Was die alten Märchen angeht, haben die in der Regel einen wahren Kern.
Das sind keine Fantasy-Erzählungen zur Unterhaltung a la Herr der Ringe gewesen, sondern Geschichten, in denen es um Moralvorstellungen und auch um Warnungen ging.
Die Leute waren damals nicht blöd, sondern Dinosaurier, Naturwissenschaften und psychischen Störungen bei Menschen waren noch nicht bekannt oder nicht richtig erforscht. Die Leute haben Möglichkeiten gesucht, sich das zu erklären.
Wenn ich mir angucke, wie viele Leute heutzutage auf Verschwörungsmythen anspringen, obwohl sie wirklich wissen sollten, dass das Unsinn ist, sollten wir vielleicht mal kleine Brötchen backen, was unsere Überlegenheit gegenüber den Menschen aus früheren Zeiten angeht...
Was die Wölfe angeht, sind das nun einmal intelligente Raubtiere, die schnell merken, wo und wie man leicht Beute machen kann und wie gefährlich Menschen wirklich sind.
Das wussten die Leute damals, im Gegensatz Otto Normalverbraucher heute.
Es war vor, sagen wir, 400 Jahren und mehr eine Katastrophe für die oft armen Menschen, wenn die Wölfe deren wenige Nutztiere töteten. Das hieß für diese Menschen u. U. zu verhungern.
Ich halte es für absolut wahrscheinlich, dass der eine oder andere Wolf sich Kinder oder andere wehrlose Personen geholt hat, wenn die Chance bestand, so wie es in Geschichten und auch Berichten beschrieben wird. Warum auch nicht?
Der Wolf hält den Menschen doch lediglich für ein anderes Tier, das zu wehrhaft ist, um als Beute zu dienen - oder eben nicht.
Ich bin mir sicher, dass die Leute damals die Wölfe aus diesen Gründen sehr gerne ausgerottet hätten. Die hatten nur nicht die Mittel dazu.
Das war alles andere als eine friedliche Koexistenz.
Dass die Tierhaltung im Freiland unmöglich wird, wenn die Wölfe nicht mal langsam erfahren, dass es in der Nähe von Menschen und ihren Nutztieren gefährlich für sie ist, wurde ja schon gesagt.
Wolfswohl geht dann also vor Nutztierwohl.
Es wäre auch die Frage, welche Natur wir erhalten wollen. Die seit Jahrhunderten aktuelle Landschaft oder die Urwälder aus der Zeit vor der Weidewirtschaft? Viele offene Landschaften mit speziellen Pflanzen- und Tierarten gibt es nur durch jahrhundertelange Weidewirtschaft.
Was ich mich aber auch frage, ist, warum die Leute eigentlich davon ausgehen, dass Halter von Pferden oder Eseln keine so enge Bindung zu ihren Tieren haben, wie Hundehalter, und dass es deswegen egal ist, wenn die qualvoll drauf gehen.
Würden Wölfe reihenweise Hunde in Gärten reißen und verlangt werden, dass die dann eben im Haus bleiben müssen oder teure Zäune angeschafft werden müssen, wäre schnell Schluss mit der Wolfsliebe bei den meisten Deutschen. Da bin ich mir sicher.
Wölfe haben sowieso nur eine Sonderstellung, weil sie cool aussehen und die Vorfahren der Hunde sind.