Ebenso finde ich Verhalten im stinknormalen Alltag wichtiger als eine gestellte Testsituation. Nur lässt sich das eben noch schwerer bis gar nicht realisieren.
Und wer bestimmt, was stinknormaler Alltag ist? Für den einen Hund ist das Leben und Gassi in der Pampa, man trifft Weidetiere, Trecker, allenfalls Waldarbeiter.... Für den andern ist das Leben im urbanen Gebiet, ständig an der Leine, pendeln im ÖV, mitgenommen zum einkaufen, ins Restaurant, usw.... Und wieder andere warten allein zuhause bis Besi Feierabend hat. Soll man nun das alles testen (wenn es denn möglich wäre)? Was gilt, Alltag A, B oder C?
Nicht vergessen, wir reden hier über eine Verhaltensbeurteilung als Voraussetzung zur Zuchtzulassung. Das bedeutet, der Test muss eine gewisse Standardisierung aufweisen, damit die Resultate vergleichbar sind von einer Veranstaltung zur nächsten. Da kommt man um gestellte Situationen nicht herum. Es geht NICHT um Beurteilung von Ausbildungs- und Trainingsstand des Hundes, sondern um Veranlagung. Das lässt sich in gestellten Situationen durchaus beurteilen, wenn der Hund dabei frei reagieren kann.
Ich habe übrigens mit meinen Spaniels zwei höchst unterschiedliche Verhaltenstests erlebt. Einmal im "Alltag", neben und in einem Hauptbahnhof. Da hat der betreffende Richter am liebsten getestet, seine Kollegin an der nächsten Körung lieber in einem öffentlichen Park. Und einmal einen gestellten, standardisierten Test, der an jedem Körort des Clubs nach denselben Vorgaben aufgebaut und durchgeführt wird. Beide Tests waren hochinteressant, aber wirklich vergleichbar miteinander waren sie nicht. Der "Alltagstest" war sehr stark abhängig vom Zufall - zum Beispiel die Tauben, die bei Splash auf dem Perron waren und eine minimale Einschätzung seiner jagdlichen Veranlagung erlaubten, waren beim nächsten Hund evt. grad woanders.