Pergolid für Cushing Hund?

  • Hallo zusammen,


    ich wollte nachfragen, ob hier auch jemand ist, dessen Cushing-Hund (mit vermutlichem Tumor an der Hypophyse) mit Pergolid (wird beim Pferd bei Cushing verwendet) behandelt wird bzw. ob jemand weiß oder sich zumindest "zusammenreimen" kann, weshalb beim Hund normalerweise Trilostan und nicht Pergolid angewandt wird?!


    LG Bea

  • Hallo,
    das ist eine Frage, über die ich bis hierher noch gar nicht nachgedacht hatte...dabei steht hier ein ECS-Pony im Auslauf...und Cushing beim Hund ist leider auch kein Fremdwort für mich.


    Aber es hat mich neugierig gemacht - und wie ich es vermutet hatte, ist es wohl so, dass Hunde das Pergolid anders verstoffwechseln als Pferde und somit bereits therapeutische Dosen zu solch unangenehmen Nebenwirkungen führen, dass die Therapie ad absurdum geführt werden würde.


    Hier mal ein Link dazu (übrigens bei allen Vet-Medis eine hilfreiche Seite):
    http://www.vetpharm.uzh.ch/rel…?wir/00006610/4221_00.htm


    Verglichen dazu wird das Trilostane einfach besser vom Hund vertragen - eben dadurch, dass es in der Wirkkette des hypophysären Cushings an anderer Stelle eingreift.


    Auch dazu der Link:
    http://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00001364/7353__F.htm


    Links übers Menü kommt man an alle weiteren Punkte wie Dosierung, Toxizität, Nebenwirkungen, etc.


    Davon ab gibt es das Pergolid extra für Pferde ja noch gar nicht soooo lange (zum Leidwesen von uns ECS-Pferd-Haltern, dadurch ist es nämlich wesentlich teurer geworden...vorher das umdeklarierte Medikament aus der Humanmedizin war deutlich günstiger), es hat keine Zulassung für Hunde und solange es ein Alternativpräparat für Hunde gibt, darf der TA nicht ohne Weiteres ein nicht für die Tierart zugelassenes Medikament umwidmen.


    Aber ich denke wirklich, der wesentliche Punkt ist die schlechtere Verträglichkeit beim Hund.


    LG, Chris

  • Ja, ich habe mich mit der Toxizität auch schon ein wenig auseinandergesetzt - allerdings ist es ja nur bei wirklich recht hohen Dosen mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden, oder sehe ich da was falsch:


    "Hund
    Bei der oralen Gabe von 0,1 - 2,5 mg/kg/Tag über 3 Monate kommt es bei allen Dosierungen zu klinischen Symptomen, wie Erbrechen, Hypoaktivität, kurze Episoden von Schüttelfrost und eine verminderte Zunahme des Körpergewichts. Diese Symptome sind der pharmakologischen Wirkung von Pergolid zuzuordnen. Der NOAEL (no observed adverse effect level) und der NOEL (no observed effect level) liegen unter 1 mg/kg/Tag (Francis 1994)."


    Dass heißt, dass bei einem Hund mit 30 kg eine Gabe von 3mg täglich nach 3 Monaten zu Vergiftungserscheinungen führen würde - das wäre ja dann aber auch die empfohlene Dosierung für ein Pferd mit 500 kg... :???: Also kein Wunder, wie ich finde... Oder "verpeile" ich da was?


    Der Hintergrund ist folgender: Der Hund einer Freundin, die wirklich sehr wenig Geld zum Leben haben, leidet seit etwa 2 Jahren an Cushing - seine Symptomatik wird allerdings immer schlimmer und es wäre eigentlich eine höhere Dosis notwendig, was dann 150 EUR monatlich wären. Das kann sich die Familie allerdings nicht leisten und deshalb bekommt der Hund nun noch für einen Monat die erforderliche doppelte Dosis und soll dann Anfang Januar eingeschläfert werden. Nun kam mir der Gedanke mit dem equinen Cushing - und da bei der Hündin durch Ausschlussverfahren die Vermutung auf einen Tumor an der Hypophyse besteht, setzt die Behandlung mit Pergolid ja eigentlich sogar an der "richtigen" Stelle an... :roll: Nunja, ich habe heute morgen mal mit unserem Pferde-TA telefoniert - er meinte er habe sich da noch nie Gedanken drüber gemacht; man bekäme einfach gelehrt Pferde-Pergolid, Hunde-Trilostan. Er könne sich schon vorstellen, dass es funktioniert - aber er DARF mir dazu nicht raten... Klar... Allerdings meinte er auch, dass der Hund ja eigentlich nichts mehr zu verlieren habe...


    Hmmm....


    Da Böhringer vor ein paar Jahren extra ein Pferde-Pergolid in sein Sortiment aufgenommen hat und dafür scheinbar ein vielfaches mehr verlangt als für das Menschen-Präparat, das ja nun aber nicht mehr verwendet werden darf - also scheinbar jegliches Bestreben der Pharmaindustrie darauf aus ist möglichst viel Kohle raus zu schlagen und den Preis künstlich in die Höhe zu treiben würde es mich auch nicht wundern, wenn der Profit der Grund für die strikte Trennung für die Therapie von Cushing bei Hund und Pferd wäre. Wer würde denn noch das Hunde-Medikament kaufen, wenn es in höherer Dosierung für das Pferd auch zu bekommen wäre bzw. wer würde seinem Pferd ein Medikament geben, das im Verhältnis zu Menge auch genauso teuer wäre wie das für den Hund??? :mute:


    Konntest Du konkret etwas finden, dass Hunde es nicht vertragen? Ich meine... für den Hund wäre es die letzte Chance...


    Wie gesagt, ist nur ein Gedankengang - nicht dass sich jetzt gleich wieder die ersten freuen wieder auf jemanden einschlagen zu können, weil er einen Hund als Versuchskaninchen verwenden möchte. Ist alles nur Theorie und nichts geplant. Es interessiert mich eben...

  • Hallo,
    das ist schon rein rechtlich eine schwer zu beantwortende Frage, die ich deshalb auch nur rein hypothetisch und ganz allgemein beantworten kann.


    Grundsätzlich gibt es ja die Möglichkeit, sich theoretisch darüber zu informieren, ob es Erkenntnisse und vor allem Einschleichdosierungen für Pergolid für Hunde gibt. Die Verstoffwechselung beim Hund ist anders als beim Pferd, deshalb können da ganz andere Dosis-Empfehlungen gelten. Das wäre sehr wichtig, herauszubekommen. Vielleicht wäre da der Pferde-TA ganz hypothetisch gefragt, doch noch mal ein guter Ansprechpartner. Viele Pferde haben übrigens bereits unter der niedrigsten therapeutischen Dosierung massive Nebenwirkungen. Das ist ein wenig wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.


    Weiterhin ganz grundsätzlich gibt es für einen TA immer die Möglichkeit, bei individueller Unverträglichkeit eines für die Tierart zugelassenen Medikamentes, so es keine Alternative gibt, Medikamente aus der Humanmedizin/oder für andere TA zugelassene Medis für dieses eine Tier umzuwidmen. Wie allerdings das genau stattfindet und inwieweit die Unverträglichkeit belegt sein muss, das weiss ich nicht, da müßte man seinen Haus-TA zu befragen.


    Ebenfalls ganz grundsätzlich könnte man sich mal im Hufrehe-Forum erkundigen, ob jemand bereits Erfahrungen in Sachen Pergolid und Hund hat. Dort ist ja auch ECS ein ganz grosses Thema.
    Mehr kann ich an dieser Stelle nicht raten.


    LG, Chris

  • Es reicht mir schon zu wissen, dass Du meinen Gedankengang nachvollziehen kannst - danke. ;) Und danke für Dein Interesse - ich werde ggf. weiter berichten.

  • Hallo Leute,


    ich wollte euch nur mitteilen, dass die Hündin meiner Bekannten - nach inoffizieller Rücksprache mit dem Tierarzt - nun seit Samstag (also heute ist der 6. Tag) anstelle von Trilostan Pergolid erhält. Die Hündin wiegt 30 kg und bekommt die Tagesdosis von 0,25 mg auf 2 Gaben (morgens und mittags) aufgeteilt, erhält also 2 x täglich 0,125 mg.


    Bisher zeigte sie ohne Medikation einen unstillbaren Hunger und Durst und pinkelte mindestens 1 x täglich in die Wohnung. Bei der Behandlung mit Trilostan 60 mg 1 x täglich besserte sich zwar anfänglich die Symptomatik, inzwischen waren aber 120 mg täglich notwendig geworden. Die Hündin zeigt aktuell mit 0,25 mg Pergolid die gleiche Besserung wie mit 120 mg Trilostan, sie hat zwar immer noch sehr guten Appetit, aber frisst längst nicht mehr alles fress- und nicht fressbare was ihr zwischen den Fang kommt, zudem hat sie erheblich weniger Durst und hat bislang auch nicht mehr in die Wohnung gepinkelt, zudem wirkt sie wacher und aufmerksamer und ist beim Gassigehen aktiver. Nebenwirkungen konnten bislang keine beobachtet werden, wobei sicherlich Langzeitschäden an den Organen auftreten werden - was aber bei Trilostan bestimmt auch der Fall gewesen wäre. Alles in allem sieht es momentan sehr gut aus und da das Medikament deutlich günstiger ist als Trilostan (durch "Beziehungen" kann sogar das Menschenpräparat verwendet werden und nicht das "Prascend" zur Behandlung des equinen Cushing-Syndroms, damit kommt die Familie dann bei der aktuellen Dosierung auf knapp 20 EUR im Monat) und es der Hündin wirklich recht gut geht, stehen die Chancen gut, dass sie noch mehrere Monate glücklich mit ihrer Familie leben kann. :gut:


    Ich wollte nur mal die aktuellen Erfahrungen niederschreiben - vielleicht interessiert es auch andere Betroffene. Wobei ich hiermit ausdrücklich jegliche Haftung oder Verantwortung meinerseits zurückweise, falls andere sich andere aufgrund meines Geschriebenen dazu animiert fühlen sollten, selbst an ihrem Hunden herumexperimentieren! Ich rate nicht dazu es ohne ärztlichen Rat selbst auszuprobieren!

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