Ich hab zwar absolut keine Ahnung von Hunden aus dem Tierschutz, aber muss jetzt doch auch was schreiben, weil mich manches ziemlich an meinen Pudelwelpen (vom Züchter) damals erinnert.
Ich fühle mich schon wieder entmutigt, ob er nach Berlin gehört. Wieso wurde die kleine Maus nicht in eine ruhige Gegend vermittelt. Jetzt habe ich nur die Wahl aus: wochenlang nicht aus meiner Ecke rauskommen (wer Berlin kennt, weiß, dass man am Stadtrand ohne Öffis nicht mal in ein Café kommt :)) oder meinen Hund überfordern
Wir wohnen auch in Berlin, relativ weit draußen, aber noch nicht so weit, dass man das nächste Café nicht fußläufig erreichen kann. Also an sich sehr ruhig, aber für den Hund eben doch extrem viele Reize: Menschen, Kinder, Hunde, sämtliche Fortbewegungsmittel, die alle neu und spannend und laut sind, Vögel, Katzen, Baustellen ...
Mein Pudelwelpe war damals auch ziemlich ängstlich draußen, es gingen in den ersten Wochen maximal 10m von der Haustür nach links und nach rechts. Ich habe ihn auch nicht gezwungen, sondern in seinem Tempo erkunden lassen. Um zu einer kleinen Wiese in der Nähe zu kommen, habe ich ihn kängurumäßig in so einer Hundetasche getragen, das fand er okay. Nachdem wir draußen waren, hatte er trotzdem oft seine "wilden fünf Minuten", aus Überforderung. Dann wusste ich, dass es doch noch zu viel war. Haben wir einen aufregenden Ausflug in den Park o.Ä. gemacht, folgten mindestens 1-2 Ruhetage, in denen außer Lösen vor der Tür gar nichts passierte.
Also ja: Wir haben in der ersten Zeit viele Wochen nicht unseren normalen Alltag leben können, sondern (abgesehen von kleinen Ausflügen ca. 2x pro Woche) vornehmlich in der Wohnung, auf der Wiese um die Ecke oder im kleinen Garten hinterm Haus rumgegammelt und dort gemeinsam gespielt. Zum Glück fiel das gerade in die Zeit der ersten Corona-Lockdowns und war daher nicht so ein krasser Gegensatz wie bei euch - aber ich kann den Kulturschock gut nachvollziehen.
Drinnen war unser Pudelwelpe übrigens ähnlich anhänglich. Also, er hat jetzt nicht gezittert, aber brauchte schon sehr viel Körperkontakt. Ich habe die ersten Wochen quasi komplett mit ihm auf dem Boden verbracht, weil er auch nicht aufs Sofa wollte. Nachts schlief er in einer Box direkt neben dem Bett, wo ich den Arm reinhängen lassen habe, später dann bei uns im Bett.
Inzwischen ist er übrigens ein ganz normaler Hund geworden, auch wenn er immer noch extrem verkuschelt ist.
Also klar, es ist sicher nicht alles hundertprozentig vergleichbar, weil ein Hund aus dem Tierschutz einfach noch mal eine andere Hausnummer ist. Aber in der Großstadt ist es für viele Hunde erst mal extrem aufregend und sie brauchen viel Zeit, Ruhe und Geduld. Ich wünsche euch viel Glück und hoffe, ihr findet einen guten Weg, wie auch immer der aussehen mag! 🍀