Was ist an
ausgestrecktem Finger ungünstig? (Wohlgemerkt: Nur Finger. Das mit
Arm→zeigen→man beugt sich leicht über habe ich verstanden.) Was
ist denn ein besseres Signal?
Hunde können Gesten mindestens so gut lesen wie ein Mensch.
Und dir ist der Unterschied zwischen einem "Oh, schau mal ein Vogel"-Deuten und einem "DU!!! Wage es ja nie wieder...!!!"-Deuten ja auch klar oder?
Da zählt, wie bei allem anderen eben die gesamte Körpersprache und nicht nur ein Finger.
Warum ist das
Anleinen am Hof problematisch?
Das anleinen.
Wenn ich nicht zu faul wäre würde ich dir mal ein Video machen.
Einmal mein Hund in der freien Ablage, einmal ablage mit Leine am Boden und einmal Ablage festgebunden. In zweien von den Fällen würdest du einen Hund sehen der bombenfest liegt, egal was ich mache... und einmal einen Hund der sich aufführt als würde ihn jemand ermorden wollen (ja, das habe ich mit dem Alten nie geübt). Es ist für Hunde einfach ein Unterschied. Wäre es für uns Menschen auch. Etwas (was man nicht tun will) freiwillig tun und mit Fesseln dazu gezwungen werden, das ist ein riesiger Unterschied.
- Welche Bücher
würdet ihr denn so empfehlen?
Keine, ich würde dir praktischen Umgang empfehlen. Vorzugsweise im Beisein von Leuten die wissen was sie tun (also wirklich wissen und das nicht nur behaupten).
- Und die größte
Frage von allen: Wie sollte man die ersten 2 Wochen denn jetzt
eigentlich gestalten? Entweder hört man da sehr viel
Widersprüchliches oder ich krieg nur die Fäden nicht zusammen. Um
konkrete Beispiele zu geben:
- Trainer hinzuziehen (wegen meiner
Körpersprache) ja oder zu früh für so viel Action und sinnlos, weil noch keine Bindung da?
- Leckerlies und
kleine Apportierspiele ja oder zu früh?
- Hund streicheln ja oder
nein, weil er sich wohler fühlt, wenn er erstmal nur “unbeobachtet”
teilnimmt?
- Auch mit einem bewegungsfreudigen Hund erstmal nur zum
Pipimachen Gassi: Ja oder dreht er dann aufgrund Bewegungsmangel
durch?
Die Antworten sind so unterschiedlich weil teilweise das Gleiche aus unterschiedlichen Blickwinkeln gesagt wird und v.a. weil man nichts pauschalisieren kann. Geh auf den Hund ein, lerne von ihm wie man mit ihm umgehen muss und arbeite ihn nicht anhand eine Checkliste ab.
- Nein, ich nehme
NICHT an, dass der Hund ein Computer/Sklave ist und nichts zurück
kriegen soll für Kooperation. Dachte, das käme bei “Möchte ein
Mensch-Hunde-Team” werden raus. Sonst hätte ich geschrieben: Ziel
ist Hobby-Diktator. ;-P
ich interpretiere das was du schreibst. Ich kann falsch liegen. Oder du kannst mal drüber nachdenken ob du wirklich auf den Hund eingegangen bist oder nicht doch zu sehr erwartet hast, dass er einfach funktioniert.
- Thron: Ok, da hab
ich anscheinend flappsig ein negativ konnotiertes Wort benutzt. Ich
meinte damit, dass es ja durchaus Hunde gibt, die austesten, wie weit
sie gehen können, um ihren Willen doch noch zu bekommen. (Korrigiert
mich, wenn ich falsch liege, aber ist das nicht sogar die Mehrzahl
der Hunde, die das mal auscheckt?)
Von der Alpharüden-
und “Setz dich mal so richtig durch!”-Theorie ist nicht so viel
zu halten, soweit ich gehört hab, also son Zeug meinte ich mit
“Thron” nicht.
Nö, nicht so wie du meinst, und vor allem nicht im Erwachsenenalter.
Das ist u.a. das was ich meine mit kein Sklave/Computer. Nur weil der Hund was tut was du nicht willst, heißt das nicht, dass er dich gerade testen will. Es heißt erstmal einfach nur, dass er keinen Bock hat zu tun was du willst. Und zu 99% heißt es auch bei näherer Betrachtung, dass der Hund da einfach nur gerade anere Wünsche ans Leben hat als du. Hunde die als erwachsene nochmal echt mit voller Absicht und systematisch testen sind selten. Und, vorsicht, testen heißt nicht automatisch Grenzen/Rangordnung testen. Es kann auch sein, dass er zB testet ob er dir vertrauen kann.
Und das hier:
Ich hatte mich
informiert, und gelesen, dass man Hunden Grenzen setzen sollte, um
ihnen subtil klar zu machen, dass sie nicht der Chef und/oder für
Alles verantwortlich sind.
IST Alpha-Gedöns. Nur weil manche es mit mehr Gewalt durchziehen und andere mit weniger, ändert das am Grundgedanken nichts.
- Also: das
Ignorieren war erst, NACHDEM er steifbeinig auf mich zu kam. Auf
Anraten diverser Leute mit Hund. Ich hatte die Hoffnung, dadurch
de-eskalieren zu können.
Ignorieren ist aber kein deeskalieren.
Das ist das was irgendwer mit Schauspielerei betitelt hat. Wenn dir jemand eine Waffe unter die Nase hält, dann deeskalierst du doch auch nicht, indem du so tust als wäre die Person Luft. Nein, du würdest beschwichtigen, das sind ganz andere Signale. Relativ unverselle Signale übrigens, die Hunde auch ohne Übung sehr intuitiv verstehen.
"ich will den
Hund jetzt rein zum Spaß schikanieren"
Da ich zu denen gehört habe die das Wort verwendet haben:
Das hier
dass man Hunden Grenzen setzen sollte, um
ihnen subtil klar zu machen, dass sie nicht der Chef [...] sind.
ist Schikane. Grenzen setzt man, weil und wo sie sinnvoll sind. Alles andere sind Machtspielchen bei denen der Schwächere schikaniert wird.
Übrigens, auch das mit dem Verantwortlichkeiten entziehen hilft nur bei einem Hund der da ein Thema damit hat. Das einfach mal pauschal mit jedem Hund durchzuziehen ist ebenfalls Schikane.
Ist es wirklich. Ein Hund der in seinem Fachgebiet kompetent ist will nicht wie ein unmündiges Sofakissen behandelt werden (schon gar nicht von jemanden der seine höheren Kompetenzen noch nicht bewiesen hat). Nicht dass ein Mensch überhaupt dazu in der Lage wäre einem Hund in seinem Fachbereich auch nur das Wasser zu reichen, aber das lassen wir mal dahingestellt.
Die wissen, was sie leisten, die wissen, dass der Mensch ohne sie blöd dastehen würde. Und die ziehen da auch wirklich merklich Selbstvertrauen raus. Und mit genügend Erfahrung steht so ein Hund dann auch da und sagt dir "Ne, was du da planst ist Schwachsinn, wir machen das so.", wenn du als Mensch was Dummes machst. Und ein erfahrener HF sagt da nur "okay" und vertraut dem Hund (außer er hatte einen guten Grund das "Dumme" zu tun?.
Also genau das Gegenteil von Verantwortlichkeiten entziehen und immer Chef sein, DAS ist ein Team, beide bringen ihre Kompetenzen ein, vertrauen sich gegenseitig und kommen so gemeinsam zum Ziel. Okay, das ist für den Begleithundebereich meist unwichtig oder zumindest nicht so deutlich sichtbar, aber das ändert nichts am Prinzip.
Merke: Keine präventive Behandlung von Symptomen, wenn es die gar nicht gibt. Zumindest wenn man Zusammenhänge und Auswirkungen nicht absolut sicher komplett versteht. Das gilt nicht nur für die Medizin, sondern genauso auch für soziales Miteinander.
Deswegen auch der Rat oben, nicht per Checkliste, Bücherwissen oder sonstwas ran gehen. Sondern einfach offen und neugierig auf den Hund zugehen und sich entspannt auf das Kennenlernen einlassen. Wenn du dann Probleme erkennst, kein Problem. Wir sind hier, viele kompetente Hundetrainer sind da draußen. Da wird dir also noch ausreichend schnell geholfen, WENN es notwendig ist.
PS: “Und da sie in
so ziemlich allem was der Hund getan hat, einen Angriff auf den Thron
gedeutet hat, kann man in etwa erraten welcher Art diese Videos
waren.” Ach ja? Welche denn, das würde mich jetzt schon sehr
interessieren. *grins* Nee komm, ich mach’s dir leicht. DogsTV und
Steve Kaye. Einige Folgen Hundeprofi.
Dass ich es erkenne,
wenn der Hund in der anderen Ecke steht, ich komm rein und er rennt
auf mich zu und umkreist mich steif, das musst du mir einfach
glauben. Egal, wie man das Verhalten interpretieren muss, aber
die Beobachtung ist ja nun wirklich nicht so schwer
festzustellen.
Ich schaue keine YT Videos um was über Hunde zu lernen, ich habe also außer vom Hundeprofi (und von Rütter halte ich wenig) noch nie von denen gehört. Es geht auch nicht darum wer das verbreitet, es ging um die Lerntheorien dahinter und.... ja... ich könnte jetzt den Satz mit dem Chef noch ein drittes Mal zitieren......