Beiträge von Marabea

    Nun, es werden nicht nur negative Aspekte zum WSS genannt, ich habe auch gesagt, dass die unschönen Eigenschaften von Tier zu Tier sehr unterschiedlich sein können.

    Wir haben uns vor dem Kauf durch jene Rassenbücher und im Internet über diese schöne Rasse informiert und waren so begeistert. Leider hielt diese rosarote Brille der Realität nicht stand - nicht in allen Punkten und nicht bei diesem spezifischen Hund.
    Aber: von Lexas Wurfschwester, die beim Züchter geblieben ist, wissen wir, dass sie so ein angenehmer Will-to-please-Hund geworden ist, ein toller Familienhund, gut verträglich mit allen Hunden (schließlich lebt sie im Hunderudel), leicht zu führen. Von ihrer Ängstlichkeit abgesehen hörten wir nur Positives über jene Hündin.

    Und dennoch: Wir wollten weder damals noch später die Hunde „tauschen“. Dass ein Hund nicht so nebenher läuft, dass er viel Training, Zeit, Erziehung benötigt, ist doch kein Ausschlusskriterium.
    Wir wussten nicht, was auf uns mit unserer individuellen „Kleinen“ zukommt und hatten uns beruhigen lassen von den schönen Rassebeschreibungen.

    Indem wir hier schreiben von unseren Weißen wollen wir dich nicht davon abbringen, einen solchen Hund zu kaufen, sondern dich vorbereiten, was kommen könnte, aber nicht der Fall sein muss.

    Wer nur einen einfachen und pflegeleichten, leichtführigen und angepassten Hund will, der sollte aber in der Tat eine andere Rasse wählen.
    Wer einen aufmerksamen, sehr intelligenten, begeistert lernenden, ungemein sportlichen, reaktionsschnellen, sehr sensiblen, treu/anhänglichen, beschützenden, wunderschönen Hund, der ein „Streber“ auf dem Hundeplatz ist und ein „Küchenhund“ (sowie jemand in der Küche etwas macht, ist der Hund dort) will, der sollte sich diese wunderbaren Hunde auf jeden Fall ansehen.

    Gute und sichere Führung, Konsequenz, Zeit, Geduld, Auslastung in psychischer und physischer Hinsicht brauchen viele Hunderassen. Der WSS stellt seine Menschen in Frage: Bin ich ein Hundeführer, der für diese Rasse geeignet ist? - das muss selbstkritisch überdacht werden. Und dann erst die Frage: Passt dieser Hund in mein/unser Leben?

    Den Begriff „Schäferhund light“ finde ich hinsichtlich des WSS unpassend. Er ist anders als ein DSH, vom Körperbau und Wesen her, bzgl. der Verhaltensweisen teilweise ebenfalls.
    So wie es nicht sinnvoll ist, Äpfel mit Birnen zu vergleichen (obwohl beides Obstsorten sind), so gilt mMn , dass der WSS eine eigenständige und einzigartige Art von Schäferhund ist.
    Wer nun auf Agility oder Schutzdienst Wert legt, wird eine andere Rasse wählen. Aber es gibt ja noch andere Hundesportarten. Grundsätzlich ist der Weiße ein sehr sportlicher Hund, der gemäß der Fitness von Herrchen/Frauchen viele Outdooraktivitäten begeistert mitmacht, vor allem wenn sie mit Laufen verbunden sind.

    Hallo,
    vieles, was @WeisseSchwalbe geschrieben hat, kann ich bestätigen, bei manchen Punkten ist Lexa aber schon anders:

    - Man sollte sie nicht überall mit hinnehmen, wo viele Menschen sind und viel Bewegung und Lärm. Das stresst sie zu sehr.
    - Sie war und ist kein Kuschelhund. Inzwischen sucht sie häufiger unsere Nähe, aber bei Fremden mag sie Berührungen nur bedingt, Umarmungen findet sie unangenehm und wehrt sich dagegen vehement, Streicheleinheiten am Kopf weicht sie aus.
    - Sie spürt Uneinigkeit und Aggressionen zwischen uns und in Gruppen, in die wir sie mitgenommen haben. Sie greift dann ein, aber dies tut ihr nicht gut.
    Ihre große Sensibilität muss man berücksichtigen und sie schützen und dennoch braucht sie oft eine sehr deutliche Ansage, da sie recht eigenwillig (positiver ausgedrückt eigenständig) agiert - und dies nicht immer in unserem Sinne.
    - Sie ist nicht ängstlich, aber manchmal unsicher und sucht sich dann selbst Lösungen, indem sie nach vorne geht. Daher ist sie mit einigen kleinen Hunden nicht verträglich, zumal wenn diese auch noch kläffen. Wir müssen daher viel managen beim Gassigehen oder Stadtgang.
    - Sie jagd, d.h. Mäuse und Ratten sind vor ihr nicht sicher. Was Rehwild u.ä. angeht, so müssen wir aufpassen und stets wachsam sein und sie rechtzeitig anleinen,
    - Sie ist sehr wachsam, passt also gut auf ihr Territorium auf - was wir begrüßen.
    - Kleine Kinder stressen sie und sie geht Ihnen aus dem Weg, wenn möglich. Bei Besuchern mit Kindern trennen wir sie von letzteren, sonst würde sie ihrem Unmut durch Gebell Ausdruck verleihen. Dass sie sich nicht von (kleinen) Kindern anfassen lässt, gehört dazu.

    Nein, sie ist nicht einfach zu führen, braucht viel Konsequenz, Training, Auslastung, Beschäftigung.
    Kein Anfängerhund, aber ein toller Hund für den, der über genug Zeit und Belastbarkeit verfügt.

    Grundsätzlich gilt aber, dass es große individuelle Unterschiede von Tier zu Tier gibt. Daher sind manche WSS bestimmt lärmresistenter als Lexa, kinderfreundlicher als sie, verträglicher mit jedem Hund und eher als Begleithund für jede Umgebung und jede Alltagssituation geeignet.

    Eine pauschale Wesensbeschreibung dieser wunderschönen Hunde kann es also mE nicht geben.

    Nr 32 abzuhaken:
    Lies ein Buch, in dem Tod/Krankheit/Trauer... eine große Rolle spielen: Stella Müller-Madaj „Das Mädchen von der Schindler-Liste. Aufzeichnungen einer KZ-Überlebenden“.

    Sehr zu empfehlen! Weiteres im Leserattenthread.

    Eben habe ich das Buch von Stella Müller-Madej „Das Mädchen von der Schindler-Liste. Aufzeichnungen einer KZ-Überlebenden“ beendet - passend zum heutigen Holocaust-Gedenktag (Befreiung von Auschwitz durch sowjetische Truppen).

    In den heutigen Nachrichten wurde die immer schwächer werdende Erinnerungskultur und die immer größer werdende Unwissenheit junger Leute bzgl. der Nazi-Zeit allgemein und der Shoa im Besonderen beklagt.

    Das genannte Buch ist ein ausgezeichnet geschriebenes, ungemein nüchtern erzähltes Werk, das das Grauen im Krakower Ghetto, im KZ Plaszow und im Vernichtungslager Auschwitz detailliert beschreibt. Des Weiteren berichtet die Autorin auch über die letzte Phase vor Kriegsende, die Zeit im Werk von O. Schindler in Brünnlitz. Inwiefern der Film von Spielberg Fiktion ist oder nicht, lässt sich hier überprüfen. Interessant war für mich, dass der Einsatz dieses außergewöhnlichen Mannes für seine Arbeiter/innen ungemein größer war, als in der Kürze des Filmes darstellbar.

    „Wer nur ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt“. (Text aus dem Talmud / Inschrift in dem Ring, den die Geretteten aus ihrem Zahngold zur Verabschiedung Schindlers für ihn anfertigten).

    Ich bin jetzt von einer fiktiven Katastrophe („Die Wand“) zu einer realen Katastrophe weitergewandert: Das Buch der Holocaust-Überlebenden Stella Müller-Madej „Das Mädchen von der Schindler-Liste“ macht immer wieder sprachlos und ist für mich nur mit einigen Lesepausen erträglich. Sie beginnt ihren autobiografischen Bericht mit dem harten Leben im Krakauer Ghetto, in das die Zehnjährige mit ihrer Familie zwangsumgesiedelt wird. Zwei Jahre später werden alle in das KZ Plaszow bei Krakau umgesiedelt, jenes Lager, in dem der grausame Kommandant Amon Göth herrscht. Das alltägliche Grauen, das sie schon als Kind erlebt, schreibt sie gleich nach dem Krieg auf. Dieses Buch wurde in Zusammenhang mit dem Film von Steven Spielberg „Schindlers Liste“ bekannt, da sie es auf jene Liste „schaffte“ und überlebte.

    Der Klappentext ist völlig korrekt: „Ich kenne nur wenige Augenzeugenberichte, die den entsetzlichen Alltag der Vernichtungslager so eindringlich beschreiben. Ein ganz wichtiges Buch für eine Generation, die lernen muss, dass Spielbergs Film von wirklichen Menschen handelt“. (Martin Pollack)

    Ich habe mal nachgelesen, welche Rassen sich als HSH eignen (und war überrascht, dass auch Berner Sennenhunde und Bernadiner dazu gehören) und auch erfahren, dass aber dennoch nicht jeder Hund dieser Rassen als Arbeitshund einzusetzen ist.
    Neben starker Territorialität und großer Eigenständigkeit muss es doch noch weitere Eigenschaften geben, oder?
    Wie findet man heraus, ob der individuelle Hund der Arbeit an der Herde gewachsen ist?
    Muss ein HSH schon als Welpe bei der Herde aufwachsen?

    @Pinky4: Verstehe dich sehr gut! Ich habe „einfach“ die Außenwelt ausgeblendet und bin nur bei der Protagonistin und ihrem Erleben geblieben. Für sie ist das, was geschehen ist, jene Katastrophe, real und unumkehrbar - so statisch und unüberwindbar wie die „Wand“.

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    Der Mann ist für mich auch jemand, der diese Katastrophe überlebte, weil er sich gerade irgendwo in dem Gebirge aufhielt. Auch er hat es diese letzten Jahre geschafft, am Leben zu bleiben und sich dann in unbekannte Bergregionen gewagt, vielleicht auf der Suche nach Nahrung. Warum sonst tötet er den Stier? Dass mit dem Auftauchen eines anderen Menschen nur Gewalt und Tod verbunden sind, das ist wirklich bedrückend. Das gilt auch für die Emotionslosigkeit der Frau, als sie ihn tötet und „entsorgt“. Für Menschen gibt es keinen Platz mehr in ihrer Welt - das ist das Befremdliche für mich.