Ich denke, mann muss bei diesem Thema einfach mehrere Faktoren mit reinrechnen. Ja, es gibt Leute, die Gewalt um der Gewalt Willen am Pferd anwenden - siehe Christine Wels. Es gibt Leute, die Gewalt anwenden, um irgendwelche "Erfolge" aus den Pferden herauszuprügeln. Das will ich auch gar nicht negieren.
Der Vergleich zum Hund hinkt für mich immer ein bisschen. Den Hund halte ich einfach an der Leine zurück, wenn er auf das von mir angebotene Alternativverhalten nicht einsteigen will. Sollten seine Konfliktlösungsstrategie aus dem Einsatz der Zähne bestehen, setze ich ihm einen Maulkorb auf und trainiere so in Sicherheit. Einem Pferd kannst du nicht die Beine wegbinden und ihm so in Sicherheit vor Tritten ein Alternativverhalten aufbauen. Kaum jemand von uns hat das Glück, ein Pferd ohne Vorgeschichte zu übernehmen. Die Vorgeschichte kann positiv sein, dem Pferd wurden immer liebevoll die Grenzen aufgezeigt, weder fürchtet es den Menschen noch ist es respektlos, oder aber es kann auch gelernt haben, seine körperlich Überlegenheit auszunutzen. Und dann kommt halt die Peitsche beim Füttern ins Spiel, denn kein Stallbetreiber, Pfleger oder Besitzer wird sich zu Tode trampeln lassen, nur weil Zosse meint, JETZT und nicht in zwei Sekunden an seinen Heusack zu müssen.
Manche Pferde haben nix Schlimmes erlebt und sind gut erzogen und trotzdem kann es zu einer Situation kommen, wo man hinlangt, Beispiel: Mein Pferd. Kenne ich ab Züchterin, tolles Tier, super erzogen. Eines Tages kommt sie aus dem Blauen heraus die Idee, sie möchte meinen Hund beißen, weil der da doof herumsteht. Das hatte absolut rein gar nichts mit Überforderung, Druck, schlechter Erziehung, schlimmen Erfahrungen oder sonst irgendwas zu tun. Hund stand in Reichweite, ihr ist eine Laus über die Leber gelaufen. Ich möchte da gerne mal in der Situation einen gewaltfreien Lösungsweg aufgezeigt bekommen. Die einzige Entscheidung, die für mich in dem Moment offen war, war die, ob ich mit Hand oder Fuß abwehre. Da gab es auch kein tiefgründigeres Problem, im Normalfall sind Hund und Pferd hier ein eingespieltes Team. Hätte mein Pferd tatsächlich Probleme mit Hunden, hätte ich hinterher anfangen müssen zu trainieren, und ich hätte sie unter Garantie nicht verprügelt dabei - wie gesagt, Leckerchen-positiv-Tante. (Zur Illustration: Wir hatten letztens ein ähnliches Gespräch am Stall, und ich habe eben auch da gesagt, dass ich zwar gewaltfrei arbeiten will, aber auch schon zugelangt habe, worauf dem Stallbetreiber ein ziemlich ungläubiges "DU? DU hast zugeschlagen??" entfleucht ist...)
Aber es ist halt immer auch leicht, Leute in ihren am wenigsten glorreichen Momenten zu verurteilen, wenn man keinen Plan darüber hat, wie die Gesamtsituation aussieht.