Beiträge von Montagsmodell

    So als kleine Anregung - und wirklich nur Anregung, das sieht nämlich bei jedem Mensch-Hund-Gespann anders aus - kann ich dir ja mal kurz erzählen, wie sich das hier mit meinen Hunden bewährt hatte und hat:

    Es gibt natürlich ein paar feste Regeln als Grundgerüst, an denen gibt es nix zu deuteln, egal in welchem "Modus" wir gerade sind. Aber für das ganz normale Leben haben wir im Prinzip drei Varianten.

    Die für unsere Beziehung hochwertigste Zeit ist natürlich die Exklusivzeit, nur ich und mein Hund. Das ist zum Beispiel wenn wir was clickern, auf dem Hundeplatz "arbeiten", im Wald apportieren, im Bach plantschen, zusammen spielen... Da gibt es nix außen herum, und das gilt für beide. In diesem Modus unterhalte ich mich nicht mit anderen Leuten und lass auch das Telefon einfach klingeln, umgekehrt ist auch mein Hund ganz bei mir und geht weder schnüffeln noch sonstwas treiben.

    Den größten Teil der Zeit nimmt wohl der ganz normale, entspannte Alltag ein. Ob bei einfachen Spaziergängen, beim Alltagsleben im Haus, beim Faulenzen auf dem Sofa: Jeder entscheidet, was er möchte, jeder hat das Recht, Kontakt anzufragen, und umgekehrt hat der andere jeweils das Recht, diese Kontaktanfrage anzunehmen oder abzulehnen. Einfach völlig entspannt, wie es sich ergibt. Beispiel Sofa: Meist ist das ein schlichtes Kontaktliegen. Manchmal will ich den Krümel dabei streicheln, manchmal schleckt er mir über den Arm. Allerdings gibt es auch Momente, da steht er lieber auf und geht in seine Box, oder ich stehe auf und mach was in der Wohnung. Manchmal will ich ihn nicht an mir kleben haben, weil mir zu warm ist, dann geht davon die Welt auch nicht unter. Alltag halt, Wünsche werden ausgehandelt.

    Und dann gibt es die Zeiten, in denen jeder nur für sich ist. Wenn ich arbeite, dann ist er schlicht nicht dran, dann hat der Krümel Pause (die er meist friedlich verschläft, er kennt das ja nicht anders). Wenn er sich in seine Box zurückzieht, dann belästige ich ihn nicht, bis er wieder rauskommt. Ich mag beim Essen nicht gestört werden, ich stör ihn nicht wenn er was knabbert. Wobei ich nicht verlange, dass er an einem festen Platz bleiben muss während ich esse, er soll nur nicht nerven - und ich kann sogar über ihn drüber steigen wenn er frisst, alles kein Thema.

    Wichtig finde ich vor allem, dass ein Hund alles davon kennt, mit jeder Variante gut klarkommt, und für alle Beteiligten auch klar ist, wann welcher Modus angesagt ist. Das ist aber etwas, dass man sich gerade beim ersten Hund ganz gezielt und bewusst erarbeiten muss. Denn klar, erst mal ist der Zwerg so niedlich, man selbst so emotional aufgeladen vom Glück "ich hab einen Hund!!", da wäre man am liebsten ständig in der Exklusivzeit und merkt gar nicht, wenn man die anderen Bereiche vernachlässigt. ;) Bis einem das auffällt, hat sich der junge Hund oft schon ein Weltbild gebastelt in dem er die Sonne ist und die Menschen um ihn kreisen - und diese seine Welt bricht dann völlig zusammen, wenn es auf einmal anders laufen soll. Nicht schön für alle Beteiligten - da ist es schon besser, wenn man so anfängt wie man auch weiter machen möchte.

    Also das ist schon ein wenig :hust: drüber, und vor allem klingt die Situation für mich eher nach Rechthaberei als nach einer stimmigen Erklärung. Wobei so ein Forenbeitrag natürlich auch immer nur Bruchstücke der Situation wiedergeben kann.

    Einen Welpen Dauerignorieren finde ich genauso daneben wie die Idee, da jetzt schon einen richtigen "Gehorsam" zu erwarten. Und wenn er das alles wirklich wortwörtlich so meint, dann fehlt da offenbar ein gutes Stück Empathie.

    Um fair zu bleiben muss man aber auch zugeben, ein Fünkchen Wahrheit steckt schon drin: Gerade viele Ersthundehalter stehen Helikoptereltern kein Stück nach, da wird permanent um den kleinen Wicht herumgetanzt und hinterher wundern sich die Leute, wenn der Zwerg sich für den Nabel der Welt hält. Vielleicht meinte er es ja auch einfach ein wenig in diese Richtung, und hat das etwas überspitzt formuliert? Man kann das natürlich auf viele Arten sehen, aber - na gut, auch weil ich mein Terriervolk ja kenne - ich hab auch von Anfang an zwar viel mit meinen Welpen gemacht, war immer für sie da wenn sie mich brauchten, und es gab reichlich Spiel und Kuscheln, aber eben immer auch Zeiten, da waren sie schlicht nicht dran. Das aushalten zu lernen ist für kleine Hunde genauso wichtig wie für kleine Menschen. Und ich hab auch nie eingesehen, weshalb ich das nicht schon beim Welpen anfangen sollte. Natürlich nicht, wenn der Zwerg gerade ausgeschlafen hatte, hungrig war und toben wollte. Aber zwischendurch, wenn seine Bedürfnisse erfüllt waren und er bloß meinte, ein wenig mehr Bespaßung wäre doch nett.

    Womit ich nicht behaupten will, dass dieser Trainer das auch so gemeint hat; leider gibt es auch noch genug andere, die wirklich denken, der Hund müsse nur irgendwie zum funktionieren gebracht werden. Aber die Möglichkeit wollte ich mal kurz in den Raum werfen.

    Jetzt nur ein Gedanke, vielleicht können die Jagdhundhalter dazu mehr sagen:

    Eigentlich wäre es doch logisch anzunehmen, dass gerade ein sehr spezialisierter Hund (quasi ein "Fachidiot") viel schwieriger ab- und umzulenken ist als ein nicht spezialisierter Hund, oder? Weil der Spezialist ja dafür gemacht ist, sich von seinem Augabengebiet möglichst nicht abbringen zu lassen. Wobei natürlich viele Jagdhundrassen gleich mehrere Fachgebiete haben, und von daher auch mehr "Auswahl" in Verhaltensvorlieben, richtig?

    Während ich bei einem Generalisten, und je urtümlicher desto mehr, eher davon ausgehen würde dass er über viel Impulskontrolle und Abwägemöglichkeiten verfügt. Ich meine, ich stell mir gerade einen Hund vor der aus Notwendigkeit heraus jagt und dabei herumspringt "eine Rehspur, könnte sich lohnen - nee, da springt ein Hase auf, hinterher - ups, der Vogel da - hach, aber Mäuse ausgraben wäre auch gerade nett..." Ich meine, für ein sinnvolles komplettes Jagdverhalten muss doch eigentlich jedes Tier genau seine Chancen abwägen können, sich ordentlich fokussieren, und auch schnell wieder "zurückschalten" wenn sich zeigt, das wird nix bzw. diese Beute lohnt sich nicht?

    Wenn du dir Sorgen wegen Mangelerscheinungen machst kann ich das Vitamin Optimix Sensitive von Futtermedicus empfehlen. Das hat mir damals die Ernährungsberatung der LMU vorgeschlagen, weil dort auch als Trägerstoff keinerlei Fleisch eingesetzt wird. Wobei ich auch damit erst 4-6 Wochen warten würde, so lange macht auch eine nicht ganz ausgewogene Ernährung noch kein Problem.

    Dafür möchte ich, ebenfalls aus Erfahrung mit meinem Krümel, etwas anderes zu bedenken geben: Auch vom gleichen Tier werden manchmal nicht alle Bestandteile gleich gut vertragen. Mein Hund verträgt zum Beispiel nur sehr wenig Fett, auch von Proteinquellen die sonst super gehen. Ein anderer Hund aus meinem Umfeld verträgt generell keine Leber. Es macht also Sinn, gerade in der ersten Phase auch vom gleichen Tier nicht gleich alles durcheinander zu füttern.

    Manchmal fürchte ich, ich bin nicht besonders helle. Bei der Geschichte mit der Ursprünglichkeit und der daraus resultierenden Unmöglichkeit, dem Hund eine Anpassung abzuverlangen, komme ich zum Beispiel gerade nicht mehr so recht mit.

    Meine ziemlich simple Logik lautet da nämlich: Wenn ein Hund so ursprünglich ist, dass er all das, was er in seiner Ursprungsumgebung vorfindet, unbedingt für sein Wohlbefinden braucht - dann gehört der auch ausschließlich in diese Umgebung, und nirgends sonst hin. Also ein "urnordischer Hund" in den Norden, wo die Winter lang und eisig und Landschaften weit und unberührt sind, in Gesellschaft von anderen Urnordhunden, und mit nur wenigen Menschen. Wer ihm das vorenthält, enthält ihm dann nämlich das automatisch vor, was er zum Wohlfühlen braucht.

    Ein Hund dagegen, den man ohne schlechtes Gewissen in unserer Zivilisationsgesellschaft halten kann, muss eine gewisse Anpassungsfähigkeit mitbringen. Was wiederum bedeutet, dass er die Fähigkeit besitzt, Verhaltensweisen umzulenken, Abstriche zu machen, Kompromisse auszuhalten. Was es auch mehr als genug gibt, immerhin sind Hunde ja quasi das Ergebnis der ultimativen Anpassung als Kulturfolger des Menschen.

    Oder wo steckt da nun mein Denkfehler? :denker:

    da Kaninchen Deiche duchlöchern und damit Holland in Not.

    Und das wieder ist dann ja eine ganz andere Geschichte als "damit das Hundi bespaßt ist ohne dass ich mir damit Arbeit machen muss". Wobei es da auch wieder - für meine Begriffe - richtiger und tierschutzgerechter wäre, da (wenn es schon mit Hunden sein muss) regelmäßig mit effektiv jagenden Hunden ranzugehen, statt sich wahllos alle möglichen Hunde mal austoben zu lassen.

    Das hat doch nichts damit zu tun, ob der Hund normale Kommandos kann, kann mein Hund auch.

    Ob ein Hund nach eigenem Ermessen Jagdverhalten zeigt, hat nichts mit Erziehung zu tun?? Oder wo bitte hatte ich etwas von Kommandos geschrieben?? :emoticons_look:

    Daran, daß es Hunderassen gibt, die, was Erziehbar- und Formbarkeit angeht, eher katzenähnlich sind, kann es ganz sicher nicht liegen.

    Richtig. Sonst würde das bei den Galgos, dem Shar Pei, dem Podenco und auch dem Shiba und dem Samojeden in meinem direkten Umfeld ja nicht funktionieren mit der Erziehung und Führbarkeit - tut es aber. Die sind zwar natürlich keine Schäferhunde in der Ausbildbarkeit, aber für eine "normale", fundierte Erziehung reicht es durchaus. Wenn der Mensch es denn eben will und die Arbeit mit Geduld und Hintergrundwissen auf sich nimmt.

    Ich glaube, ich brauch hier gerade eine kleine Verständnishilfe: Einer Rasse, die so ursprünglich ist dass sie auf nix wirklich spezialisiert ist, kann man nicht einen Teil des Verhaltens umlenken bzw. unterbinden, weil sonst der Hund kreuzunglück und gebrochen ist? Und das ist dann gleichzusetzen mit dem oft gegebenen Hinweis, dass man einem Spezialisten unter den Hunden schon ermöglichen sollte, diese Spezialisierung in irgendeiner Form auch zu leben weil es in seinem Verhaltensinventar eben eine ganz zentrale Rolle einnimmt? :???: Kapier ich nicht, diese Logik.

    Zumal es dabei ja auch noch den Aspekt gibt, dass man generell einen Hund mit Verhaltensweisen, die starke Hormonausschüttungen beinhalten, regelrecht "anfixen" kann. Um so leichter, je mehr der Hund ohnehin diese Richtung tendiert. Und um so wichtiger wird es, da eine ganz feine Balance zu finden.

    Nun hab ich mit meiner Rasse zufällig ja schon immer Hunde, die ganz explizit als Mäuse- und Rattenjäger "ausgelegt" sind. (Und natürlich auch anderes "Kleinzeug". In Australien bekam ein Silky sogar mal einen Orden, weil er ein Kind vor einer hochgiftigen Schlange gerettet hat - das lag nämlich ursprünglich auch mal mit in deren "Arbeitsbeschreibung"...) Eine Freundin von mir wohnte früher in einen Altbau direkt neben einem Park, und entsprechend waren Ratten im Innenhof ein echtes Problem. Zumindest bis der Silky einzog: Alle paar Monate traute sich mal wieder ein "Erkundungstrupp" der Ratten in den Hof, er erwischte eine oder zwei, danach wussten die schlauen Tiere wieder Bescheid und mieden diesen Hof. Das ist eine Variante, mit der ich durchaus einverstanden bin, und hat jede Menge Gifteinsatz dort erspart.

    Das bedeutet aber nicht, dass ich der Ansicht bin, jeder kleine Terrier sollte lustig alles töten dürfen was ihm vor die Nase kommt. Der Hund meiner Freundin wusste zum Beispiel durchaus, dass die Meerschweinchen der Tochter tabu waren. Und die bisherige Mäuse- bzw. Rattentötungen meiner Hunde belaufen sich auf Null. Nicht, weil sie es nicht gewollt oder gekonnt hätten, sondern weil ich finde, ohne guten Grund zu töten muss echt nicht sein. Und ein guter Grund ist die Bespaßung meiner Hunde defintiv nicht.

    Fasse ich nun die beiden Aspekte zusammen, das mögliche Anfixen meiner Hunde einerseits und das fehlen einer guten Rechtfertigung andererseits, dann ist für mich klar: Hier wird nicht gemäuselt, Punkt. Und auch keine Eichhörnchen, Igel, Vögel etc. gejagt. Statt dessen habe ich meinem Krümel mittels Reizangelspiel beigebracht, auf ein Stoppsignal sauber zu reagieren - und mehr noch, inzwischen hat er auch kapiert, erst wenn er stoppt und sicher steht bekommt er die Möglichkeit, die "Beute" auch zu erwischen. So steht er inzwischen sogar bei Eichhörnchen sicher fest. Und wird dafür natürlich belohnt. Um sein Bedürfnis auszuleben, kommt die Reizangel zum Einsatz - alle paar Wochen mal. Eben weil er das so schick findet, dass er schon beim Griff danach einen völligen Tunnelblick bekommt. Statt dessen erfreue ich mich lieber daran, dass er - weil eben NICHT nur auf das Hetzerlebnis fixiert - an so vielem anderen richtig Freude haben kann. Klar, wenn man ihn fragen würde gäbe es täglich Reizangel bis zum Kollaps, oder besser noch, Eichhörnchen & Co. Und wenn ich ihm das "gönnen" würde wäre er schon längst für nichts anderes mehr zu begeistern, und sein Stresspegel unter der Decke. Während er so auf mich zumindest eher ausgeglichen und fröhlich wirkt.

    Oder sieht so ein gebrochener Hund aus, nur weil er gelernt hat die Wiese nicht als Mäuseparadies zu sehen?

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