Ich versuche es mal ohne Medizinstudium mit einfacher Logik und eigenen Erfahrungswerten - so, wie man sich als Normalhundehalter halt so seine Gedanken macht. Also ohne wissenschaftlichen Anspruch auf Richtigkeit, das vorneweg!
Extreme gibt es bei Menschen wie auch bei Hunden wohl immer. Auf der einen Seite die mit praktisch unverwüstlicher Gesundheit, die nicht mal von einem dauerhaften Leben mit Fastfood, Dosen und TK-Pizza aus der Bahn zu werfen sind. Und auf der anderen Seite die mit katastrophalen Ausgangsbedingungen, bei denen selbst die gesündeste Lebensweise es nicht rausreißen kann. Beide Extreme werden von der jeweiligen Gegenseite immer gern als Beispiel genommen - bringt aber nicht viel. Die eigentlich spannende Gruppe ist doch die riesige Mehrheit irgendwo dazwischen, die mit mehr oder weniger stabiler Grundausstattung auf die Welt gekommen sind, und damit mehr oder weniger gut die körperliche Balance hinbekommen, die man als Gesundheit wahrnimmt.
In dieser Gruppe schätze ich schon, dass die Ernährung einen deutlichen Einfluss hat. Nicht umsonst bekommt man als Mensch bei jedem Arzt immer wieder was von Ernährung und Sport erzählt. Eine Erfahrung, die ich sogar dann gemacht habe als mein Knie nachweislich durch einen Unfall kaputt war (damals war es die vegetarische Ernährung, die noch absolut umstritten war). Speziell bei Kindern wird immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung u.a. auch für die Skelett- und Gelenkentwicklung ist. Ärzte, Oecotrophologen und beispielsweise auch die deutsche Gesellschaft für Ernährung plädieren für viel frische, nicht industriell behandelte Kost - das hat sicher auch seinen Grund, sie würden das ja wohl nicht tun wenn es keinen deutlichen Einfluss hätte. Wieso sollte das beim Hund wesentlich anders sein?
Von daher glaube ich nicht, dass Dinge wie HD oder ED allein durch Ernährung hervorgerufen werden - siehe die Gruppe mit der unverwüstlichen Gesundheit. Und ich glaube auch nicht, dass eine noch so gute Ernährung einen Hund mit angeborener schwerer HD/ED zu einem kerngesunden Springinsfeld macht. Aber dass die Ernährung bei der großen Mehrheit der Hunde schon einen Unterschied machen kann, wie gesund und robust der Bewegungsapparat ist, das denke ich schon. So wie es mir auch durchaus logisch erscheint, dass eine Hündin, die selbst gesund und wenig belastend ernährt wird, ihre ungeborenen Welpen ganz anders "aufbauen" kann als eine mangelernährte Hündin.
Was den Rest wie den Aspekt der Epigenetik angeht, da überlasse ich eine Beurteilung wirklich lieber den Fachleuten. Wobei ich letztens in Bezug auf Menschen da ein längeres Gespräch mit einer Kollegin hatte, die Diplom-Oecotrophologin ist, und fand das absolut spannend. Sicher wird es da in den nächsten Jahren noch einiges an neuen Erkenntnissen geben - mal schauen, was wir in zehn oder zwanzig Jahren so über diese Themen wissen und denken! 