Beiträge von Montagsmodell

    Also Leute, echt jetzt...

    Nun gut, da ich ja nur ein Kleinteil habe, gar keinen Hund sozusagen, und von daher von vornherein schon unfähig und verweichlicht bin, werde ich dem nun auch gerecht. Ich hab nämlich ehrlich gesagt schon ziemlich Mitleid mit A-Ber .

    Ich meine, überlegt doch mal: Da hat sich jemand, durch welchen blöden Zufall auch immer, einen völlig unpassenden Hund gekauft. Von einer Rasse, der er/sie offenbar weder wissensmäßig noch mental oder auch nur kräftemäßig gewachsen wäre. Hat dann die Grunderziehung dieses Hundes so richtig deftig in den Sand gesetzt. Und sucht nun einfach ein paar Leidensgefährten, damit man sich in dieser Situation nicht so alleine und als Versager fühlen muss. Ist doch eigentlich nett! :nicken:

    Na gut, der Ton könnte was höflicher, zivilisierter sein. Aber auch das kann man doch im Grunde ein Stück weit verstehen. Wenn man vor einem derartigen, und auch noch selbst produzierten, Scherbenhaufen steht, dann bleiben eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder, man übt sich in Selbstreflektion und backt ganz kleine Brötchen in der Hoffnung, etwas dazulernen zu können und den Schaden vielleicht sogar etwas zu begrenzen. Das braucht eine gewisse innere Größe, die nun mal nicht jeder hat. Wem dafür das Selbstbewusstsein fehlt, der wählt dann eher Möglichkeit Nummer zwei: Die Not zur Tugend machen, und das mit jeder Menge defensiver Aggression zu verteidigen. :ka: Kennt man doch von Kindern auch: Wenn was so gar nicht geklappt hat, sind die einen verzweifelt und suchen nach Hilfe; die anderen behaupten, "ich wollte das auch so!", "das blöde Teil ist kaputt, deshalb geht das nicht!", und wehe wenn jemand andeutet das könnte doch anders sein, dann erlebt man einen herrlichen Wutanfall!

    Von daher: So einen verzweifelten kleinen Wutnickel, der zum x-ten mal vom Rad gefallen ist und nun behauptet, das Rad sei ja auch viel zu groß und überhaupt irgendwie nicht in Ordnung, würde man ja auch nicht auslachen. Oder schimpfen. Sondern erst mal trösten, ein Pflaster aufs kaputte Knie kleben, und ihm dann - wenn er sich so weit beruhigt hat, dass er wieder zuhören kann - die Grundlagen beibringen... :streichel:

    Ich denke daher auch nicht, dass es beim Erreichen eines Ziels hilft, die Keule auszupacken und immer wieder draufzuhauen. Das vergrault doch schlussendlich nur die Leute.

    Damit hast du sicher ein Stück weit recht. Allerdings gibt es auch die andere Sichtweise: Wie fair ist eigentlich, sich eine Hunderasse zu wählen deren Vertreter an ihrer Anatomie mehr als nur ein wenig leiden, sich dieses Leid täglich mehr oder weniger ungerührt anzuschauen, und dann aber - hart gesprochen - zu heulen, wenn andere das auch so benennen? :ka:

    Mich nervt aber, dass man auf Menschen "einhaut", die zu ihren Fehlern stehen, daraus gelernt haben und es sogar bereuen! Wie du und ich.

    Moment mal. Also bisher hatte ich noch nicht das Gefühl, dass jemand auf mich einhaut. Sticheln, provozieren, klar - ist halt ein Forum. Aber einhauen? Nö.

    Zu meinem Fehler stehen? Klar, in so weit, dass ich sage, da ist eine Kluft zwischen dem, was ich in Bezug auf die "Züchtermoral" hätte tun sollen, und dem, was ich getan habe. Ob es unterm Strich, in der Summe ein Fehler war, das hab ich nicht gesagt! Von daher muss ich auch daraus gar nicht viel lernen: Ich habe das sehenden Auges getan, weil andere Gründe eben noch schwerwiegender waren, und dazu stehe ich auch. Und in so fern tut es mir zwar sehr leid, dass ich durch Sandors Kauf ausgerechnet dieser Züchterin einen Hund abgenommen habe. Und ich habe in den Jahren mit dem Krümel einen wirklich hohen Preis dafür gezahlt. Aber wie gesagt, es gab weitere Gründe, die noch viel schwerwiegender waren, und von daher bereue ich es definitiv nicht.

    Das ist jetzt bestimmt OT, aber es kribbelt so in den Fingern, es muss einfach raus:

    Mich würde oft brennend interessieren, ob die Menschen, die ihren Hund mit "konnte ich doch nicht ahnen" gekauft haben, das beim Kauf ihres Autos ähnlich gehandhabt haben? Farbe gefällt, Karosserie ist schick, kauf ich? Und sich dann überraschen lassen, wie viel Sprit das Teil braucht, wie viel es kostet, wo die Schwachstellen sind, wie es sich fährt... :pfeif:

    Wobei es mir zumindest hier weniger um individuelle Fehler geht - da bin ich sicher die letzte, die mit Steinen werfen sollte, immerhin hab ich einen Krümel daheim den ich niemals hätte kaufen dürfen. (Natürlich hatte auch ich Gründe, es dennoch zu tun. Ändert aber nix an der Tatsache, dass ich weitgehend sehenden Auges einen Hund aus einer Zucht gekauft habe, die ich niemals hätte durch einen Kauf unterstützen dürfen.) Worum es mir hier geht ist das immer wieder genannte Argument, "ich konnte das doch nicht wissen, jetzt sind alle so gemein zu mir..." Und sorry, dieses Argument kann ich so pauschal nicht mehr gelten lassen. Die Hunde, über die wir hier sprechen, sind alle in Zeiten angeschafft worden, als das Internet mit all seinen Informationsmöglichkeiten schon fest im Alltag etabliert war. Wer da noch sagt, "konnte ich nicht wissen", der lügt sich in aller Regel selbst in die Tasche. Denn ja, man hätte es wissen können - wenn man gewollt hätte.

    Aber wenn ich nach Informationen frage, dann frage ich offen und nicht suggestiv, denn es interessiert mich objektiv, nicht Wunschdenken. Und dann bekommt man in der Regel auch Antworten.

    Richtig - und genau da hakt es meistens. Denn wenn die Menschen schon mit einer Wunschvorstellung kommen, und bereits die rosarote Brille aufhaben, dann wird es zwangsläufig alles selektiv.

    In Bezug auf die Informationen, da kann mir mittlerweile keiner mehr erzählen, man konnte es nicht wissen. Nicht, seit das Internet alle möglichen Infos innerhalb von Sekundenbruchteilen ausspuckt, und so ziemlich jeder heute auch weiß, wie man eine Suchfunktion bedient.

    Als ich mich damals vor der Anschaffung meines ersten Hundes schlau gemacht habe - na gut, zumindest es versucht - was das noch bedeutend schwieriger. Da führte der Weg eben in die örtliche Bücherei, den Zeitschriftenhandel, oder man hat aus dem Telefonbuch mögliche Nummern von schlauen Leuten rausgesucht. Das Stichwort hieß aber damals, genau wie auch heute, Medienkompetenz. Die Kunst, mehr oder weniger verkappte Werbung von echten Informationen zu unterscheiden, die kritischen Stimmen zu finden, den eigenen Verstand einzuschalten. Mir war jedenfalls schon als Teenie klar, dass der Yorkie irgendwie zu viel Fell hat wenn das eingewickelt werden muss damit er nicht drauftritt. Ich fand damals schon den Boxer einen gut gebauten Hund mit einem äußerst komischen Kopf. Dass es nicht gesund sein kann, wenn ein Basset keine Beine hat und sich auf die Ohren tritt, dass es für den Hund schmerzhaft sein muss wenn die Lider runterhängen und innen alles rot ist - das gab für mich damals schon der simple Menschenverstand her.

    Natürlich war es früher deutlich schwieriger, an Informationen zu kommen, und ist im Laufe der Zeit immer einfacher geworden. Aber ob nun einfacher oder schwieriger: Der große, entscheidende Filter ist die eigene Wahrnehmung. Und die Bereitschaft, hinter den schönen Schein zu gucken.

    Oder ich hatte einfach Glück, meine TAe waren dann halt ehrlich

    Zum TA gehen die meisten ja erst dann, wenn der Hund schon da ist. Und da steckt der TA dann in der Klemme - was soll er schon sagen? Sagt er die ungeschönte Wahrheit, gehen die Leute einfach wo anders hin. Sagen sie die Wahrheit gut verpackt, nehmen es die Leute nicht ernst. Was also tun?

    Ich hatte im Laufe der Jahre ja schon mit verschiedenen Tierärzten zu tun, und fand das durchaus interessant. Vor allem auch in Hinblick darauf, wie sehr es von einem selbst abhängt, ob und was man gesagt bekommt. Am Beginn steht eigentlich immer die gleiche freundliche, professionelle Fassade. Zeigt man dann offenes Interesse, signalisiert, dass man auch mit unangenehmen Wahrheiten umgehen kann - dann bekommt man oft ganz andere Töne zu hören, erfährt sehr vieles. Bei den meisten Tierärzten hatte ich das Gefühl, sie empfinden es als richtiggehend erleichternd, wenn sie mal sagen können was sie eigentlich denken. Aber, und das habe ich auch schon mehrfach gehört: Dieser Art von offenem Interesse begegnet man wohl auch eher selten. Das fängt schon bei ganz banalen Fragen wie dem Gewicht an, wo die meisten Hundehalter die Wahrheit nicht verkraften, und sich die Standardsätze des TA als "mein Hund hat Idealgewicht!" auslegen...

    Mein erster Weg führt natürlich zur Haustierärztin. Und sollte ich dann das Gefühl haben, eine Zweitmeinung wäre wichtig und angebracht - dann würde ich lieber meinen Hund einpacken und zur Uniklinik nach Gießen fahren. Oder, falls das coronabedingt nicht geht, dann dorthin die bisherigen Untersuchungsergebnisse schicken - das wäre aber auch immer nur eine Notlösung. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass gerade in diesem Jahr so ein Onlinemodell bei vielen Leuten gut ankommt. :ka: