Hhhm ... das Problem ist, wir wollen auf viele Tierarten nicht verzichten. Mensch hat ein schlechtes Gewissen, weil er eigentlich mit seiner ausgedienten Besiedelung der Natur überhaupt keinen Raum mehr gibt (oder nur noch in sehr wenigen kleinen Inseln der Natur-Glückseeligkeit), um die natürlichen Prozesse in ihrem Sinne wirken zu lassen. (Illusorisch, finde ich eine solche Vorstellung).
Deutschland kann sich schlicht und ergreifend nicht mehr mit den Weiten Kanadas oder anderen grossen natürlichen Flächen vergleichen. Die meisten Areale, die dem Wild zur Verfügung stehen, bestehen doch nicht aus naturbelassenen Flächen, sondern es sind bewirtschaftete Nutzflächen. Und dort dient eben dieses oder jenes Wild verschiedenen Zwecken. Manchmal nur zur Bespassung, also zum Angucken oder für Selfies, ein anderes Mal sollen Tiere was pflegen oder Landschaft umgestaltet, um wieder neue Anschauungsobjekte anzuziehen.
Insoweit zieht für mich das Argument Moral nicht. Weder für die eine Seite, noch für die andere. Betrachte diese Flächen im Grunde genommen als Freilaufzoos ohne Zäune.
So "bleibt" einzig die Frage für die Nation übrig, ob man - grob ausgedrückt - inmitten der Zivilisation noch Tierbestände und verschiedene Arten erhalten möchte oder darauf verzichtet. Diese Frage wurde aber längst gesellschaftlich beantwortet: Verzicht kommt nicht infrage.
Wenn dem so ist, bleibt auch nur die Fütterung in Notzeiten übrig. Wie viel und wie häufig ist dann jeweils eine Einzelfallentscheidung. Je nach Wetter und Gebiet. Wie viel sich selbst regelnde Prozesse der Natur kann man sich erlauben, wie viele nicht.
Die Natur sich selbst zu überlassen, das halte ich angesichts der Besiedelung und der doch eigentlich winzigen Flächen für eine romantische Vorstellung. Wir haben doch gar keine echte Natur mehr. Und weil Mensch nicht vor hat, freiwillig das Feld zu räumen, ist das Thema zwar eines, über das sich wunderbar moralisch-philosophisch diskutieren lässt und dennoch eine reine Illusion.
Also hauen ist eh nicht so mein Dingens, vll. von meinen doch recht desillusionierten Ausführungen abgesehen, die vll. bei dem ein oder anderen so empfunden werden könnten . 
Moralvorstellungen sehe ich bei Dir nicht ausgeschaltet, sondern angeschaltet. Beide "Lager" bedienen m.E. jeweils eine Form von Romantik.
Die einen pflegen eine romantische Vorstellungen von dem, was Natur noch alles regeln könnte. Dabei handelt es nicht mal um Natur, sondern um so etwas wie eine Ruine zum Denkmal erklärt. Wird halt bisserl erhalten, damit man es sich noch anschauen kann, den Hauch von Natur.
Die anderen sagen sich einfach die armen Tierchen kann man nicht verhungern lassen, ohh, die armen.
Beides trifft es m.E. nicht so ganz. Eigentlich halten wir uns ein bisschen Wiesen, Wald und Tiere. Ganz ähnlich wie Vieh, wie Zoo- oder Haustiere. Halt nur ein bisserl mehr nicht im eigenen Vorgarten oder auf der Weide.
Warum, versteht sich von alleine. Viele fühlen noch in sich die Sehnsucht nach ein bisserl Natur. Man möchte nicht darauf verzichten (würde ich auch nicht wollen). Das sieht man m.E. auch eben schön an der gewünschten Rückkehr der Raubtiere. Deutschland auch haben will, das kleine bisserl mehr Natur, zumindest gefühlt. Die einen mehr, die anderen weniger.