Beiträge von Montagsmodell

    Wie ist sie denn im Garten? Gelöst und einigermaßen entspannt? Oder eher huschig und nur schnell alles machen und wieder rein? Ich würde mich eher vom Garten aus vorarbeiten, je nachdem wie der Garten gelegen ist entstehen da ja auch schon viele Eindrücke von der Umwelt.

    Bzw. kann man im Garten - vorausgesetzt, sie sieht den als sichere Zone!!! - damit anfangen, sie schrittweise daran zu gewöhnen, was es alles für merkwürdige, immer neue Sachen geben kann. Mal einen anderen Untergrund hinlegen und spielerisch mit ihr drübergehen, in IHREM Tempo. Mal einen Eimer hinlegen, ein paar Kekse rein - traut sie sich, da rein zu klettern und die Kekse zu holen? Solche Spielchen eben, damit sie immer wieder neue Dinge sieht, in einem Umfeld das ihr keine Angst macht, und dabei immer wieder die Erfahrung sammelt, dass sie das schaffen kann ohne gefressen zu werden, und des sogar Spaß macht!

    Die kleine Maus, das musst du verstehen, ist für ihr Verständnis in einem fremden Universum voller Gefahren und Monster gelandet. Alles, was sie von der Züchterin her nicht kannte, ist potentiell bedrohlich - und nun schau dich draußen um, und geh in Gedanken mal alles durch, was da rumsteht das es bei der Züchterin daheim nicht gab... Und, und das sag ich jetzt nicht aus Gemeinheit, sondern einfach weil es wichtig dazu gehört: Die Schreckreize wie Wasserspritzen etc. haben sie darin bestätigt, dass überall Gefahren lauern und sie völlig unvorbereitet treffen können.

    Das Problem ist: Die Menschen, die ihr eigentlich jetzt Sicherheit geben sollten, betrachtet sie ebenfalls mit Skepsis, hochnehmen gibt kein Gefühl von Sicherheit sondern ist nur ein weiterer Stressfaktor. Dadurch wird die Sache so richtig verzwickt. Denn die Tatsache, regelmäßig in die "Gefahrenzone" rausgezerrt zu werden, trägt ja nun auch nicht gerade dazu bei, die eigenen Menschen als Hafen der Sicherheit wahrzunehmen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz, das aufzulösen braucht ganz viele klene Schritte.

    Was auf jeden Fall absolut wichtig ist: Wo immer möglich eine Berechenbarkeit schaffen. Feste Rituale bringen schon sehr viel. Außerdem solltet ihr die Maus möglichst niemals "überfallen" oder "belügen". Sprich: Sie nicht einfach anfassen oder greifen, nicht irgendwie an ihr manipulieren ohne sie vorzuwarnen. Bewährt hat sich, vor allem, was ihr an ihr tun wollt, ihr das erst mit einem immer gleichen Wort und einer immer gleichen Geste anzukündigen, dann innerlich drei Sekunden abzuzählen, und es erst dann zu tun. Ruhig, bestimmt, ohne weiteres Zögern aber trotzdem sanft. Also beispielsweise "hochnehmen", dabei die Hände schon mit den Handflächen nach oben zeigen, innerlich zählen "einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig", und sie dann erst nehmen. Das gibt ihr die Zeit, sich innerlich darauf einzustellen, was jetzt passieren wird. Nun wirst du vielleicht einwenden, dass das Hochnehmen dadurch schwieriger wird - und das ist gut möglich. Aber der entscheidende Punkt ist: Du wirst dadurch berechenbar. In der Zeit, in der du ihr nichts ankündigst, kann sie sich entspannen, weil sie lernt, dass dann auch nichts mit ihr passieren wird. Und so kann Vertrauen wachsen, obwohl immer wieder Dinge passieren, die sie doof findet.

    Nach deiner Schilderung von einem lebhaften Jundhund hab ich ein wenig Kopfkino von so manchen Zwerghunden aus unserer Zwerghundgruppe, deshalb rein ins Blaue gesprochen mal ein paar Denkanregungen.

    Du sagst, das Stoppsignal funktioniert, aber dann spielt sie fangen mit euch. Was spricht denn dagegen, ganz abseits vom Rückruf auf diesen Wunsch einzugehen, nur halt umgekehrt? Sprich, sobald sie gestoppt hat, lobst du sie kurz mit der Stimme, und bietest dann ein kleines Fangspiel an - bei dem allerdings sie dich "verfolgen" darf? Dazu musst du noch nicht mal richtig viel rennen, es reicht meistens schon, wenn mit einer Art Drehung mit Ausfallschritt von ihr weg, vielleicht unterstützt durch ein Händeklatschen oder sonstige Anfeuerung, zum Spiel einlädst. Und jedes mal, wenn sie an dir vorbei flitzt, wiederholst du das in die jeweils andere Richtung, ruhig ein paar mal, bis der "Dampf" raus ist.

    Im Anschluss kannst du sie vielleicht statt einem frontalen Abschluss einen Handtouch machen lassen, das kann man auch wunderbar daheim üben und es ist auch sonst für vieles nützlich: Bring ihr bei, auf Aufforderung mit der Nase deine Hand zu berühren, Marker (Click, Lobwort, wasauchimmer) und Keks. So hast du sie dann auch ganz aktiv nah bei dir, allerdings kannst du das "Ziel" auch ein wenig neben dich halten, so dass sie nicht frontal auf dich zu muss, das mögen kleine Hunde noch weniger als große. (Eine Teilnehmerin in der Zwergengruppe hat damit sogar den Rückruf komplett ersetzt, zur völligen Zufriedenheit von Hund und Mensch.)

    Womit wir beim Anleinen wären: Immer von seitlich, nicht von oben. Vor allem aber vorsicht, für viele Hunde ist ruckzuck die Verknüpfung da "Rückruf - Leine dran - Spaß vorbei". Was sich also nicht nur bei Junghunden empfiehlt, es immer wieder zu tun: Rufen, Leine dran, belohnen, Leine wieder ab, Spaß geht weiter.

    Und zu guter Letzt: Sei auch draußen spannend für deinen Hund! Diese Methode, immer wieder einfach zu verschwinden und so mit der Verlustangst des Hundes zu spielen, finde ich auch nicht gerade vertrauensbildend. Sagt aber keiner, dass man es so negativ aufbauen muss! Mein größtes Wusel und dabei extrem eigenständig war meine Kaya, und aus der Erfahrung mit ihr kann ich das "ich hab was entdeckt, das ich geheimhalten will"-Spiel nur empfehlen. Anfangs passt du dabei einen Moment ab, in dem dein Hund gerade nix spannendes zu tun hat und merkst, sie sieht dich durchaus. In diesen Situationen "findest" du irgendwas ganz spannendes: Vielleicht ist da ein Keks in der Baumrinde versteckt? (Während du den Baum interessiert untersuchst steckst du den Keks ganz unauffällig in die Rinde) Oder da liegt ein kleines Spielzeug rum? Eine tolle Buddelstelle? Solche Sachen eben, Kleinigkeiten, die ein junger Hund aber spannend findet. Wichtig, ganz wichtig: Du rufst sie NICHT, machst sie NICHT aufmerksam, im Gegenteil! Zwar wählst du die Momente so, dass du dir sicher bist, sie bekommt es mit - tust aber eher geheimnisvoll, wie es jemand machen würde, der halt einen tollen Schatz gefunden hat. Das weckt doppelt die Neugier, und klar, wenn sie angeflitzt kommt darf sie dann auch mitmachen. Anfangs machst du das eher offensichtlich, nur mit viel "Theater" wie ein Zauberer, der seinen Trick verstecken möchte und dabei doch so übertrieben ist, dass es jeder mitkriegt. Wenn sie das Spiel erst mal verstanden hat, könnt ihr mit der Zeit einen regelrechten Wettbewerb draus machen: Schaffst du es, deine "Schätze" zu platzieren, ohne dass sie es merkt? Oder ist sie aufmerksamer und kriegt es sofort mit? In diesem Fall sollte ihr deine uneingeschränkte Bewunderung gewiss sein, riesen Lob und Anerkennung! Und auf dieser Stufe kannst du dich zu Versteckzwecken auch in einem unaufmerksamen Moment ein Stückchen in die Büsche schlagen, nicht weit, aber doch kurz außer Sicht. Denn dann geht es nicht um "ich lass dich sonst allein", sondern um ein bekanntes "Versteckspiel". Ziel des ganzen ist ein Hund, der dich draußen immer ein Stück weit auf dem Schirm hat, weil sie gelernt hat: Das lohnt sich, mein Mensch hat es voll drauf und immer wieder die lustigsten Ideen. So hast du immer schnell ihre Aufmerksamkeit, und vor allem lernt sie, in deiner Nähe findet jede Menge Spaß statt.

    Wie läuft es denn inzwischen bei euch @CathymitTara ? Hast du einen Weg für euch gefunden, und siehst du erste kleine Fortschritte? Würde mich sehr interessieren, wie es weiter geht!

    Übrigens, ich zitier mich mal selbst:

    Wenn der Tag sehr anstrengend und fordernd für ihn war, liegt er abends auf dem Sofa neben mir und steckt seinen Kopf wahlweise unter meinen Arm oder unter seine Wolke. Von sich aus, aktiv - es scheint ihm also gut zu tun.

    Als ich gerade an euch gedacht habe hab ich bei einem Blick zum Krümel rüber gesehen, dass er das gerade wieder macht, weil er die Geräusche der Handwerker in der Nebenwohnung gerade ziemlich blöd findet; den Handyschnappschuss packe ich mal in den Spoiler, weil es hier nicht wirklich was zum Thema beiträgt.

    OT

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    Das belegt aber m.E. ganz gut, dass so etwas - richtig aufgebaut und angewandt - einem Hund durchaus helfen und eine Entlastungsstrategie darstellen kann. Um so mehr bin ich gespannt, wie es bei euch nun mittlerweile läuft und wie euer Lösungsansatz aussieht!

    Im Grunde können wir uns hier allesamt müde spekulieren, es läuft immer wieder auf die eine Vorgehensweise der TE hinaus:

    Hund sichern.

    Fachkundigen Trainer vor Ort draufschauen lassen, um die Hündin ordentlich einzuschätzen.

    Auf Basis dieser Einschätzung und der eigenen Möglichkeiten (Umfeld, Zeit, Lernbereitschaft, Finanzen, aber auch Emotionen) entscheiden, wie es weiter gehen soll.

    Alles andere trägt hier zwar vielleicht zu unserem persönlichen Mitteilungsbedürfnis bei, führt aber unter Umständen auch dazu, die ohnehin schon verunsicherte TE noch mehr wuschig zu machen. Deshalb fände ich ganz persönlich es gut, zu dem zugegeben sehr spannenden Thema "wie korrigieren erwachsene Hunde Welpen" einen eigenen Thread aufzumachen, und hier erst mal abzuwarten, was die TE weiter zu berichten hat. Wie es ihr persönlich inzwischen geht, sowohl im Umgang mit ihrer Hündin wie auch in Bezug auf ihre Freundin, und vor allem, wie es dem armen Knirps geht?

    Also wenn man solche Hunde permanent sieht, gewöhnt man sich auch an den Anblick und ich glaube schon, dass einige unterbewusst dadurch auch davon ausgehen, dass das Aussehen so schon "ok" ist, weil abgesegnet von vielen anderen Menschen.

    Danke, genau das! Wobei es noch nicht mal um das abgesegnet von vielen anderen Menschen geht, sondern wirklich ganz banal um die Gewöhnung. Was man immer sieht, fällt nicht mehr auf, das "gehört so". Durch diesen Effekt werden auch solche Karikaturen wie ein Hund ohne Schnauze salonfähig, wenn sie nur oft genug überall visuell auftauchen. Und dieser Effekt fördert auch immer krassere Extreme: Das, was man schon überall sieht, und was folglich als normal wahrgenommen wird, fällt nicht mehr auf, ist nix mehr besonderes, nicht mehr süüüüß oder cooooool. Da greift man dann eben zu etwas, bei dem diese Merkmale noch mal ausgeprägter sind, um den gleichen wow-Effekt wieder zu bekommen. Oder eben zu einem anderen als aus der Masse herausstechend wahrgenommenem Merkmal, wie der ganz besonderen Farbe etwa. Ob wir vielleicht irgendwann so weit kommen, dass alles ausreichend überschwemmt ist mit Extremrassen, so dass schlichte funktionale Hunde wieder als was besonderes und damit erstrebenswertes wahrgenommen werden?

    dass der Vorfall hier die Grenze einer Welpenzurechtweisung überschritten hat!

    Eindeutig, so massiv ist keine Maßregelung, nicht mal aus Versehen. Ein Versehen ist es, wenn eine vielleicht auch blutige Schramme entsteht, weil vielleicht ein Ohr blöd im Weg war und der Welpe unglücklich gezappelt hat statt brav zu quietschen und still zu halten. Ernste Verletzungen sind kein Versehen, zumindest wenn der Welpe nicht gerade ein ganz zarter Minimini ist.

    Man sollte also definitiv davon ausgehen, dass das hier ernsthaft beschädigend gemeint war. Und da wird es nun knifflig. Es kann sich dabei, wie schon geschrieben, um ein sehr unschönes, aber durchaus artgerechtes Verhalten handeln - kann aber auch sein, es bahnt sich eine generelle Artgenossenunverträglichkeit an, sozusagen "klein angefangen".

    Gehört das Verhalten in die Kategorie urtümliches Hündinnenverhalten, ist es nach menschlichen Maßstäben tragisch, nach hündischen völlig "ok". Was nicht bedeutet, dass es harmlos wäre: In diesem Fall muss die Hündin immer, wirklich immer in der Gegenwart von Welpen gesichert werden! Und man muss damit rechnen, dass sie mit dem richtigen Erwachsenwerden vor allem kurz vor und während der Läufigkeit auch andere Hündinnen massiv und beschädigend angeht. Auch das aus Hundesicht völlig logisch, die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen - aber trotzdem natürlich nicht tolerierbar.

    Sprich, auch wenn so ein Verhaltensmuster nicht bedeutet, dass eine Hündin irgendwie "böse" oder gestört wäre, ist es dennoch eine riesige Verantwortung, sie entsprechend mit Voraussicht und Konsequenz zu managen und zu sichern.

    Und wie schon gesagt, das muss man als Hundehalter erst mal hinbekommen. Von der Kompetenz, um einschätzen zu können, wann es potentiell brenzlig werden könnte. Von der Konsequenz, weil es da keine Ausnahmen geben darf weil man vielleicht müde ist, es doch so lange schon so gut lief, um diese Zeit doch sonst hier niemand kommt... Und vor allem eben auch emotional, denn aus ihrer Sicht hat die Hündin ja rein gar nix falsch gemacht! Und sie kann es nicht verstehen, wenn ihr Mensch sie nun behandelt wie ein Monster. Ich wünsch euch jedenfalls, dass du die für euch beste Entscheidung triffst. Wie immer die auch aussehen mag.


    Und bitte, könntest du uns auch auf dem Laufenden halten wie es dem gebissenen Zwerg geht? Das ist für ihn schrecklich, er wird wahrscheinlich Hilfe brauchen das zu verarbeiten. Immerhin kostet das Vertrauen, sowohl in andere Hunde als auch in seine Halterin, die ihn nicht geschützt hat. Sie tut mir übrigens auch leid, es ist schrecklich zu sehen, wenn der eigene Hund so übel verletzt wird und leidet... Aber hoffentlich sieht sie auch ihren Anteil an dem Drama, denn auch das bleibt bestehen: Es wäre eben ihre Aufgabe gewesen, auf den Zwerg zu achten, ihn anzuleiten und im Zweifel rechtzeitig aus der Situation zu nehmen. So wie es auch deine gewesen wäre, deine Hündin im Blick zu behalten. Klar, hätte wenn vielleicht, ist nun passiert. Aber nehmt es bitte bitte als Erfahrung mit, und erklärt es auch all den vielen "Hundewiesenleuten" in eurem Umfeld, wie wichtig es ist, eben nicht nur plaudernd in der Gegend zu stehen und die Hunde irgendwie machen zu lassen, sondern achtsam zu bleiben...

    Die Sache mit dem Welpenschutzmythos wurde ja schon erwähnt. Real ist, dass außerhalb der eigenen (verwandten!) Gruppe oft - nicht immer! - Rüden etwas toleranter gegenüber fremden Welpen sind. Unter Hündinnen dagegen gibt es durchaus einige, die der Ansicht sind, auf der Welt gibt es nur Platz für eine Art von Welpen, nämlich die eigenen. Alles andere wird als potentielle Konkurrenz möglicher eigener Welpen schlicht und einfach vernichtet - wenn man die Hündin lässt. Das ist, so hart es klingt, von dieser Hündin dann NICHT verhaltensgestört. Dafür spricht auch das hier:

    Daisy hat zig Hundefreunde vom Dackel bis zum Schäferhund. Noch nie hat sie Aggression gezeigt.

    Wobei, immer vorausgesetzt das stimmt so. Denn solltest du die Kontakte mit diesen Hunden genauso wenig bzw. auch mit genauso wenig Kenntnis beobachten wie in dieser Situation hier, dann bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich so aggressionsfrei läuft, oder du vielleicht nur die kleinen Zeichen nicht siehst und deine Hündin gegenüber den anderen (noch) gehemmter auftritt? Da hilft nur eines, nämlich ein Trainer, der mal draufschaut und das mit Hintergrundwissen einschätzt.

    Woher hätte ich denn damit rechnen sollen?

    Und das ist der Punkt, an dem bei dir ein gewaltiger Lernprozess nötig wäre. Denn die Antwort auf diese Frage lautet schlicht und ergreifend: Mit entsprechendem Hintergrundwissen wäre es für dich völlig klar gewesen, dass du mit so etwas potentiell rechnen musst. Einen Hund mehr oder weniger unbeaufsichtigt mit anderen Hunden einfach machen zu lassen, das ist so eine beliebte Hundewiesensitte, die immer wieder böse ins Auge geht - in eurem Fall leider wortwörtlich. Erst recht ist das keine gute Idee, wenn man seinen Hund erst so kurz kennt. In dieser Hinsicht hat übrigens deine Freundin genauso viel Mist gebaut wie du, um das jetzt so hart zu sagen. Ich hoffe, dem Zwerg geht es zumindest körperlich wieder besser? Denn damit muss deine Freundin nun leider rechnen, dass der kleine durchaus durch dieses Erlebnis einen Knacks im Sozialverhalten abbekommen haben kann. Auch ihr wäre somit anzuraten, sich beizeiten Unterstützung durch einen guten, positiv arbeitenden Trainer zu suchen.


    Was dich und deine Hündin angeht: Zuerst mal eine Analyse, wie sie wirklich tickt, durch einen Fachmann. Ist sie ansonsten im Sozialverhalten sicher, und das kann wie gesagt durchaus auch sein, dann besteht kein sachlicher Grund, sie abzugeben. Und es muss auch nicht unbedingt etwas zu tun haben damit, wie sie Menschen gegenüber ist. Andererseits besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass sie generell bereit ist, ernsthaft zu werden, und das allmählich zeigt wo sie langsam bei dir ankommt, zuerst bei einem Gegenüber der ihr nicht viel entgegen zu setzen hat. Beides ist möglich, du selbst wirst das nicht beurteilen können, da solltest du dir also eine gute Einschätzung einholen. Je nach dem kannst du dir dann entscheiden, ob du dir den weiteren Weg mit ihr zutraust.

    Dabei spielt aber noch ein anderer Aspekt eine Rolle: Wie kannst du emotional damit umgehen? Traust du dir zu, sie weiterhin anzunehmen, auch gefühlsmäßig? Kannst du ihr Wärme und Sicherheit geben, oder siehst du sie nur noch negativ, hast vielleicht gar Angst vor ihr? Sei da bitte ehrlich zu dir selbst, es bringt niemandem etwas wenn du dir da was vormachst. Denn so oder so, den Weg wieder zueinander und zu einem verantwortungsvollen Umgang zu finden wird Arbeit. Und zwar nicht zu wenig.

    Solltest du dich entscheiden, diesen Weg zu gehen, tu es mit Unterstützung. Und sei bitte nie wieder so naiv, dir deiner Verantwortung für sie nicht bewusst zu sein. Vor allem aber bedeutet das, in rasender Geschwindigkeit eine Menge über Hundeverhalten zu lernen. Das kann durchaus Freude machen, ist hoch interessant und bereichernd, aber eben nicht bequem nebenher gemacht. Das wäre die eine Möglichkeit.

    Kannst du aber nicht sagen, dass du sie weiterhin lieben kannst, traust du dir die Verantwortung nicht zu, hast du gar Angst vor ihr: Dann gib sie ab. Aber bitte nicht per Ebay oder ähnliches, sondern über ein gutes Tierheim bzw. eine entsprechende erfahrene Vermittlungsstelle. Auch dabei könnten dir hier bestimmt einige User helfen. Dann hättest du auch Zeit, dir das Grundwissen über Hundehaltung, das über die Weisheiten, die schon vor 30 Jahren unter informierten Hundehaltern überholt waren, hinausgeht, in aller Ruhe anzueignen. Und das solltest du auf jeden Fall tun, bevor du dich dann erneut in das Abenteuer Hundehaltung stürzt.

    Weißt du, wie der wissenschaftliche Name für den Hund ist? Canis familiaris. Canis für Hund, familiaris für zur Familie gehörig. Weißt du, weshalb sich Mensch und Hund vor Urzeiten zusammen gefunden haben? Weil wir unglaublich ähnliche Sozialstrukturen teilen, und uns von daher intuitiv verstehen konnten, weil unsere Interessen und Bedürfnisse ganz nahe beieinander liegen.

    Wenn du hier immer wieder erklärst, wie anders das doch mit einem Hund ist als mit anderen Familienmitgliedern, dass es ja wohl reicht wenn er grundversorgt wird, dann hast du rein gar nichts verstanden von dem, was Menschen und Hunde zu so einem unzertrennlichen Team macht. Und in der Folge sollte es dich auch nicht wundern, wenn dein Hund mit dir nicht zum Team wird. Du erwartest von einem hoch sozialen Lebewesen, dass es funktioniert wie ein Roboter, und fühlst dich als armes Opfer, wenn das nicht klappt. Ich habe ja sehr lange sehr viel Verständnis, aber irgendwann ist das aufgebraucht. Deshalb hoffe ich nur noch, du gibst die kleine Maus nun endlich ab, und weiterhin, dass du mit deiner Tochter wirklich wärmer und weniger Ichbezogen umgehst als mit dem Hund.

    Denn diesen Gedanken gibt es schon als ganz alten Bauernspruch: "Wer nicht gut zu Pferd und Rind, ist auch nicht gut zu Frau und Kind" Und ich bin mir nicht sicher, ob man wirklich gleichzeitig hoch empathisch mit einem Kind sein kann und gleichzeitig völlig unempathisch gegenüber einem Welpen. Zumindest persönlich hab ich da meine Zweifel.