Hm... Also so manchem Hundehalter würde ich ehrlich gesagt ein klein wenig schlechtes Gewissen wünschen, damit er die Bedürfnisse seines Hundes ein wenig ernster nimmt. Ich hab da zum Beispiel gerade jemand vor Augen, ziemlich lebhaften kleinen Hund angeschafft mit der Aussage des Züchters, "die passen sich ihren Haltern an". Dieser Hund soll nun schön brav daheim Ruhe geben und mit 3x10-15 Minuten an der Leine im Park zufrieden sein. Ist er nicht, hängt wie bescheuert in der Leine, kläfft alles zusammen, überrollt andere Hunde - und wird folglich noch kürzer gehalten, muss ja Ruhe lernen... Dann wird sich gewundert, dass der kleine Hund draußen einfach nicht mehr pinkeln will, das dauert ewig. Klar, ein cleverer Hund hat ja irgendwann raus, sobald du dich gelöst hast geht es wieder rein, zurück zur Langeweile! Interessanterweise musste dieser Hund dann für mehrere Wochen zu einer Bekannten, und oh Wunder: Da diese Bekannte mit dem Hund reichlich raus ging, war der auf einmal wie umgewandelt. Hielt die Klappe, war mit anderen Hunden zwar anfangs etwas stürmisch aber durchaus gut handhabbar, lief an lockerer Leine, löste sich ohne großes Getue, und wirkte auch sonst schlicht zufrieden. Da würde es mich wirklich freuen, wenn beim eigentlichen Halter ein wenig schlechtes Gewissen aufkäme!
In den weitaus meisten Fällen aber wird es wohl nicht so extrem sein. Und da macht es einfach die Summe, nicht der einzelne Tag. Den Ausschlag gibt, wie viel an körperlichem wie geistigem Input der jeweilige Hund braucht, und ob er das weit genug bekommt. So, wie ein oder zwei echt anstrengende Tage einen ansonsten stabilen Hund nicht aus der Bahn werfen, so sollten auch ein oder zwei total langweilige Tage einen ansonsten angemessen ausgelasteten Hund nicht die Wände hochtreiben. So ist das Leben, es ist nicht ein Tag wie der andere! Schwierig wird es doch erst, wenn da dauerhaft etwas in Schieflage ist. Und dieses Wort wähle ich absichtlich, denn das kann in beide Richtungen der Fall sein, zu viel Action wie auch zu viel Langeweile.
Sehr nett finde ich in diesem Zusammenhang übrigens das Buch "Emotionen einschätzen - Hunde verstehen"