Kleinkinder und Strassenhund -- kann das gutgehen?

  • Nachschlag zur Ängstlichkeit:
    ich würde die Kinderfreundlichkeit höher einordnen.
    Also ein kinderfreundlicher Hund mit einer gewissen Ängstlichkeit ginge u.U.. Aber wenn der Hund keine Kinder kennt oder sie gar als negativ verbucht hat UND dazu noch ängstlich ist: ganz schwer...

    Welchen Verlauf die Ängstlichkeit nimmt, kann keiner sagen. Das zeigt erst der Umgang mit dem Hund im Alltag, das zeigt erst die Zeit.
    Es gibt Hunde, die verlieren ihre Ängstlichkeit vollkommen.
    Und es gibt welche, die behalten Zeit ihres Lebens eine gewisse Grundängstlichkeit/-unsicherheit / Zurückhaltung /Schüchternheit - wie man das auch immer nennen will.

    Ich hab auch eine (ehemalige) Angsthündin. Sie wurde mir von der Orga als Anfängerhund verkauft. Ja, sie ist "eine ganz Liebe". Aber vieles von dem Lieben ist Angst gewesen, Tarnkappensyndrom, teils Angststarre!
    Sie hatte damit etwas unheimlich Hilfloses, was natürlich mein Herz rührte.
    Aber es war harte Arbeit, diesen Hund alltagstauglich zu machen. Auf deine Situation übertragen: Du hättest mit diesem Hund ein 3. Kleinkind dabei, auf das du aufpassen musst, dass du lenken musst, dem du etwas beibringen musst.

    Ich sehe inzwischen die Ängstlichkeit gar nicht mehr als das Hauptproblem an. Sondern: Fehlender Prägung in der Frühphase. Sozialisation und Erziehung lassen sich nachholen - Prägung nicht.
    Also: Wie ist der Straßenhund aufgewachsen? Kannte er zB die ersten Wochen nur die Höhle, in der er geboren wurde? Hat er überhaupt Menschen zu Gesicht bekommen? Hat er sie positiv erfahren - oder evt. nur als Steine werfende Gestalten kennen gelernt? (Auch: Kennt er Autos, Geräusche, ein Haus von innen,...)
    DAS sind prägende Erfahrungen, die sich ins Hundehirn einbrennen.
    Du kannst den Hund an ein anderes Leben gewöhnen. Aber so ein Höhlen- oder Kellerhund wird aller Voraussicht nach nie die Unbeschwertheit, Selbstsicherheit und Gelassenheit an den Tag legen (können) wie ein gut geprägter Hund.
    Deshalb sind die Ursachen der Ängstlichkeit sehr entscheidend. Und kann man die dir in diesem Fall sagen, kennt man sie?

  • Hi,
    ich kann BIG Joy nur beipflichten.

    Ich habe eine Bulgarin die mit 4 Monaten zu uns kam. Sie kannte nichts und hatte panische Angst vor allem und jedem. Hände am Kopf ging garnicht und Füße, fallende Gegenstände oder rückende Möbel lassen sie heute ( knapp 10 Jahre alt) immer noch wegschrecken. Bis sie alltagstauglich war hat es drei harte Jahre gedauert und Kleinkinder wären in dieser Zeit Stress pur geworden. Mein großer Sohn war schon außer Haus und mein jüngerer Sohn 12 Jahre alt und natürlich schon sehr verständig, ruhig und geduldig.
    Nun gibt es seit 2,5 Jahren ein Enkelchen und wenn Buffy sich in die Enge gedrängt fühlt knurrt sie, also immer mit einem Auge auf dem Hund, das Andere auf das Kleinkind und das war trotz nur 2-3 Stunden Besuchszeit schon sehr anstrengend.

    Fussel kam vor knapp 3 Jahren, viel zu früh, mit ca. 4 Wochen zu uns. Somit hatte er keine, durch die Mutterhündin, frühsoziale Phase erlebt und das äußerte sich in Knurren und Schnappen wenn ihm etwas nicht passte, arge Unsicherheiten gegenüber Kindern, ausweichendem Körperkontakt auch uns gegenüber. Es brauchte bis jetzt, das Fussel Sicherheit bekommt und auch selber Körperkontakt sucht. Auch in dieser Zeit wären Kleinkinder fatal gewesen, da diese Hunde Ruhe und sehr viel Geduld erfordern, somit die ganze Aufmerksamkeit brauchen und kein, sorry, Rambazamba und Kleinkindgeschrei.
    Hätte ich in dieser Zeit der Aufnahme Kleinkinder gehabt, hätte ich dieses Unterfangen nicht gestartet und ich weiss auch welche Aufmerksamkeit und Geduld die lieben Kleinen brauchen.

    Überlegt es euch sehr gut und ich gebe euch den Rat zu warten bis die Kinder größer, ruhiger und verständiger sind, denn oft läuft so ein Hund nicht nebenbei!

    LG Sabine

  • Zitat

    Aber nach all den Recherchen und Bilder über diese Hündin, fühlen wir uns fast schon irgendwie verpflichtet dem Tier gegenüber.... So blöd das auch klingen mag.

    Im Großen und Ganzen schließe ich mich den Worten von Quirina an.

    Ihr fühlt Euch fast irgendwie verpflichtet ... ok, dann denken wir doch mal weiter ... was, wenn es zu Problemen kommt (die aus meiner Sicht eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich sind) ... was geschieht dann mit dem Hund?

    Bei uns lebten schon mehrere Hunde mit ca. 10 Monaten, die direkt aus dem italienischen Tierheim zu uns kamen. Manche waren dort bereits zur Welt gekommen, manche lebten vorher in einer Familie und wurden - da unerzogen und anstregend - abgegeben.

    Eine Familie mit zwei so kleinen Kindern hätte von mir keinen dieser Hunde bekommen. Das mag nun hart klingen, aber zumeist sind diese Hunde schon gefordert genug, mit dem neuen Leben klar zu kommen.

    Viele Grüße

    Doris

  • Zitat

    Eigentlich weiss ich, dass Ihr alle recht habt mit den kritischen Antworten. Das "Lustige" ist, ich bin sonst eigentlich ein ziemlicher Vernunftsmensch. Aber nach all den Recherchen und Bilder über diese Hündin, fühlen wir uns fast schon irgendwie verpflichtet dem Tier gegenüber.... So blöd das auch klingen mag.
    Ich bin keine fanatische Tierschützerin - und meine Kinder sind mir das Liebste auf der Welt.

    ... und trotzdem lassen mich die Gedanken um diese kleine Maus einfach nicht los. So unvernünftig und risikoreich das Ganze auch ist.

    Es ist echt zum Haareausreissen. Wir überlegen uns das schon rund einen Monat. Nun müssen wir uns aber entscheiden, da die Kleine Ende Monat Flugpaten hätte.....

    In erster Linie habt ihr eine Verpflichtung euren Kindern gegenüber und da gilt es genau abzuwägen.
    Habt ihr Hunde Erfahrung ? Und ich meine damit nicht wir hatten schon 13 Jahren einen Hund, sondern habt ihr euch richtig mit dem Wesen auseinandergesetzt, Erfahrung im Thema Hundeerziehung, wisst ihr auch subtile Gesten eines Hundes zu deuten und einzuschätzen ?
    Habt ihr euch darüber Gedanken gemacht, was ist wenn der Hund doch anders ist wie erwartet ?
    Könnt und wollt ihr das dann auch mittragen ?
    Wenn dem so ist, bin ich definitv dafür, dass ihr die Hündin zu euch nehmt.
    Ansonsten Finger weg zum Wohle der Kinder und des Hundes.
    Die Prägephase ist die wichtigste Phase im Leben eines Hundes. Was ist in dieser Zeit schief läuft prägt den Hund für den Rest seines Lebens.

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