Hi,
Eskannauch sein, dass sie zu einem gewissen Grad eine Deprivationsproblematik hat. Unsere Katza hat das auch: die Mutter war viel zu dünn, hatte nicht genug Milch und nur das eine Kätzchen. Sie hat nie was schlimmes erlebt, aber konnte sich halt nicht richtig entwickeln, ist ängstlich und schreckhaft und verhält sich manchmal einfach merkwürdig (im Sinne von, sie hat nicht den allerhöchsten IQ).
Sie ist jetzt 6 Jahre alt und lässt sich inzwischen anfassen, aber erschreckt sich trotzdem total wenn die Person dann aufsteht, selbst wenn es ihre absoluten Bezugspersonen sind.
Sie hat auch ein körbchen drinnen, wo sie schläft, aber sobald ein kleines Geräusch kommt schreckt sie hoch. Obwohl ihr die Umgebung und Menschen sehr vertraut sind und es sehr ruhig ist. Das liegt einfach daran, dass sich ihr Gehirn nicht richtig entwickelt wurde aufgrund von Unterversorgung des Körpers im Bauch der Mutter und als Katzenwelpe.
Ich hatte auch schonmal einen Gassihund, bei dem es ähnlich war wie bei deiner Hündin (allerdings weniger extrem). Unsicherer Hund, sobald er in die Pubertät kam fing er an nach vorne zu gehen aber aus Unsicherheit. Gute Auftzucht, aber schlechte Gene (Designermix-Doodle).
Uns hat es geholfen, dass ich die Dinge die ihm Angst machen immer benannt habe. Er hatte zB Angst vor anderen Hunden und wollte die gern vertreiben. Also habe ich immer, wenn ich einen anderen Hund gesehen habe „Wo ist der Hund?“ gesagt. Dann hat er sich umgeschaut, den Hund entdeckt (der dann noch sehr weit weg war) und sofort Leberwurst aus der Dose bekommen.
Das hat sehr gut funktioniert, er hatte das schnell raus, dass ich mitgucke und er nucht gan allein die ganze Umgebung im Blick haben muss, und hat dann angefangen andere Hunde durch Hingucken anzuzeigen. Aber statt zu pöbeln hat er dann stattdessen zu mir geguckt und Leberwurst verlangt, deutlich angenehmer so :)
Leiderhabe ich dann aufgehört ihn zu sitten, weil die Besitzerin andere Methoden nutzen wollte (Wasserflasche, Kopf am Halti hochreißen, Hund in die Büsche drängen…) mit denen ich absolut nicht einverstanden war. Man stelle sich vor man hat Angst und jemand greift einen dann auch noch an, nicht nur irgendwer sondern die eine Person, der man eigentlich vertraut. Habe den Hund später nochmal beim Spazieren gehen getroffen, er hat zwar gehorcht, war aber total angespannt, Stresslevel sehr hoch. Nicht schön sowas.
Also, was ihr eventuell probierne könnt bis ihr einen Trainer findet: Zeiten und Orte mit wenig Verkehr zum Gassigehen nutzen (früh morgens, spät abends, bei schlechtem Wetter oder in einer abgelegenen Gegend). Und zeigen und benennen, wenn ihr Auslösern ihrer Angst begegnet, möglichst so früh, dass sie noch aufnahmefähig ist.
Und die Runden nicht zu lang machen. Ein so beanspruchtes Gehirn, und dann auch noch in der Pubertät verträgt nicht so gut Riesenrunden. Selbst mein wesensfester Setter konnte in der Pubertät nur noch 45 Minuten am Stück laufen bis ihm die Sicherungen rausgeflogen sind, er war dann nicht ängstlich sondern nur sehr anstrengend.
Mein jetziger Gassihund ist auch ein sehr unsicheres Exemplar aus Rumänien, der ist nach etwas über einer Stunde deutlich weniger entspannt.
Viel Erfolg euch, ich drück die Daumen für einen zeitnahen, guten Trainertermin!