Uns wurde gesagt, dass sie frühestens mit 6 Monaten alleine bleiben sollte.
Also entweder, ihr solltet eure Ratgeber noch mal hinterfragen, oder ihr habt irgendwie bei den Auskünften am falschen Ende angebissen. Richtig ist: Man sollte einen Welpen nicht einfach stundenlang sich selbst überlassen. Oder generell ihn so lange allein lassen, bis er richtig Panik hat. ABER: Wie ein Kind auch sollte er schrittweise und behutsam lernen, auch mal ohne Mama oder Papa auskommen zu können. Das fängt damit an, dass er Welpe zwar in eurer Nähe ist, aber auch für ihn merklich "nicht dran". Also kein Strafignorieren oder so was, aber ihr macht halt euer Ding. Bei uns war das zum Beispiel auf der Arbeit von Anfang an einfach so, während ich Gruppe hatte haben die Hunde nebendran hinter dem Türgitter Pause gehabt. Als nächsten Schritt geht man mal kurz aus dem Zimmer, und kommt gleich darauf wieder rein. Ganz selbstverständlich, ohne großes Getue. Sonst wird das leicht ziemlich nervig - sicher kennst du auch die Kinder, bei denen die Mutter nicht mal daheim allein aufs Klo gehen kann? Ist bei Kind und Hund auf Dauer gleichermaßen lästig, und für Kind und Hund gleichermaßen Stress wenn sie immer auf die Erwachsenen aufpassen müssen. Kurz gesagt: Übt das in ganz kleinen Schritten, im Alltag nebenher.
Übrigens, weil es gerade passt und um das auch zu beantworten:
Du arbeitest mit Kindern, oder?
Genau, unter anderem mit Kindern im Alter der Tochter der TE. Deshalb kann ich auch die Parallelen zwischen Kindern und jungen Hunden ganz gut einschätzen. Und die sind nicht zu übersehen. Wie eben zum Beispiel das Spiel. Natürlich brauchen beide, Kinder wie Welpen, wesentlich mehr Schlaf als erwachsene Menschen. Aber in den Wachphasen, da wollen sie halt auch mal richtig die Puppen tanzen lassen, albern sein, über die Stränge schlagen, die Welt erobern! Und nicht nur meditativ brav neben einem auf dem Sofa kuscheln... Im Spiel lernt man sich selbst und das Gegenüber einschätzen, sich anzupassen, sich selbst einzuregeln. Und ja, das müssen Kinder wie Welpen halt erst lernen. Ich hab von den Kleinen regelmäßig immer mal wieder blaue Flecken, ohne böse Absicht im Übermut einfach passiert. Klar macht man ihnen dann deutlich, dass das so nicht geht; ich käme aber niemals auf die Idee, darin eine gezielte Aggression zu sehen. Sie probieren sich halt aus, drehen ordentlich hoch, und schlagen dabei auch immer mal wieder über die Stränge. Das gehört zum Lernprozess. So wie auch die vielen kleinen Tests, ob die Regeln denn wirklich gelten, ob man nicht doch einfach die eigenen Interessen durchsetzen kann, ob... Freundliche Konsequenz lautet da das Zauberwort, bei Kindern wie Welpen. Und viel gemeinsamer Spaß, denn Er-ziehung ist immer auch Be-ziehung, und man orientiert sich immer lieber an Menschen, die man mag und denen man vertraut. Womit wir wieder beim Spiel wären, das bringt nämlich jede Menge gute Gefühle mit sich, baut Vertrauen auf, und bildet somit die Basis für eine gelungene Erziehung. Bei Kind wie Welpen.
Zergel wurde besorgt, interessiert sie aber nicht.
Wie habt ihr ihr denn das Zergel gezeigt? Was habt ihr damit gemacht?
Es ist nämlich so, dass es bei Welpen durchaus zwei "Spielkategorien" gibt: Sozialspiel und Objektspiel. Und das Zergeln ist eine Art Mischform aus beidem. Allerdings müssen die Welpen auch hier wieder beides erst lernen. Zumindest ein rudimentäres Sozialspiel (also Spiel mit einem lebendigen Gegenüber) lernen sie mit ihren Geschwistern im Wurf. Ob sie auch ein Objektspiel kennen, das liegt ganz viel an ihren Möglichkeiten beim Züchter. Je nach dem, was da bei eurer Kleinen gelaufen ist oder auch nicht, kann es sein, dass ihr ihr das Objektspiel erst einmal schmackhaft machen müsst. Das geht meist ganz gut, indem man die "Beute" belebt. Sie schnell und wuselig bewegt, immer vom Hund weg. Dazu lustige Geräusche macht - und den Welpen super toll findet, wenn er sich ordentlich auf das Spiel einlässt. Ihr bewundert eure Tochter doch sicherlich auch immer wieder für ihre "Spielerfolge"? Das gefällt auch einem Welpen. Und so könnt ihr ihr zeigen, dass sie bei einem gemeinsamen Zergelspiel mit euch doch viel mehr Spaß haben kann als wenn sie direkt in euch reinbeißt. Denn auch das meint sie nicht böse, sondern spielt halt so, wie sie es mit ihren Geschwistern gelernt hat - und so grob, wie es Kinder halt immer wieder tun...
Deshalb hab ich auch den Clip hier eingestellt, vielleicht hast du ja mal reingeguckt? Man darf total albern sein, es bricht auch kein Zacken aus der Krone wenn der Hund "gewinnt", Spiel soll schließlich allen Beteiligten Freude machen! Und wenn sie im Spiel gemerkt hat, dass ihr ihr nicht weh tut oder sie erschreckt, sondern sie mit euch viel Spaß haben kann und euch vertrauen, dann ist das auch die halbe Miete dafür, dass sie das Anfassen nicht mehr so schlimm findet. Und das sag ich aus Erfahrung, der Hund aus dem Clip fand als Welpe anfassen nämlich total schrecklich. Merkt man nicht mehr viel von, oder?