Ich kenne das Thema von beiden Seiten, stehe schon seit ewigen Jahren als Vereinstrainer auf dem Platz und hab nun schon viele Jahre mit dem Krümel einen Hund mit durchaus speziellen Ansprüchen. Von daher kann ich beides gut verstehen, und zum Thema Schüsse: Es gibt gar nicht so wenige Hunde, mit denen kann man das nicht mal so eben üben, sondern für die ist dann erst mal der Tag gelaufen, mit Pech sogar der Platz als solche negativ besetzt. Aber das nur als Randbemerkung, und natürlich können die dann auch mal zwei Wochen einfach auf das Training verzichten. Geht im eigenen Urlaub ja auch.
Auch als Trainerin hatte ich schon immer ein Herz für die HF mit den etwas individuelleren Hunden, hab die strikten Leistungsteams gerne denen überlassen, die daraus ihre Freude am Trainerdasein gezogen haben. Eines aber erwarte ich dennoch, und darauf kann man es doch wohl gut herunterbrechen:
Jedes Mensch-Hund-Team soll sich im Rahmen seiner Möglichkeiten auch bemühen. Ich unterstreich das jetzt mal, weil das meines Erachtens der zentrale Punkt ist. In meiner Obediencegruppe haben wir kaum jemanden, der auch Prüfungen laufen will. Und mit den meisten der Hunde dort wäre das auch von deren Typ her gar nicht drin. Dennoch trainieren alle durchaus engagiert, und ich bin super stolz wenn ich eine Galgohündin begeistert apportieren sehe (selbst wenn sie ein wenig knautscht), einen Shar Pei mit schöner Fußarbeit (auch wenn das manchmal tagesformabhängig ist), und wenn der alte JRT mit seitlichem Abstand eine engagierte und freudige Fußarbeit läuft, hey, ist doch auch toll wenn er nicht mehr viel sieht! Auch dass die eine oder andere Übung für den einen oder anderen Hund modifiziert oder ausgelassen wird ist kein Problem, denn: Das haben wir dann im Vorfeld so abgesprochen. Und da liegt der Hase im Pfeffer, es muss unter allen Beteiligten klar sein wer was will. Und damit meine ich nicht nur die Bedürfnisse der Teilnehmer, sondern auch die der Trainer.
Ich selbst habe wie gesagt überhaupt kein Problem damit, die Trainingsziele an das jeweilige Team anzupassen. Aber an diesen Zielen sollen sie dann bitte schön auch motiviert und konsequent arbeiten. Wer das nicht tut, der braucht mit mir auch nicht zu rechnen, denn: Engagement ist keine Einbahnstraße. Wieso soll der Trainer sich mehr reinhängen, sich mehr engagieren, das Training wichtiger nehmen als der Hundehalter selbst?
Ganz generell wundert es mich übrigens nicht, dass so viele Vereine Probleme haben, gute Trainer zu finden. Denn sind wir mal ehrlich, man muss schon enorm enthusiastisch sein um das zu machen. Es kostet Zeit - eine MENGE Zeit. Zeit, in der auch der eigene Hund deutlich zurückstecken muss. Es kostet Geld, und zwar nicht zu knapp. (Richtig, es kostet. Zumindest in den Vereinen, die ich kenne, bekommen die Trainer nix, sondern finanzieren sich ihre Fortbildungen selbst, haben selbstverständlich Spritkosten etc, und bringen oft genug auch noch Zeug mit. Mal ganz davon abgesehen, dass sie ihre Beiträge zahlen genau wie jeder Nur-Nutzer auch.) Und nebenher braucht man ein ziemlich dickes Fell und gute Nerven. Denn wie man hier auch immer wieder liest sind die Ansprüche der Nutzer nicht nur hoch, sondern auch sehr verschieden, und jedem einzelnen soll der Trainer es bitte schön Recht machen! Und tut er das nicht, dann ist sofort das Geschrei groß, und es wird sich im Reallive wie auch in Foren lautstark darüber aufgeregt.
Tja, wieso macht das nun überhaupt irgend jemand, erst recht über längere Zeit? Jeder, der so viel rein gibt, möchte davon auch irgend was haben. Geld ist es nicht, wie gesagt, es kostet eher. Da sollte sich der eine oder andere, der gerne jeden Kritikpunkt am Trainer sucht, vielleicht mal zumindest kurz Gedanken machen. Denn viele, die ich kenne, wollen für all ihren Einsatz wirklich nur eines: Das Gefühl haben, für die Mensch-Hund-Teams etwas zu bewirken. Nimmt man ihnen das aber auch noch, indem man mit einer "egal-so-lange-es-lustig-ist" Einstellung auf den Platz marschieren - was bleibt dem Trainer dann noch als Motivation? Unter solchen Umständen darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann dann nur noch zwei Arten von Menschen im Verein als Übungsleiter auf dem Platz stehen: Diejenigen, die ihre Motivation aus den sportlichen Erfolgen ihrer Teams ziehen (was ich immer eher doof fand, denn die Erfolge haben sich die TEAMS erarbeitet, der Trainer hat nur geholfen); und diejenigen, die es einfach schick finden in einer Art Machtposition in der Mitte zu stehen und endlich auch mal was zu sagen zu haben. Von daher: Gerade die wirklich guten Trainer bringen jede Menge Engagement mit. Gebt ihnen doch zum Dank ein wenig eigenes Engagement zurück.