Ich les hier schon länger mit - kam nur bisher nicht dazu, mich zu äußern...
Mit Dino hab ich hier auch einen schwierigen Hund sitzen.
Er ist wohl 2016 irgendwann in Rumänien geboren worden, ist dann mit knapp einem Jahr eingefangen/aufgesammelt worden und kam dann kurz darauf nach Deutschland - nach Berlin-Mitte zu seinen Vorbesitzern. Bei denen hat er rund 2 Jahre verbracht, bis sie dann doch schlussendlich eingesehen haben, dass sie ihm nicht gerecht werden können bzw. mit ihm überfordert sind. Von der rumänischen Einöde in ne kleine 3-Zimmer-Wohnung in einer Großstadt ist halt schon ein heftiger Kulturschock - besonders dann, wenn noch zwei Kleinkinder anwesend sind...
In seinem Inserat wurde schon gesagt, dass er ein paar Baustellen hat (namentlich Leinenaggression), aber davon hab ich mich in meiner Naivität nicht abschrecken lassen 
Anfang 2019 zog er dann bei mir ein und recht schnell haben sich dann weitere Probleme rauskristallisiert.
* besagte Leinenaggression - gegenüber Hunden UND Menschen. Alles was irgendwie nach Mensch oder Hund aussah wurde auch auf 50-80 m Distanz verbellt.
* Menschen gegenüber war/ist er sehr unsicher und schnappte/biss auch
* im Auto wurde er panisch und hat auch Dinge kaputtgemacht in seiner Panik
* extrem starkes Territorialverhalten - damals hat er Besucher "nur" verbellt und nach ihnen geschnappt
* Neigung zum Kontrollwahn - wenn ich aufgestanden bin, ist er mir fast permanent hinterher gelaufen
* Radfahrern, vorbeifahrenden Autos, LKWs und Bussen hat er das Existenzrecht kategorisch abgesprochen
Die Aggression gegenüber Menschen beim Gassi hat sich zum Glück innerhalb von ~6 Monaten mehr oder weniger von alleine gemildert. Ich hab das nicht wirklich aktiv trainiert, aber wir sind halt sehr sehr häufig ausgewichen, Fremde durften ihn nicht streicheln usw. Dazu hatten wir aber auch gezielt Kontakt zu hundeerfahrenen Menschen, weil wir uns damals mit der örtlichen Gassigruppe getroffen haben. Das ging erstaunlich gut mit Dino, denn im Freilauf hat man von der Leinenaggression auf einmal gar nichts mehr gemerkt. Er konnte dann relativ entspannt in der Hundegruppe mitlaufen, hat die Menschen ignoriert (bis auf D., die hat er von Anfang an geliebt) und wirkte da tatsächlich recht problemlos.
Die Autopanik ... ich sags mal so: die Fahrt von den Vorbesitzern zu mir nach Hause war halbwegs problemlos, da war er glaub ich zu überrumpelt, um wirklich panisch werden zu können - aber als ich mit ihm wenige Wochen später nachts in die Tierklinik musste, hat er seinen Anschnaller auf der Rücksitzbank durchgebissen, danach dann auch noch den Ersatzanschnaller UND die Leine, mit der ich ihn zusätzlich gesichert habe, und als ob das noch nicht genug wäre, hat er mich dann auch mit meinem Fahrersitzgurt (!) stranguliert. Der war nach der Fahrt dann auch zu ca. 80% durchgebissen, hing also quasi nur noch am seidenen Faden. 
Das Autofahren hab ich dementsprechend recht kleinschrittig trainieren müssen. Auch nicht unbedingt regelmäßig, aber immer mal wieder halt: einfach nur im Auto sitzen und Leckerli verfüttern. Damals saß er einfach nur auf der Rückbank, denn die war für ihn deutlich weniger problematisch als der Kofferraum. Als das ging, hab ich mal den Motor angemacht und laufen lassen. Kekse in den Hund rein, Motor wieder aus, auf zum Gassi (oder in die Wohnung).
Grob ein halbes Jahr später war es dann immerhin möglich, dass er (mit MK gesichert) im Auto mitfahren kann. Zumindest für kurze Strecken unter 20 Minuten. Gestresst hat's ihn trotzdem, aber so konnte ich ihm immerhin verklickern, dass Autofahren per se nichts Schlimmes bedeutet. Und dadurch konnten wir dann tatsächlich auch mal an Hundesport denken...
... was mich zum nächsten Abschnitt bringt. Etwa im November 2019 haben wir mit Mantrailing angefangen. Zum einen, weil ich was mit Dino machen wollte, zum anderen, weil wir dadurch auch an seiner Unsicherheit gegenüber Menschen arbeiten konnten. War zumindest der Grundgedanke; wir haben das Training natürlich dementsprechend auf ihn angepasst.
Durch die Fahrten zum Mantrailing und das Warten im Auto hat er das Autofahren dann auch lieben gelernt. Ich bin mir jetzt nicht mehr sooo sicher, aber 2020/2021 etwa hat er dann einen RICHTIG großen Schritt gemacht: er konnte problemlos in der Box im Kofferraum mitfahren. Kein Piep, keine Panik, nix - der Hund ist fröhlich in seine Box gehüpft und war die Fahrt über (meistens) entspannt und ruhig. 
Heute ist das Autofahren überhaupt gar kein Thema mehr. Sobald irgendwo am Auto ne Tür offensteht, klettert Dino rein und freut sich wie ein Schneekönig
Er fährt jetzt auch nahezu ausschließlich im Kofferraum mit. Allerdings zernagt er auch heute noch die Sitzgurte der Rücksitzbank; letztens hat er auch (wohl zum Stressabbau...) den Filz von der Rücklehne der Rückbank zerfleddert. Die Sitzgurte werden alle zwei Jahre vorm TÜV ersetzt, daran hab ich mich jetzt schon gewöhnt, aber das mit der Rücksitzbank ist neu
Weil's Auto aber auch schon älter ist, mach ich da nix dran. Da hängt jetzt ne Schondecke davor; wenn er die zerfleddert, gibt's halt ne neue. Ich bin da mittlerweile schmerzbefreit.
Durchs Mantrailing ist auch seine Unsicherheit gegenüber Menschen besser bzw. weniger geworden. Trotzdem hat es fast zwei Jahre gedauert, bis Dino sich von unseren Vereinsmitgliedern hat anfassen lassen. Etwas später haben wir auch angefangen, im Schäferhundverein zu trainieren, da hat's dann "nur" ein halbes Jahr gedauert. Die Unsicherheit wird bleiben; Dino wird immer viel Zeit brauchen, um Vertrauen zu neuen Menschen zu fassen, aber das ist okay für mich. Damit kann ich leben. Er muss nicht everybody's darling sein - reicht, wenn er meiner ist.
Seine Leinenaggression gegenüber Hunden ist wesentlich besser geworden, aber ganz raus werd ich die nicht kriegen. Wir wohnen mittlerweile allerdings in einem Ortsteil, in dem wir extrem wenige Hundebegegnungen haben. Daher hab ichs Training auch etwas schleifen lassen
Der Bedarf ist einfach nicht da. Gruppengassi ist mit Dino halbwegs problemlos, solange uns andere Hunde nicht bedrängen. Und nach der anfänglichen Aufregung läuft Dino dann auch ganz oft recht unauffällig mit, nimmt manchmal auch Kontakt zu ihm sympathischen Hunden auf usw.
Was allerdings nicht besser, sondern eher schlechter geworden ist, ist die Territorialaggression. Als ich noch im Mehrfamilienhaus gewohnt habe, konnte ich tatsächlich Besuch empfangen - wenn ich vorher mit dem Besuch und Dino eine große Runde gelaufen bin. Das war kein Garant für einen reibungslosen Ablauf, aber Dino war dann sehr häufig schon gnädiger dem Besuch gegenüber. Zumindest, bis man die Wohnung verlassen hatte. Kam man wieder, war Dino wieder auf Krawall gebürstet und hat auch sehr deutlich nach dem Gast geschnappt.
Seit Mitte 2020 wohn ich in einem freistehenden EFH mit großem Garten, und die Territorialaggression ist um Welten extremer geworden. Mittlerweile kann ich keinen Besuch mehr empfangen, wenn Dino anwesend ist. Zum einen hat er gezeigt, dass er jegliche Besucher und Gäste angreift, wenn er die Chance dazu hat, zum anderen kann ich ihn nicht wegsperren, ohne dass er sich furchtbar aufregt und zerstörerisch wird. Mal eben in die Küche sperren, damit der Handwerker z. B. ins Bad kann, geht nicht: Dino würde die Tür zerlegen.
Ins Auto sperren und mit MK sichern klappt so halbwegs, ist aber auch nur eine Übergangslösung für Handwerkerbesuche. Will ich Freunde für einen Filmabend oder über mehrere Tage einladen, muss Dino zwangsweise in eine Pension gehen. Ich hab zum Glück eine an der Hand, die gut mit ihm klarkommt, aber die ist 70 km von hier entfernt.
Ich bin aber ohnehin kein besonders sozialer Mensch, hab daher auch nicht häufig Besuch, also kann ich mich mit Dinos Territorialaggression gut arrangieren. Wenn ich irgendwann umziehen sollte und Dino dann noch lebt, wird evtl. noch mal ein Versuch mit einem Trainer gestartet. Aber ich erwarte in die Richtung nichts mehr und manage eben, so gut es geht.
Im Oktober 2021 kam es dann leider auch zu einem Beißvorfall. Wir waren mit unserer Gassigruppe unterwegs und am (nicht eingezäunten) Hundestrand liefen die Hunde dann frei, Dino inklusive. Ich hab einen Moment lang nicht aufgepasst, nicht gesehen, dass zwei Frauen mit kleinen Hunden am Hundestrand vorbeigehen, und Dino hat sich auf die zwei kleinen Hunde gestürzt. Schlimm genug, dass mein Hund zwei völlig unbeteiligte Hunde angreift, aber das für mich absolut schlimmste war, dass Dino den einen Hund einfach nicht losgelassen hat. Ich hab meinem Hund per Halsband die Luft abdrehen müssen, damit er loslässt.
So ein Erlebnis wünsche ich keinem, aber der Vorfall hat mir unmissverständlich klar gemacht, welches Potential Dino hat und dass er nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich ist.
Seit diesem Beißvorfall läuft er fast nur noch an der 10 m-Flexileine auf unseren einsamen Waldwegen; bis etwa Ende 2022 lief er auch ausschließlich mit Maulkorb. Wir hatten von Anfang 2023 bis ~Anfang März 2024 eine maulkorbarme Phase, aber weil Dino letztens von einem Hund angegriffen wurde und entsprechend gekontert hat, trägt er jetzt aus Sicherheitsgründen eben wieder seinen Maulkorb.
So schwierig und gefährlich Dino auch ist bzw. sein kann, so problemlos ist er in anderen Belangen: er kann sehr gut alleine bleiben, ist mit Feuereifer bei der Arbeit dabei, lässt sich für so gut wie jeden Scheiß begeistern, und ist noch dazu einfach unheimlich verschmust. Für mich ist er trotz seiner Baustellen und Probleme einfach DER Hund. Klar hätte ich es damals einfacher haben können, aber mit und wegen Dino hab ich so unheimlich viel gelernt, dass es das wieder wett macht.
Es gab ne Zeit, da hab ich gesagt "nie wieder so ein Problemhund", aber andererseits schlägt mein Herz für die Chaoten und Problemfälle. Solange Dino lebt, wird hier allerdings kein weiterer Problemhund einziehen.