klassische Situation von: ich finde, da haben oft ganz viele recht, weil die Wahrheit eben so viele Seiten hat. Wir können Dinge nunmal nur als Menschen anschauen, wir können uns von Dingen und Lebewesen differenzieren und auch Gemeinsamkeiten finden, abstrahieren und reindenken, mit Wissen erklären, und dennoch sind wir immer Menschen bei all dem und sehen die Welt halt niemals wie ein Hund oder ein Elefant oder ein Baum... Empathie macht Menschsein aus. So verstehe ich das.
Bei Aussagen wie "Hunde sind nicht meine Freunde" kommt es wohl sehr darauf an, was genau der einzelne Mensch in diesem Moment unter Freundschaft versteht: Meint er das "Gesamtpaket", also dass Hunde niemals 1:1 den gleichen Platz einnehmen können wie menschliche Freunde? Oder meint er es ausschließend, also im Sinne von "Hunde können niemals Aspekte menschlicher Freundschaften im Verhältnis Mensch-Hund einnehmen"? Schon diese eine Unterscheidung macht einen gewaltigen Unterschied.
Was macht es denn aus, das besondere Verhältnis von Hund und Mensch? Da gibt es in der Tat viele Ähnlichkeiten, Aspekte aus vielen zwischenmenschlichen Beziehungen finden sich auch in unserem Verhältnis zum Hund wieder. Ja, mein Hund ist in manchen Aspekten wie mein Kind: Er ist auf meine Fürsorge angewiesen, ich habe die Pflicht ihn gesellschaftstauglich zu erziehen - mal ganz abgesehen von dem netten "Hundeblick-Mechanismus", der in unserem Gehirn die gleiche Ecke wie die Eltern-Kind-Bindung anspricht. Aber ist er deshalb mein Kind, oder auch nur vergleichbar? Nein, dafür fehlen zu viele andere zentrale Bereiche der Eltern-Kind-Beziehung. In mancher Hinsicht ist mein Hund auch mein Freund: Wir gestalten gemeinsam unsere Freizeit, teilen uns Interessen, genießen unsere gegenseitige Gesellschaft... Ist es das gleiche wie ein menschlicher Freund? Sicher nicht, allein schon durch das Verantwortungsgefälle. Und ähnlich ist es mit anderen Bereichen, mein Hund ist Familie und auch nicht, in meinem Fall auch Arbeitskollege und auch nicht... Übrigens ist er nicht zuletzt auch ein hoch interessantes Tier, so ganz anders als ich! Genau dieses Gesamtpaket, die spannende Mischung aus so vielen Elementen, ist es doch, die unser Verhältnis zum Hund zu so etwas besonderem macht.
Reduziert man ihn nun auf ein paar wenige dieser Aspekte, dann verkrüppelt man diese wundervolle, einzigartige Beziehung. Egal ob ich nur das Kind sehe, nur den Freund, oder nur das artfremde Tier. Und diese Verengung zeigt meist schlimme Folgen. Mal mehr für den Menschen, meist mehr für den Hund. 
Und hier kommt auch die Sache mit der Empathie ins Spiel. Empathie bedeutet doch zunächst einmal nur, auch emotional genau wahrzunehmen was der andere äußert. Das braucht keine Freundschaft, keine Nähe, nur Offenheit. Und zwar Offenheit für den anderen als fühlendes Wesen. Auch als Wesen, das in manchen Dingen ganz anders fühlt als ich es würde. Problematisch wird es doch gerade dann, wenn ich versuche, mein Empfinden mit dem des anderen gleichzusetzen. Diese Vergleiche können vielleicht einen Einstieg bieten, um bei weniger empathischen Menschen ein erstes Verständnis zu wecken - im Sinne von "guck mal, in Situation X würdest du dich ungefähr so fühlen - vielleicht ist das hier beim Hund ja ähnlich?" Aber alles, was darüber hinaus geht, da wird es schwierig. Einfach weil der Grat zwischen Erkennen von Ähnlichkeiten und Überstülpen von eigenen Vorstellungen so verdammt schmal ist.