Tatsächlich glaube ich, ist unser Alltag doch recht langweilig. Morgens gehe ich mit Milow für ca. 15 bis 20 min in den Garten (Grundstück mit 3500 qm). Da kann er sich lösen, schnuppern und frei umherlaufen. Dann hat er bis ca. 16 bzw. 17 Uhr zu ruhen (natürlich gibt es bei Bedarf kurze Löserunden). Danach geht es raus zum Spaziergang, ca. 20 min und er darf anschließend nochmal im Garten für 10 bis 20 min umherlaufen. Danach gibt es nur noch Löserunden. An Trainingstagen ist das natürlich anders. Aber ansonsten ist unser Alltag auf dem Dorf von doch eher viel Ruhe geprägt. Hier begegnet man auch nur selten anderen Hunden oder Menschen.
Wie hat man sich diesen Nachmittagsspaziergang vorzustellen, ist er dabei an der (kurzen) Leine? Hat er Freilauf nur im Garten? Gibt es keinen Hundekontakt?
Als Ruhetag finde ich das ja ok, bei weniger happigem Trainingsprogramm wäre mir das zu wenig, vor allem zu wenig freie Bewegung. Die finde ich zur physischen und psychischen entwicklung wirklich wichtig - notfalls an einer wirklich langen Schlepp gesichert.
Ach Milow war fast 16 Wochen alt, als wir mit ihm mit der Ausbildung zum Rettungssuchhund begannen. Er kennt also das Verbleiben im Auto und döst dort dann oft vor sich hin. Er bellt auch nicht, wenn andere an dem Auto vorbei gehen oder so. Die Ausbildung begann auch recht spielerisch. Mehrere Personen haben sich im Halbkreis hingesetzt und Milow sollte von Mensch zu Mensch rennen, um sich dort seine Belohnung abzuholen. Nach und nach wurde der Schwierigkeitsgrad erhöht und die Abstände wurden größer, die Menschen haben angefangen sich leicht zu verstecken etc.
Das ist auch ok, aber 3x die Woche ist too much! Denn wenn er 3x wöchentlich einen Halbtag grösstenteils im Auto hockt, und dazwischen die beschriebenen Ruhetage hat, fehlt eben die Zeit für Erkundungsgänge, junghundemässiges Dampfablassen, usw.
Ich musste da für Emrys auch ein Balance finden. Ich habe ihn ab 13 Wochen mitgenommen zu meinen Mantrailinggruppen. Das war aber nur gelebter Alltag, der das Auto als Ruheort etabliert hat. Raus kam er nur zum Pinkeln (und dabei ruhigem Anbandeln mit den Anwesenden). Später habe ich ihn dann jeweils auf einen sorgfältig ausgewählten Trail beim Auslegen mitgenommen - also auf einen kleinen Erkundungsspaziergang. Keine Arbeit, auch nicht spielerisch. Aber Alltag und Umweltgewöhnung. Dazwischen Tage mit viel freiem Erkunden in Wald und Feld.
Ich bin auch kein Fan von "gar keine Arbeit/Ausbildung für ein Jahr".. Bei den Jagdhunden war der Grund dafür (manche Ausbilder fingen auch mit 6 oder 9 Monaten an), dass bei der Ausbildung recht oft und herzhaft gestraft wurde, und der Hund musste daher "reif" und robust genug sein dafür. Bei einer Ausbildung über Motivation und Belohnung kann man spielerisch schon früher beginnen.
Wobei man wie mehrfach erwähnt immer den individuellen Hund berücksichtigen sollte. Splash war als Junghund in Albtraum mit seiner extremen Nasenorientierung und dem daraus resultiernden hemmungslosen Leinengezerre. Für ihn (und mich!) war es ein Segen, dass er früh lernen durfte, seine Nase sinnvoll einzusetzen, Lob statt Frust zu ernten. Auch in der Gruppenstunde der Hundeschule konnten wir Positives erleben. Je 1x wöchentlich trailen und Hundeschule war aber selbst bei diesem Arbeitsgeier ausreichend.
Emrys hingegen war mit der Gruppenstunde komplett überfordert (hatte auch mit der unterschiedlichen Gestaltung zu tun), dafür ist er insgesamt besser geerdet und ansprechbarer. Bei ihm war frühes Arbeitstraining weniger dringlich; wir haben ab gut 6 Monaten so alle 1, 2 Wochen für 5 Minuten was spielerisch gemacht (meist Feinsuche). Mit knapp 10 Monaten wurde er dann angetrailt und trainiert seine Puppytrails ca 1x die Woche - wenn's mal ausfällt, ist es auch kein Beinbruch. Er packt auch 2x wöchentlich trailen, aber mehr würde ich nicht wollen, weil dann zuwenig Zeit für Alltag, sowohl Entspannung wie spannende Exploration bleibt.