Beiträge von Esiul

    Tirol

    Das hat sie gerade nicht wirklich gemacht... Pferd und Stallkater-Edition

    Der Chef im Stall ist Peterle, ein gefleckter, dicker Kater, und jeder weiß, dass er der Chef ist. Vor allem die Hunde. Hunde haben weiträumig auszuweichen, wenn Peterle über den Hof marschiert. Peterle wird gestreichelt, wenn er gestreichelt werden will, wobei er zu Menschen überraschend nett ist. Andere Hofkatzen haben nichts da zu suchen, wo Peterle ist und seine Ohren zeugen von seinen Heldentaten. Der Lieblingsplatz des Katers ist eine Fensternische außen am Stall, da hat er ein Bett und sein Futter wird ihm auch dorthin gebracht. Wenn er nicht gerade über den Hof patrulliert, dann liegt er meistens dort. Und dort wird seine Eminenz auch nicht gestört.

    Der Pferdestaubsauger hängt an der Wand, in der sich auch Peterles Fenster befindet. Und weil mein liebes Pferd momentan Nadeln fallen lässt wie ein Christbaum im Februar, habe ich sie dort angebunden. Leider findet mein Mädchen meine Fellpflegebemühungen stinklangweilig. Erst wollte sie die Putzbox zum Zeitvertreib ausräumen, also habe ich die Putzbox aus ihrer Reichweite entfernt. Anbindeknoten aufmachen war auch verboten. Und dann hat sie offenbar den Kater in seiner Fensternische entdeckt. Ich stand gerade mit dem Rücken zu ihrem Kopf, als das Pferd glücklich zu blubbern und schnauben begann. Als ich mich umgedreht habe, wurde gerade Hochwürden Peterle von einer dicken Pferdenase gegen das Fenstergitter gedrückt. Zu allem Überfluss wühlte ihm Frau Pferd auch noch freundlich-neugierig durchs Fell. Der Kater war ob dieser Unverfrorenheit dermaßen überrascht, dass er einfach wie versteinert und in seinem Weltbild erschüttert im Fenstergitter hing, bis ich ihn vor der Pferdenase retten konnte. Er war so perplex, dass er nichtmal dazu gekommen ist, seine Krallen auszupacken und ihr Manieren einzubläuen, obwohl das sonst seine Standardantwort auf sämtliche unerwünschten Annäherungen ist. Peterle fand schnell Zuflucht am Dach, wo er schmollend liegen blieb, nicht ohne vorher noch den Pudel im Vorbeigehen anzufauchen.

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    Bei meinem Hund war absehbar, dass er sich nicht fehlerfrei entwickelt. Die Züchterin hat mir direkt gesagt, dass der wohl mindestens 62-64cm hoch wird, also nicht zuchttauglich. Zwei seiner Schwestern wären eigentlich an Züchter gegangen, die sie dann aber doch nicht genommen haben, weil es so aussah als ob der Schwanz sich möglicherweise einrollen würde - nicht ideal für Ausstellungen, wenn auch nicht zuchtausschließend. Ich habe nicht mal drüber nachgedacht, ob ich dafür weniger bezahlen hätte sollen. Der Hund ist ja in keinster Weise eingeschränkt in den Dingen, für die ich ihn gekauft habe oder in seiner Gesundheit. Da hätte man dann für jeden Welpen einen eigenen Preis machen müssen: Vermutlich zu groß, daher billig; ohne zuchtausschließende Fehler, aber nicht perfekt, daher günstiger; fehlerfrei, Normalpreis; fehlerfrei und anscheinend mit Eignung als Assistenzhund, teuer. Fände ich doof.

    Stelle dich trotzdem bei Züchtern vor. Wenn du sympathisch bist, kann es sein, dass du dennoch relativ schnell einen Welpen bekommst. Die Familie einer Freundin hat z.B. Vor drei Monaten bei einer Züchterin angefragt und bekommt wohl in einem Monat einen Hund. Mach deine Anfrage vielleicht nicht davon abhängig, ob die Zuchtstätte jetzt gerade einen Wurf hat, sondern frage lieber an, ob ein (nächster) Wurf geplant ist. Dass man ohne Warteliste an einen Welpen kommt, ist nicht üblich.

    Ich denke, mann muss bei diesem Thema einfach mehrere Faktoren mit reinrechnen. Ja, es gibt Leute, die Gewalt um der Gewalt Willen am Pferd anwenden - siehe Christine Wels. Es gibt Leute, die Gewalt anwenden, um irgendwelche "Erfolge" aus den Pferden herauszuprügeln. Das will ich auch gar nicht negieren.

    Der Vergleich zum Hund hinkt für mich immer ein bisschen. Den Hund halte ich einfach an der Leine zurück, wenn er auf das von mir angebotene Alternativverhalten nicht einsteigen will. Sollten seine Konfliktlösungsstrategie aus dem Einsatz der Zähne bestehen, setze ich ihm einen Maulkorb auf und trainiere so in Sicherheit. Einem Pferd kannst du nicht die Beine wegbinden und ihm so in Sicherheit vor Tritten ein Alternativverhalten aufbauen. Kaum jemand von uns hat das Glück, ein Pferd ohne Vorgeschichte zu übernehmen. Die Vorgeschichte kann positiv sein, dem Pferd wurden immer liebevoll die Grenzen aufgezeigt, weder fürchtet es den Menschen noch ist es respektlos, oder aber es kann auch gelernt haben, seine körperlich Überlegenheit auszunutzen. Und dann kommt halt die Peitsche beim Füttern ins Spiel, denn kein Stallbetreiber, Pfleger oder Besitzer wird sich zu Tode trampeln lassen, nur weil Zosse meint, JETZT und nicht in zwei Sekunden an seinen Heusack zu müssen.

    Manche Pferde haben nix Schlimmes erlebt und sind gut erzogen und trotzdem kann es zu einer Situation kommen, wo man hinlangt, Beispiel: Mein Pferd. Kenne ich ab Züchterin, tolles Tier, super erzogen. Eines Tages kommt sie aus dem Blauen heraus die Idee, sie möchte meinen Hund beißen, weil der da doof herumsteht. Das hatte absolut rein gar nichts mit Überforderung, Druck, schlechter Erziehung, schlimmen Erfahrungen oder sonst irgendwas zu tun. Hund stand in Reichweite, ihr ist eine Laus über die Leber gelaufen. Ich möchte da gerne mal in der Situation einen gewaltfreien Lösungsweg aufgezeigt bekommen. Die einzige Entscheidung, die für mich in dem Moment offen war, war die, ob ich mit Hand oder Fuß abwehre. Da gab es auch kein tiefgründigeres Problem, im Normalfall sind Hund und Pferd hier ein eingespieltes Team. Hätte mein Pferd tatsächlich Probleme mit Hunden, hätte ich hinterher anfangen müssen zu trainieren, und ich hätte sie unter Garantie nicht verprügelt dabei - wie gesagt, Leckerchen-positiv-Tante. (Zur Illustration: Wir hatten letztens ein ähnliches Gespräch am Stall, und ich habe eben auch da gesagt, dass ich zwar gewaltfrei arbeiten will, aber auch schon zugelangt habe, worauf dem Stallbetreiber ein ziemlich ungläubiges "DU? DU hast zugeschlagen??" entfleucht ist...)

    Aber es ist halt immer auch leicht, Leute in ihren am wenigsten glorreichen Momenten zu verurteilen, wenn man keinen Plan darüber hat, wie die Gesamtsituation aussieht.

    Also selbst ich als bekennende Leckerchen-Tante habe meinem Pferd schon mal eine mitgegeben - zur Abwehr ist das durchaus ziemlich effektiv und ich lasse es nicht zu, dass mein Pferd ein Stück Pudel frisst, nur weil sie mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Als langfristiger Lösungsweg oder Trainingskonzept wäre das allerdings definitiv nicht der Weg, den ich einschlagen würde.

    Ich hab übrigens gerade einen kurzen Selbstversuch durchgeführt. Schläge mit einer in Schlaufen gelegten Longe sind nicht wirklich schmerzhaft.

    Wo wir bei Verrückten sind, wir haben ein neues Pferd am Stall, musste ausziehen, weil es zu viel haart. Deswegen kann man es leider nicht mehr misten wäre ja alles Sondermüll und zu teuer beim entsorgen. Damit wäre auch geklärt, warum alle Pferde dieses Stalles sonst geschoren sind. Es gibt Dinge, die gibt es gar nicht.

    Ich habe so viele Fragen...

    (Haart das Pferd wirklich so viel in der Box, dass man das beim Ausmisten merkt? Und selbst wenn: Weshalb sollten Pferdehaare zum Sondermüll müssen? Die können doch mit auf den Misthaufen? (Klar, wenn man sie Knäuelweise rausputzt, ab in die Tonne, wegen der Vögel, aber sonst?))