Beiträge von Montagsmodell

    Single, berufstätig, kein Garten, Stadt, Wohnung, und dennoch habe ich immer vom Tierschutz einen Hund bekommen.

    Wegen einer solchen Lebenssituation bekam ich von einem Tierheimmitarbeiter in, hm, sagen wir mal lautem und forschem Ton gesagt, das wäre unmöglich, mir dürfte man gar kein Tier geben und im Grunde müsste man mir mein Pünktchen (damals 8 Jahre halt und durchaus glücklich) umgehend wegnehmen! Keine Chance auch nur klarzustellen, dass es ein soziales Netzwerk für den Notfall gab, wir direkt am Stadtwald gewohnt haben, und mein(e) Hund(e) generell mit auf die Arbeit gekommen ist/sind... Ok, ich hab dann vom Gedanken an einen Hund aus dem Tierschutz Abstand genommen und bin lieber zu einer guten Züchterin. Die wollte zwar viel wissen, hat aber auch zugehört, sich meine erste Hündin und unseren Umgang angeschaut, und mir dann bedenkenlos meinen Glenny gegeben.

    ich hab extra geschrieben wenn die Beschreibung realistisch ist.

    Und genau da hängt es immer wieder. Geschönte Beschreibungen, Import von Hunden und Übergabe direkt vom Ausland zum neuen Halter, und dann ist niemand mehr zuständig. Natürlich würde ich niemals von einer Orga erwarten, dass sie den neuen Haltern ein rundum-sorglos-Paket serviert. Aber wenn es so läuft wie etwa bei der Züchterin, die nach Zuchtaufgabe aus Altersgründen zu ihrer verbliebenen Hündin noch einen angeblich gesunden und passend kleinen Rüden aufnehmen wollte, und dann einen cockergroßen Hund bekam der nicht nur deutlich älter war als angegeben, sondern auch nahezu komplett blind und taub - dann sollte eine seriöse Orga schon ansprechbar sein. Und nicht von den neuen Haltern erwarten, dass sie mit Problemen wie den Treppen zum großen Garten oder dem großen Teich in der Mitte dieses Gartens schon irgendwie klarkommen. (Ein passender Hund hätte dort ein wundervolles Zuhause finden können. So aber war das eine Anstrengung für alle Beteiligten, auch wenn die Leute sich wie immer mit viel Herz und Engagement durchgebissen haben. Aber glücklich war das weder für den alten Hund, noch für die vorhandene Hündin, und ganz bestimmt nicht für die Halter.)


    Was nun das Argument angeht, dass man da ja endlos viele Notfallplätze frei halten müsste: Wenn so viele Hunde als Rückläufer kommen würden - wäre das nicht vor allem ein Zeichen dafür, dass schon bei der Vermittlung irgendwas gründlich schief gelaufen ist?? :denker:

    Ich erinnere mich, dass ich im Rahmen der letzten großen Welle (als der Hund seine Halter getötet hatte, ging ja durch alle Medien) rein interessehalber im Internet nach Statistiken für ungewöhnliche Todesursachen gesucht habe. Das spannende Fazit: Durch Hunde kommen statistisch gesehen in Deutschland jährlich ca. 3 Menschen um (meist traurigerweise Kinder). Wahrscheinlicher ist es schon, vom Blitz erschlagen zu werden, das passiert ca. 8 Menschen pro Jahr. Richtig gefährlich sind vergleichsweise Pferde, allein durch Reit- und Kutschunfälle sterben jährlich ca. 20 Menschen. Ebenso viele Menschen werden durch die Angriffe sonstiger Säugetiere getötet. Fand ich schon spannend, allein in Hinblick darauf wie viele Hunde es gibt, wie eng die mit Menschen - sowohl der eigenen Familie wie auch im ganz normalen Umfeld - zusammen leben, und dass sie eigentlich eine Raubtierherkunft haben...


    Ach ja, und von wegen Windhunde: Da bin ich mit meinen Zwergen immer vorsichtig, und empfehle das auch den Leuten aus der Zwergengruppe auf dem Hundeplatz. Denn viel zu schnell rutschen auch Klein- und Zwerghunde bei Windhunden ins Beutebild. Bis der Windhund dann merkt, dass er einen Artgenossen im Fang hat, ist es dann leicht mal zu spät.

    nur damit noch mehr Hunde und noch mehr Hunde "gerettet" werden können.

    Und um diesen Aspekt noch weiter zu verfolgen: Oft genug werden die "geretteten" Hunde und ihre Halter in der Folge komplett allein gelassen. Der Hund ist immerhin nun "in Sicherheit", andere warten auf ihre Rettung, also wird kein Gedanke mehr verschwendet an die bereits vermittelten Hunde. Wenn ich mich allein in meinem Umfeld so anschaue, wie viele verzweifelte Halter von geretteten Auslandshunden da herumlaufen, nicht mehr so recht ein noch aus wissen, und vom Verein der sie vermittelt hat fühlt sich niemand mehr zuständig. Auf Hilferufe, weil der Hund keineswegs so ist wie in der Beschreibung, sondern mit dem Leben in einer Großstadt total überfordert und keineswegs so gesund wie behauptet, wird dann gar nicht erst reagiert, oder schlimmer noch mit Aussagen wie "würden Sie etwa wirklich wollen dass er noch dort auf der Straße/in der Tötungsstation wäre"? Und völlig klar gestellt, "zurücknehmen können wir ihn eh nicht, wir brauchen die Plätze für neue Hunde die viel ärmer dran sind als Ihrer jetzt, also stellen Sie sich nicht so an! Oder sollten wir etwa einen unserer kostbaren Plätze an Ihren Hund geben, und damit eine andere arme Socke im Herkunftsland zum Tode verurteilen?" (Und nein, das ist zwar nicht wörtlich, aber sozusagen Gedächtnisprotokoll echter Berichte...)

    In einem Thema im Pfoto-Talk hatte ich das erwähnt:

    Das mit dem Clickern hört sich auch wieder nach eher unsicherem Hund an. War bisher zumindest meine Beobachtung, unsichere Hunde trauen sich da einfach nicht so viel zu. Was genau der Grund ist, weshalb gerade diesen Hunden das Clickertraining * auch so viel bringen kann. Mit solchen Hunden fand ich immer das "alles-richtig-Spiel" toll. Du nimmst dir irgendeinen Gegenstand, stellst dir einen Küchenwecker auf 1 Minute (bei sehr langsamen Hunden auch 2), und in dieser Zeit clickerst du ausnahmslos alles, was der Hund mit diesem Gegenstand tut. Völlig egal was, Hauptsache er beschäftigt sich damit! Dabei beobachtest du aber genau, was er bevorzugt macht. Pfote? Nase? Laufen? Genau das wird in der nächsten Runde (nach einer kleinen Denkpause, versteht sich), dann geclickert. Und so weiter, es bestimmt also komplett der Hund worauf es rausläuft. Dadurch kann man sicher sein, immer nur etwas zu formen was dem Hund auch liegt, und durch die hohe Erfolgsrate wird das Selbstvertrauen ungemein gestärkt.

    Es geht bei diesem Spiel also darum, selbst kein vorgefasstes Ziel zu haben, sondern die Richtung komplett dem Hund zu überlassen. Damit nimmt man sich selbst Stress und wird lockerer, weil man ja kein bestimmtes Ergebnis vor Augen hat das man erreichen will. Allein diese Lockerheit hilft vielen Hunden schon sehr. Dann hat man damit automatisch eine hohe Belohnungsrate, etwas, das vielen Anfängerhunden enorm entgegen kommt: Sie tun etwas, bieten etwas an, egal wie klein, und haben Erfolg damit. Und Erfolg beflügelt ja bekanntlich! Außerdem verlangt man so auf keinen Fall etwas vom Hund, was diesem vielleicht unangenehm ist. Kurz und gut, eigentlich eine optimale Einsteigersituation. Vor allem für Hunde, die sich nicht viel zutrauen und schnell entmutigt sind.


    hast du zufällig irgendwo noch nen Video oder so im Petto. Was für Gegenstände wären denn sinnvoller als andere? Was wäre ein mögliches 'Endergebnis'? Wäre mit Pfoten drauf stehen zb schon das Ende oder in wie weit kann man das fortführen.

    Wie versprochen hab ich sobald ich daheim war (und noch vor meinem Essen ;)) einen kleinen "Democlip" mit dem Krümel gemacht. Ok, das ist nur halb aussagekräftig weil Sandor ja schon reichlich Clickererfahrung hat, aber reicht vielleicht um sich etwas mehr darunter vorzustellen:

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    Zu der Frage nach den Gegenständen: Sie sollten möglichst

    • sicher sein, also den Hund weder verletzen noch - beispielsweise durch Umkippen - erschrecken können
    • für den Hund interessant sein, zumindest am Anfang. Erfahrene Hunde gehen an jeden Gegenstand ran, wenn sie in einer Übungssituation sind; Einsteiger sollten schon durch den Gegenstand selbst zumindest ein wenig neugierig werden, das erleichtert den Anfang ungemein
    • nicht gerade ständig im Alltag des Hundes vorkommen, um die Übungssituation klar abzugrenzen und unerwünschte Nebeneffekte (etwa späteres Zerstören) auszuschließen

    In diesem Rahmen kann man absolut kreativ werden und im Haushalt genauso alles mögliche finden wie beispielsweise im Baumarkt.

    Was das mögliche Ergebnis angeht, das ist wie gesagt komplett offen. Gerade für sehr schüchterne Hunde ist ein "Pfote drauf" schon ein prima Ergebnis; je erfahrener ein Hund wird, desto weiter kann man das treiben. Kommt einfach darauf an, wie sehr der Hund noch Spaß daran hat weiter zu machen. Der zentrale Punkt ist aber, dass vor allem der Mensch die Ergebnisorientierung bei diesem Spiel völlig aus dem Kopf streicht. Es geht vielmehr darum, ausschließlich dem Hund in seinen Vorschlägen zu folgen und das einfach nur ein wenig zu strukturieren. Hier im Beispiel kann man zum Beispiel sehen, dass Sandor ausschließlich die Nase benutzt und nicht die Pfote. Ist ok! Bei einem echten Anfänger hätte ich in Runde zwei noch alles geclickt, was mit der Nase stattfindet. Bei Sandor kann ich da schon etwas schneller vorgehen, seine Hauptvorschläge waren "den Schneemannkopf mit der Nase anstupsen" und "von hinten rangehen". Das hab ich also als Kriterien rausgegriffen und in der nächsten Runde weiter verfolgt. Man sieht im Clip auch, als er einmal was anbietet ohne Nase und von vorn hab ich den Click ausgelassen, denn das war nicht die Richtung die er bisher gewählt hatte. (Und geht man da dann wieder einen Schritt zurück, wird es leicht verwirrend.) Da dieses Angebot, für das er mal nicht geclickt wurde, aber ohnehin nicht auf seiner bevorzugten Schiene lag, war das so gar kein Drama.

    Tatuzita Ich hoffe, es ist so etwas klarer geworden worum es dabei geht?

    Und weil wir ja noch ein wenig Zeit haben bis Ende dieser Runde hier gucke ich mal, ob wir spaßeshalber das ganze auch mit den Hinterpfoten hinbekommen. :rollsmile:

    Damit hab ich vorhin nun angefangen. Der Start war wie erwartet etwas mühsam - zuerst muss ja der passende Ansatz gefunden werden. Dass es was mit Rückwärts zu tun hat, das hat der Krümel ruckzuck geschnallt. Allerdings wollte er sich dann zunächst immer auf meine Füße setzen, weil es da ja mit dem Rückwärts nicht weiter ging... :???: Dann kam mir die zündende Idee: Ich hatte mit ihm schon mal geclickert, dass er alle vier Pfoten einzeln auf kleine Holzklötze stellt. Darauf lässt sich aufbauen. Ich hab ihm also zwei dieser Klötzchen für die Vorderpfoten hingestellt, mich hinter ihn, und ihm dann, als er gewohnheitsmäßig mit einem Hinterfuß getastet hat, meinen Fuß drunter gestellt und das sofort geclickt. Das ein paar mal wiederholt, dann hab ich mit dem Signalwort meinen Fuß ein wenig auf und ab bewegt, damit Sandor verbinden kann um welches Detail es geht. Und siehe da, der kleine Schlaumeier hat es kapiert und dann, als ich die erste richtige Hinterpfote nur noch per Stimme gelobt habe, auch mit der zweiten Pfote getastet und sie auf meinen anderen Fuß abgestellt. Jackpot und Feierabend für heute!

    Ich bin ehrlich gesagt immer wieder erstaunt, mit wie viel Engagement er dabei ist und wie schnell er kapiert worum es geht. Es ist so schade dass er mit seiner Psyche so viele Schwierigkeiten hat - was wäre sonst mit diesem cleveren Kerlchen nicht alles möglich gewesen...

    Vielleicht bin ich da ja durch meinen Job mit den Kindergruppen (u.a. auch eine Gruppe von 2jährigen) ein wenig vorgeschädigt - aber ich finde es völlig normal, dass man übermütiges Jungvolk zwischendurch immer wieder daran erinnern muss, etwas vorsichtig mit den Spielpartnern zu sein. Oder, wie ich zu den Kurzen dann gerne sage: "ihr habt wohl Ameisen gefrühstückt - und wenn die im Bauch rumkrabbeln werden die Kinder wild!" :lol:

    Kurz gesagt, natürlich muss man dran bleiben. Aber dass das nicht gleich klappt finde ich völlig normal und gar kein Drama. Mit den Erinnerungen sorgt man dafür, dass die Kleinen dann, sobald sie von der Selbstkontrolle her in der Lage sind sich einzusortieren, auch wissen dass sie es tun sollen. Und bis es so weit ist, dass sie das auch unter Aufregung können, erinnert man sie eben immer und immer wieder daran - und freut sich über den unbeschwerten Übermut der Kleinen.

    Kann ich nicht bestätigen.

    Terrier sind hart.

    Da kann man auch austeilen.

    Jo, und sie halten gegen und zwar im selben Maße wie ich austeile.

    Genau. Und enden kann das dann eigentlich nur auf zwei Arten: Entweder man zieht gegenüber 42 weißen Argumenten irgendwann den Kürzeren, oder man hat den Hund gebrochen. Erstrebenswert ist wohl keines von beidem. :ka:

    Ob es bei Schäferhunden genauso extrem ist weiß ich nicht. Aber Fakt ist: Wieso sich auf körperliche Eskalationen einlassen, wenn wir Menschen uns doch so viel auf unser schlaues Gehirn einbilden? Fällt uns da echt nix besseres ein? ;)

    Na ja, was das angeht bin ich wohl aufgrund vieler eigener Erfahrungen und Vorfälle nicht mehr sonderlich objektiv. Das hat schon angefangen, als ein DSH mein Pünktchen (mein erster Silky) ohne jeden Grund fast getötet hätte als die ein knappes Jahr alt war, und sich seither immer mehr festgefahren. Heute, nach 30 Jahren mit meinen Zwergen, gebe ich zu: Schäferhunde stehen bei mir mittlerweile unter Generalverdacht und müssten erst mal beweisen, dass ich die nette Ausnahme vor mir habe. Während ich bei den Listenhunden diese und jene getroffen habe, waren die Schäferhunde nahezu alle zumindest mit meinen Minis nur mit absoluter Vorsicht zu genießen. Und wie verschieden da geurteilt wird, das hat mir ein Vorfall auf einem Hundeplatz vor Jahren mehr als deutlich gemacht. Ich war mit meinen Zwergen da, und auch eine Bekannt mit ihrer (sehr sozial sicheren) Staffhündin. Dabei ist mir eine Schäferhündin schon vom Gucken aufgefallen, ich hab gesehen wie sie immer wieder andere Hunde fixiert hat. Der bin ich aus dem Weg gegangen - bis sie plötzlich mit ihrem Halter von hinten direkt in uns reingelaufen kam. Die Hündin mit einem Happs nach vorne, mein Zwerg gerade noch rechtzeitig zur Seite gesprungen (zum Glück war es Kaya die da stand und die immer eine blitzschnelle Reaktion hatte - mein treudoofer Glenny wäre im Maul der Schäferhündin geendet). Zu einem zweiten Happs, den sie versuchte, kam sie dann nicht mehr richtig, weil die Staffhündin dazwischen ist. Dabei hat die Staffhündin beim "Bodycheck" der Schäferhündin ein Büschel Fell ausgerupft. Nicht mehr, und sie hat auch nicht nachgesetzt, sondern diese dann nur angedroht. Ergebnis diesen Zwischenfalls: Die Staffhündin wurde des Platzes verwiesen wegen "Aggressivität", und ich bekam gesagt, ich sollte doch einfach besser auf meinen "Teppichporsche" aufpassen.

    Das jetzt nur als einer von vielen Vorfällen ähnlicher Art. Ob ich dadurch ein wenig parteiisch geworden bin? Definitiv. Bei Listenhunden schau ich erst mal hin, wie Hund und Halter so drauf sind. Um Schäferhunde mach ich einen Bogen. Und zwar einen großen. Und finde es immer wieder erstaunlich, wie oft da mit zweierlei Maß gemessen wird.