Beiträge von Montagsmodell

    Was ich dazu Eltern immer wieder sage, wenn sie derartig zum Perfektionismus tendieren:

    Es ist nicht so, dass du Fehler machen darfst. Es ist so, dass du Fehler machen MUSST! Ich meine, stell dir doch mal ein Gegenüber vor, der niemals Fehler macht. Erstens würde der dich gewaltig unter Druck setzen, mit so jemandem könntest du ja niemals mithalten. Zweitens, woher willst du lernen mit Fehlern (Pannen, Unfällen, ....) umzugehen, wenn du das nie erlebt hast? Und vor allem: Nun stell dir mal vor, es könnte dir tatsächlich gelingen, eine Erziehung - ob bei Kind oder Hund - komplett perfekt und ohne Fehler hinzulegen. Damit würdest du ein Kind/einen Hund produzieren wie eine Gewächshauspflanze, bei der Bodenbeschaffenheit, Bewässerung, Temperatur, Licht etc. immer optimal waren: Wunderschön anzusehen, groß und perfekt - aber wehe, du versuchst diese Pflanze auch nur auf den Balkon rauszustellen! Ruckzuck ist sie kaputt. Und weißt du, warum? Weil der Sprung von "perfekt" hin zu "normaler Welt" dann nicht zu schaffen ist.

    Also: Fehler sind nicht einfach ein unvermeidbares Übel, sie sind wichtig, sie müssen sein. Und wenn es dich tröstet: Später erinnert man sich auch niemals an die Dinge, die perfekt gelaufen sind. Es sind nicht die unzähligen super gelaufenen Familienfeste und Weihnachtsfeiern, von denen man noch den Enkeln mit Begeisterung erzählt - es ist das Weihnachten, bei dem aus Versehen der Salztopf ins Rotkraut gerutscht ist, vor lauter Rotkraut-Rettungsversuchen dann die Gans im Ofen zu einem Brikett geworden ist, und schlussendlich die Familie mit den Pizzaschachteln vom Lieferdienst vorm Tannenbaum saß... ;)

    Thema ausschleichen: Natürlich nicht bei allem Tricks sind mir da weitgehend egal - aber bei wichtigen Sachen bin ich tatsächlich dafür, beides auszuschleichen. (Also getrennt voneinander, klar! :lol:) Bei allen gängigen Signalen kennt mein Hund sowohl rein Hör- wie auch rein Sichtzeichen. Simpel gesagt, wenn ein Flugzeug über uns wegdonnert und mein Hund noch etwas von mir entfernt ist, dann bin ich froh wenn Sichtzeichen ausreichen; wenn mein Hund gerade nicht zu mir schaut oder auch einfach die Sonne blendet weiß ich es zu schätzen, wenn reine Hörzeichen selbstverständlich sind und nicht erst mit irritierten Blicken quittiert werden. Und wenn der Hund älter wird weiß man ja auch nicht vorher, was als erstes nachlassen wird, Auge oder Gehör.

    Das ist zwar so mehr Arbeit im Aufbau, und vor allem muss man wirklich ordentlich und sauber vorgehen. Aber auf Dauer zahlt es sich absolut aus.

    Geht man jetzt aber mal bei beiden Seiten vom optimalen Fall aus, ist beides durchaus Tierschutz.

    Im Grunde ist es tatsächlich so einfach: Gut gemachter Tierschutz wie auch gut gemachte Zucht haben das Wohl der Hunde im Fokus - schlecht gemachter Tierschutz wie auch schlecht gemachte Zucht stellt die Eigeninteressen (meist Geld, aber auch andere wie Prestige oder soziale Anerkennung zum Beispiel) in den Vordergrund. :ka:

    Und in so fern müsste der Graben eigentlich sinnvollerweise nicht zwischen Tierschutz und Zucht, sondern zwischen Tierwohlorientierung und Eigennutz gezogen werden.

    die Rasse liesse sich noch retten

    Das finde ich ganz allgemein eine spannende Frage: Bis zu welchem Punkt lässt sich eine Rasse retten? Wie geht, bzw. leider besser gesagt ginge, das am besten? Und an welchem Punkt sollte man den Hunden zu liebe sagen, man lässt eine Rasse besser aussterben?

    Die Welpenzeit ist eine sehr wichtige, prägsame Zeit. Viele betonen deshalb völlig zu recht, dass man da ganz viele Grundsteine legen kann. Das Problem ist nur: So, wie man in dieser Zeit schon sehr viele gute Grundsteine legen kann, so kann man sich und dem Hund auch jede Menge einbrocken. Deshalb lautet mein Pauschalgrundsatz: Je erfahrener und kompetenter ein Hundehalter ist, um so früher und mehr kann er schon mit dem Welpen anfangen - je unerfahrener und von daher auch weniger versiert ein Hundehalter ist, desto mehr empfiehlt es sich, den Ball flach zu halten.

    Fakt ist nun mal: Es ist wesentlich einfacher, Dinge erst ein wenig später aufzubauen, als sie früher zu beginnen und dann später in (für Mensch und Hund) mühseliger Kleinarbeit zu reparieren.

    Vorneweg: Das hier soll kein Argument gegen einen Hund aus dem Tierschutz sein! Vielmehr geht es mir lediglich um eine "Argumentationsungerechtigkeit", die mir immer wieder aufstößt:

    und damit einem schlecht aufgezogenen Hund die Chance nehmen auf ein würdevolles Leben?

    Diese Argumentation (und das Zitat nur beispielhaft, es ist ja so eine Art Standardaussage) verschiebt m.E. nämlich die Verantwortung an eine Stelle, wo sie einfach nicht hingehört.

    Denn wer hat denn dem Hund die Chance auf ein würdevolles Leben genommen? In erster Instanz der Vermehrer. In der Folge dann der bzw. in der Regel eher die Vorbesitzer, die ihrer Verantwortung für dieses Lebewesen nicht (ausreichend) nachgekommen sind. Das sind diejenigen, die die Misere auf dem Gewissen haben. (So sie denn eines haben. Aber das ist noch mal ein anderes Thema.)

    Diesen Hund dann aufzunehmen, zu kompensieren was vorher alles schief gelaufen ist, all die aus der Vorgeschichte resultierenden Schwierigkeiten je nach Möglichkeit aufzuarbeiten oder gemeinsam auszuhalten - das ist sicher eine ehrenwerte Sache. Aber keine Pflicht, sondern eine Verantwortung, die man bewusst auf sich nehmen kann, wenn man das will. Aber eben kann, und erst dann, wenn man sie angenommen hat, "gehört" sie auch zu einem. Oder, um einen zugegeben etwas simplen Vergleich zu nehmen, nur damit es deutlicher wird: Wenn etwas kaputt ist, dann ist es in erster Instanz mal die Verantwortung dessen, der es kaputt gemacht hat. Es kann nicht von jedem Passanten, der vielleicht die Kenntnisse hätte es zu reparieren, erwartet werden, dass er sofort die Ärmel hochkrempelt und loslegt. Nett, wenn dieser Passant es anbietet; tut er es aber nicht, vielleicht weil er gerade irgendwo hin muss, dann ist er deshalb ja noch lange nicht für den Schaden verantwortlich.


    Von daher finde ich es immer etwas :hust: eigenartig, wenn argumentiert wird in die Richtung "du könntest das leisten, also musst du das auch tun und bist ein bööööser, verantwortungsloser und egoistischer Mensch wenn du es nicht tust". :ka:

    Sich dafür zu interessieren finde ich absolut richtig, um Erfahrungen zu fragen bestimmt willkommen. Nur leider war das halt nicht der Aufhänger für diesen Exkurs jetzt, sondern ein - für mein Empfinden, vielleicht war es ja gar nicht so gemeint! - eher wahlloses herummeckern der Marke "anders ist auch doof, also hört jetzt auf über Brachys zu reden". Und das ist keine konstruktive Kritik, keine Frage, erst recht kein konkreter Themenwunsch. :ka:

    Vermutlich weil es einem öfter über den Weg läuft. Dann hat man es eher aufm Schirm.

    Genau das. Es gibt m.E. drei Kriterien, die darüber bestimmen, für wie schlimm man eine Qualzucht hält:

    1. Das Ausmaß des Leidens für das betroffene Tier
    2. Der Prozentsatz der betroffenen Tiere pro Rasse
    3. Die Häufigkeit der Rasse, vor allem im Straßenbild

    Nimmt man das zusammen, dann braucht man sich nicht zu wundern weshalb Mops&Co hier so ausführlich behandelt werden:

    1. Atemnot ist eine der schlimmsten Beeinträchtigungen, die man einem Hund antun kann (und da war noch nicht mal die Rede davon, dass dadurch dem Nasentier Hund auch noch eines seiner wichtigsten Sinnesorgane nahezu untauglich gemacht wird!)
    2. Innerhalb der Rasse ist die mit Abstand überwiegende Mehrheit der Tiere betroffen, leichtere Fälle sind eine Ausnahme
    3. Die Kurznasen schwimmen gerade ganz oben auf der Modewelle, man sieht sie an jeder Ecke

    Verwundert es da wirklich, wenn sie auch in Threads wie hier entsprechend viel Raum einnehmen?

    Also ist DCM ok? Sollen Dobis weiter gezüchtet werden, auch wenn man diese Krankheit nicht ausschliessen kann?

    Hier gehen glaub ich gerade zwei Dinge etwas durcheinander.

    Wir sind uns glaub ich ja wohl alle einig, dass NIX davon ok ist! Bloß sind es zwei unterschiedliche Wege, auf denen dieser Mist den Hunden passiert.

    Einmal, wie etwa beim DCM oder der Epilepsie, sind das Krankheiten, die sich irgendwann in der Rasse breit gemacht haben und die von Züchterseite her versucht werden, zu bekämpfen. (Also von ordentlichen Züchtern. Dass auch da oft Mist passiert, im Sinne von "aber die anderen Qualitäten sind mir wichtiger", "nicht gewusst" was manchmal sogar stimmt, oder schlicht auch die Vermehrer mit "Hauptsache Kohle" - keine Frage, und auch das ist übel. Aber eben eine andere Art von übel.)

    Zum anderen gibt es dann, und das ist hier das Thema, Deformationen, die den Hunden das Leben schwer machen. Und zwar gewollte, gezielt so herausgezüchtete Deformationen.


    Wobei ab und an die Grenzen natürlich verwischen können. Wird eine Rasse trotz bestehender Krankheitsveranlagung so weiter gezüchet, als gäbe es diese Krankheit nicht - und keinerlei Versuch unternommen, das wirksam einzudämmen - dann kann man irgendwann auch von einer Qualzucht sprechen.

    Es hört sich hier doch insgesamt so an, dass die Frage nach dem Hundekauf nur ein winziges Bausteinchen in einem wesentlich größeren, komplexen Problemfeld ist. Natürlich macht es sich daran gerade fest, weil es eben um eine akute Entscheidung geht. Aber wir können und sollten glaub ich da gar nicht wirklich versuchen tiefer einzusteigen, eben weil es so komplex ist und meilenweit über das hinausgeht, was so ein Hundeforum abdecken kann und sollte.

    Ginge es wirklich um konkrete Fragen zum ersten Hund, ja, das wäre etwas anderes. Aber die persönliche Situation, die die TE hier gerade abarbeitet - da geht es doch zunächst mal um ganz andere Dinge, die sich nur gerade eben hieran zeigen. Und ohne diese Dinge vorher grundsätzlich ein wenig sortiert zu haben, wird die TE hier die Hilfe, die sie sucht und braucht, einfach nicht finden können.