Wenn ich das richtig lese, produziert der Hund zu schnell und zu viel Cortisol.
Cortisol ist ein Langzeit-Stresshormon, welches sich deutlich langsamer abbaut als die besser bekannten Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin.
Cortisol hält den Organismus quasi in "Alarmbereitschaft", u. A. werden z. B. die Organe, die bei einer schnellen Reaktion benötigt werden, stärker durchblutet, die Sinne sind aufmerksamer.
Kommen darauf dann z. B. geringe Reize mit einer geringen Ausschüttung an Adrenalin/Noradrenalin, ist der gesamte Stresslevel aufgrund des hohen Cortisolspiegels noch deutlich höher, als er ohne diesen hohen Cortisolspiegel wäre.
Viele von uns Hundehaltern kennen das aus eigenem Erleben:
Der Hund hat etwas für ihn Aufregendes erlebt, kommt danach wieder runter und scheint wieder normal.
Kurz darauf hat er ein Erlebnis, wo er früher mal gestresst reagiert hat, wo man aber glaubte, das Thema sie längst schon wieder erledigt - und plötzlich zeigt er ein Stressverhalten wie früher.
Am praktischen Beispiel: Stressreaktionen an der Leine (der Hund ist bei Hundesichtung schon auf deutliche Entfernung ausgetickt) war mal ein Thema, ist aber durch viel Training quasi verschwunden.
Durch einen blöden Zufall hat euer Hund dann eine Auseinandersetzung mit einem anderen Hund.
Es ist zum Glück kein Schaden entstanden, und nach kurzer Zeit mit ruhigem Laufen scheint der Hund wieder im Normalzustand zu sein - Adrenalin und Noradrenalin hat sich abgebaut.
Dann kommt ein Hund in Sichtweite - und plötzlich habt ihr wieder den gestressten Pöbler an der Leine, von dem ihr geglaubt habt, das Thema wäre eigentlich schon lange durch.
Das ist das Cortisol aus der kurz zuvor stattgefundenen Auseinandersetzung, kommt da auch nur wenig Adrenalin/Noradrenalin obendrauf, ist der Stresslevel sofort auf einer Höhe, die sich in "explosiven" Verhalten zeigt.
mogambi Habe ich das richtig in Erinnerung, dass ihr nach einer "kleinen Odyssee" eine Schilddrüsenproblematik entdeckt habt, die jetzt behandelt wird?
Die Schilddrüse hat eine wichtige Funktion im gesamten Hormonhaushalt, Fehlfunktionen führen zu einer Imbalance des Hormonhaushaltes; Das muss sich erst einmal wieder "Einpendeln".
Möglicherweise hast du auch einen Hund, bei dem genetisch eine Veranlagung zu einer erhöhten Cortisolproduktion vorliegt, das weiß ich nicht, und das kann dir - wenn überhaupt - nur ein auf Hormone spezialisierter Tiermediziner sagen.
Von dem was du geschrieben hast, scheint es aus meiner laienhaften Sicht durchaus Sinn zu machen, die Testosteronproduktion zumindest zeitweise einzudämmen (über den Chip), weil auch Testosteron die Cortisolproduktion anfeuert.
In einem normalen Organismus wird Testosteron in der Entwicklungsphase eines Junghundes durchaus benötigt; Es macht "Mut", und hilft beim Aufbau einer Resilienz gegenüber störende Umwelteinflüsse.
Der Organismus deines Hundes ist aber nicht normal, und deshalb nicht vergleichbar mit anderen Hunden, wo ein Chip oftmals als "Erziehungshilfe" eingesetzt wird - was Blödsinn ist, wie wir wissen 
Ich drücke die Daumen für eine weiterhin positive Entwicklung, wie sie sich derzeit zu zeigen scheint, und würde mich freuen, wenn du da weiter berichtest.
Eine kleine, wahre und wissenschaftlich fundierte Geschichte, die dir hoffentlich etwas Mut macht für die Zukunft, im Spoiler
Tankerhund
Aldington berichtet in seinem Buch "Von der Seele des Hundes" von einem Hund, der während des zweiten Weltkrieges zum Tankerhund ausgebildet werden sollte.
Anmerkung vorweg: Tankerhunde wurden dazu ausgebildet, mit einer auf ihrem Rücken befestigten Mine unter herankommende Panzer zu laufen, dort angekommen wurden diese Minen gezündet, und der Panzer dadurch zerstört. Die Hunde wurden also tatsächlich nur für einen einzigen Einsatz ausgebildet ...
Der Hund in dieser Geschichte wurde tatsächlich nie eingesetzt, weil der Krieg vor einem Einsatz beendet war - zum Glück.
Dieser Hund, um den es hier geht, war wohl ein toller Hund, zeigte alle Voraussetzungen für einen "guten" Einsatz - aber er weigerte sich, unter einen Panzer zu gehen, weil er Angst zeigte.
Er bekam dann entsprechende Psychopharmaka (welche, weiß ich nicht), die diese Emotionen eindämmten, und unter deren Wirkung er das Ausbildungsziel tatsächlich erreichte.
Das eigentlich bemerkenswerte war allerdings, dass er das Erlernte auch dauerhaft zeigte, nachdem diese Medikamente wieder abgesetzt waren.
Hormone machen Verhalten - aber Verhalten macht auch Hormone!
Wir können Hormone nicht direkt beeinflussen (außer eben über Medikamente) - aber wir können über entsprechendes Training durchaus Verhalten beeinflussen, und diese veränderte Verhalten hat auch Auswirkungen auf die Hormonproduktion.
Möglicherweise hast du einen Hund, der nie so "normal" resilient agieren kann, wie andere Hunde mit einem normal funktionierenden Hormonsystem.
Aber - frei nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel" - es besteht durchaus die Möglichkeit, über ein entsprechendes Training, unter Mithilfe von (zeitweise oder auch dauerhaft, Stichwort Schilddrüsenfunktion z. B.) Medikamenten Verbesserungen herbeizuführen, die sowohl eine Erleichterung für den Hund als auch für dich sind.
Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin Erfolg bei deinem Weg mit deinem Hund!