Welpe und Austesten der Grenzen

  • Zitat

    Seit zwei Tagen knurrt Joschi (so heißt er) mich an, wenn ihm etwas nicht passt (z.B. er nicht auf das Kommando "Aus" hört - was ja jetzt nicht unbedingt sein muß in dem Alter, aber ich bin konsequent und nehme ihm das dann weg - bislang ohne großes Aufhebens , bis eben nun das Knurren kam)
    Meine Reaktion ist dann diese, dass ich ihn recht schnell auf den Rücken drehe , mit fester Stimme nochmal "Aus" sage und dann , wenn ich sehe, dass er sich beruhigt, die Situation "entschärfe" indem ich ihn mit streicheln gehen lasse.



    Hallo Lena,


    ich finde es nicht okay, dass er für das nichtbefolgen eines Signals, dass er noch nicht beherrscht, bestraft wird.
    Erklär ihm, was "Aus" heißt. Hunde sprechen nämlich nicht von Geburt an Deutsch, sondern "Hund" und in der Sprache ist "in den Mund nehmen" beinahe so wichtig wie "Nase rein stecken"! Das geht am Besten über ein Tauschgeschäft und das funktioniert so: der Joschi ist an der Leine (damit er nicht abhauen kann, der kleine freche Terrier :freude: ), Du gibst ihm ein Spielzeug, das er festhalten darf. Dann hälst Du ihm das aller verführerischste Leckerchen unter die Nase, das es gibt. Vermutlich wird Herr Terrier nun das Maul öffnen um das Spielzeug fallen zu lassen. Den Moment mußt du genau abpassen und "Aus" (freundlich - keep smiling!!) sagen. Herr Terrier bekommt ein dickes Lob, das Leckerchen und auch gleich das Spielzeug zurück. (Wenn er es zuverlässig nimmt, kannst Du auch dieses schon mit einem Signal (z.B. "Nimms" oder "Tragen") belegen.) Nun hat er also das Spielzeug wieder im Maul und du startest eine neue Runde: Leckerchen unter die Nase halten, beim Öffnen des Maules "Aussagen". Das ganze mehrfach wiederholen. Das ganze machst Du 5 Mal am Tag mit so vielen Wiederholungen, wie geht, ohne dass ihm langweilig wird.


    Mit Deiner derzeitigen Methode reagierst Du aggressiv auf ein Verhalten Deines Hundes. Das unter anderem den Nachteil, dass Du nicht abschätzen kannst (keiner kann das) inwieweit sich das nachteilig auf die Entwicklung seiner Persönlichkeit auswirken wird. Terrier sind nicht bekannt für ihre liebevolle Nachsichtigkeit. Sie wurden dafür gezüchtet, unterirdisch (daher der Name) Ungeziefer (alles von der Größe einer Minimaus bis zum Dachs, der größer ist, als die meisten Terrier) zu stellen, anzugreifen und zu töten. Dazu muß man selbstbewußt, mutig, wehrhaft und angriffslustig sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deiner sich diese Behandlung lange gefallen lassen wird, ohne sich zur Wehr zu setzen (und der Hund trägt die Waffen seiner Wahl 24/7 mit sich herum und zwar im Mund!!), ist ehr gering. Mit anderen Worten, Du provozierst einen Beißvorfall.
    Sorg dafür, dass der Hund nur noch erlaubte Sachen in den Mund nehmen kann. Übe die Bedeutung des Wortes "Aus" auf freundliche Art und Weise wie oben beschrieben, dann kennt er die Bedeutung und wird es auch gerne ausführen, weil er gelernt hat, dass das ein lohnenswertes Verhalten ist.





    Stell klare Regeln auf. Lass den Zwerg NICHT einfach zu jedem Hinlaufen. Manche Leute haben nämlich Angst vor Hunden. Ich finde, dass hier auch die Halter kleinerer Hunde gefordert sind - Hundeängstliche Menschen dürfen nicht von Hunden belästigt werden - das schädigt das Image der Hundehalter! WEnn die Menschen von sich aus sagen, dass sie Deinen Hund streichenl möchten, ist das etwas anderes, aber vorher muß der Hund gelernt haben, dass er erst bei Dir anfragen muß, ob er die Menschen begrüßen darf, oder nicht.
    Das kann er lernen, indem er ein "automatisches Sitz, wenn mein Mensch stehenbleibt" lernt. Das geht so: Gestartet wird diese Übung ohne Ablenkung zu Hause. Du hast den Mini wieder an der Leine. Stehst rum bis der junge Mann sich setzt (u.U. kann das Dauern, also große Tüte Geduld mitbringen). Dickes Lob, leckeres Leckerchen. Wen er dabei aufsteht, kein Problem. Das gibt Dir die Möglichkeit, sofort einen neuen Durchlauf zu starten. Du gibst kein (!!!) Sitz-Signal, der Hund soll von selber darauf kommen, dass er sitzen soll, wenn Du stehen bleibst. Das Ganze wiederholst Du, bis es sitzt, dann steigerst Du die Anforderung. Du kannst ihn z.B. zum Toben animieren, wenn er vergnügt durch die Gegend hüpft (immer noch an der Leine), erstarrst Du plötzlich zur Salzsäule und wartest bis er sich setzt. Dickes Lob, wildes Hüpfen zur Belohnung. Wieder zur Salzsäule erstarren. Es ist ein bißchen wie die Reise nach Jerusalem: Wenn die Musik stoppt (Du wirst zum Standbild), muß der Hund sich schnellstens einen "Stuhl" :wink: suchen...
    So wir es ihm zur Gewohnheit, sich zu setzen, wenn ihr am Straßenrand, beim Schaufensterbummel oder beim kurzen Gespräch mit Passanten stehen bleibt.
    Du kannst das ganze Steigern, indem Du "Ich streichel Dich nur, wenn Du sitzt" einführst. Das Ansatzverhalten hast Du schon trainiert. Da dein Baby ja doich recht klein ist, muß Du Dich zum Streicheln ja herunter beugen. Springt er auf, hat er "Pech gehabt" und Du stellst die wieder gerade hin bis er sitzt. Sitzt er, beugst Du Dich wieder runter. Springt er auf "Pech gehabt". So lange bis er begreift, dass er nur gestreichelt wird, wenn er höflich sitzen bleibt.
    Wenn also Leute, denen Du begegnest, ihn Streicheln wollen, müßen sie sich an diese Regeln halten und notfalls sich ein wenig mit Rumpfbeugen in Form bringen.


    Die gleiche Übung kannst Du auch für Hundebegenung an wenden. Lass Dich keinesfalls von Deinem Hund zu einem anderen Hund hinziehen. Frag die Leute, ob Kontaktaufnahme der Hunde okay ist (manche Hunde können gar nicht auf Welpen und großen Hunden sind wuselige Kleinhunde auch gelegentlich mal supekt...). Lass den Zwerg "fragen" ob er Kontakt aufnehmen darf (wie, ist oben beschrieben).
    Und: an der Leine wird NICHT getobt. Das führ im harmlosen Fall nur zu Verwicklungen in Hundeleinen, im Schlimmsten Fall zu wilden Beißereien, weil "verwickelte" Hunde plötzlich nicht mehr ausweichen können und in Panik geraten.


    Grundsätzlich tun Welpen alle möglichen Übungen zur Impulskontrolle gut (Beiträge dazu über die Suchfunktion suchen).


    Mit dieser Art von Training erklärst Du Deinem Hund konfrontationsfrei die Regeln des Zusammenlebens mit Menschen. Du brauchst nicht zu schütteln, drücken, drehen, oder schreien. Du hast ein Gehirn!

  • Ein toller Beitrag, von dem man viel lernen kann.Danke Shoppy!Ich versuche es jatzt auch mal auf diese Weise.Vielleicht weiß Jacko wirklich nicht, was AUS heißt und zerrt an meinem Bein und meinen Nerven.Guter und einleuchtender Tip.Ich werde sicherlich auf Dich zurückkommen.Kann man Nicks auch suchen?

  • Hallo :winken:


    ich muss Shoppy zustimmen!!!


    Man darf einen Hund nicht dafür bestrafen, dass man ihm etwas abverlangt, ohne es vorher ausreichend und richtig geübt zu haben!


    Warum passiert das vor allem immer wieder beim Kommando 'Aus'? Auch das 'Aus' will mit positiver Bestärkung geübt werden! Viele tun so, als sei das Ausgeben eine Art Kontrollübung, mit der man beweisen kann, dass man als Mensch am längeren Hebel sitzt. Das merkt man schon daran, dass das 'Aus' oft im Sinne von 'Pfui' oder 'Nein' verwendet wird.


    Zu den beschriebenen Übungsmöglichkeiten kann ich noch folgendes ergänzen: Neben den 'Tauschgeschäften' kann man dem Hund das Kommando 'Aus' auch damit beibringen, dass man immer dann, wenn er ein Spielzeug zufällig bzw. aus freien Stücken fallenlässt, das Wort 'Aus' sagt. Wenn der Hund das Wort kann, dann kann man das Aus zusätzlich positiv belegen: Hält man das Spielzeug (etc.) in der Hand und der Hund gibt auf Kommando aus, wirft man ihm das Spielzeug sofort vor die Füße, so dass er es direkt wieder 'fangen' und 'totschütteln' darf und kann. Die Distanz zum Hund, mit der die 'Beute' zum erneuten 'Jagen' auf den Boden geschmissen wird, kann je nach Übungsstand vergrößert werden. Auf ein 'Aus' sollte in den ersten Übungsmonaten immer eine positive Reaktion folgen! Unsere Hündin gibt gerne und zuverlässig 'aus', weil sie weiß, dass darauf auch heute noch oft eine Belohnung folgt, meist ein Zerr- oder Wurfspiel, bei dem sie gewinnen darf.


    Die in der Erziehung so wichtige Konsequenz hat übrigends nichts mit Bestrafung o.ä. zu tun. Es bedeutet nur, dass man sich selbst an die Regeln hält, die man aufgestellt hat. Nur ein berechenbarer und souveräner 'Rudelführer' (wenn man als Mensch überhaupt so etwas sein kann - da scheiden sich ja die Geister, ich verwende den Begriff jetzt mal ganz ungeschützt...), der einen Hund nicht grundlos unterwirft, wird von seinem Hund ernst genommen.


    Das 'Auf den Rücken werfen' wurde uns in der Hundeschule gezeigt und ist dort viel eher ein 'auf den Rücken LEGEN'. Wenn man diese Art der Bestrafung überhaupt anwenden will (und bei Lappalien schon mal gar nicht), sollte man dabei ganz ruhig vorgehen. Ohne Schreierei, Geschimpfe oder sogar Schmerzzufügung. Außerdem sollte man vorher ein 'Nein' o.ä. verwendet haben, das der Hund nicht befolgt hat (sonst gibt es eh keinen Grund, den Hund zu bestrafen). Man legt den Hund hin und hält ihn kommentarlos fest. Sobald er sich beruhigt hat und den Kopf zur Seite legt lässt man ihn wieder los. Dann sollte man ihn 'ne Weile ignorieren. Wenn man dann trösten würde, würde der Hund zurecht denken, man wäre übergeschnappt.


    Außerdem sollte der Hund vorher schon mal die Erfahrung gemacht haben, von seinem Halter in einer ruhigen, evtl. sogar schmusigen Situation auf den Rücken gedreht worden zu sein. Sonst bekommt er einen riesen Schreck. Es sollte eine souveräne GESTE bleiben - und kein agressiver Beweis für körperliche Überlegenheit!


    Man kann diese Art der Bestrafung wie den 'Schnauzengriff' unter Hunden beobachten. Obwohl sie also ein natürliches Verständnis für diese Handlung besitzen, ist es für den Menschen schwer, es richtig zu imitieren. Beispiel: Wer den Schauzengriff zu locker macht, wird nicht ernst genommen. Wer es übertreibt, verliert auf Dauer das Vertrauen seines Hundes. Und was soll ein 15 Wochen alter (stimmt jetzt hoffentlich) Hund schon machen, um eine solche Reaktion zu verdienen?


    So, jetzt hab' ich wieder 'nen Roman geschrieben, sorry und LG,
    Toki :sport:

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