Keine Ferndiagnose, nur ein Erfahrungsbericht:
Mein Lieblings-Sitterhund ist ein Englischer Setter, also ebenfalls ein sehr reizoffener, extrem arbeitsfreudiger Hund. Er war ein Jahr alt, als ich ihn kennenlernte.
Ich habe fast ein Jahr gebraucht bis ich gut in Gefühl hatte, wann es zu viel für ihn war. Hatte ihn 3x pro Woche, wir haben teils 3 Stunden lang was draußen gemacht und das war oft auch zu viel denke ich, auch wenn er immer mit Feuereifer überall dabei war. Aber er stand auch nach 2 Stunden draußen sein noch vor der Haustür mit einem Blick A la "und was machen wir jetzt? Ist doch vieeeel schöner da draußen, lass uns wieder rausgehen!" oder hat dann noch ein Spielzeug angeschleppt oder so.
Ich hab mich dann immer ganz ruhig aufs Bett gesetzt und meditiert. Spätestens zwei Minuten später war der Kerl im Tiefschlaf.
Ebenso beim reinkommen, er wusste ja: immer wenn ich komme geht's gleich los, da ist er am Anfang immer richtig ausgerastet vor Freude und hat fast Purzelbäume geschlagen.
Hab dann auch nach ein paarmal mich immer erstmal aufs Bett gesetzt, meditiert oder was am Handy gemacht bis er ruhig war, dann gab's das Geschirr an und wenn er dabei wieder aufgedreht ist gab's halt wieder eine Pause. Nach 2-3 Wochen konnten wir entspannt losgehen und er wusste, danach ist Pause und es wird nix mehr gemacht.
Draußen musste er übrigens nur eine einzige Sache: an Straßen warten bevor wir rübergehen. Ob er dabei sitzt, liegt oder steht ist ganz egal. Sonst durfte er machen was er will, nix fressen natürlich aber er bekam keine Kommandos, musste nichts suchen, nicht auf Zuruf kommen, nix. Wir haben einfach zusammen die Welt erkundet, haben mal hinter Büsche geguckt oder sind durchs Unterholz gestapft, haben zusammen ein Loch gegraben. Alles andere kam viel später, da war er so 1,5 Jahre alt und wir hatten schon eine richtig gute Bindung.
Hab aber von Anfang an immer leise geschnalzt wenn ich weiter wollte, und bin dann weitergegangen. Hatte er auch ganz schnell raus, hat besser geklappt als Worte weil es so viele Worte gibt im Alltag. Das war kein Kommando, ich hab nur geschnalzt, er war an der 10m oder 20m Schlepp, und dann bin ich zielstrebig losgegangen. War auch nicht oft, meistens dürfte er schnüffeln so lange er wollte, aber zwischendurch hakt mal.
Nun ist deiner ja noch deutlich jünger und ein Hütehund, da habe ich keine Erfahrung. Das war nur mal so unsere Geschichte.
Fazit: sehr schwer bei einem arbeitsbegeisterten Hund mit sehr viel WTP und will to work zu erkennen, wann genug ist, was zu viel ist und was genau richtig. Aber irgendwann entwickelt man da ein gutes Gefühl zu und lernt, die mini Zeichen in der Körperhaltung, in der Aufmerksamkeitsspanne und allgemein im Verhalten zu erkennen, sodass man zu Hause ist bevor es dem Knirps zu viel wird. Das wird schon noch, man liest jedenfalls viel Engagement raus bei dir finde ich.