Wort: Agression ist in gewissem Maße normal und gesund. Ressourcenaggressive Hunde machen eigentlich 'alles richtig'. Sie drohen und gehen drauf, wenn dieses Drohen nicht beachtet wird.
    Und genau deshalb ist es wichtig dieses Thema nicht so negativ anzugehen, sondern zu versuchen die ganze Situation positiv zu halten. :)
    Übrigends: bei uns ist es auch so, dass mittlerweile alles okay, ist, wenn ich dabei bin. Bin ich allerdings nicht dabei und die haben irgendwas intressantes geht meine Hündin trotzdem noch drauf. Das zeigt mir, dass sie verstanden hat, dass ich ihr helfe, auch wenn es natürlich schade ist, dass sie diese Aggression immernoch hegt, auch wenn sie sie nur zeigt wenn ich weg bin.

  • Liebe MisaMisa,


    das ist wirklich ein komplett anderes Muster, von dem du erzählt hast. Ich hadere jedoch mit dem Loben beim Knurren. Ich weiß, wie du das meinst und verstehe durchaus, was du damit bezweckst. Allerdings ist das entgegen jeglicher Vorstellung, von der ich zu Anfang ausgegangen bin.
    Ich verstehe, dass Knurren eine normale Reaktion ist und bin auch durchaus bereit, ein gewisses Maß an Futterneid zuzulassen. Ich verstehe auch den Hund, der sein Teil behalten möchte. Wir Menschen sind da ja kaum anders. Nur meinst du nicht, dass man auch einem Hund beibringen kann, dass ihm von anderen Hund, ganz speziell unserem, nichts weggenommen wird und er sich somit entspannen kann? Das dauert vielleicht, aber eventuell versteht er es in einigen Monaten... Ich möchte die Hoffnung darauf nicht aufgeben, dass er zur Bestie wird, wenn es einen Kauknochen gibt. Unser Großer ist da nämlich souveräner, möchte auch nicht teilen (verständlich!), knurrt, nimmt das Teil und haut ab. Er macht schon verständlich, dass es seins ist, aber fährt nicht sofort wie wild aus der Haut... Es sind natürlich komplett andere Gemüter, jedoch hoffe ich, dass er eines Tages auch eine andere Lösung finden kann, als sich mit Schnappen oder gar Beißen zur Wehr zu setzen.

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