Ich lobe mit Worten und Mimik, unterstützt durch alles was mein Hund gern hat (Spiele, Spielzeuge, verschiedene Leckereien, sanften Körperkontakt...)
Ich tadel akustisch und mit Gesten. Im Extremfall halte ich Ayu entschieden fest und tadel ihn verbal mit leiser, resoluter Stimme. Ich versperre ihm den Weg oder breche ein Spiel ab. Es kommt vor, dass ich die Stimme hebe um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Meist hebe ich aber nur meine Augenbrauen oder stocke (ggF mit einem leisen "emm" oder "m m") in meiner Bewegung, was Ayu inzwischen schon ziemlich gut versteht.
Ich lobe deutlich lieber als ich tadel und achte auch darauf es mindestens zig mal öfter zu tun.
In meinen Augen gibt Ayu mir dazu immer genug Gelegenheit.
Ich lobe wenn er mich (insbes.) unterwegs anschaut, wenn er gut an meiner Seite geht, wenn er nett zu Fremden ist, wenn er Hunde duldet ohne aggro zu werden, wenn er im Haus zu mir kommt statt laute Geräusche von draußen oder die Klingel zu verbellen, wenn er ein Signal von mir richtig umsetzt, etwas erduldet was ihn nervt, wenn er kuscheln kommt... Ich freue mich über all das und lächle ihn an, sage was nettes, oder geb ihm etwas was ihn freut.
In meinem Leben habe ich schon viele Tiere trainiert und mit dieser Ausrichtung nur gute Erfahrungen gemacht.
Zum einen was das Erreichen fester Ziele angeht, aber vor allem auch was die Freude auf dem Weg dahin betrifft.
Ich denke ebenso wie wir inzwischen wissen, dass Menschen über positive Gefühlen besser lernen, tun es auch Tiere -abgesehen davon dass jawohl auch ihre Freude an sich schon einen Eigenwert darstellt!
Manchmal fällt mir erstmal kein Vorgehen ein was in einer speziellen Situation mehr auf Lob setzt.
Manchmal tadel ich vorschnell. Bei Lob passiert mir das nie. Ich habe schon öfter Tadel aber noch nie ein Lob bereut.
Ich lehne sogenannte positive Verstärkung ab, wenn ich den Eindruck habe, dass sie auf einer für den Hund bedrohlichen Erpressung fußt (zB Wasser oder genereller Nahrungsentzug),
Tadel der körperliche Schmerzen, lange Isolation, Verängstigung beinhaltet ebenfalls.
Als ich klein war wurden all unsere Tiere routinemäßig mehr kritisiert als gelobt. Es hatte sehr bescheidene Erfolge aber leider habe ich damals nichts davon wirklich hinterfragt. Ich wünschte mir zwar etwas anderes, sah aber keinen Weg.
Mit 16 bekam ich einen Hund der einfach alles tat um geschätzt und gelobt zu werden.
Es gab in vielen Jahren nur eine Situation in der er dann doch mal klären wollte, ob er nicht seine eigenen Wege gehen könne, was sich jedoch mit einer leisen, ernsten Ansage aus der Welt schaffen ließ.
Bei diesem Hund habe ich gelernt, wie enorm viel über Lob zu erreichen ist, was mir früher undenkbar vorgekommen war -und wie genussvoll, für beide Seiten!
Ayu, der seit einem halben Jahr bei mir lebt, trifft bei mir viel häufiger auf ein Kontra als es Rony damals tat, was ich bedaure. In unserem Alltag sehe ich oft einfach keinen anderen Weg -manchmal wird mir später klar, dass es ihn gegeben hätte.
Seine früheren Bezugspersonen haben mit ihm erklärter Maßen "immer in Kasernen Ton gesprochen", waren auf körperlicher, wie psychischer Ebene sehr hart zu ihm und haben vermutlich sehr wenig gelobt.
Ein Ergebnis davon war, dass Ayu meine Ablehnung von bestimmten Verhaltensweisen zunächst kaum oder garnicht als solche wahrnahm, weil sie für ihn viel zu sanft/leise war. Ich musste, auch wenn ichs noch so doof fand, deutlicher werden. Über die Monate ist er viel, viel sensibler und wacher, meinen akustischen oder mimischen Äußerungen gegenüber geworden, was mich riesig freut.
Wir haben uns aufeinander zu bewegt und bemühen uns beide.
Ich denke, zu Lob gehört auch irgendwie, dem Hund generell ein Gefühl von Wertschätzung und Geborgenheit zu vermitteln. Ihm zu zeigen, dass ich zwar uU ein bestimmtes Verhalten von ihm ablehne oder unterbinde, es aber dann auch wieder gut ist und ich ihm nicht lang grolle.
Für mich ist der Weg das Ziel. Ich möchte jeden Tag mit meinem Hund genießen und auch dass er das mit mir kann. Soweit ich das erreiche bin ich zufrieden und all das was bei unserem Training zusätzlich heraus kommt, sind für mich Geschenke oben drauf.