Knurrt mich an und will sich durchsetzen, wenn ...

  • Hallo,


    Emil, den wir seit jetzt 6 Wochen haben, hat so Situationen, da versucht er zu rebellieren, etwas durchzusetzen, wenn es ihm wichtig ist. Er ist ein Schäferhund-Mischlings/Senfhund, bald 7 Monate alt. Alles klappt in der Erziehung sehr toll, doch manchmal lässt er mich zweifeln und das ist jetzt das zweite Mal, wo so etwas vorkam.


    Heute waren wir auf einer großen Wiese, herankommen üben, mit 5m Schleppleine. Es war auch alles gut. Irgendwann hat ihn die Leine aber genervt, er entschied sich hinzusetzen und die Leine zu kauen. Als ich ihm diese dann wegnehmen wollte, kam ein schon ernsteres "Spielknurren", gepaart mit um mich herumturnen; er hat mich auch immer wieder (leicht) gebissen, ganz klar war, dass er wollte, dass die Leine da wegkommt. Nun, gegen wegschubsen und ignorieren hatte er auch was, dann kam wieder Knurren und Zwicken. Ich habe leider nicht die richtige Ruhe gehabt und war sauer und habe ihn runtergedrückt in dem Gedanken, er wird sich sozusagen "ergeben", aber im Gegenteil, dagegen hat er sich dann auch gewehrt, ich konnte ihn auch auf dem nassen Gras nicht kontrollieren, war eben scheiße gelaufen. Hätte mal tieeeeef durchatmen sollen ;). Also Situation aufgelöst, weitergegangen, am Ende der Schleppleine dann halt den Hund angezogen, und dann ging es normal weiter, als wenn nichts wäre.


    Nun ärgere ich mich, dass da mal ein typischer Machtkampf unter Männern lief. Eigentlich wollte ich das gar nicht so machen, sonden eher ignorieren, weitergehen und loben, wenn er die Leine loslässt. Ich weiß auch schon, was manche andere Leute empfehlen (ich kenne Leute aus Jägerkreisen): Hund muss Lektion bekommen und richtig verdrescht werden, dann macht er das nicht mehr. Aber das kommt nicht in Frage.


    Da nun viele auch noch einen HSH-Einschlag in Emil vermuten: Stimmt es, dass man bei solchen Hunden ganz anders vorgeht? Es sei auch so, dass wenn man versucht, sie mit Gewalt einzuschränken, sie sich unbedingt wehren wollen?


    Wir machen uns immer viele Sorgen: Muss ich jetzt Vertrauensverlust befürchten? Meine Frau hat in so einer Situation immer große Furcht, dass der Hund nicht in den Griff zu kriegen sein wird und dann zurück ins Tierheim muss. Ich meine "nur über meine Leiche" und vermute eher, dass solches Verhalten ganz typisch für Rüden sein wird und man da als Hundehalter durch muss und souverän werden muss... Aber Sorge habe ich auch.


    Ich wäre mal interessiert an Häufigkeit und Art von Rebellionen Eurer Rüden im Junghund-alter!


    Danke
    Micha


  • Für mich klingt deine beschriebene Situation eher nach einer starken Aufforderung zum spielen.


    Leinekauen - ihm ist langweilig und sucht sich andere Beschäftigung, vielleicht auch ein Zeichen der Überforderung, je nachdem in welcher Situation er dies tat.


    Knurren inklusive herumturnen und leichtes schnappen - Spielaufforderung, er wollte mir dir spielen


    Herunterdrücken macht man nicht, ihn in solch einer Situation noch herunterzudrücken ist ziemlich fatal, der Hund verbindet quasi seine Spielaufforderung mit "Aggression" deinerseits, keine gute Kombination.


    Was bietet ihr dem Hund täglich an Beschäftigung?

  • Das gleiche macht meiner auch wenn er spielen will xD einfach mit toben :) und wenn es genug ist mach ihm da sklar ohne gewalt anzuwenden :)

  • Hallo Micha,
    ich denke ihr habt einen Junghund aufgenommen und habt ihr ja nun auch nicht sehr lange.
    Er ist nun nicht wirklich lange bei Euch und ich denke er möchte mit Dir spielen.
    Das zwicken ist nicht böse gemeint von ihm.
    Ich würde ihm noch etwas Zeit geben, damit er sich noch einlebt.
    Herunterdrücken ist nicht gut, aber das weisst Du ja.
    Das Leinekauen kann man vielleicht mit einem Nein und dann wenn er sie loslässt mit einem Leckerli in den Griff bekommen.


    Er ist ein sehr schöner Bub ;)


    Was ist denn seine Vorgeschichte?
    Hat er schon Erziehung genossen oder kam er an und musste erstmal alles von ganz vorne lernen?


    Liebe Grüße

  • Hallo!


    Also erstmal kann ich dich beruhigen. Dies ist ganz normales Verhalten eines Hundes in der "Pubertät" in der sich dein Hund gerade befindet. Und die gute Nachricht: es ist nur eine Phase. Ob es nun spierisch bleibt oder ernster wird, der Hund wird in den nächsten Monaten häufiger austesten, wie weit er gehen darf.
    Den Hund mit Gewalt erziehen ist absolut falsch. Ein Hund der nur aus Angst vor Gewalt hört, befindet sich fast ununterbrochen in Stresssituationen und bleibt letztendlich unberechenbar. Aber das ist dir ja selbst schon klar.


    Den Hund insTierheim zurück zu geben nur weil er eine ganze normale hundetypische Entwicklungsstufe durch läuft, halte ich für sehr stark übertrieben.


    Versuche ruhig zu bleiben und ihm mit Konsequenz zu zeigen, wo seine Grenzen sind. Ja, ich weiß in dem Alter ist das manchmal schwer mit dem ruhig bleiben. Aber die Arbeit die jetzt in den Hund investierst, wird sich später doppelt und dreifach auszahlen.
    Mach' am besten nur Übungen, die du auch durchsetzen kann. Schleppleine finde ich sehr gut.
    Wenn er dich anknurrt oder ähnliches eine deutliches und klares: "Nein!" und die Aktion sofort unterbrechen. Also zum Beispiel die Situation an der Schleppleine den Hund an kurze Leine nehmen und Bei Fuß gehen oder ähnliches. Natürlich dabei auf keinen Fall ein Zerrspiel draus machen.


    Ich wünsch dir weiterhin viel Gelassenheit und gute Nerven. ;)

  • Also erstmal ruhig Blut :) lass dich nicht irre machen und einen gravierenden Vertrauensverlust wirst du mit Sicherheit auch nicht erlitten haben.


    Euer Hund verhält sich total normal, denn bedenkt wie kurz ihr ihn habt, wie alt er ist ... er steht jetzt kurz vor der Pubertät und sein Verhalten ist sowas von normal, dass gibt es gar nix. Das ist nicht rassespezifisch sondern einfach nur Rebellion ... wer einen Rüden hat, der hat nunmal ganz besonders viel Spaß bei der Erziehung.


    Nochmal zum Vertrauensverlust ... den erreichst du, wenn du mehrfach deinen Hund hängen läßt oder ständig unberechenbar bist. Einen wilden Jungspund mit runterdrücken zügeln zu wollen ist keine gute Idee, so wie es generell keine gute Idee ist, dies zu tun. Dein Jungspund wird sich aber sagen "was will der eigentlich" und es ggf. auch als Spiel empfinden.


    Bei euch muss sich ja auch noch einiges tun in Richtung "ankommen" (das dauert ca. 6 Monate - 1 Jahr) und auch eure Bindung muss sich ja erstmal festigen, bzw. entstehen. Von daher ruhig Blut und zukünftig auf Machtkämpfe verzichten :D .


    Die Situation selber war natürlich ungünstig. Du kannst ja auch nicht zuschauen (sprich Verhalten ignorieren), wenn er dir die Schleppleine durchkaut.
    Ich hätte in dem Moment die Schleppleine ausgeklingt, ihm die normale Führleine angemacht und wäre ein Stück gegangen bis er sich beruhigt. Dann neuer Versuch.
    Er hat sich gedacht, dass spielen mit dir lustiger ist als ödes Training... womit er ja auch Recht hat. Mach das doch ranruf Training eher nebenher und nicht aktiv. Beschäftige ihn mit geistigen Dingen, verstecke Leckerchen am Wegesrand, lass ihn aportieren, etc. und nebenher läßt du das ranrufen mit einfließen.


    Ansonsten stellt euch einfach drauf ein, dass die nächsten Monate nicht einfach werden, denn genau wie Kinder in der Pubertät sind Hunde in der Pubertät zum an die Wand klatschen, da heißt es viel Geduld und Spucke, Konsequenz und Führungsqualität. Er muss sich nach dir richten können, dass kann er nicht, wenn du handelst wie ein Irrer :D von daher entspann dich und werde souveräner. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.


    Übrigens ist euer Hund traumhaft schön :)

  • Hallo Micha,


    also erstmal zu deinem Machtkampf, damit erreichst du eben das, was du beschrieben hast, er wird nur noch wütender...was das verdreschen angeht, kann ich dir nur eins raten, lass es lieber wirklich! Das einzige was du damit erreichst ist ein ängstlicher, unsicher oder gar aggressiver Hund, der dir nicht mehr so gut über den Weg traut... Gerade bei jungen Herdenschutzhunden ist es eben, so das sie immer mehr selbständig handeln wollen und dabei auch nicht gerade fein sind... Du musst immer ruhig bleiben und nicht wütend werden...das bringt nix...versuche durch zuatmen und ihn von seinem Verhalten abzulenken, renn z.B ein Stück weg und locker ihn auf, dann beginn deine Übung von neuem. Wenn du merkst er kann sich nicht mehr konzentrieren, dann beende die Übung mit einen Sitz z.B also etwas, was er kann und befolgt, dann spiel mit Ihm oder gib ihm ein Leckerlie und lege eine Pause ein. Wenn er zwickt, dreh dich weg und schau ihn nicht an, hört er nicht auf, dann mach ihm deutlich klar, dass du das nicht möchtest und entferne dich wieder ein kleines Stück, wichtig ist aber, das du nicht vor ihm weg läufst oder er denkt du spielst mit.

  • Ich habe jetzt nicht so viel Zeit zum Antworten. Danke schon mal, das baut mich auf, heute war ein eher schwieriger Tag. Es zeigt sich einmal mehr, dass wenn der Hund gefordert/überfordert ist (heute HuSchu mit Dingen, die er konsequent verweigert: durch Röhre gehen. Und schon gar nicht, wenn lauter Hunde um einen herum sind), er giftig wird. Wenn er an der Leine ist und ungeduldig wurde, schnappte er böse nach allen anderen Hunden die es wagten, in der Nähe zu sein. Obwohl er im Freilaufteil verträglich ist. Na ja, anderes Thema. Jetzt ist Ausruhen angesagt.

  • Zitat

    Heute waren wir auf einer großen Wiese, herankommen üben, mit 5m Schleppleine. Es war auch alles gut. Irgendwann hat ihn die Leine aber genervt, er entschied sich hinzusetzen und die Leine zu kauen. Als ich ihm diese dann wegnehmen wollte, kam ein schon ernsteres "Spielknurren", gepaart mit um mich herumturnen; er hat mich auch immer wieder (leicht) gebissen, ganz klar war, dass er wollte, dass die Leine da wegkommt. Nun, gegen wegschubsen und ignorieren hatte er auch was, dann kam wieder Knurren und Zwicken. Ich habe leider nicht die richtige Ruhe gehabt und war sauer und habe ihn runtergedrückt in dem Gedanken, er wird sich sozusagen "ergeben", aber im Gegenteil, dagegen hat er sich dann auch gewehrt, ich konnte ihn auch auf dem nassen Gras nicht kontrollieren, war eben scheiße gelaufen. Hätte mal tieeeeef durchatmen sollen ;). Also Situation aufgelöst, weitergegangen, am Ende der Schleppleine dann halt den Hund angezogen, und dann ging es normal weiter, als wenn nichts wäre.


    Nun ärgere ich mich, dass da mal ein typischer Machtkampf unter Männern lief. Eigentlich wollte ich das gar nicht so machen, sonden eher ignorieren, weitergehen und loben, wenn er die Leine loslässt. Ich weiß auch schon, was manche andere Leute empfehlen (ich kenne Leute aus Jägerkreisen): Hund muss Lektion bekommen und richtig verdrescht werden, dann macht er das nicht mehr. Aber das kommt nicht in Frage.


    Da nun viele auch noch einen HSH-Einschlag in Emil vermuten: Stimmt es, dass man bei solchen Hunden ganz anders vorgeht? Es sei auch so, dass wenn man versucht, sie mit Gewalt einzuschränken, sie sich unbedingt wehren wollen?


    er sieht schon ziemlich "Herdenschutzig" aus, finde ich.


    Ich würde mich grundsätztlich nicht auf echte oder vermutete Machtkämpfchen einlassen. Da kannst Du nur verlieren. Denn was sind die möglichen Ergebnisse:
    Hund ist stärker als Du, und weiß das auch umzusetzen - dann hast du möglicherweise entsprechende Löcher im Pelz
    Hund ist schneller - dann flutscht er Dir weg.
    Hund ist zwar eigentlich stärker oder schneller als Du, läßt sich aber einschüchtern - zunächst, keine Nachteile erkennbar ;)
    aus "zunächst keine Nachteile erkennbar" kann Dir aber schnell einiges an Problemen erwachsen. z.B. das der Rückruf, an dem Ihr gerade arbeitet, eine Lernkurve steil abwärts zeigt, ups.


    Was würde ich nun also machen:
    Du hast geschrieben, dass er auf der Leine gekaut hat. Das bedeutet, dass dabei das Maul bewegt wird, sprich es gib t Momente, da gehen die Zähne auseinander:
    Das markiere ich mit einem Signal, dass bedeutet "find ich toll, das Verhalten, dafür bekommst Du eine Belohnung, und bitte wiederhol das Verhalten" - ich verwende dafür einen Clicker oder alternativ ein Markerwort, z.B. YES
    Dann fliegt ein Leckerchen vor den Hund
    Ich grabbele nicht nach dem Teil im Hundemaul, das darf drinbleiben, und es ist auch nicht weiter schlimm, wenn der Hund das einzelne Leckerchen nicht aufsammelt.
    Ich gucke aber auf weitere "Maulöffner" und markiere die wieder mit YES oder dem Clicker gefolgt vom Leckerchenwurf. Das wiederhole ich einfach so lange, bis der hund das Teil ausspuckt, um die Leckerchen auf zu sammeln. Das kann man dann auch prompt noch mal markieren und belohnen.



    Vertrauensverlust ist eine mögliche Nebenwirkung von Training mit aversiven Reizen. Je nach Temperament des Hunde äußer sich das sehr unterschiedlich und nicht nur, wie man vielleicht vermuten würde mit Angst.


    Wenn eine Partei nicht mehr darauf vertrauen kann, dass der andere sich nett und friedlich verhält, könnte er sich auf die "Angriff ist die beste Verteidigung"-Methode umsteigen. Bei einem Herdenschutzhund oder Mix würde ich DAS unter allen Umständen vermeiden wollen :smile:

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