Alles anzeigenDas Thema ist natürlich noch viel komplexer. Emotion ist auch nicht das perfekte Wort für nicht affektiv. Aber die "Unemotionalität" der ReizAuslöseKette und damit "Natürlichkeit" fand ich faszinierend. Hab ich so noch nie betrachtet.
Ist das für dich irgendwie von Bedeutung, ob der Auslöser für eine Attacke auf ein Kind "emotional" oder "nicht emotional" ist?
Dass sehr häufig der Beutetrieb Auslöser für Beissvorfälle ist, ist wohlbekannt. Das ist ja auch völlig logischerweise viel gefährlicher, als z.b. Aggression mit der Intention "Eindringling/Konkurrent vertreiben".
Aggressives Verhalten gegen Konkurrenten oder Eindringlinge lässt durch Distanzvergrößerung sehr oft nach; oder wenn ein Gegner klein beigibt, unter Hunden; Deeskalation ist möglich. Dass ein Hund aus Artgenossenagression oder aus Wach/Schutzverhalten bis zum Äussersten geht, ist recht selten.
Beute zu töten, tritt durchaus häufiger auf - v.a. bei Rassen, die explizit töten sollen, und das sind grad die raubzeugscharfen Hunde (eben viele Terrier). Bei Apportierspezialisten findet man das seltener. Die Beute hat keine Chance, zu deeskalieren, wenn erst mal der (züchterisch und erzieherisch oft stark gesteigerte) Beutetrieb erst mal getrggert ist.
Liegt ja alles auf der Hand.
Starker Beutetrieb ist wirklich wirklich gefährlich, wenn er auf Menschen (Kinder) fehlgeleitet wird; und auch wenn es andere Hunde oder Katzen trifft.
Ob das den Hund nun mehr oder weniger "böse" macht, oder welche Emotionen er dabei hat, ist komplett irrelevant.
(Die These, dass Hunde Katzen jagen, weil sie Nahrungskonkurrenten sind, halt ich für Quatsch.)
Das würde ich bis auf den letzten Satz komplett unterschreiben wollen.
(Bei Katzen würde ich sagen, dass Hunde wissen, dass die angreifen können, körperlich ab einer gewissen Hundegröße (Qualzuchten ausgenommen) unterlegen sind aber recht wendig und schnell, was sie zur interessanten Beute macht. Nur in iner konkreten Beutekonkurrenzsituation würde ich wirklich von Nahrungskonkurrenz Auschalten ausgehen).
Fehlgeleitetes Beutefangverhalten ist gefährlicher, weil es sich nicht hochschaukelt und kein Kommunikationskanal für den Angegriffenen da ist. Beute ist Beute, bei der gibt es nur "Jagen" und Jagen gibt es nur bei vollem Einsatz, sonst gibt es keinen Jagderfolg. Jagen ist ein Dopaminkick.
Eine kämpferische Auseinandersetzung ( z.B. Wach/Schutzverhalten) ist eine ganz andere Sache, die erstens Kommunikation vorsieht / sich entsprechend schrittweise zuspitzt und zweitens mit Risikobewusstsein einhergeht- eine kämpferische Auseinandersetzung, bei der der Hund verletzt werden könnte, will er eigentlich lieber vermeiden. Deshalb ist Deeskalation gegenüber solchen Hunden in den meisten Fällen erfolgreich und deshalb haben Hunde auch so viele Deeskalationsstrategien untereinander.
Würde ich Whiskey die Gelegenheit geben, würde er auch hinter rennenden Menschen hinterher laufen und in Arme/Hände/Beine beißen. Das Beißen hat in seinem Fall aber nichts mit jagen zu tun, sondern mit einer Art Maßregelung aus Überforderung. Würde die Person stehen bleiben, würde er sofort damit aufhören.
Wenn ich beim normalen Gassi plötzlich anfangen würde zu laufen, würde er das auch bei mir machen. Beim Joggen mit mir (was ich unter Kommando gestellt habe) läuft er straight und konzentriert vorne weg, weil er dabei einen sehr engen Rahmen hat und nicht durch die plötzliche Bewegung überfordert ist.
Um die Liste komplett zu machen, warum Hunde auf Rennen reagieren, würde ich noch Wach/Schutzverhalten mit "Angriffsprävention" nennen. Jemand, der sich schnell bewegt. könnte angreifen wollen oder etwas angestellt haben. Dann würde der Hund massregelnd festhalten, wenn er seine Zähne einsetzt (auch nicht schön, aber doch wesentlich gehemmteres Beissen).
Auf Stehenbleiben und weggucken, keine hektische Bewegung, langsam rückwärts entfernen (Kommunikation) wird ein solcher Hund reagieren - ein solcher Hund hat kein Interesse zu zerfleischen, anders als ein Hund, dessen Jagdappetit geweckt ist.