Ich denke, egal, für welche Rasse man sich entscheidet - man muss immer gucken, welche Nachteile und "Special Effects" sie hat.
Jeder Vorteil ist zugleich auch immer mit Nachteilen behaftet...
Möchte ich einen kernigen, knackig arbeitenden Hund mit WTP, habe ich auch ganz schnell einen überdrehten Spinner, der ständig fordert und die Bude umdekoriert, wenn man ihn über- oder unterfordert.
Möchte ich einen sensiblen, leichtführigen Hund ist die Schwelle zum Schisser nicht weit..(muss nicht sein, aber kann...)
Möchte ich einen Hund mit Schutztrieb, schützt der schnell auch so, wie ich es nicht möchte.
Möchte ich einen entspannten, ruhigen Hund, muss ich vermutlich eine gewisse Büffeligkeit und Motivationslosigkeit in Kauf nehmen.
Möchte ich einen intelligenten, schnell lernenden Hund, wundere ich mich vielleicht bald, wie viel unerwünschten Mist er in Sekundenbruchteilen gelernt hat...
Ich weiß ganz genau, warum ich meine 3 Hunde gewählt habe.
Den Staffordshire Bullterrier wollte ich damals, weil mein Sohn recht klein war (nicht standfest ggü. großen Triebsäuen) und ich dennoch bei meinem Beuteschema bleiben wollte: Kernige Hunde mit ordentlich Beutetrieb und Arbeitseifer - aber eben kleiner als gewohnt.
Bekommen habe ich dann (meinen Rüden) tatsächlich einen kleinen Hund mit großem Herz, Triebsau, Beutegeier, blitzschnell, WTP, Witz, arbeitsgeil.... aber auch einen Hund, der rassebedingt nicht auf Verträglichkeit mit fremden Hunden selektiert wurde, der als Welpe ähnlich anstrengend wie der Mali war und mit dem ich Hundewiesen, gewisse Urlaubsländer und manche Bundesländer meiden muss.
Die SBT-Hündin zog dann erst vor knapp 3 Jahren für meinen Sohn ein - da wollte ich einen für meine Verhältnisse etwas gemäßigteren Hund (weniger reizoffen und etwas weniger Beutetrieb) und der Züchter riet mir zu einer Hündin, die dann auch genau so war. Sonderlich verträglich mit Fremdhunden ist sie allerdings auch nicht...
Zum Mali muss ich wohl nichts schreiben, da sind Vor- und Nachteile ja hinlänglich bekannt.
Im Endeffekt habe ich derzeit genau die Hunde, die ICH haben wollte und bin sehr glücklich mit ihnen. Mich stört es aber auch nicht, alleine in der Pampa Gassi zu gehen, die Hunde in ungewohnten oder stressigen Situationen engmaschig führen zu müssen, Hundewiesen großräumig auszuweichen, kaum jemandem die Hunde zur Betreuung abgeben zu können, endlose km auf Hundeplätze zu fahren und einen Großteil meiner Freizeit den Hunden zu widmen.
Wichtig ist, dass man bei aller Euphorie realistisch überlegt, welche Nachteile schlimmstenfalls auftreten könnten, ob man das Knowhow für diese Nachteile hat und ob man damit (zufrieden!) leben könnte.
Leider neigt man als Mensch ja dazu, sich in der ersten Euphorie Vieles schön zu reden, was dann später zu einem bösen Erwachen führt.
Aus dem Grund finde ich es übrigens toll, wie viele Leute sich hier im Forum bezüglich der Rassewahl im Vorfeld hier Gedanken machen!