Beiträge von Querida


    Und auch der Hund, von dem nun keiner weiß, ob ers war: Durch Hunde verletzt, ebenfalls eine traumatische Erfahrung hinter sich und jetzt in Sicherheitsverwahrung. So erschreckend es ist, dass er wohl zweimal gebissen hat - es würde mich bei keinem Hund wundern, der das durchgemacht hat und ich würde es nicht als unbedingtes Indiz dafür sehen, dass er der Verursacher ist.

    Dass ein Hund nach einem solchen Angriff traumatisiert ist, ist klar. Ich halte es aber nicht für schlüssig, dass er danach in einer anderen Situation das eigene Herrchen angreift, wenn er vorher total harmlos war.

    Ehrlich gesagt hätte ich auch Bedenken, dass mein Hund dann irgendwann nicht mehr "mein" Hund wäre, wenn er so oft und so lange durch andere betreut wird.

    Ich sehe bei dir ehrlich gesagt auch (noch) keinen Hund.

    Im besten Fall bindet sich der Hund dann an eine der Betreuungspersonen, leidet dann aber natürlich...also auch nicht gut.

    Im schlechtesten Fall baut der Hund durch die ständigen Wechsel zu niemandem eine Bindung auf. So einen Hund kannte ich, der lebte dadurch in seiner eigenen Welt, war extrem eigenständig und desinteressiert am Menschen und ließ sich kaum führen. Frust für alle Beteiligten - Hund, weil er so ständig in Konflikte mit der Umwelt kam und Menschen, weil sie sein Leben lang den Eindruck hatten, der Hund dulde sie zwar notgedrungen, wolle aber eigentlich nichts mit ihnen als Störfaktor zu tun haben. Leider hackte er auch zu, wenn er sich in seinem Tun (jagen, abhauen) gehindert fühlte.

    Der Hund gehörte übrigens einer Rasse mit WtP an und keiner eigenständigen Rasse. Das Problem war durch ständige Betreuerwechsel hausgemacht.

    In der Theorie hören sich derart aufwändige Betreuungsmodelle immer sehr schön an. In der Praxis scheitern sie dann umso schneller, je mehr man auf andere angewiesen ist.

    Und sie scheitern meist so kurzfristig, dass man so richtig Stress hat...

    - Plötzlich krank...

    - Wichtige Telefonate und Hund ist zu laut (wenn nebenher gearbeitet werden muss)

    - Neue Beziehung, der das nicht passt

    - Berufliche Veränderung

    - Umzug

    - Termine

    - Betreuung fühlt sich zu angebunden

    - Konflikte wegen gegensätzlicher Erziehungsvorstellungen

    - Keine Lust mehr, da anstrengender, als ausgemalt...

    Und dann? Meist ist der Hund der Leidtragende....

    Als junge Studentin hatte ich einen Job in einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, wo eine Kollegin nur anfing, weil sie dort ihren Hund mitbringen durfte. Klappte toll und die Bewohner profitierten total von ihrem süßen Cocker.

    Als Angestellte bekommt man ja Veränderungen oft nicht sonderlich früh mit - jedenfalls wechselte die Leitung und das Mitbringen von Hunden war dann plötzlich ab sofort untersagt. Der Hund der Kollegin konnte nicht alleine bleiben, eine Betreuung fand sie nicht auf die Schnelle und so musste sie sich krank melden.

    Sehr unauffälig, das gab mächtig Ärger und Druck... Also musste sie den Hund dann doch alleine lassen und zur Arbeit, Hund zerlegte Wohnung und bellte ohne Ende, Beschwerden der Nachbarn, Vermieter drohte mit Kündigung... noch mehr Stress und Druck. Sie hat unendlich viel geweint bei der Arbeit und hatte keine ruhige Minute, bis sie dann doch eine Betreuung fand. Die musste man nicht nur finden sondern auch bezahlen können...

    Nur ein Beispiel, weshalb ich keinen Hund halten würde, wenn es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Betreuungsproblemen in riesigen Zeitfenstern kommen könnte und darüber hinaus durch die Wohnsituation Druck (Nachbarn in Mietshaus) entsteht, wenn der Hund in Übungsphasen (Alleine bleiben) mal laut ist.

    Meine Hunde haben alle super gelernt, alleine zu bleiben. Ich konnte das aber auch ganz entspannt üben, weil ich keinen Vermieter habe und die Häuser so stehen, dass die Nachbarn nichts hören (große Grundstücke). Hätte ich da Druck gehabt und am Rad gedreht, möchte ich nicht wissen, wie sich das auf meine sensiblen Hunde ausgewirkt hätte.

    Abgesehen davon, dass ich bei meinen Hunden für Prüfungen ein schnelles und sicheres "Sitz" und "Platz" brauche, benötige ich das auch im Alltag, z.B. bei Wildsichtung im Freilauf.

    Davon ab erstaunt mich, dass hier so viele Hunde offensichtlich das "Steh" beherrschen, weil das aus der Bewegung im Vergleich zu den erstgenannten Übungen die schwerste Übung ist - gerade bei Ablenkung oder Trieblagen nach vorn. Da geht es dann ganz schnell, dass der Hund weitergeht....

    Auch meine SBT/AST ohne Unterwolle oder Bauchfell haben "Platz" und sogar die minutenlange Ablage bei ungemütlichem Regenwetter gelernt und keiner hatte in all den Jahren eine Blasenentzündung. Wäre das der Fall gewesen, hätte ich vermutlich beim TA abklären lassen, weshalb der Hund derart immunschwach und empfindlich ist.

    Anfangs wurde sich durchaus auch geziert, nach entsprechendem Training machen/machten hingegen alle diese Übungen sogar sehr gerne. Weil positiv belegt.

    Der Vergleich mit dem Menschen ("man würde sich doch auch nicht...") hinkt, denn Hunde sind keine Menschen und deutlich unempfindlicher. Wo Menschenhaut z.B. blutet, sind Hunde völlig unverletzt...

    Für einen solchen Fall würde ich erstmal außerhalb der Situationen quasi das Gegenteil des Futtertreibens üben:

    Extrem hochwertiges Futter in die geschlossene Hand, Hund dann zum "Triebaufbau" die geschlossene Hand ein wenig jagen lassen, dann Hand still stehen lassen... Erwartungsgemäß wird der Hund dann wie bekloppt in die Hand bohren oder knappen... Hand bleibt zu. Nimmt der Hund sich zurück und wird sanft, geht die Hand auf.

    könntest du mir kurz erklären, wie bei Dir ein solcher Abbruch aussehen würde. Wie würdest du damit umgehen, wenn der Abbruch nicht beim Hund ankommt (er aber sonst das Abbruchsignal versteht).

    Was meinst du mit "an Ort und Stelle ablege" - ihn irgendwo anleinen und dich entfernen? In welcher Situation würdest du das so umsetzten? (Im Cafe/ Büro ist das ja zu Lasten der anderen Gäste, da der Hund dann noch mehr schreit.

    Die Idee mit dem Auto verstehe ich, jedoch bringe ich ihn dann von einer Frustrations-Situation in die andere. Denkst du das ist zielführend?

    Liebe Grüße, ich bin total begeistert über die nette und hilfreiche Anteilnahme der Community hier !!!

    Es ist schwierig, das pauschal zu sagen, denn die Methode muss immer auf den jeweiligen Hund abgestimmt sein. Für konkrete "Anweisungen" müsste man Deinen Hund also kennen.

    Ich bringe mal zwei Beispiele: Meine Rüde, SBT (Rasse ist für Neigung zu vielfältigen Geräuschen bekannt...Gurgeln, Gurren, Jodeln, Fiepen usw.) hatte in jungen Jahren Anwandlungen, in der Unterordnung auf dem Hundeplatz immer dann regelrecht zu jodeln, wenn es ihm nicht schnell genug weiter ging. Zum Beispiel, wenn er in der Grundstellung sitzen sollte und man aus seiner Sicht nicht schnell genug auflöste (bestätigte) oder anging. Abbruch brachte nur noch mehr Frust und Lärm, also habe ich beim ersten Jodel-Ansatz sofort "Platz" gesagt und mich dann etwa 20m vom Hund entfernt. Habe ihn dann nicht angesehen und bin zügig zurück (um weiterzumachen), wenn Ruhe war. Fing er während meines Rückweges wieder an, sofort auf dem Hacken kehrt und wieder weg. Der Hund beherrscht allerdings eine bombensichere Ablage, steht da also unter keinen Umständen selbst auf.

    Anfangs hat er blöd aus der Wäsche geguckt, dann aber sehr bald verstanden, dass sein Gejodel das Gegenteil von dem auslöst, was er erreichen will. Und dann war es irgendwann weg und blieb auch bis heute weg. Er arbeitet in allen Abteilungen ruhig und lautlos (außer, er soll bellen). Er hat verstanden, dass er eher ans Ziel kommt, wenn er sich zurück nimmt.

    Meine junge Hündin hingegen neigte zu Motz-Bellen, wenn ihr etwas nicht passt. Da war es ihr auch egal, wenn man das nicht hören will und man sich ihr entzieht (wie beim Rüden geschildert) - sie würde stundenlang weiter motzen, bis sie ihren Willen hat. Das Verhalten war/ist rotzfrech - sie stand z.B. mal vor dem Körbchen in dem mein Rüde lag und "Motz-bellte", weil sie da jetzt sofort rein wollte und er da weg sollte. Abbruch sah so aus:

    1) "Na, RUUUHE!!!"

    Keine Reaktion, eher gesteigertes Gekläffe und Gekeife.

    2) Zackig hin gegangen und am Pelz unfreundlich weg befördert. Dann war Ruhe. Sie ging in ein anderes Körbchen.

    Bei den nächsten ähnlichen Situationen reichte dann ein "Ruhe." Weil sie wusste, dass ich das Gezeter nicht dulde und mein Verbot ernst meine, also durchsetze.

    Der wesentliche Unterschied bei den geschilderten Situationen: Einmal hatte der Hund sich durch Arbeitseifer, extreme Erwartungshaltung und Ungeduld nicht im Griff und wollte lediglich die Zusammenarbeit beschleunigen - er musste lernen, dass das Verhalten nicht zum Erfolg führt und das Gegenteil ihn weiter bringt.

    Beim zweiten Beispiel hat der Hund versucht, seinen Willen mit "Terror verbreiten" durchzusetzen, also keine Zusammenarbeit einfordern sondern egoistisches Gehabe.

    "Na" (Abbruch/Nein) und "Ruhe" (Bellen abstellen) kannte der Hund bereits, motzte aber fröhlich weiter, weil er genau wusste, dass mein Rüde bald entnervt den Schlafplatz wechseln würde. Solchen Terror dulde ich weder gegenüber meinen anderen Hunden noch gegenüber uns Menschen. Also gab es eine kurze, punktuelle Einwirkung, dann war aber sofort wieder "gut" und der Hund hat verstanden, wofür und suchte ein anderes Körbchen auf.

    Für so eine Einwirkung braucht man aber Fingerspitzengefühl und Timing - kurz und knackig genug, um ernst genommen zu werden aber nicht so hart, dass der Hund hinterher verstört ist und Vertrauen verliert. Die Einwirkung muss vom Hund verstanden werden und als angemessen empfunden werden. Hinterher ist sofort alles wieder Friede, Freude...

    Fußlaufen ist extrem anstrengend für Hunde - wieviele Meter muss er das denn? Wenn das mehr als 100m am Stück sind, kann es sein, dass er dadurch erst Recht staut und verspannt - das ist kontraproduktiv.

    An Deiner Stelle würde ich das Reinsteigern einfach unterbinden und ein Laufen an lockerer kurzer Leine abverlangen, bis DU freigibst.

    Meine Hunde dürfen übrigens an der kurzen Leine, wenn ich zielstrebig laufe, nicht stoppen, schnüffeln oder markieren. Die Freigabe ist, wenn ich(!) anfange entspannt zu "bummeln" und die Leine lang lasse / ok sage.

    Dadurch erübrigt sich dann an unpassenden Orten (Wohnsiedlung, Engstellen) unerwünschtes Markieren und eben auch nerviges Gestoppe. Bei 3 Hunde wäre alles andere extrem nervig.

    Je länger ein Hund die Möglichkeit zu einem solchen Verhalten hat, desto mehr wird es sich festigen und steigern. Ignorieren und einfach laufen lassen bringt da nichts, das hast Du ja jetzt gemerkt.

    Durch Ignorieren bekommt man die wenigsten Fehlverhalten weg, schon gar nicht die, die der Hund als selbstbelohnend oder Ventil empfindet.

    Insofern würde ich je nach Hund ebenfalls ganz klar machen, dass das Verhalten unerwünscht ist (klarer Abbruch) oder aber ihm die Bühne nehme, indem ich ihn entweder SOFORT an Ort und Stelle ablege und mich entferne (er da also plötzlich blöd alleine rumliegt während ich 20m weit weg bin) oder aber ihn z.B. sofort ins Auto weg bringe (z.B. beim Restaurantbesuch).