Was ich dazu Eltern immer wieder sage, wenn sie derartig zum Perfektionismus tendieren:
Es ist nicht so, dass du Fehler machen darfst. Es ist so, dass du Fehler machen MUSST! Ich meine, stell dir doch mal ein Gegenüber vor, der niemals Fehler macht. Erstens würde der dich gewaltig unter Druck setzen, mit so jemandem könntest du ja niemals mithalten. Zweitens, woher willst du lernen mit Fehlern (Pannen, Unfällen, ....) umzugehen, wenn du das nie erlebt hast? Und vor allem: Nun stell dir mal vor, es könnte dir tatsächlich gelingen, eine Erziehung - ob bei Kind oder Hund - komplett perfekt und ohne Fehler hinzulegen. Damit würdest du ein Kind/einen Hund produzieren wie eine Gewächshauspflanze, bei der Bodenbeschaffenheit, Bewässerung, Temperatur, Licht etc. immer optimal waren: Wunderschön anzusehen, groß und perfekt - aber wehe, du versuchst diese Pflanze auch nur auf den Balkon rauszustellen! Ruckzuck ist sie kaputt. Und weißt du, warum? Weil der Sprung von "perfekt" hin zu "normaler Welt" dann nicht zu schaffen ist.
Also: Fehler sind nicht einfach ein unvermeidbares Übel, sie sind wichtig, sie müssen sein. Und wenn es dich tröstet: Später erinnert man sich auch niemals an die Dinge, die perfekt gelaufen sind. Es sind nicht die unzähligen super gelaufenen Familienfeste und Weihnachtsfeiern, von denen man noch den Enkeln mit Begeisterung erzählt - es ist das Weihnachten, bei dem aus Versehen der Salztopf ins Rotkraut gerutscht ist, vor lauter Rotkraut-Rettungsversuchen dann die Gans im Ofen zu einem Brikett geworden ist, und schlussendlich die Familie mit den Pizzaschachteln vom Lieferdienst vorm Tannenbaum saß...