Beiträge von naijra

    Es gibt doch im skandinavischen Raum so ne standardisierte Geschichte.

    Unterwegs im Wald etc , "gruselige" Begegnungen, Schreckreize , etcpp.

    Ja genau, die waren recht anspruchsvoll und spannend. Da waren etliche Videos im Umlauf. Hund meist oder immer freilaufend, soweit ich mich erinnere. Ich finde sie leider nicht mehr. :(

    Ebenso finde ich Verhalten im stinknormalen Alltag wichtiger als eine gestellte Testsituation. Nur lässt sich das eben noch schwerer bis gar nicht realisieren.

    Und wer bestimmt, was stinknormaler Alltag ist? Für den einen Hund ist das Leben und Gassi in der Pampa, man trifft Weidetiere, Trecker, allenfalls Waldarbeiter.... Für den andern ist das Leben im urbanen Gebiet, ständig an der Leine, pendeln im ÖV, mitgenommen zum einkaufen, ins Restaurant, usw.... Und wieder andere warten allein zuhause bis Besi Feierabend hat. Soll man nun das alles testen (wenn es denn möglich wäre)? Was gilt, Alltag A, B oder C?

    Nicht vergessen, wir reden hier über eine Verhaltensbeurteilung als Voraussetzung zur Zuchtzulassung. Das bedeutet, der Test muss eine gewisse Standardisierung aufweisen, damit die Resultate vergleichbar sind von einer Veranstaltung zur nächsten. Da kommt man um gestellte Situationen nicht herum. Es geht NICHT um Beurteilung von Ausbildungs- und Trainingsstand des Hundes, sondern um Veranlagung. Das lässt sich in gestellten Situationen durchaus beurteilen, wenn der Hund dabei frei reagieren kann.

    Ich habe übrigens mit meinen Spaniels zwei höchst unterschiedliche Verhaltenstests erlebt. Einmal im "Alltag", neben und in einem Hauptbahnhof. Da hat der betreffende Richter am liebsten getestet, seine Kollegin an der nächsten Körung lieber in einem öffentlichen Park. Und einmal einen gestellten, standardisierten Test, der an jedem Körort des Clubs nach denselben Vorgaben aufgebaut und durchgeführt wird. Beide Tests waren hochinteressant, aber wirklich vergleichbar miteinander waren sie nicht. Der "Alltagstest" war sehr stark abhängig vom Zufall - zum Beispiel die Tauben, die bei Splash auf dem Perron waren und eine minimale Einschätzung seiner jagdlichen Veranlagung erlaubten, waren beim nächsten Hund evt. grad woanders.

    Aber ich streite ja gar nicht ab, dass es auch problematische Exemplare gibt. Ich habe über die soz. Medien und Webseiten mehrmals von Abgaberüden mitbekommen, die gebissen haben. Aber bei welchen "Begleithund"rassen gibt es die Problemfälle nicht?

    Aber es gibt die Problemfälle nicht in der Menge wie beim Kooiker. Ich hatte soeben ein langes Gespräch mit einer Züchterin (Deckanfrage für ihre WSS-Hündin). Sie züchtet seit langem Kooiker. Wir sprachen über ihre Anforderungen ans Wesen der Zuchthunde, und da sagte sie spontan, dass beim Kooiker das alles viel schwieriger wäre als beim Welsh, weil es eben dieses riesige Problem bei mit Unsicherheit und daraus resultierender Bissigkeit gäbe, besonders bei den Rüden. Sie hätte nur genau einmal in D einen wirklich netten Deckrüden erlebt....

    Freu dich an deinem unproblematischen, stabilen Hund. Aber die Wesensprobleme beim Kooiker sollte man nicht mit "kommt bei allen Rassen vor" schönreden.

    Das kann ich gar nicht oft genug liken, und müsste bei jeder Diskussion um Wesens-, bzw. Verhaltenstests für Zuchthunde oben angepinnt werden!

    Und genau das fehlt dem Mustervideo des VDH: da ist der Hund ständig deutlich beeinflusst vom HF, allein schon durch die kurze Leine. Aber auch Kommandos werden oft benutzt - da wird eher getestet, wie gut der Hund trainiert ist als wie seine Veranlagung ist. Klar, extreme Schisser kann man so trotzdem identifizieren. Aber es lässt sich auch ganz viel Unsicherheit kaschieren. Man erhält nur ein sehr unvollständiges Bild des Hundes, weil der Hund gar nie frei reagieren kann auf die Situationen.

    Orientieren am HF kann sich der Hund beim schweizerischen Test trotzdem. Bei uns (Spaniels) ist der HF bis auf den Punkt "Bindung zum HF" immer dabei, beeinflusst den Hund aber bei den meisten Testpunkten vorerst nicht. Nur wenn der Hund zB bei den taktilen, optischen oder akustischen Reizen Probleme hat wird geschaut, ob er wenigstens lockbar ist.

    Wo sind die Schweizer, wenn man sie braucht? xD Vielleicht kann jemand mein rudimentäres Wissen vervollständigen bzw. nötigenfalls korrigieren.


    Meines Wissens ist in der Schweiz vorgeschrieben, dass alle Hunde, die in die Zucht gehen, eine Wesensüberprüfung machen müssen. Diese Wesensüberprüfung wird von den jeweiligen Vereinen durchgeführt und die Vereine bestimmen auch, was genau die Hunde da zeigen müssen/sollen/dürfen oder eben nicht zeigen dürfen. Das Ergebnis der Prüfung kann einen Hund von der Zucht ausschließen oder zu Auflagen für den möglichen Zuchteinsatz führen.

    Bin ja da.... :roll:

    Ja das stimmt, aber auch der VDH schreibt eine Wesensüberprüfung vor - nur eben ohne konkrete Vorgaben/Leitlinien. Ich hatte es ja schon im Qualzuchtthread geschrieben, ich habe sowas von einem Witz erlebt, und diese Bestimmungen zur Zuchtzulassung sind in dem betreffenden Verein noch immer gültig. Konkret wurde ich als Figurant rekrutiert, am Ende eines langen Ausstellungstages. Da durften dann die bereits völlig reizüberfluteten jungen Hunde getestet werden. Grüppchen Leute im Ring, Hund wird angeleint durchgeführt. Dann holt man einen freundlichen Fremdhund dazu, der auch angeleint rumsteht. Prüfling wird angefasst, wie schon beim Richten. Das war's - die Wesensüberprüfung bestanden! :klugscheisser:

    In der Schweiz gibt die SKG einen gewissen standardisierten Rahmen vor. Auch dürfen nur geprüfte Verhaltensrichter den Test durchführen. Aber die Rasseclubs können durchaus auch spezielle Tests für rassetypisches Verhalten einbringen. HIER findet man die Richtlinien für die Körverhaltensbeurteilung. Ganz wichtig ist auch, dass es sich nicht um einen Hundeführerschein handelt - der HF hat sich zurückzunehmen. Nach der Begrüssung kommt die Leine ab, und man muss die Taschen umdrehen und alle Leckerli abgeben. Kommandos sind nicht erlaubt.

    Das hat noch lange nicht skandinavischen Standard, erlaubt aber doch eine aussagekräftigere Prüfung als ich sie oben beschrieben habe.....

    Ich bin nicht ganz glücklich damit … Was würdet ihr tun? Kastrieren? Ypozane weglassen und schauen was die Prostata macht?

    Bei meinem Rüden haben wir nach Abklingen der Entzündung geschallt, und das Ypozane haben wir nur einmal gegeben. Kontroll-Ultraschall nach Auslaufen der Wirkung zeigte eine noch leicht vergrösserte Prostata, die aber keine Probleme machte. Würde ich immer wieder so machen. Splash hat noch 5 Jahre unkastriert und ohne Ypozane gelebt, und hatte nie mehr Prostataprobleme.

    Ich finde immer, man muss aufpassen, dass man Qualzucht nicht zu weit definiert, damit die wirklich krassen Auswüchse nicht dadurch relativiert werden.

    Geht mir auch so, drum habe ich es Grobfahrlässigkeit genannt, das Wesen, insbesondere im Hinblick auf Ängstlichkeit, bei der Zucht nicht zu berücksichtigen.

    Was mir überhaupt nicht einleuchtet: Wenn Begleithunde vorwiegend den Job haben, den Menschen *zu begleiten* - warum gibt es da nicht ebenso standardisierte Prüfungen, die sie ablegen müssen zur Zuchtzulassung?

    Ich habe mir heute das Video angetan, das der VDH als Anregung für eine standardisierte Verhaltensprüfung auf seiner Seite hat. Ob die Rassevereine der Begleithunde da was und wie übernommen haben, habe ich nicht nachgeschaut.

    Diese "Musterprüfung" finde ich aus verschiedenen Gründen sehr befremdlich, aber das wäre einen eigenen Thread wert....

    Vier Trails pro Team in nur 2 Stunden - das gibt 30 Minuten pro Runde, aufgeteilt auf sämtliche Teilnehmer. Da bleibt wenig Zeit für individuelles Arbeiten, oder Theorie. Ich mache sowas nur in Form von zweiteiligen Trails ganz am Anfang, über ganz kurze Distanz. Aber das sind eben nicht Einzeltrails, sondern Zwei- oder manchmal Dreiteiler.

    Traillänge allein sagt nicht viel über Schwierigkeit aus, aber komplexere Trails für Fortgeschrittene brauchen in Ausarbeitung und Nachbesprechung unweigerlich mehr Zeit. Oft ist da der Hund schon nach einem bedient und braucht höchstens noch was Kurzes, Spassiges. Ich mache normalerweise zwei Durchgänge mit jedem Team.

    Ja, Leben in Angst ist eine Qual. Bei der Zucht das Wesen ausser Acht zu lassen ist schon grobfahrlässig.

    Ich habe mal auf der VDH Seite nachgeschaut, die überlassen das leider den jeweiligen Zuchtvereinen. Das war früher in der Schweiz auch so. Splash hat seinerzeit den Verhaltenstest am und im Hauptbahnhof Lausanne absolviert. Inzwischen gibt es ein standardisiertes Grundgerüst für alle Rassen bezüglich übermässiger Aggression und Ängstlichkeit, mit genügend Freiraum für rassetypisch speziellere Eigenschaften. Finde ich besser so, so sind keine Pseudotests mehr möglich, die ein absoluter Witz sind (in D als Figurant erlebt, die ZO des betreffenden Klubs ist immer noch so gültig).