ICH verstehe nicht, was mein Kleiner will/braucht und ICH kann dem Hund nicht begreiflich machen, was ich möchte. Mein Welpe ist ein Baby. Das weiß ich und ihn trifft keine Schuld. Ich habe nicht ohne Grund Schuldgefühle ihm gegenüber.
Ich würde sagen du solltest euch einfach noch etwas Zeit geben zu reseten (den Stress loszuwerden).
Und dann arbeite einfach von dem oben ausgehend. Er ist ein Baby, es ist in gewisser Weise durchaus ähnlich mit dem ersten Kind. Wie lang hast du damals gebraucht um zu wissen welches Schreien was bedeutet? Usw... Es ist im Endeffekt der gleiche Ansatz, manche Details sind gleich, manche anders, mache einfacher, manche schwerer.
Du verstehst nicht was er will, klar, macht nichts du hast doch Zeit oder? Du hast doch keinen Termindruck wann er was können muss.
Schau ihn dir an, beobachte, teste ein bisschen wie er reagiert wenn xyz, schau was geht, was eingeschränkt geht und was eben nicht geht. Was findet er gut, was macht ihm Angst, wie zeigt er diese Gefühle, was ist er überhaupt für ein Charakter usw.
Und gib dem Kleinen diese Zeit auch. Fahre eine feste Linie, sei berechenbar, ehrlich und klar. Gib ihm die Chance dich lesen und einschätzen zu lernen. Du brauchst ihm anfangs eigentlich noch gar nichts groß begreiflich machen.
Ich habe für mich festgestellt ich fahre mit Welpen mit Abstand am besten, wenn ich den Kopf ausmache, keine Ziele, keine Planung usw, einfach nur nach Gefühl und mit einer gehörigen Portion Neugierde auf den neuen Familienzuwachs eingehe.
Ich habe ein positiv-Geräusch (freudiges "uii") und ein negativ-Geräusch (strengeres "mh") womit ich dem Welpen Feedback gebe (es ist wirklich nur Feedback! Ein "mh" ist zB kein Abbruch-Kommando o.ä.!!) ob ich etwas gut finde oder nicht.
Wenn er zB beim "mh" beschließt, dass ihm das egal ist und meine teuren Lederschuhe zu lecker sind um nicht drauf rumzukauen, schnappe ich ihn mir halt und packe die Schuhe weg. (Die lernen die einfachen Regeln auch damit, da muss man nichts groß verbieten usw)
Und den Rest lasse ich einfach spontan auf mich zukommen.
Wenn ich zB eine Runde um den Block gehen will, aber uns 2 Gärten weiter ein Gartenzwerg auflauert und nochmal 2 Häuser weiter eine Mülltonne hinterrücks angreift, dann reicht das locker für einen Spaziergang und wir drehen um und ich schicke Welpi ins "Bett" um das erlebte zu verdauen. Es gibt keinen Grund unbedingt mit aller Gewalt um diesen Block zu latschen. Und das gilt für so ziemlich alles andere auch.
Das einzig wichtige in solchen Situationen ist sich vor Augen zu führen was der Welpe bei sowas leistet. Ich registriere diesen Gartenzwerg nicht und auch das leise Klappern einer Mülltonne wäre mir nicht aufgefallen. Aber für den Welpen ist das wahnsinnig anstrengend, neu, erschreckend, und dann die Angst überwinden, der neue Geruch und das alles noch irgendwie einordnen und das gleichzweimal zusätzlich zu den ganzen anderen normalen Gerüchen auf dem Gehsteig.
(Deswegen liebe ich die Welpenzeit, man sieht die Welt mit ganz anderen Augen.)
Das heißt nicht, dass ich nichts mit dem Welpen mache, aber eben nicht geplant. Wenn er beim spielen apportieren anbietet würde ich (wie du) da positive Rückmeldung geben und das Kommando mit einführen, aber es steht nirgends auf einem Plan, wenn er es nicht anbietet auch gut (vorerst
)
Ich schreibe das so ausführlich, weil ich glaube, dassdu irgendwas übersiehst, was du nicht als anstrengend einordnest, der Welpe aber ganz anders sieht. Aber wenn du sowas nicht siehst können wir es natürlich auch nicht erkennen.
Ich würde sagen, vertrau dir selbst mehr als irgendwelchen Büchern, du hast ein Baby großgezogen, da schaffst du auch einen Welpen. Die Bücher haben auch eine Berechtigung, aber sicher nicht als Schritt für Schritt Anleitung.