Beiträge von Montagsmodell

    Ich schätze auch, viele der ach so einfachen kleinen Begleithunde wären in größer gar nicht mehr so anspruchslos. Denn leider bedeutet dieses "anspruchslos" oft vor allem, dass man ihre Ansprüche ohne große Schwierigkeiten einfach übergehen kann.

    Auch ganz generell hab ich damit ehrlich gesagt meine Probleme, gerade mit diesem Attribut "anspruchslos" als wesentlichem Kennzeichen für einen prima Familienhund. Denn ich finde, ein Lebewesen kann, darf und soll auch Ansprüche haben dürfen. Bei den meisten Arbeitsrassen war der Grundgedanke, dass diese Ansprüche eben genau zur gewollten Aufgabe passen - win-win sozusagen. (Dass das oft genug nicht so optimal läuft, das steht noch mal auf einem anderen Blatt.) Aber vom gedachten, idealen Familienhund wird in den Vorstellungen viel zu vieler Menschen erwartet, dass er mit allem klar kommt und keinerlei eigene Ansprüche stellt. Und das ist noch mal eine ganz andere Hausnummer als die Rassen-Grundidee, dass ein Hund eben einen bestimmten Teil seines Verhaltensrepertoires ganz im Vordergrund stehen hat.

    Ich sag gleich vorneweg, meine Prüfungserfahrungen sind schon ein paar Jahre her - mit Sandor ist an ein Starten nicht zu denken, das macht seine Psyche nicht mit. Aber mit Glenny und Kaya habe ich damals selbst in den unteren Klassen (also 1 und 2) schon die Erfahrung gemacht, dass es mit dem rassegerechten Richten nicht wirklich einfach ist. Ich denke da zum Beispiel an Glenny und die Distanzkontrolle. Die Richter bei uns aus der Ecke, die uns schon kannten, konnten das irgendwann einschätzen. Aber bei "auswärtigen" hatte ich immer wieder das gleiche Problem: Nein, ein Hund mit so langem Rücken (und Glenny war zusätzlich auch noch relativ schwer, auch wenn er nicht so aussah, außerdem auch nicht mehr ganz der jüngste) springt nicht in die Positionen ein! Gerade vom Platz ins Sitz ist er zwar flott hoch, aber eben mit "Schritt", nicht mit Sprung. Oder einmal hat eine Richterin uns gezogen, er wäre vom Sitz ins Steh nach vorne gekommen - ich war ziemlich irritiert, er hat ganz sauber hinten fest gearbeitet. Auch auf den Fotos war das klar zu sehen, netterweise wuchs da nämlich direkt ein großes Gänseblümchen, und neben das hatte ich seine Hinterhand mit voller Absicht platziert. Tja, aber die Begründung war ganz klar: Er hatte beim Wechsel einen Schritt nach vorne gemacht! Äh, ja - wie sonst hätte er seine Länge denn unterbringen sollen, etwa mit einem Katzenbuckel? :???:

    Das nur mal so als Beispiel. Klar, so was hat in diesen Klassen und auf "Dorfprüfungen" nicht den entscheidenden Ausschlag gemacht, er hat trotzdem immer seine hohen V gelaufen und fast immer seine Klasse gewonnen. (In die 3 sind wir dann nicht mehr weil er plötzlich Herzprobleme bekam, "fertig" dafür war er...) Aber ich bin auch sicher, in der 3 wäre uns das dann mehr als einmal zum Verhängnis geworden, und erst recht wenn es über die "Dorfliga" rausgeht. :ka: Ob sich daran mittlerweile so viel geändert hat? Ich wage es ja leise zu bezweifeln...

    Bei den Schäferhundrassen ist es glaub ich einfach ein kleiner Sonderfall. Die meisten Rassen, die nicht mehr in ihrem ursprünglichen Verwendungszweck eingesetzt werden, waren danach mehr oder weniger "arbeitslos", es wurde auf keine bestimmte Leistung mehr selektiert, und entsprechend drifteten die Anlagen in eine Bandbreite auseinander. Bei den Schäferhunden, ob nun deutsch oder belgisch, wurde statt dessen das eine Leistungsziel durch ein anderes Leistungsziel ersetzt. Was natürlich ein ganz anderes Bild ergibt, nämlich einen Hund mit einem "neuen Job". Und ich schätze mal, daraus entstehen hier gerade die Differenzen in der Diskussion, kann das sein?