Ganz interessant, wie individuell die Wünsche an den Hund sind bezüglich jagen bzw nicht jagen.
Warum redet ihr immer von vorstehenden Hunden?
Beim Gucken? Am Reh? Nichts davon ist vorstehen……
Das habe ich mich auch gefragt. Richtiges Vorstehen finde ich ganz toll, eben weil mir das Zeit gibt zu reagieren. Habe aber auch einen Vorstehhundmischling mit ordentlich Jagdtrieb und mir war immer klar, dass ich zufrieden bin, wenn er ansprechbar ist und damit kontrollierbar.
Der Hund hat gelernt auf Wegen zu bleiben, runter geht es nur mit mir zusammen und er muss dann in engem Radius bleiben. Solange er ansprechbar bleibt, darf er durchaus auch mal einer Spur folgen (allerdings nur auf Wegen und nach ausdrücklicher Erlaubnis von mir), stöbern (nach Wild, nach Trüffel ist es je nach Ort erlaubt bzw erwünscht), hetzen und auch Mäuse buddeln sind aber aus verschiedensten Gründen tabu.
Spannend finde ich auch die Frage warum man denn überhaupt mit dem Hund spazieren geht (also abgesehen davon, dass er sich lösen kann und er halt etwas Bewegung bekommt). Ganz oft kommt da dann ja, damit der Hund Hundedinge machen kann. Wenn ich meinen Hund fragen würde, wäre jagen gehen ganz klar so ein Hundeding, Damenwelt abchecken auch, Revier kontrollieren z. B ist für ihn hingegen komplett uninteressant.
Die Jagdverhaltenskette beginnt nunmal schon beim Orientieren und Ausschauhalten und in der Natur zeigt dies mein Hund bei so ziemlich jedem Spaziergang, er ist im Prinzip permanent am schnuppern (in Siedlungsnähe vermehrt nach anderen Hunden, in der Natur dann auch nach anderen Tieren) oder rumschauen. Finde das total faszinierend ihm dabei zuzuschauen, wie er in seine Geruchswelt abtaucht und solange er sich nicht reinsteigert und ansprechbar bleibt ist das hier erlaubt. Einmal lief er wirklich einen kompletten Spaziergang von Anfang bis Ende direkt bei mir und hat sich kaum für seine Umwelt interessiert. Solches Verhalten kenne ich von doch einigen Hunden, für mich sieht das dann irgendwie oft recht lustlos aus, wie sie neben oder hinter ihrem Halter herlatschen. Damals war ich aber noch am selben Abend beim TA (der Spaziergang alleine war nicht der Auslöser, aber anhand weiterer Dinge war mir klar der Hund ist krank und hat Schmerzen).
Gerade auf unseren oft gegangenen Strecken hat er sich quasi jede Stelle gemerkt, an der er mal Wild gesehen hat und dorthin wird dann auch jedes Mal ganz aufmerksam geschaut, aber selbst wenn da dann wieder ein Reh steht, wird inzwischen nichtmehr kopflos losgerannt, sondern ich kann ihn ranrufen.
Er kann (inzwischen) sehr oft ohne Leine laufen, dreht beim Schnuppern und Ausschauhalten normalerweise nicht hoch (für mich wirkt das halt wie interessiert die Umgebung wahrnehmen und nicht manisch einen "Kickauslöser" suchen, reinsteigern ist verboten und wird von mir sofort abgebrochen ) und ist zuhause sehr ausgeglichen und hat halt auch einen wirklichen Job der seiner Veranlagung sehr entgegen kommt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es irgendwie hingekriegt hätte, dass er (Vizsla, Beagle, DJT Mix) Wild irgendwann komplett langweilig findet und für mich fühlt sich unser Weg in Ordnung an, auch wenn das echt viel Zeit in Anspruch genommen hat bzw noch nimmt. Gedankenverloren durch den Wald bummeln mit Hund im Freilauf funktioniert hier aber tatsächlich nicht, wenn er was entdeckt, er dann Kontakt aufnimmt zu mir (macht er schon sehr oft von sich aus) und ich nicht rechtzeitig reagiere, würde er hetzen oder stöbern anfangen. Finde das aber nicht schlimm, ich habe in der Natur sehr gerne meine Aufmerksamkeit beim Hund, habe dadurch schon sehr viel entdecken können, was mir ohne einen jagdlich ambitionierten Hund verborgen geblieben wäre.