Angst vor anderen Hunden

  • Hallo ihr Lieben,


    seit nunmehr einem Monat lebt Tila, eine ca. 7jährige Mischlingsdame bei mir. Sie ist aus dem Tierheim, daher weiß ich nicht genau wie ihr bisheriges Leben verlaufen ist.
    Sie ist sehr lieb, verschmust, hört auf die Grundkommandos, ist sehr Frauchen-bezogen und hat keinerlei Jagd-, dafür aber einen umso größeren Spieltrieb.. Bis dahin ein absoluter Traumhund :liebhab:


    Leider ist sie jedoch bei anderen Hunden extrem ängstlich.. Insbesondere, wenn die Hunde größer sind als sie (sie ist ca kniehoch) und/oder stürmisch auf sie zurennen zieht sie sofort die Rute ein und versucht langsam zur Seite zu "schleichen". Dabei ist es egal, ob es sich um Hündinnen oder Rüden handelt. Wenn der Hund dann nicht weiter weg geht bzw. noch näher an sie ran kommt, dann beginnt sie zu knurren und hat auch schon mal "in die Luft" geschnappt um sich Gehör zu verschaffen. Sie beißt den Hund dann zwar nicht, aber je nachdem wie das Gegenüber das auffasst, könnte das schon zu einer Beißerei führen -> :aengstlich:
    Ich würde das wahnsinnig gerne ändern und habe schon versucht ihr durch mein Verhalten zu zeigen, dass der andere Hund okay ist, doch irgendwie weiß ich nicht so recht, wie ich ihr diese Angst nehmen kann.


    Prinzipiell ist sie gar nicht an anderen Hunden interessiert. Sie schaut zwar ab und zu, wendet sich dann jedoch i.d.R. gleich wieder ab und will weiter spielen.


    Manchmal wedelt sie aber auch selbst freudig mit dem Schwanz und geht auf den anderen (in diesem Fall kleineren) Hund zu, sie beschnuppern sich und alles scheint okay.. Und plötzlich dann wieder das knurren und schnappen :???:


    Wenn wir draußen sind und fremde Hunde kommen versuche ich zZ immer sie durchs weiterspielen "abzulenken", da sie scheinbar eh kein interesse hat, dies ist jedoch natürlich kein Dauerzustand und hilft erst Recht nichts, wenn fremdes Herrchen/Frauchen seinen/ihren Hund nicht unter Kontrolle hat und der Hund wie ein Irrer auf uns zugerannt kommt :motzschild:


    Ich hoffe ihr könnt mir Tipps geben!

  • Ich würde es akzeptieren, dass sie andere Hunde nicht so mag und keinen Kontakt provozieren. Mein Ziel wäre eine "friedliche Koexistenz".


    Wenn ein Kontakt freundlich verläuft, würde ich noch im Freundlich-Zeitfenster den Kontakt beenden und weitergehen. Denn: Der letzte Eindruck ist das, was der Hund für die Situation abspeichert.


    Wenn sich dein Hund am anderen Hund versucht vorbei zu schleichen, ist das eine deutliche Hundesprache. Ich nenn das bei meiner immer "sich unsichtbar machen". Wenn ein anderer Hund das ignoriert und doch hingeht, finde ich ein Abwehrschnappen zur Wahrung der eigenen Individualdistanz okay!
    Das heißt nicht, dass deine Hündin damit Streit anfängt oder provoziert!
    Selbst wenn der andere Hund das so missversteht, hat deine Hündin weiterhin die Möglichkeit, sich deskalierend zu verhalten! Meine Hündin zeigt mitunter auch Abwehrschnappen. Als sich das ein Hund mal nicht gefallen ließ und nachsetzte, hat sie sofort den Rückwärtsgang angetreten, worauf hin der andere Hund auch sofort wieder von ihr abgelassen hat. - Mich hat diese Situation sehr entlastet, weil ich bis dato auch dachte "Au weia, wenn sie mal mit ihrem Schnappen an den Falschen gerät..." - Es passierte und endete nicht in einer Beißerei ;)


    Was Hundebegegnungen häufig gut entspannt ist, wenn man nicht stehen bleibt, sondern sich weiterbewegt - ob alleine mit seinem Hund oder zusammen mit dem anderen HH und dessen Hund.
    Wenn ein Hund allerdings auf euch zugerannt kommt, würde ich stehenbleiben, um Ruhe in die Situation zu bringen. Die meisten rennenden Hunde verlangsamen dann ihr Tempo, weil sie keine Menschen über den Haufen rennen wollen. Ist der andere Hund dann stehen geblieben oder langsamer geworden, gehe ich weiter. Das ist dann für beide Hunde ein desekalierendes Zeichen (du übernimmst die Führung, nicht die Hunde).


    Du wirst deinen Hund kaum dazu bringen können, dass er andere Hunde toll findet oder gerne mit ihnen spielt. Wobei dein Hund noch nicht lange bei dir ist und sich hier auch noch einiges im Laufe der Zeit entwickeln kann - aber es lässt sich eben nicht erzwingen.


    Wenn du das Kommunikationsverhalten trainieren willst, würde ich das mit Spontanbegegnungen machen, sondern mit Hunden, die ihr regelmäßig zum gemeinsamen Spaziergang trefft.

  • Ich provozier den Kontakt ja auch gar nicht, sondern versuche vielmehr ihn zu vermeiden, da ich ja weiß, dass sie es nicht mag.


    Aber was mache ich, wenn der fremde HH den Hund nicht unter Kontrolle hat und der auf uns zurennt? Da kann ich zwar weitergehen, aber wenn der fremde Hund dann "mitläuft" wird mein Hund eben unnötig gestresst. Das war nun schon mehrmals so.. Und der fremde HH stand 100m weit weg und hat versucht ihn zurückzurufen.


    Das mit dem zusammen Spazieren gehen werde ich auf jeden Fall ausprobieren -> Danke für den Tipp!

  • Zitat

    Aber was mache ich, wenn der fremde HH den Hund nicht unter Kontrolle hat und der auf uns zurennt? Da kann ich zwar weitergehen, aber wenn der fremde Hund dann "mitläuft" wird mein Hund eben unnötig gestresst.


    Das kenne ich leider auch zu gut, allerdings habe ich hier einen Hund der mit Hundekontakt auch ned soviel anfangen kann, allerdings total gutmütig ist. Es ist ihm schon lange zuviel (man sieht ihm das an), allerdings dauert's ewig, bis er einmal knurrt. Ich versuche, wenn sein "bitte hilf mir" Blick kommt ihn auf die Seite zu nehmen, notfalls kommt die Leine dran, mich zwischen die beiden Hunde zustellen um ihn zu schützen. Das hat bis jetzt immer gereicht, allerdings waren da nie wirklich richtig nervtötende (dauerhaftes bespringen, ...) dabei.

  • Du kannst den anderen Hund auch versuchen wegzuschicken. Dazu baust du dich als Bodyblock vor dem anderen Hund auf, stellst dich ihm also in den Weg und rufst zB "Ab!". Versuche ihn mit dem Körper abzudrängen, das verstehen die meisten Hunden.
    Ist aber nicht jedermanns oder -fraus Sache, mit fremden Hunden so zu agieren.
    Und: Du hast dabei uU nicht mehr deinen Hund im Blick.
    Es kann das Vertrauen von deinem Hund zu dir fördern, wenn sie merkt, dass du solche Situationen für sie regelst.


    Was meinst du denn, wie groß der Stress für deinen Hund ist?
    Ich persönlich denke, dass ein gewissen Maß an Stress okay bis unvermeidbar ist und manchmal sogar hilft.
    Es geht dabei um 2 Ebenen: 1. Das konkrete Verhalten deiner Hündin und 2. ihren gefühlten Stress. Wenn deine Hündin lernt, sich nicht von ihrem eigenen Stress diktieren zu lassen, wird sie das entspannen.
    Insofern kannst du ihr einigen Stress zumuten - wenn sie die Erfahrung macht, dass "nix passiert".
    Beispiel: Ein anderen Hund kommt aufdringlich an. Ich bleibe stehen und gehe in dem Moment weiter, wenn mein Hund gerade einen Funken mehr Entspannheit als Stress zeigt. Nach etlichen Wiederholungen schleift sich das ein. Man baut - platt gesagt - eine neue Nervenbahn auf neben der alten Verknüpfung Hund = Stress.


    Es kommt aber auch auf deine innere Haltung an. Bei mir war der Durchbruch, als ich lernte, mich nicht in den Stress meines Hundes einzuklinken (sie hat anfangs geschrien, wenn ihr andere Hunde zu nah kamen).
    Ich schaue genau, was ich ihr zumuten kann. Es gibt Situationen, die ordnet(e) mein Hund als gefährlich ein - ohne dass sie es sind/waren. Durch dosierte Hundebegegnungen (s.o., Situation in einem einigermaßen entspannten Moment beenden) helfe ich ihr, Hundebegegnungen besser einschätzen zu lernen. Denn man begegnet nun mal anderen Hunden draußen, das lässt sich nicht vermeiden.
    Insofern mute ich meinem Hund durchaus einen gewissen Stress in Hundebegegnungen zu. Allerdings Stress, der dann einen Entspannungsverlauf nimmt und keinen eskalierenden Verlauf!

  • Big Joy hat das alles wirklich gut erklärt! Aber ich hab noch einen kleinen Zusatz: Nimm deinen Hund wenn er so unsicher ist doch einfach an die Leine und block den fremden Hund mit einer deutlichen Geste ab! Das schafft auch ein riesen Vertrauen in dich als Frauchen!
    Um aus eigener Erfahrung zu sprechen: Meine kleine muss sich an der Leine nie um andere Hund "kümmern" - das mach ich schon selbst da sie ja schließlich an der Leine in meiner Obhut ist!
    Heut war mal wieder eine ganz tolle Situation: Ich geh an unserem kleinen Gassiweg vorbei wo immer drei Hunde laut bellend am Gartenzaun hängen...
    Nur diesmal war die Gartentür offen! Jaa und natürlich kamen alle drei Hunde laut bellend (und trotz rufen der Besitzerin) auf uns zugerannt! Mein Hund ist normalerweise sehr selbstsicher aber das fand sie gar nicht toll und hat sich auch gleich zwischen meine Beine verzogen und ihren Popo verdeckt..
    Dann war ich erstmal ziemlich beschäftigt 3 Hund zu blocken, zwei habens ziemlich schnell gecheckt aber der kleinste von allen war so aufdringlich und hat sich gar nicht für mein Signal "hau ab du bist nicht erwünscht" interessiert.. Naja dann musst ich halt ein bisschen deutlicher werden und das hat er dann auch erstgenommen!
    Ich finds immer toll, wenn Leute ihre Hunde nicht unter Kontrolle haben und dann auch noch telefonierend mit Handy irgendwie halbherzig probieren ihre 3 Köter am Halsband zu packen! :zensur:
    Immer nett solche rücksichtsvollen Hundebesitzer kennen zu lernen :datz:


    Soweit wünsch ich dir viel Erfolg für dich und deinen Hund, die ist ja anscheinend eine ganz Liebe!


    LG

  • Hi ihr Lieben,


    ich habe die Tipps nun mal im Alltag umgesetzt und muss sagen es klappt mittlerweile besser. Es kommt zwar noch immer ab und zu vor, dass sie bei penetranten Hunden knurrt und "in die Luft schnappt", aber im Prinzip ist das ja legitim.. Ich lass mir ja auch nicht von jedem auf die Nerven gehen. Zudem versuche ich bei den ganz penetranten dazwischen zu stehen und somit, wie ihr ja auch vorgeschlagen habt, ihr zu zeigen, dass ich schon auf sie Acht gebe.


    Beim Hund meiner Eltern freut sie sich sogar schon und wedelt mit dem Schwanz wenn wir in ihre Straße laufen. *freu*


    Immer, wenn sie einen Hundekontakt positiv beendet hat habe ich sie richtig doll gelobt und es kam nun auch schon vor, dass sie von sich aus zu manchen Hunden gelaufen ist um zu schnuppern..
    Mehr als Schnuppern passiert zwar nicht (also zB spielen etc.) aber das muss ja auch garnicht sein..


    Also nochmals Danke!

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