Beiträge von Iluri

    Und in diesen Situationen kann man dann auch mit Pferden ziemlich gut ohne Gewalt trainieren, auch mit positiver Verstärkung.

    Selbstverständlich geht das, mMn sogar im Großteil der Fälle hervorragend.

    Das Problem ist halt, dass in solchen Situationen wie sie beschrieben wurde, wenn jemand wirklich ins Landnot kommt und dann halt mal hinlangt (wobei ich immer noch bezweifle, dass man ein Pferd mit der Longe an der es hängt ernsthaft schlagen kann) von vielen Seiten gleich unterstellt wird, das sei das einzige Mittel, das diese Person in der Ausbildung wohl kennen würde.

    Wie beim Hund gibt es Leute, die Zwang als Erziehungsmaßnahme einsetzen und es gibt Leute, die ihn in einer Notsituation als schnellen Rettungsanker nutzen. Das muss man einfach unterscheiden, aber das wird meiner Meinung nach in solchen Diskussionen einfach zu selten gemacht.

    Abgesehen von der beschriebenen Situation, die ich gar nicht beurteilen möchte: das stimmt, das geht sehr fix. Ich glaube das liegt mit daran dass einfach viele Menschen im Pferdebereich sich tatsächlich nicht mit Alternativen auskennen und man es schon "erwartet". Gibt genug Leute die zwar reiten können aber sonst keine Ahnung haben. Und sogar welche die gar nichts können |)

    Gut ist die vorschnelle Unterstellung natürlich trotzdem nicht, auch wenn ich es wichtig finde auch bei anderen Leuten hinzuschauen und ggf was zu sagen wenn man das Gefühl hat da geht etwas schief.

    Eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Situationen sollte man auf jeden Fall machen, sowohl in der Realität, als auch in der Diskussion.

    Joa, das sind (bis auf das mit dem Gebiss und das Riegeln) Beispiele aus einer Reitschule die das Kindern so beibringt...

    Ist meiner Meinung nach das typische denken von früher. Am besten wäre bei solchen, das Pferd hätte keinen eigenen willen und wäre innerlich tod und wenn es mal nicht gehorcht wird es halt mal eine Nacht hoch in der box angebunden.

    Ja, denkt man eigentlich.

    Die ist aber das Gegenteil davon. Gebissloss, Offenstall und die Leute die das betreiben recht jung und eben nach Rai gelernt, bzw nennen sich so. Dazu noch Supereso mit Gefasel von der Seelenverbindung zum Pferd und so. Im Endeffekt das gleiche habe ich aber in "altmodischen" Englischställen, Western und mehreren "Reitkunst" Einrichtungen auch erleben dürfen :schweig:

    Pferd gibt den Huf nicht = Ellbogen reinhauen, Pferd schubbert sich an der Anbindestange und das stört grade = Strick ins Gesicht, Pferd glotzt bei fremden Pferden und bleibt kurz stehen = Schlag mit der Gerte, Pferd geht nicht sofort zur Seite = anschreien, Pferd will das Gebiss nicht und dreht den Kopf weg = Ruck mit aller Kraft an dem um den Hals gehängten Halfter, Pferd erschrickt sich, hüpft einen Schrit weg vom Menschen zur Seite = scheuch es 5 Minuten lang hektisch im Kreis, Pferd trabt nicht sofort an = Spiel Seestern, Pferd schlägt mit dem Kopf = Riegel was das Zeug hält, etc pp.

    Solche Menschen sollen bitte keine Tiere halten dürfen.

    Joa, das sind (bis auf das mit dem Gebiss und das Riegeln) Beispiele aus einer Reitschule die das Kindern so beibringt...

    Ich bin auch der Meinung dass man das nicht 1 zu 1 vergleichen kann, ua wegen der Größe, aber auch der Lebensweise und einfach weil es eine andere Art Tier ist. Mir ging es da um die Bewertung, bzw"warum" das, wenn es das denn wird, unterschiedlich gehandhabt wird :)

    Gewaltfanatsien von R+ Leuten mag es geben, kenne ich ehrlich gesagt keine. Auch niemanden der (behauptet) ausschließlich positiv zu arbeiten. Aber es gibt schon auch casual Gewalt, zumindest habe ich das viel zu oft erlebt. Pferd gibt den Huf nicht = Ellbogen reinhauen, Pferd schubbert sich an der Anbindestange und das stört grade = Strick ins Gesicht, Pferd glotzt bei fremden Pferden und bleibt kurz stehen = Schlag mit der Gerte, Pferd geht nicht sofort zur Seite = anschreien, Pferd will das Gebiss nicht und dreht den Kopf weg = Ruck mit aller Kraft an dem um den Hals gehängten Halfter, Pferd erschrickt sich, hüpft einen Schrit weg vom Menschen zur Seite = scheuch es 5 Minuten lang hektisch im Kreis, Pferd trabt nicht sofort an = Spiel Seestern, Pferd schlägt mit dem Kopf = Riegel was das Zeug hält, etc pp. Und das ist einfach panne, schlechter Umgang und hilft bei nichts. Um Gefahrensituationen geht dabei null, nichtmal um Grunderziehung, und da habe ich dann schon ein Problem damit. Vor allem weil es so völlig sinnbefreit ist dass man es nichtmal Training nennen kann.

    Umrennen, beißen oder treten lassen soll sich bitte trotzdem keiner, und lasse ich mich auch nicht. Zwischen "Meine erste Handlungsoption ist körperliche Gewalt" und "Ich lasse mich tottreten während ich verzweifelt clickere" ist einfach eine gigantische Grauzone.

    Es sind eben auch nicht alle problematischen Verhaltensweisen gleich so gefährlich, oder die auslösenden Situationen so schwer zu umgehen, dass es sofort eine körperliche Intervention braucht um das Pferd händeln zu können, ich glaube das darf man nicht vergessen. Und in diesen Situationen kann man dann auch mit Pferden ziemlich gut ohne Gewalt trainieren, auch mit positiver Verstärkung.

    Aber es ist halt immer auch leicht, Leute in ihren am wenigsten glorreichen Momenten zu verurteilen, wenn man keinen Plan darüber hat, wie die Gesamtsituation aussieht.

    Findest du das passiert hier grade? Ich fand es im Vergleich zu diversen anderen Plattformen nämlich sehr freundlich und nicht verurteilend bis jetzt, bzw war bis vor ein paar Seiten sogar eher der Konsens "ja, muss halt mal", übertrieben ausgedrückt.

    Ansonsten gehe ich komplett konform mit deinem Beitrag.

    Deswegen finde ich so Aussagen, wie ich habe noch nie gebraucht, ich habe noch nie erlebt, usw. unglaublich schwierig. Mag stimmen, entweder weil man ein Naturtalent ist oder weil man von Anfang an sehr gute Lehrer hatte oder einfach Glück. Aber Allgemeingültig finde ich es nicht. Es spiegelt nicht meine Erfahrung und mein Erlebtes wieder.

    Das liebste Pferd kann mit der falschen Person richtig fies werden und umgekehrt. Ich gestehe da jedem Fehler ein und die Chance zu lernen.

    Ich glaube auch hier ist es so wie es mMn immer mit Lebewesen ist: Allgemeingültigkeiten gibts nicht, so angenehm und einfach es manchmal wäre :ka:

    Aber ja, mich nervt es oft und macht mich traurig, dass so viel im Umgang mit dem Pferd auf Strafe basiert. Nur kenne ich kein anders erzogenes Pferd, das im Alltag auch wirklich händelbar ist.

    Dieses "zu viel Fordern" erlebe ich oft einfach, wenn Pferde geritten werden. Da wird von schlecht gerittenen Pferden, die zum Teil auch noch Schmerzen haben, sonstwas verlangt, obwohl die körperlich nicht dazu in der Lage sind. Und dann nimmt der blöde Bock den Kopf nicht runter, also schärferes Gebiss.

    Das geht mir auch so. Mir macht es auch ehrlich gesagt null Spaß mit Pferden zu arbeiten die unter anderem aus dem Grund absolut keinen Bock haben mit irgendeinem Menschen was zu machen, abhauen wenn man sie holen möchte, den Kopf hochreißen damit ja kein Halfter drankommt, nicht rausgehen möchten oder auf dem Weg zum Platz zur Salzsäule erstarren, versuchen wegzulaufen oder sich bei jeglicher arbeit in totes schlurfen oder wegrennen flüchten. Und das ist vollkommen normalisiert bei vielen Leuten, warum auch immer. "Der ist halt stur"... Ne, der hat einfach keinen Bock auf dich, verständlicherweise. Wenn mein Hund abhauen würde sobald er mich sieht... :fear:

    Ich finde man kann auch im normalen Umgang bei vielen Pferden viel erreichen wenn man belohnt um dieses gefühlt nur negative einwirken zu mindern. Das heißt nicht auf alles andere zu verzichten, einfach nur zusätzlich kann schon echt einen Unterschied machen in meiner Erfahrung. Und das ändert auch nichts an einer guten Erziehung wenn man es halbwegs vernünftig macht.

    Was beim reiten teilweise abgeht ist eh nochmal eine andere Sache, und es ist erschreckend.

    Ich mag einfach hier das Bild nicht unterstützen, "dass es das beim Pferd halt immer mal sein muss" dass man mit was auch immer das Pferd schlägt. Das muss es wirklich wirklich nicht.

    Danke. Es gibt genug Pferde mit denen man nie in Situationen kommt wo das nötig ist, weder in Notsituation zur Selbstverteidigung oä, noch zur Problemlösung. Meiner Meinung nach sollte es auch nicht die Normalität sein (müssen).

    Ich möchte damit nicht sagen dass nicht das Gegenteil auch der Fall sein kann, hatte selber schon das Vergnügen nur noch mit Peitsche in den Stall zum Füttern gehen zu können. Sehr ungut, für alle.

    Ich hab allerdings manchmal auch das Gefühl bei dem Thema artet es so ein bisschen aus in Richtung "ich hab so ein krasses Pferd (krasser als DU!), da muss das sein". Nicht mal unbedingt hier, aber auf anderen Social Media Plattformen und auch im "echten Leben". Finde ich wenig zielführend.

    Selbstverständlich kann man auch bei Pferden Alternativverhalten aufbauen. Das geht bei allen ein bisschen höher entwickelten Tieren.

    Praktikabilität ist aber natürlich nochmal eine andere Sache.

    Zu den Interessen: ja, sicher sind die teilweise sehr anders. Man kann aber durchaus auch bei Pferden nicht größtenteils über negative Belohnung und positive Strafe bzw deren "Androhung" arbeiten, was ja die Norm ist. Bei manchen Pferden ändert das auch die Interessen ein bisschen.

    Danke für deine Erklärung, ich finde so klingt das sehr anders als im Ursprungsbeitrag :)

    Eine Frage hätte ich aber noch: Du schreibst oben beim Hund gibts "kleinschrittigen Aufbau, Alternativverhalten, Konditionierung". Warum beim Pferd nicht?

    Edit: ich hab noch was ins Zitat reingeschrieben, das sieht man so jetzt nicht besonders gut.