dass man das Tier einfach weggesperrt, bevor man ordentliche Lösungen findet oder Zeit investiert.
Nun, vielleicht ist ja zumindest manchmal die Box einfach die ordentliche Lösung, und das Problem hat mit Zeit gar nix zu tun?
Früher hatte ich meine Hunde (damals noch zwei) während der Gruppenzeiten vormittags in der direkt an den Gruppenraum angrenzenden Küche, abgetrennt durch ein Türgitter, in der Küche stand immer offen die Stoffbox. Was meine Hunde in dieser Zeit gemacht haben: In der Box gepennt. Punkt. Ausnahme war Sandor in seinem ersten Lebensjahr, da kam er immer mal kurz ans Gitter, wenn die Kinder direkt davor gespielt haben, und hat ihnen sein Spielzeug gebracht damit sie es ihm werfen. Das war aber wie gesagt nur in seiner Jugend, danach auch nicht mehr. Es war also schon jahrelange Gewohnheit, dass vormittags drei Stunden in der Box verpennt werden, obwohl er durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, den ganzen Raum zu nutzen. Hat er aber nicht.
Nun ist meine Arbeitsstelle umgezogen, neue räumliche Gegebenheiten, und somit auch keine Möglichkeit mehr einen Raum abzutrennen. Es blieben also folgende Möglichkeiten: Geschlossene Box im Raum mit mir, oder offener Liegeplatz bei meiner Kollegin im Büro. Denn natürlich kann man kleinen Kindern auch beibringen, keine Sachen gezielt in Richtung Hund zu werfen, und sich auch nicht mal hinzuschleichen um den Hund irgendwie zu bespielen. Aber nicht nur, dass das Zeit braucht und nicht so ganz zuverlässig ist; es ist halt auch so, dass in einer Gruppe immer neue Kinder kommen, die das neu lernen müssen, und während dieser Lernzeit wäre mein Hund immer wieder in Gefahr, solchen Übergriffen ausgesetzt zu sein. Zumal kleine Kinder nicht alle sanft zugreifen im ersten Überschwang. Fände ich nicht gut, noch mag mein Krümel nämlich Kinder, und ich hätte gern dass es auch so bleibt. Außerdem muss man da auch den Eltern ein Stück entgegen kommen, immerhin ist es alles andere als selbstversändlich dass die damit einverstanden sind, einen Hund im Gruppenraum mit ihren Kleinkindern zu haben. Also, was nun? Die Lösung mit dem Büro bei der Kollegin hab ich ausprobiert. Mit dem Ergebnis, einen total gestressten Hund zu haben. Während nun für ihn die Welt wieder in Ordnung ist: Wenn wir auf der Arbeit ankommen erst mal bei der Kollegin einen Keks abstauben gehen, dann mit mir rumlaufen alles vorbereiten, und wenn die ersten Kinder kommen in die Box gehen und pennen. Sind dann alle weg, geht die Tür wieder auf und er begleitet mich den restlichen Tag bei den nötigen Büroarbeiten sowie auch bei den Kinder-Kreativ-Gruppen nachmittags. Da sind die Kinder nämlich schon etwas älter und verständiger, und Sandor gehört fest mit dazu. (Frage eines neuen Kindes, wieso Sandor denn immer mit dabei ist, Antwort zweier Kinder aus der Gruppe: "Er hebt immer die Sachen auf, wenn die hinten unter den Tisch kullern" - "... und weil wir ihn lieb haben natürlich!") Jep, das ist unser Arbeitsalltag. Erkauft um den Preis von je drei Stunden Boxschlaf an vier Vormittagen in der Woche. So viel Zeit bringen andere Hunde im Auto zu allein für die normalen Fahrten...
Also, wenn das so den Tatbestand der Tierquälerei erfüllt, dann bekenne ich mich guten Gewissens schuldig. Es ist für uns in unserer Situation die bestmögliche Lösung. Wer natürlich eine bessere weiß, her damit! Ich schätze halt, wenn man Sandor fragen würde ob er lieber seinen vormittäglichen Schlaf in der geschlossenen Box halten will, oder statt dessen den ganzen Tag allein die ganze Wohnung zur Verfügung haben - sein Votum wäre klar. Genau wie er auch klar gezeigt hat, dass er meine Kolleginnen zwar sehr mag, aber bitte schön nicht bei ihnen im Büro bleiben möchte. Und ja, diese Entscheidung hab ich ihm gelassen!
Ok, dann bin ich damit vielleicht ein fauler, hartherziger und inkompetenter Hundehalter in den Augen all derer, für die die Box ein NoGo ist. Obwohl Sandor wie alle meine Hunde nachts bei mir auf dem Bett schläft, wegen seiner leichten Inkontinenz bei Tiefschlaf sicherheitshalber mit einer Windel umgewickelt. Obwohl er daheim bei mir rumliegen darf wo er will, und ich extra wegen seines Problems (s.o.) feuchtigkeitsdichte Kinderbett-Matrazenschoner auf dem Sofa und Decken darüber liegen habe, nur damit er überall mit oben liegen darf und deshalb nicht auch tagsüber was umgewickelt bekommt. Wenn ich unterwegs bin ist er auch nicht eingesperrt, es ist also völlig seine eigene Schuld wenn er sich dann in seine Box zurückzieht. Genauso auch auf dem Hundeplatz, wenn er während des Trainings zwar an der Seite angebunden ist, aber zu den kühleren Jahreszeiten die freie Wahl hat ob er draußen sitzen oder in die offene Faltbox gehen will. (Da hat es übrigens Jahre gebraucht, bis er auch ohne Box im Schatten warten konnte und sich trotzdem ruhig und sicher fühlen. So viel zum Thema Zeit investieren.)
Ach, und noch mal zur Frage Gitter- oder Stoffboxen. Netter aussehen und besser zu transportieren sind natürlich die Stoffboxen. Deshalb hab ich die auch für den Hundeplatz und daheim. Stabiler sind allerdings die Gitterboxen, und sie haben noch einen weiteren Vorteil: Man kann sie besser ans Klima anpassen. Im Auto sowie auf der Arbeit hab ich deshalb eine Gitterbox stehen: Die kann man offen lassen, gerade im Auto wichtig für die Luftzirkulation. Im Winter wenn es kalt ist, aber auch wenn man für den Hund einen Sichtschutz haben möchte kann man eine Decke drüberhängen, fertig ist die Höhle. Und im Sommer kann man damit auch eine angenehme "Kühlhöhle" schaffen: Ein großes Badetuch anfeuchten, einrollen und für eine Stunde in den Frost legen. Dann rausholen, aufrollen und über die Gitterbox decken. Das schafft für eine ganze Weile lang einen angenehm kühlen Rückzugsort. (Das Handtuch nur nass machen bringt übrigens nicht den gleichen Effekt, damit schafft man statt dessen eher mal ein Tropenklima.)