Es gibt tatsächlich so einige Hundehalter, die dazu neigen, sich von ihrem Hund herumkommandieren zu lassen bzw. sich unter ihn zu stellen, und sich dann wundern, dass es Verhaltensprobleme gibt.
Es kollidiert fast in jedem Fall mit den Notwendikeiten des Alltags, wenn ein Hund glaubt das Kommando übernehmen zu dürfen/müssen, und viele Hunde reagieren darauf auch zutiefst verunsichert.
Je nach Hund kann das gefährlich oder nervig für Menschen sein, oder auch für unnötigen Dauerstress beim Hund sorgen.
Eine Freundin von mir hat im Teeniealter einen Welpen bekommen, eine Dackelmixhündin, sich um diese liebevoll gekümmert, aber ihr keinerlei Führung gegeben.
Resultat war, dass die Hündin ein "Giftzwerg" wurde und viel gekläfft hat. Wenn man mit übereinander geschlagenen beinen oder einer Tasche auf dem Schoß irgendwo saß, kam es vor, dass die Hündin einen anknurrte, damit man sich gefälligst si hinsetzr, dass sie auf dem Schoß einen bequemen Liegeplatz hat.
Beim Bürsten oder baden biss sie.
Obwohl sie keine schlechten Erfahrungen gemacht hatte, mochte sie das rausgehen mit dem Erwachsenwerden immer weniger, und wäre am liebsten nur noch in der Wohnung geblieben, denn sie fühlte sich in ihrer aufgezwungenen Führungsrolle völlig überfordert.
Wenn Spaziergänge keine Freude, sondern nur noch ein notwendiges Übel sind, halte ich das für ein ziemlich trauriges Hundeleben. Mal abgesehen davon, dass ich den Hund auch reichlich nervig fand.
Ich bin also der Meinung, dass ein Hund grundsätzlich untergeordnet sein sollte, so wie auch ein Kind nicht Familienoberhaupt sein und alles entscheiden sollte (BTW gibt es in Bezug auf Kinder in einigen Familien dieselbe gestörte Dynamik ;-) )
Im "Normalfall" läuft das aber so subtil ab, dass dazu keine großen Gesten oder gar Gewaltakte nötig sind.
Ich entscheide was wann gemacht wird, und unterscheide zwischen Wünschen und Bedürfnissen meines Hundes. Wenn er mein Essen haben möchte, gibt es das nicht, bzw. nur dann, wenn ich es für geeignet erachte und gerade was übrig ist, und ich lasse mich von ihm auch nicht zum Öffnen von zimmertüren auffordern.
Ich sorge immer voller Wohlwollen für die Bedürfnise meines Hundes nach Nahrung, Beschäftigung und Zuwendung, so dass ich auch absolut kein schlechtes Gewissen habe, ihm das eben dann zu verweigern, wenn es mir gerade nicht in den Kram passt. Das heißt noch nichtmal, dass ich NIE auf seine Wünsche eingehen würde. Er darf durchaus mal auf meinen Schoß, wenn er lieb guckt und mich anstubst, etc. Aber im allgemeinen und deutlich überwiegend geht die Initiative zu allem eben von mir aus.
Allerdings bin ich gar nicht der Meinung, dass körperliche Maßregelung grundsätzlich und unter allen Umständen vermieden werden müsste. Ein Knuff oder ein Klaps oder ein fester Griff kann durchaus mal angebracht sein, wenn auch natürlich nicht alltäglich.
Ich stimme vielen Vorschreibern zu, das verschiedene Hunde da sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen.
Mit manchen muss man intensiv arbeiten, weil sie keine enge Menschenbindung oder einen ausgeprägten Eigensinn oder auch einen großen Drang nach Bewegung und Beschäftigung haben, bei anderen wieder gestaltet sich alles viel einfacher.
Es gibt sogar "selbsterziehende" Hunde, die auch ohne klare Führung einfach nur lieb und verträglich sind und sich brav in jeder lebenslage in der Nähe ihres halters aufhalten.
Und ich sehe im Dominanzthema auch schon immer das Problem, dass etliche Halter jeden "Ungehorsam " ihres Hundes als Angriff auf sich selbst interpretieren, obwohl der Hund vielleicht das Kommando nicht richtig gelernt hat, oder aus Angst oder sonstigen Gründen nicht das gewünschte getan hat.