Bin mit „Bis ans Ende der Geschichte“ von Picoult durch und weiß nicht recht, wie ich es finde. Schreibe später nochmal mehr dazu.
So, naja, so richtig weiß ich es immer noch nicht.
Bemerkenswert ist, dass ich wirklich lange und intensiv über das Buch nachgedacht habe. Es beschäftigt mich wirklich, was an der Thematik liegt.
Inhaltsangabe:
"Sage Singer ist eine junge, leidenschaftliche Bäckerin. Als sie den allseits beliebten pensionierten Lehrer Josef Weber kennenlernt, entwickelt sich trotz des großen Altersunterschieds eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Doch als Josef ihr eines Tages ein lange vergrabenes, schreckliches Geheimnis verrät, bittet er Sage um einen schwerwiegenden Gefallen. Wenn sie einwilligt, hat das allerdings nicht nur moralische, sondern auch gesetzliche Konsequenzen. Sage steht vor einem Dilemma. Denn wo verläuft die Grenze zwischen Hilfe und einem Vergehen, Strafe und Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade?" (Klappentext)
Ich denke, soweit kann ich spoilern, da es sowieso super schnell klar ist - man vermutet es schon fast beim Lesen der Inhaltsangabe, denke ich: Josef Weber hat eine Nazi-Vergangenheit. Er hatte eine führende Position im Konzentrationslager Auschwitz.
Für mich besteht das Buch aus zwei Teilen, die ich auch qualitativ sehr unterschiedlich finde: zum einen die Erzählung um Sage und Josef, zum anderen die Erzählung von Josef und auch von Sages Großmutter Minka über ihre Erlebnisse in ihrem "früheren Leben".
Während ersteres für mich eher so dahinplätschert und mich an diversen Ecken und Enden gestört hat - komme ich gleich noch zu -, hat mich letzteres wirklich gefesselt. Es ist schrecklich, was Minka und die jüdischen Familien in dieser Zeit widerfahren ist, und das schafft Picoult 'anschaulich' zu vermitteln. Die Abneigung gegen Juden in der Weimarer Republik, die Machtübergabe an die NSDAP und die damit einhergehenden Einschränkungen/Rechtsverluste usw. werden sowohl aus Josefs als auch aus Minkas Sicht geschildert. Der letzte Part im KZ Auschwitz ist wirklich einfach schrecklich.
Teilweise hatte ich ein komisches Gefühl, so nach dem Motto: 'hat Picoult eigentlich das Recht, so über diese schrecklichen Dinge zu schreiben, als hätte sie davon irgendwas erlebt?' - aber so wie es aussieht, hat sie für die Recherche mit Überlebenden gesprochen und ich denke, es ist einfach wichtig, das Grauen aufzuschreiben, denn bald ist das 'aus erster Hand' nicht mehr möglich.
Josef zeigt zwar spät im Leben Reue, aber als junger Mann geht er voll auf in dieser Zeit. Er bleibt (für mich) durch das ganze Buch eine unsympathische Figur.
Ein großes Problem hatte ich damit, dass die Figur von Sage für mich nicht glaubwürdig war. Eine super schüchterne, zurückgezogen lebende und mit niemandem sprechende Frau mit einer (für sie) extrem häßlichen Narbe, die ihr Gesicht entstellt, die sich extra einen Bäckerjob gesucht hat, damit sie nur nachts arbeiten muss. Dann ist sie aber andererseits braungebrannt (wovon denn?) und läuft in Hotpants durch die Gegend? Das mag eine Kleinigkeit sein, passt für mich aber z.B. nicht zusammen.
Die Dialoge fand ich teilweise richtig klischeebeladen. Beispiel:
"Sie gehen also davon aus, dass Menschen sich nicht verändern können? Dass man für immer ein schlechter Mensch bleibt, wenn man etwas Schlimmes getan hat?"
Es ist, als wolle die Autorin sagen: "Das, DAS ist es, worüber Du, Leser/in, nachdenken sollst!!1"
Oder Beschreibungen wie:
"Und hinter der Couch sitzt ein Mädchen am Küchentisch und liest. Goldgelbes Licht legt sich wie ein Umhang um ihre Schultern. Der Wasserhahn über der Küchenspüle läuft, und Adams Frau spült das Geschirr. Während ich zusehe, taucht Adam mit einem frischen Geschirrtuch auf und nimmt eine Salatschüssel aus ihren schaumigen Händen. Er trocknet sie, stellt sie auf die Arbeitstheke und schlingt dann von hinten die Arme um Shannon."
Das macht für mich leider einfach den Eindruck einer Szene aus einer jeder willkürlichen US-amerikanischen Serie. 
Spoiler zum Ende
Vielleicht aufgrund der Wendung am Ende von "Auf den Spuren meiner Mutter" habe ich diesmal auch fest damit gerechnet und war nicht überrascht, dass Josef am Ende eigentlich sein Bruder Franz ist. Damit rechnet man recht früh und kann es aufgrund einiger Hinweise eigentlich auch bald schon wissen. Aber auch das war für mich ein wenig "too much".
Ganz nett fand ich ja die Idee, dass Josef aka Franz nach dem Krieg dann einfach das gemacht hat, was er eigentlich vorher hatte machen wollen - an einer Uni bzw. Schule unterrichten und einfach ein 'netter Mensch' sein. 
Fazit, ich würde den Roman auf jeden Fall empfehlen, einfach weil ich denke, dass die Thematik unheimlich wichtig ist. Niemals sollte das in Vergessenheit geraten und je mehr Leute sowas lesen, desto besser. Deshalb kann ich auch über die Schwächen, die die Rahmenerzählung hatte, für mich hinwegsehen. Und wie gesagt, die Erzählungen, die in der Vergangenheit spielen, fand ich wirklich mitreißend.