Liebe Kira,
du reflektierst sehr viel und überlegst, bevor du so eine wichtige Entscheidung triffst - das find ich gut.
Aber ich habe im Laufe der letzten Monate, bevor Nemo zu uns kam, eines gelernt: Es ist vieles mit der Entscheidung für oder gegen Kinder gleich. Deswegen will ich gleich zu Beginn sagen: Eine 100prozentige Situation pro wird es nicht geben. WEnn du 80 oder 90 Prozent pro bist, ist das schon ziemlich klasse und mit hoher Wahrscheinlichkeit der richtige Zeitpunkt. Lass außerdem dein Bauchgefühl nicht außer acht.
Nun between the lines zu deinen einzelnen Fragen:
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Schon seit vielen Jahren überlege ich mir einen Hund anzuschaffen, aber bis jetzt ist nie der richtige Zeitpunkt gekommen. Nun meine Frage: Wann habt ihr euch entschieden euren ersten Hund anzuschaffen?
Letztlich mit 48, aber...Damit meine ich nicht das Alter, viel mehr welche Gedanken ihr euch gemacht habt und wann der Entscheid gefallen ist?
... einen Hund haben möchte ich schon, seitdem ich klein bin. Und die ersten ernsthaften Überlegungen dazu haben wir schon vor zwölf Jahren angestellt. Damals wohnten wir noch in einem Haus mit Garten und hatten kein Kind - also eigentlich optimale Voraussetzungen ;-) Wir haben es trotzdem gelassen, weil wir beide voll berufstätig waren (außer Haus) und auch ansonsten stark eingespannt, sodass wir letztlich zu dem Entschluss gekommen sind, dass wir nicht genug Zeit für einen Hund hätten.
Nun ist alles etwas anders, wir wohnen in einer (großen) Mietwohnung im Zentrum einer Großstadt, haben eine knapp zehnjährige Tochter und sind immer noch beide berufstätig. Allerdings arbeite ich die meiste Zeit im Homeoffice. Angestoßen wurde das Ganze von meiner Tochter, aber ich habe mir dann auch viele Gedanken gemacht, zum Beispiel
- kann ich das zeitlich leisten, wenn ich wirklcih allein zuständig bin?
- was passiert mit dem Hund, wenn ich mal nicht da bin?
- was machen wir im Urlaub?
- kann der Hund Stadt "abhaben" und Wohnung?
- kann ich mir das finanziell leisten?
- Bin ich bereit, am Wochenende regelmäßig in eine Hundeschule zu gehen?
- Was ist mit dem frühen Aufstehen und durchwachten Nächten in der ersten Zeit?
- Was ist, wenn uns der Hund verlassen muss über die REgenbogenbrücke - wie verkraften wir das, wie verkraftet das unsere Tochter?
- Bin ich bereit, die Einschränkungen, die ein Tier mit sich bringt, auf mich zu nehmen?
- Ich habe mir viele Gedanken zu dem Thema "Arbeiten+Hund" gemacht und würde mir in diesem Fall im Voraus (also vor der Adoption) jemanden oder 2 tierliebende Leute suchen, die sich am Tag um den Hund kummern könnten, denn ihn 8-9 Stunden alleine zu lassen geht gar nicht. Leider hat niemand in meiner Familie die Möglichkeit ihn den Tag durch zu nehmen, da alle ebenfalls arbeiten und den Hund mitzunehmen ist voraussichtlich nicht möglich. Jedoch wäre in diesem Fall das Geld kein Problem...
Meiner Erfahrung nach ist das ein ganz wichtiger Punkt (ähnlich wie bei der Kinderbetreuung). Hier sollte man am besten eine professionelle Lösung at hand haben, da Freunde und Bekannte auch ausfallen können. Am besten im Vorfeld schon mal einige Anbieter checken und dann ggf. mit Hund nochmal. Wichtig ist aber auch sich bewusst zu machen, dass bei einem Welpen diese erste Zeit wahrscheinlich kaum jemand betreuen kann/wird. Das müsstest du bei deinen Überlegungen berücksichtigen. Mal abgesehen davon wird eine 9/5-Betreuung über fünf Tage ziemlich teuer.
- Bezügich Ferien würde ich den Hund wenn immer möglich mitnehmen wollen. Ich würde dann villeicht man eine Hundereiseagentur kontaktieren.Bei Langstreckenreisen würde ich ihn jedoch lieber zu Hause lassen, um ihn den Flugstress zu ersparen.
Bin ich völlig bei dir. Ich habe übrigens auch festgestellt, dass es manchmal ganz nett sein kann ein paar Tage hundefrei zu haben (auch wenn wir unseren Captain noch gar nicht so lange bei uns haben ;-).
- Ein entscheidenes Kriterum ist natürlich auch die Genehmigung der Vermietung. Diese habe ich aber noch nicht angefragt, wäre aber dann der nächste Schritt. Ich lebe in einer 3 Zi Wohnung im 1. Stock, gleich neben dem Wald.
Das sollte der erste Schritt sein. Außerdem würde ich ggf. die direkten Nachbarn "vorwarnen", um das freundschaftliche VErhältnis zu erhalten.
- Ich würde mir gerne einen Hund aus dem Tierheim holen (ca. 2-3 Jahre oder älter) oder viellecht einen aus dem Ausland über eine seriöse Vermittlung.
Ich persönlich finde das zwar ehrenwert, aber für einen Ersthund etwas schwierig - das ist aber nur meine bescheidene Meinung. Ich habe davon Abstand genommen, weil hier bei uns im Tierheim nur Tiere mit großen Schäden aller Art sind und ich mich als Ersthundehalterin, die vorher noch nie familiären KOntakt mit Hunden hatte, dazu noch nicht in der Lage sah. Denn das bedeutet viel Arbeit und viel Zuwendung. Einen solchen Hund kannst du möglicherweise auch nicht ohne weiteres in eine Betreuung geben, je nachdem, wie er drauf ist udn wie er auf dich fixiert ist.
- 15 Jahre sind eine lange Zeit und man weiss nie was kommt.
Das weißt du nie. Das Leben passiert, während du Pläne machst, wie es so schön heißt. Das wäre glaube ich das letzte, was bei mir eine Rolle gespielt hätte. Es sei denn, es zeichnen sich vorab schon Probleme ab und es wird klar, dass man den Hund doch nciht halten kann.
- Wie vereinbart ihr euren Wunsch zu reisen und trotzdem einen Hund zu haben?
- Siehe oben. Entweder er fährt mit oder aber er geht zu seinen Kumpels in die Hundepension. Das machen wir "frei Schnauze", je nachdem um welchen Urlaub es sich handelt.
- Findet ihr es verantwortungslos ganz alleine auf einen Hund zu schauen? Oder braucht man einfach einen Plan B, falls man krank ist oder ins Krankenhaus muss?
Da du in deiner Situation ohnehin mit Betreuung koordinieren müsstest, wäre das ja inklusive. Übrigens: Meine Erfahrung ist, dass man Hunde, wenn man freundlich fragt, an viel mehr Orte mitnehmen darf als man so denkt. Die meisten Menschen sind da sehr entgegenkommend. Mein Hund war also schon in einer Turnhalle bei einem Fußball-Hallenturnier und in einer Grundschule. Auch zum ARzt kommt er mit. Mal davon abgesehen, können Hunde eine Zeitlang auch allein bleiben.
- 100% arbeiten und Hund?
Das mögen andere beurteilen. Ich fände es schick, wenn du klären könntest, ob du den Hund nicht doch mitnehmen darfst. Ich arbeite im Home Office, da ist es gar keine Frage. Andere hier nehmen den Hund mit zur Arbeit, eine Freundin von mir bringt ihn regelmäßig zum "Hundepapa" (=Betreuung).
- Würde der Hund bei mir zu kurz kommen? (Ich würde meine Freizeit hauptsächlich ihm widmen, aber halt auch gerne mal ins Kino am Abend...)
Das habe ich hier in einem anderen Zusammenhang schon mal geschrieben: Es gibt Menschen, die bauen ihr Leben rund um den Hund. Bei andereen läuft er einfach so mit. Ich finde es am besten, wenn der Hund zwar ein Familienmitglied ist, aber man trotzdem doch noch ein Eigenleben führt. Auch das gilt übrigens bei Kindern ganz genauso ;-))
Ich wünsche dir eine gute Entscheidung!