Demenz bei meiner Hündin?

  • Hallo,


    ich bin Besitzer einer mittlerweile leider nicht mehr sehr jungen Collie-Hündin (17 Jahre). Mir ist klar, dass ich natürlich froh sein kann, dass mein Hund überhaupt so alt geworden ist, dennoch habe ich einige Fragen, da das Zusammenleben mit ihr in letzter Zeit etwas kompliziert geworden ist.


    Als sie etwa 10 Jahre alt geworden ist, hat sie rapide begonnen Alterserscheinung zu zeigen: Sie ging langsamer, hörte schlechter (und mit 11-12 Jahren schließlich gar nichts mehr) und schlief fast den ganzen Tag. Damals dachte ich, dass es mit ihr eben bergab ging wegen des Alters, aber ab dem zeitpunkt ist sie bis heute eigentlich ziemlich unverändert "alt" geblieben. Aber da sie einen starken Kreislauf hat und nach wie vor wie für Collies typisch sehr neugierig ist und einen gesunden Appetit war das bislang nie ein Problem. Aber seit einem halben Jahr schläft sie nachts nicht mehr durch, sondern wacht 2 bis 3 mal pro Nacht auf und beginnt auf ihrem Schlafplatz in Kreis zu laufen und zu bellen. Wir dachten erst, sie hat Schmerzen und haben von Tierarzt Karsivan bekommen (das sie bis heute nimmt), sowie ein Schmerzmittel. Aber sie hat trotz Schmerzmittel weiter 3 x pro Nacht eine halbe Stunde gebellt. Interessanterweise bellt sie im Garten nicht, bevor sie sich hinlegt, nur nachts auf Ihrer Decke oder wo auch immer sie nachts liegt im Haus. Da wir nun seit langem keine Nacht durchschlafen können und auch der Tierarzt keinen Rat weiß, da sie keine offensichtlichen Schmerzen hat und nur Dement sein dürfte, frage ich mich, ob Ihr etwas dazu raten könnt?


    Einschläfern kommt vorerst nicht in Frage, da sie ja bis auf ihre Demenz ein gesunder, alter Hund ist (das haben uns die Nachbarn nämlich vorgeschlagen, die ebenfalls vom nächtlichen Gebell genervt sind).
    Hoffentlich wisst ihr etwas. Eventuell kann man einem Hund ja Schlaftabletten geben? Beruhigungstropfen haben auch nicht geholfen. Wenn man mir ihr schmipft, zeigt das nur 2 Minuten lang Wirkung, dann bellt sie weiter. Ich habe keine Ahnung warum sie dieses Verhalten zeigt....


    Danke,
    Viele Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,
    Hmm, zu dementen Hunden kann ich dir so gar nichts sagen, nur zu dementen Menschen, aber vielleicht hilft dir das ein wenig diese andere Welt zu verstehen:
    Ich hab keine Ahnung, ob Demenz beim Hund und beim Menschen ähnlich ist, kann es mir aber schon vorstellen.
    Für Demente ändert sich das ganze Leben, anfangs verstehen sie gar nicht was mit ihnen passiert.
    Sie vergessen einfach ihr Leben und rutschen immer weiter in die Kinderzeit zurück.
    Ich hab meine Schwimu hier zu Hause, die seit einiger Zeit Demenz hat - sie kann sich ausdrücken, was dein Hund nicht kann, deshalb ist es bei Tieren umso schwieriger.


    Du musst versuchen, das Gedächnis deines Hundes zu sein.
    - Feste Rituale
    - gleichbleibender Tagesablauf
    - Niemals schimpfen, denn Demente wissen nicht warum sie geschimpft bekommen (sie haben es einfach vergessen, was sie dürfen und was nicht)
    - kurze Anweisungen
    - Beschäftigung und ganz viel Zuneigung
    - keinerlei Stress (Stress verschlimmert nur die Situation und auch den Krankheitsverlauf)
    - wenn möglich keine neuen Wege gehen, sondern nur da wo sie es kennt


    Demente ändern ihr Verhalten, manche werden sogar aggressiv - aber auch da niemals schimpfen, sondern immer freundlich und bestimmt sein.
    Sie werden inkontinent, weil sie nicht mal mehr ihren Schliessmuskel kontrollieren können und irgendwann vergessen sie sogar beim Essen zu schlucken. :/


    Ich könnte mir vorstellen, dass dein Hund Wahrnehmungsstörungen hat, wenn sie nachts, rumläuft und bellt, sie sieht und hört vielleicht auch Dinge, die gar nicht da sind.
    Immerhin war es vielen Jahre lang ihr Job aufzupassen.
    Das machen wir hier im Moment auch durch - und ich weiss wie schwer das sein kann.....nunja meine Schwiemu bellt zumindest noch nicht ;) sondern weint, weil sie denkt da sind Menschen im Garten die sie holen wollen. :/


    In deinem Fall, würde ich einfach folgendes probieren:
    Hast du mal versucht, dich zu ihr zu legen oder sogar den Hund in dein Bett zu holen? Vielleicht gibt ihr das die Sicherheit, das du alles unter Kontrolle hast. :smile:
    So kannst du sie direkt beruhigen, sie streicheln und ihr Halt geben und sie steigert sich nicht rein...



    Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen, viel Glück von mir, die niemals nie Demenz haben möchte - das ist eine ganz schreckliche Krankheit.

  • Wie ist denn ihre Orientierung sonst so?
    Unser alter Herr hatte phasenweise keine Ahnung mehr, wo er sich befand oder dass er die Menschen um sich herum kennt.
    Nach langem Forschen fand ich ein Medikament, das helfen könnte und nach noch mehr suchen einen TA, der bereit war es auszuprobieren.
    Das hat bei uns gut funktioniert und dem Hund einige Jahre geschenkt. Bei ihm fing es früher an als bei eurer Hündin und er wurde ein Jahr älter, als sie jetzt ist.
    Such dir mal Informationen zu Selgian, das ist aber eben auch kein Wunder- oder Allheilmittel und ich weiß nicht, ob es überhaupt zu eurem Fall passt.
    Und setze dich mal mit dieser Praxis in Verbindung, vielleicht kennen die einen Kollegen in deiner Region: http://www.drschumacherdrteichgräber.de/ Die machen in der Praxis nur "Verhaltensprobleme" und keine normalen Behandlungen oder OPs.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Vielen Dank für eure Antworten.
    Ich gehe mit ihr eigentlich immer nur jene Wege die sie kennt. Sie hat Probleme wenn sie in eine fremde Umgebung kommt, daher ist ihr tägliches Ritual immer gleich. Ich habe auch schon versucht, sie im Bett schlafen zu lassen, was manchmal gut funktioniert, anderntags bellt sie im Bett sogar im Liegen oder fällt nachst beim Aufstehen aus dem Bett. Das hat sich leider nicht bewährt.


    Unter Tags ist ihre Orientierung ganz ok, im Garten findet sie sich immer zurecht, weiß wo ihr Wasser steht, reagiert auf Zeichen (da sie schon lange taub ist), etc. Nur nachts geht sie manchmal hinter ein Kastel oder hinters Sofa und bleibt in einer Ecke stehen und kann oft nicht mehr zurück. Da lässt ihr Orientierungssinn dann stark nach.
    Ich werde mich mal über Selgian informieren.


    Vielen Dank,
    Martin

  • Hallo Martin,


    das Selgian sollte schon sehr früh bei Beginn der ersten Anzeichen gegeben werden, deshalb mußt du ausprobieren, ob es deiner Hündin hilft. Meinen zwei alten Pulis half es nichts, die ersten Anzeichen waren so schleichend, daß wir nicht darauf gekommen wären, daß es sich um eine Demenz handelte.


    Bei Bogi wurde der Zustand nach "Stramonium D 30" wesentlich besser, allerdings paßte dieses homöopathische Mittel sehr zu seinem Typ und hier hatte ich wirklich Glück. Er bekam sechs Wochen lang eine Tablette/Tag. Nachdem ich bei zwei Tierheilpraktierinnen war und alles nichts geholfen hat, machte ich diesen "Selbstversuch", gefunden hatte ich dieses Mittel in einem Buch über Homöopathie und mir war alles egal, schlimmer hätte der Zustand dadurch nicht werden können - aber nur besser.


    Ich drücke euch die Daumen für eine Besserung, dieser Zustand ist schlimm und oftmals steht man hilflos neben seinem Hund, dessen Unruhe über Stunden gehen kann.

  • Hallo,


    kurzer Statusbericht: Mein Hund bekommt jetzt Selgian, aber ich konnte eine deutliche Besserung ihrer nächtlichen Aktivität bemerken, indem ich ihr nachts das Licht brennen lasse. Ich vermute sie hat Angst im Dunkeln und ist dann komplett orientierungslos.
    Ich hoffe dass ihr das Medikament dann auf Dauer hilft.


    lg
    Martin

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