Beiträge von Montagsmodell

    Mein Hund ist der Meinung, dass grundsätzlich niemand etwas schlimmes mit ihm macht.

    Das erleichtert natürlich vieles. Ein extremes Beispiel für diese Grundhaltung war zum Beispiel auch mein Glenny, unerschütterliches Vertrauen in das Gute in der Welt und den Menschen (und anderen Hunden, und überhaupt...). Wobei ich mir da auch immer denke: Er hatte auch eine super Züchterin, und musste keine dramatischen Erfahrungen machen. Also ganz was anderes als Sandor, dessen Züchterin - nun ja, und der dann auch noch von klein auf immer wieder gesundheitliche Geschichten oben drauf hatte. Ob Glenny beispielsweise nach so einem fiesen Analdrüsenabszess wie bei Sandor immer noch so vertrauensvoll gewesen wäre? Kann man nur spekulieren. :ka:


    Und wenn du ihn später bekommen hättest, mit Erwachsenenfell? Hättest du wirklich gewartet bis er so verfilzt das man ihn erst freischneiden muss?

    Keine Ahnung. Hätte, wenn - mit Sicherheit kann ich nur sagen, ich hätte gemacht was ich immer tue: Das Gesamtbild genau angeschaut und dann versucht den bestmöglichen Weg zu finden. :smile: Denn, wie @Ocarina so treffend schreibt:

    Das kommt dann wohl wieder auf den Hund an.


    Das hier:

    Was macht man wenn der Hund sagt "Nö, ich mach nicht wieder mit."? Macht man dann halt nur 1 Kralle pro Woche? Putzt nur 1 Zahn in der Woche? Bürstet nur 4 Bürstenstriche pro Woche?

    ... klang für mich halt so, als wäre das eine völlig abwegige Option. Und dazu ist mir eben meine Erfahrung mit dem Krümel eingefallen, wo das tatsächlich eine sehr gute Vorgehensweise war. Ich hab ja nie behauptet, dass es für jeden und in jeder Situation so richtig wäre! Sondern nur, dass es eben richtig sein KANN und es für uns auch war.

    Sicher, diese Signale sind nicht die eine reine für jeden gültige Pauschalwahrheit. Wäre ja auch zu einfach! Aber abwegig und überflüssig sind sie auch nicht. Vielleicht wäre es ja auch eine Überlegung wert, in welchen Abstufungen es diesen Ansatz gibt? Ich meine, für meine vorherigen Hunde hab ich da nicht ansatzweise so viel Aufwand betreiben müssen. Aber wenn ich sie bereits mit der Bürste in der Hand zu mir gerufen habe, war das auch so was wie eine Ankündigung, oder? Und wenn ich immer kurz pausiert habe wenn sie zappelig wurden, war das dann nicht auch schon ein Eingehen auf ihre Kooperationsbereitschaft? :denker:

    Was ich noch wichtig finde: Auch wenn man sich extra für den neuen Hund Urlaub nimmt, möglichst in dieser Zeit trotzdem einen normalen Alltag einhalten. Denn vom Alleinbleiben einmal abgesehen: Der Hund muss sich doch ohnehin in einer für ihn völlig neuen Situation zurecht finden. Wieso also nicht gleich so starten, wie es dann auch weiter gehen soll? Der Hund nimmt das neue Leben ohnehin so, wie er es vorfindet, also sollte er ruhig normales als normal erleben. Selbst mein Terrorkrümel hatte ein Wochenende daheim, und dann ging es montags mit auf die Arbeit. Ok, ich durfte und darf meine Hunde schon immer mitnehmen, und kann zwischendurch auch rausgehen, das ist schon ein Luxus. Fakt ist aber auch, das Leben kann nicht stillstehen weil ein neuer Hund kommt, und das sollte es m.E. auch gar nicht. Meine Hunde empfanden jedenfalls dadurch die Arbeitsstelle als eine Art zweites Zuhause, und schlafen dort genauso tiefenentspannt wie daheim. Und ich bilde mir ein, das liegt u.a. auch daran dass es eben von Anfang an völlig normal so war.

    Einen Ball höchstens 2 mal und dann hat sie keine Lust mehr.

    Das ist zumindest in Sandors Augen aber auch was anderes: Bälle wieder einsammeln ist ein Spiel, und zwar eines das schnell langweilig wird. Dummy apportieren ist ein sehr wichtiger, ernsthafter Job, und der wird mit der vollen Terrier-Hartnäckigkeit erfüllt.

    Das Suchen dagegen ist dagegen etwas wo ich bei meinen Hunden erfahren habe, wie verschieden sie ticken können. Sandor ist ein völliges Nasentier und sucht absolut ruhig und konzentriert. Kaya war das genaue Gegenteil, sie fand den Naseneinsatz eher lästig und ist lieber wie eine tollwütige Hummel durch die Gegend geschossen bis sie dann irgendwann per Zufall über den Gegenstand regelrecht drübergestolpert ist. :lol:

    Wie ist das denn bei euren Hunden? Haben die auch irgendwelche "Jobs", die sie absolut ernst nehmen und gaaaanz wichtig erledigen?

    Das Beispiel mit den Bürstenstrichen hat mich ganz stark an meine ersten Wochen mit Sandor erinnert. Er war extrem handscheu, und bürsten war gleich noch mal schlimmer. Da war mein Anfang tatsächlich so, dass ich ihn zunächst zwei Wochen lang gar nicht gebürstet habe, zum Glück ist das Jugendfell ja noch recht kurz. Dann angefangen mit einer weichen Babybürste nur mal drüber zu streichen, und zwar immer nur so viel wie es für ihn ok war. Und von da an haben wir uns weiter vorgearbeitet, bis ich selbst Knoten ohne Probleme ausbürsten konnte. (Und selbst heute noch schneide ich meinem Hund lieber mal ein kleines Loch ins Fell wenn etwa eine Klette so fest sitzt dass es weh tun würde sie auszubürsten.) Also ja, im Zweifel würde ich anfangs nach ein paar wenigen Bürstenstrichen aufhören. Das sehe ich als eine Investition in die Zukunft. ;)

    Ein "Ja" kommt übrigens mit der Zeit selbst zu wirklich gehassten Dingen. Sandor findet zum Beispiel den Geruch von Ballistol echt widerlich. Da er aber immer mal wieder zu Lederohren neigt muss ich da dann halt regelmäßig ran, und zwar gründlich. Es ist immer ein Bild für sich, wenn er dann regelrecht mit sich kämpft und nach etwas zögern todesmutig angetapst kommt und sich die Ohren abreiben lässt...

    Sicher gibt es ab und an die Momente, in denen man nicht groß vorher trainieren kann. Dafür ist dann halt die Ankündigung hilfreich. Dann weiß der Hund, jetzt kommt was richtig blödes über das leider nicht diskutiert werden kann. Aber selbst das schafft Vertrauen, wenn man dem Hund zuverlässig eine Vorwarnung gibt bevor es doof wird. Das heißt nämlich im Umkehrschluss, so lange er diese Ankündigung nicht hört wird auch nix schlimmes an ihm gemacht.

    Also dann hab ich wohl keinen Terrier, sondern einen langhaarigen Zwergretriever :lachtot:

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    Und einmal hat er sich sogar am Dummy einer Hundeplatzkollegin versucht - so ganz nach dem Motto "klotzen, nicht kleckern!!" :D

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    Selbst Felldummys bekomme ich brav gebracht, obwohl er sich da manchmal schon beherrschen muss um sie nicht erst mal zu schütteln:


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    Also von daher: Geht bei manchen Terriern schon! :smile:

    In der Realität überschneidet sich intrinsische und extrinsische Motivation aber natürlich sehr häufig.


    Denkst Du, dass bei Hunden mit hohem WTP dieses Verhalten aus rein intrinsischer Motivation erfolgt?

    Da fasst du es m.E. schon selbst sehr gut zusammen: Aus rein intrinsischer Motivation wohl nicht, aber in ganz reiner Form kommt das wohl ohnehin sehr selten vor. Aber ich habe schon etliche solcher Hunde gesehen, die selbst dann immer wieder Leistung angeboten haben wenn ihre Menschen das weitgehend ignoriert haben bzw. nur sehr spärliches Lob kam. Verwischt wird das sicherlich weil ja die Aufmerksamkeit/Anerkennung des Menschen beides ist, eine externe Belohnung wie auch ein interner Teil des sozialen Miteinanders. Ich stelle mir das ein wenig wie beim Menschen vor: Es fühlt sich für die meisten Menschen schon von sich aus gut an, Teil einer Gemeinschaft zu sein. (Wenn das dann auch noch anerkannt wird, ist es natürlich noch mal besser!) Und auch unter uns Menschen gibt es solche, die so ziemlich alles tun würden um dazu zu gehören, und die Teamwork schon von sich aus erfüllend finden. Während andere zwar mitmachen, wenn es sich so ergibt, aber genauso gut auch allein arbeiten, wenn ihnen das besser passt. Manche finden Teamarbeit sogar eher anstrengend und sind allein produktiver, und einzelne sind sozusagen die Chow Chow der Menschenwelt und empfinden schon Zuschauer bei ihrer Arbeit als extrem unangenehm.

    sie hatte aber einfach andere Interessen und es hatte für sie keinen "Mehrwert" die Spielzeuge zu unterscheiden.


    Genau das macht doch unsere Terrier aus, oder? :D Wenn sie ein Interesse für etwas haben, sind sie geniale Problemlöser - und wenn sie kein Intersse daran haben, kannst du dich auf den Kopf stellen und mit den Zehen wackeln, sie werden dich nur anschauen und dir viel Spaß wünschen. Die große Kunst dabei, mit einem Terrier zu arbeiten, ist deshalb meiner Erfahrung nach sie davon zu überzeugen, dass das alles ihre eigene geniale Idee ist. Deshalb ist Clickertraining so prima, weil sie dabei den Eindruck haben ihren Menschen zu manipulieren damit er Belohnungen rausrückt. ;)

    Kann es nicht sein, dass auch hier die Realität irgendwo dazwischen liegt? :???: Ich bin sicher, viele Hunde nehmen das Begleithunddasein selbst unter schwierigen Bedingungen sehr viel lockerer als man denken sollte. Umgekehrt bin ich auch sicher, viele dieser Hunde würden allerdings einen schönen Waldspaziergang klar bevorzugen. Richtig schwierig wird es aber erst, wenn Hunde in diesen "Job" gedrängt werden die dafür so gar nicht gemacht sind, sondern ganz andere Kernkompetenzen haben. Selbst wenn auch diese Hunde lernen können, damit umzugehen - wieso sollte man es ihnen ohne Not zumuten?

    Wenn ich jetzt nur meine eigenen nehme: 4 Hunde, 4 völlig verschiedene Ansichten zum Thema. Pünktchen war sehr verschmust, aber nur mit mir und sehr gut bekannten Menschen. Der Rest der Welt durfte atmen, so lange sie ihr nicht auf die Pelle gerückt sind - immerhin auch schon mal was! :lol: Glenny dagegen war ein kleiner Pazifist und Sonnenschein, sein Motto war "du atmest, also lieb ich dich!" Seine schlimmste Zeit war der Hochsommer, wo er sich zwischen etwas Kühle und Körperkontakt entscheiden musste... Selbst beim Schlafen sah das so aus:

    Egal ob daheim...

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    ... oder auf einer Obiprüfung

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    Seine Schwester Kaya dann wieder fand Menschen zwar ebenfalls toll, aber an ihrem Luxuskörper?!? Sie war eher wie eine Katze, schmusen ja, aber nur zu ihren eigenen Zeiten und Bedingungen. Ansonsten bitte vornehmen Abstand!

    Und Sandor, der wäre gerne verschmust, wenn da nicht seine Frühprägung im Weg wäre. Das erste, was ich mit ihm durchgegangen bin als ich ihn bekommen habe, war "es ist nicht gruselig wenn ich dich anfasse". Da hat sich zwar ganz viel getan, aber wo es kein Urvertrauen gibt, da bleibt immer eine kleine Restunsicherheit. Ich kann ihn jederzeit anfassen und schmusen, und er genießt es auch; aber so wie Glenny, wo man das Gefühl hatte es hätte sich jeder Knochen in Gummi verwandelt, schafft er nie. Dafür liegt er immer auf Kontakt, wenn es sich machen lässt (und bequem ist :p ). Bis ihn andere Menschen außer mir anfassen dürfen dauert allerdings ewig und meist auch nur in meiner direkten Nähe. Diejenigen, die ihn einfach so einmal anfassen dürfen, kann ich heute noch an einer Hand abzählen. Und auch die nicht überall: Daheim in der Wohnung fühlt er sich sehr sicher und entspannt, da ist er auch anderen gegenüber zugänglicher. Draußen aber, keine Chance. Und ich könnte immer wieder heulen darüber, wie man so einen kleinen Kerl schon so früh in seinem Leben so verkorksen kann :( :