Wobei ich da gerne den Gedanken einwerfen würde, dass es halt manchmal doch noch auf anderes ankommen kann. Zum Beispiel muss ich "meiner" Rasse durchaus anlasten, dass das Fell nicht wirklich funktional ist; andererseits wäre ein Hund mit normalem Fellwechsel ein Ausschlusskriterium, um ihn mit auf die Arbeit nehmen zu können. Solche Gründe können in der "Gesamtbilanz" schon auch noch mal etwas verändern, denn ich wage die Vermutung, dass dieses "immer dabei sein können" auch einen deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität eines Hundes haben kann. Wir leben nun einmal alle in einem extrem künstlichen Umfeld, nicht nur die Hunde - ich selbst empfinde meine "Haltungsbedingungen" als Mensch auch definitiv nicht als artgerecht.
Also heißt es wohl, sehr individuell hinzuschauen, was nun der beste Kompromiss ist.
Hier habe ich festgestellt, dass meine Hunde mit Hitze sehr gut zurecht gekommen sind bzw. Sandor jetzt kommt, wesentlich besser als ich, und auch wesentlich besser als die weitaus meisten Hunde in der Umgebung (und das sind bei unserer Hundedichte sehr, sehr viele). Dafür ist nasskaltes Wetter bei ihnen ein Ausschlusskriterium, das können sie rein gar nicht leiden. Würde ich nun irgendwo leben, wo es deutlich kälter ist und deutlich öfter regnet, dann würde ich die Rassewahl wohl neu überdenken. Muss ja nicht sein, dass ein Hund sich einen großen Teil des Jahres über unwohl fühlt! Für unsere Bedingungen hier ist es aber passend: Die Sommer werden immer heißer, die Winter kaum noch der Rede wert, die Räume auf der Arbeit sind für meinen Geschmack sogar zu sehr beheizt - da passt so ein Seidenhaar super rein. Trockene Kälte ist auch wenig problematisch, so lange man in Bewegung bleibt, und gegen Nässe kann man, siehe künstliche Umwelt, ja etwas unternehmen. Da steht also die Abwägung hoch funktionales Fell, das nur ab und zu mal gebraucht wird, gegen die Möglichkeit, immer dabei sein zu können und nicht lange Stunden allein daheim bleiben zu müssen. So gesehen kann weniger funktional je nach Lebensumständen sogar das funktionalere sein. Was die Abwägung keineswegs einfacher macht.
Nicht gerade einfacher ist auch die Abwägung, wie viel man mit welchem Hund bei welchen Temperaturen noch sinnvollerweise unternehmen kann und sollte. Klar, unsere Hund sind oft "verzärtelt" - andererseits sind wir das auch, und ein Hund, der unsere Räume und Lebenswelt teilt, kann einfach nicht genauso ein Fell entwickeln wie ein immer-draußen-Hund. Wäre auch nicht funktional, siehe oben, wenn er draußen im Winter super angepasst ist und dafür den Rest des Tages drinnen im eigenen Pelz kocht.
Da macht es also meiner Ansicht nach schon Sinn, auch hinzuschauen, wie viel ich meinem jeweiligen individuellen Hund abverlangen kann und will. Zum Beispiel waren für mich auf dem Hundeplatz in Bezug auf Hitze meine Zwerge immer ein brauchbarer Gradmesser: Wenn sie etwas weniger schwungvoll waren, haben die Gruppen deutlich reduziertes Sparprogramm bekommen; wenn meine Zwerge wahrnehmbar langsamer waren, ist das Training ausgefallen. Einfach weil ich wusste, sie waren am oberen Rand der Hitzetoleranz angesiedelt. Und wieso sollte man den Hunden auch den Hitzestress zumuten für etwas, das im Grunde doch eine Freizeitbespaßung und gemeinsame Quality-Time für Mensch und Hund darstellen sollte? Denn da würde ich auch noch mal unterscheiden zwischen einem Arbeits- und einem Familienhund. Klar kann ein Schäfer nicht sagen, lass die Schafe mal da einfach stehen bis das Wetter meinem Hund wieder besser gefällt. Da ist eine gewisse Robustheit nötig, bei Mensch und Tier, wird immer wieder gebraucht und sollte von daher auch definitiv sorgfältig aufgebaut werden. Aber wo liegt der Sinn darin, wenn sich Mensch und Hund gleichermaßen irgendwo durchquälen müssen, nur um einer Robustheit willen, die in diesem Ausmaß keiner von beiden je will oder braucht? 
Wobei ich bitte, das nicht falsch zu verstehen: Mir geht es dabei nicht um die Extreme, bei denen Schatziputzi nur ein Temperaturfenster von wenigen Grad bleibt, in denen Bewegung zumutbar wäre. Auch das wäre ja wieder eine gewaltige Einschränkung in der Lebensqualität, um die es letztendlich doch gehen sollte. Sondern darum, eben den jeweils bestmöglichen Kompromiss zu finden, der unter den jeweiligen Umständen für alle die beste Lebensqualität ermöglicht. Dazu gehört für mein Verständis dann, dass der Hund ausreichend fit und angepasst ist, um seinen Bewegungsdrang bei den ortsüblichen Witterungsverhältnissen gut befriedigen zu können, aber auch, dass nicht aus einer "Hund muss alles abkönnen" Ansicht ein riesiger Stressfaktor für Mensch und Tier wird.